Pester Lloyd, März 1914 (Jahrgang 61, nr. 52-64)

1914-03-01 / nr. 52

N . wissenspflicht der­ Opposition,"sichi­­ch ist ex sie müde noch darauf zu besinnen,was sie der nationalen­ Zukunft z­u schuldig ist.’Dann­ hat si«ereitig in sich zu gehen,Ein-­und Umkehr zu halten,und,ehe es nochs zu spät wird,i den« Weg frein machen,den sie sich­ mutwillig verrammelt hat, den Weg, auf dem es ihr möglich wird, zur Abwehr zukünftiger Gefahren eine ungarische­re Ta­bók zu schaffen, an deren geschlossenen Reihen jeder Anschlag ge­gen den nationalen Einheitsstaat zerschellen soll. Das ist ie Lehre, die aus der Wahlmathematik des Grafen Andrássy zu ziehen i­. Dem Grafen Andrájjy it sie in der Feder geblieben. Wir leiten sie aus feinen Ziffern­­kolonnen ab und rufen sie dem Grafen Andrajjy and seinen politischen Freunden zu. Sie werden dieses mah­­nende Wort nicht überhören, wenn ihre nationales Ge­­triffen nicht Durch Die Warteileidenschaft rettungslos betäubt ist: « « 1­­­ 0 Spionage. = Bon militärischer Seite — 8 10 a pe ft, 28. Februar, Die die Naben zur Winterszeit, sind inmitten der kriegerischen Spannung der lebten ‚Zeiten Die sc­twarzen Vögel des Kriegshand­verks, die Epione, in ganzen Ehmärmen aufgetaucht. Fast täglich­­ bringen Die Tages­­blätter Notizen über ihre Tätigkeit. Die kaum geglätteten Wellen der Affäre Redl hat Der­ang ge ‚Brapura eher aufgerührt. Nun beschäftigt der Prozek der Gebrüder Jandrics Die Deffentlichkeit. Einige Streiflicher mögen die Bedeutung “derartiger V­orkommnisse sfizzieren. «’1 und dass Schweize­r Kundschaftesr bureaxtwi Befanntlich bildet die Kenntnis der Verhältnisse des en einen wichtigen Faktor der eigenen Maßnahmen, in Striege besorgt dies hauptsächlich die Aufklärung und die Spionage, im Frieden ausschließlich — lebtete. Der »wec­kt bei beiden das nämliche, Art und Mittel jedoch, nd grundverschieden. Die Aufklärung ist eine offene, ehrliche tärliche Tätigkeit, ein Dienst wie jeder’ andere, einfach Yatishe Pflichterfüllung. Die Spionage dagegen ist sie, arbeitet als unnsichtbarer Feind und das Motiv hat sanst wohl auch Vaterlandsliebe fein, it aber ‚eilt einfach Gelderwerb und die Aufgabe stets frei­­‘Mg übernommen. Am gefährlichsten sind natürlich die später in den eigenen Neihen, weil sie eigenes Gut aden Feind verraten, das in sie gelechte Vertrauen täuschend und den eigenen, Dienstlichen Wirkungskreis mißbrauchend. j Obige Charakteristik der Spionage rechtfertigt jene als etwas 'wehrliches brandmarkt und im Kriege mit dem­ Ichmac)­­‚sollen Tod doch den Strang beitreft. Das internationale Kriegsrecht definiert die Spionage Die folgt: „Wer heimlich oder unter falschen Borivanden Auffassung, welche den Kundschafterdienst die militärischen Verhältnisse ausfindh­aftet mit der Ab­icht, dem Feinde hievon Mitteilung zu machen, macht sie der Spionage Schuldig.’ Bm Seriege ist Die Spionage ein ergänzendes Mittel der Aufklärung, auch die Ziele sind identisch: Die Ver­­hältnisse der feindlichen Feldarmee, der Flotte, der Festun­­gen. Im Frieden hat der Kundschafterdienst die geheim­­gehaltenen Daten der Heere, namentlich deren Kriegs­­vorbereitungen, zu liefern. Derartige geheime Daten sind: Neuerungen technischer Natur, neue oden verbesserte Waffen, Munition, Schiffbaupläne, Bauart und Armie­­rung von Festungen und dergleichen­ Agenten einzuschmuggelns­wendung von zahlreicher Zivilarbeitern bei Bauten und in den galeriten erleichtert das Auslandschaften außer­ordentlich. Wi’ ist nichts Leichter als in Diese Masse, worunter auch zumeist Käufliche zu finden sind, einen Deshalb hat die Geheim­­haltung derartiger Daten nur in der Zeit der Versuche, ferner Hinsichtlich Details und besonderer­­ Herstellungs­­verfahren einem Sinn. Hiedurch erreicht man zumeist, daß der­ Feind nicht alles weiß und die eigenen Pläne nicht Schon im Stadium des Werdens durchkreuzen kan. Weit wichtiger sind Die geheimen Daten der Kriegs­­vorbereitungen, die Claborate, welche die Mobilisierungs­­tätigkeit, den Ausbau­ von Festungen, die Anstellung von Neuformationen regeln, die Kriegsstände und Kriegs­­gliederung der Truppen, die Fahrordnung der Militär­züge und Angaben über den geplanten Aufmarsch der Armee enthalten und dergleichen mehr. Mr diese Daten ruhen wohlbewahrt in den Panzerschränten der betreffen­­den militärischen Stellen, “welche mit diesen­­ Reservat­­behelfen nur in unumgänglich notwendigem Umfang be­teilt sind. Unermeßlich kann der Schaden sein, den der Berlust derartiger Bücher, Pläne usw. zur Folge Haben kann, namentlich wenn der Verlust unbemerkt bleibt. Des­­halb bilden diese Daten das wichtigste Ziel der­ feindlichen Spionage. Natürlich ist es nicht leicht, diesen Geheim­­schriften beizusomm­­en. Dieses Gebiet ist es, wo man am meister­ der Verräter bedarf, welche Die Rolle von Haus­­dieben spielen. Die moderne militärische Spiontage,deren Entwick­­lung in den einzelnenhmaten natürliichs versch­ieden ist, wird zumeist durch die Zentralstelle geleitet,mitunter wird au­ch ein Teil des Kundschafterdkvensdes durch die Grenzkorps besorg­t.Von hier erziehen d­ie Aufträge,hier werden die Na­chrichten gesammiert,oft belang­loskscheinende Daten durchsdo­mbination nutzbar gemcrcht.Beaus­­üchenden Kundschafter sind entweder eig­ene«Offiz­iere,be­­zah­lte««-Agen­te1t,oder bestochtene Funktionäresfremdser Stadien.Iterpionageaffären sind kostatisch die Militär­­atta­chäs tätig gelwesen­.­­ Den Zentralstellen für Kundschafterdienst obliegt auch die Bekämpfung des feindlichen Kundschafterdienstes. Die sogenannte­­ Gegenspionage. Diese besteht in der Ueber­­wachung jener Stellen und Tätigkeiten,­­ welche vorau­s­­sichtlich die­ feindlichen Kundschafter, ansodern dürften, Beobachtung einzelner verdächtiger­­ oder­­ bereits über­führten Agenten, um ihren Verbindungen auf die Spur zu fom­men. Desgleichen erhalten die eigenen Kundschafter nur strifte, engumgrenzte Aufgaben, ohne­ miteinander in Kontakt zu sein. Diese ‚Borsicht­ it; umso­ mehr geboten, also die Spione oft beiden Parteien’ zu gleicher vag­t ‚weil die je find z nicht derart wichtig, daß deren Verrat sonders­liche Gefahren bergen wide. Dennach dürften and Die von den Gebrüdern Jambricz gelieferten Daten keiner allzu Hohen Wert haben. Allerdings, gab es, das d­ie Brüderpaar Mühe, auch solches Material zu erlangen, welches ihm sonst dienstlich, nicht zugänglich wäre. As Schlaggebendes D dürfte jedoch auch ihre diesbezügliche Tätige­keit nicht geliefert haben, weil die streng geheimen Daten derart streng bewacht und vorsictig gehandhabt werden, daß es einem Kriegsschüler gewiß nicht, sei sein dürfte, z. B. eine der wirklichen Kriegsfahrordnun­­gen zu erlangen, welche übrigens seinestwegs ab­sich« bleibend sind. Die Verteidigung des Angeklagten, doch Du gelieferte Material seiner Kombination entstamme, kann also wenigstens teilsweise auf Wahrheit beruhen. “Die Dies“­­. Besorgnisse dürfen demnach nicht übertrieben werden. ... Es sei schließlich erwähnt,daß­ nm­ allgemeiner 1 das Spionagegeschäft nicht so lukrativ ist wie man allgemein annimmt.Die berufsmäßigen Kundschafter w­erden nicht glänze­nd bezahlt.Der Verräter erh­ält auch 11ur solange 1)ohe11Lol­ 11,­als er sich durch den ersten Verrat dem Feind in die Hände gibt.Da 1111 muß er weiterliefern· Versucht er die Preise u­m die Höhe zu schrauben oder wird ev renstert,dann wird er mitunter bei den eigenen Militärbehörden denunziert,welche mit vollem Recht die ganze Strenge des Gesetzes dem Verräter­ gegenüber wal­­ten lassen. Ehedeckte Dügel den alten Unterton des Vergehens läßt unsere Herzen erbeben und macht sie empfänglicher für die edle Schönheit des Parthenon und des Nitetempels. Der wichtige Eindruck des Parthenon padt unser Bewußtsein am stärksten, — wenn wir Die ungeheuren Körper seiner Säulen zer­­trümmert auf dem Boden liegen sehen, und auf den Basteien des Niketempels offenbart uns die flügellose Siegesgöttin gerade in ihren von Wunden und Schatten bedeuten feinen Gliedern ihre widerspruchsvollen Reize: die Keuschheit und die Kühnheit. * Und all dies exit im Lichte des Bollmonds, wenn der hohe Magistrat die Schönheit der Akropolis um eine Drachme teurer verkauft ! Leider bekam ich von diesem bezaubernden Anblic 918 ab. Ich bummelte durch die stillen Straßen. Und, Gott ! — richtiger, Ihr Götter ! — ein kleiner Luftrei­­hpußer­ pachte, so wie ich dort stand, meinen Fuß hchtte ihn ohne weiteres so glänzend, daß die " des Rollmondes darauf ausglitten. Und während ?ahd der Griechen mit der­ Seele suchte, [tan den Herameter V Börösmartys: „Schweigender. “liegt auf die die Seele der Urzeit, — Afto­­Nur ein paar Bruchstücke bringen uns ganz zurück. Doch gerade der melancholische­n Be ·­ssuuhg-iV.U527-iR-4­ ­­2 Montenegros Zukunft. Ton 9 2. Graf von Voltolini, Bordighera, 22. Februar, Das Duell und der Messter. Bon Stefan Zlires.*) Ein Duel pflegt meist danur großes Aufsehen zu erregen, wenn es mit dem­ Tode eines der Beteiligten endet. Die Folge ist fast immer eine endlose Reihe von gesprochenen und geschriebenen Erörterungen, die die ewige Neugierde, der Oeffentlichkeit zu befriedigen bestimmt sind. Gemeinsam ist ihnen der Dilettantismus der Stellungnehmenden, das Fehlen der Orientiertheit in den Bedingungen, Verhältnissen und Situationen, aus denen heraus ein Duell entstehen man. Mieder hat es bei uns ein Duell mit tödlichem Aus­­gang gegeben. Ein Zivilist hat einen Offizier im Zweikampf erschoffen. Die öffentliche Meinung hat mit seltener Ein­­mütigkeit einen Edjzei der Empörung ausgestoßen. Allent­­halben entrüstet man sich über die Brutalität des Chren­­rates, der den Offizier zwingt, sein Leben für eine Schimäre aufs Spiel zu legen. Ich werde versuchen, zu beweisen, daß die Meinung, der Offizier sei zum Duell gezwungen, ein Vorurteil, ein Irrtum oder­­ eine Züge sei. Wo vor sieben Jahren mein Stück „Fatum“ im Nationaltheater zum ersten Male aufgeführt worden war, be­ faßte sich die Kritik eingehend mit dem literarischen Wert oder Unwert des Werkes; feiner der Kritiker aber fand ein Wort dafür, ob es dem N­otor gelungen sei, Ent­scheidendes zur Rechtfertigung des Duells vorzubringen. Ueber die Hauptsache also hat alles geschwiegen. ch nahmn mir­ damals fest vor, sein Wort mehr über das Duell zu verlieren, und ich habe es zustande gebracht, sieben Jahre zu Schweigen. Nun gehört jenes Delift der­­ Bergeisenheit an. Sieben Jahre sind eine lange Zeit, nach deren Ablauf auch ein Verbrechen verjährt ist. Nun will ich zu meinem Thema wieder zurückehren und versuchen, zu der Psycho-­legie des Duells einen aufklärenden Beitrag zu liefern. Man hat in der besten Zeit wieder viel über Die Institution des ehrenrätlichen Verfahrens im Offizierskorps gewordenen Blättern. Sie Bereits Urgroßväter haben versucht, das Geiegbuch zu­­ schreiben. Aber sein Men hat es auch nur zu einem Buchstaben gebracht. Doch. nein, ( ichh habe unrecht. Der erste Paragraph ist geschrieben. Das Blatt, auf dem er steht, it aus Rapyrus oder einem noch älteren Schreibmaterial. Und die Handschrift eines Apostels oder eines Evangelisten ist darauf zu lesen. Der Paragraph lautet: „Kränfe und beleidige nie!“ Das ist alles. Seine Majestät König Franz Josef soll einst eine Randbemerkung Hinzugefügt haben : „Dieser Sag enthält meine Ansicht, mit, meinem Offiziers­­korps bekanntzugeben.“ Das ist alles, was das Buch des Offiziersehrengefeges enthält. Das übrige ist der Eins­­ccht der Kameraden überlassen. Sie können, handeln, urteilen nach ihrem Ermessen. Nur ihre Vertrauensmänner, ihre Nichter müssen sie sich selbständig und unbeeinf­urkt wählen. Diese­ können nach Belieben schalten , und walten, Sie sind niemand Rechenschaft [chuldig. .­­Wehe ihnen, wenn sie ungerecht sind ! Es gibt als Ergänzung zu dem großen leeren Gejets­buch eine ehrenrätliche Vorschrift, die das Formale eines ritterlichen Handels bestimmt. Sonst gibt es für den Offizier nichts anderes als einen idealen Begriff über jene Ehre. Diese trägt er verschlossen in seinem Herzen. Gibt­ es einen Arzt, der eine tadellose, unzweifelhaft sichere Diagnose an einem Sterzfransen stellen kann? Seine Pflicht ist es, den­­­ n­ von Herren Stefan Zjiros wurde im Jahre 1907 mit starkem Erfolg ein Stück unter dem Titel datum" im Nationaltheater auf­­geführt; der Verfasser, ein aktiver, Offizier, versuchte Darin zu beweisen, da­ es Gewissenskonflikte gibt — n­amentlich, wenn es sich um Die Ehre einer Frau handelt —, die nur das Duell aus der Welt zu schaffen vermag. +

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