Pester Lloyd, Mai 1914 (Jahrgang 61, nr. 105-113)

1914-05-05 / nr. 105

.,»,«W-«­­Hocsz -. ses",o"sgsngs.s«,xx.gsht., Für Wien auch Horm. Goldschmidt. bandsendane Viertel übrig: Für Deutach, Be­­­utsch­­land 18 K., für alle Übrigen Staaten 21 K. Abonnements wu­rden auch bei sämtlichen dret Postämtern ent­­gegengenommen. Amerika, England, Frankreich, Spanien und Portugal besteht die Vermittlung der Postämter nicht und das Abonnement muss direkt in unserer Administration erfolgen. . Vertretung für Deutschland, Frankreich, England und Italien bei der Zeitungsfirma Saarbach, ‘News Exchange in Mainz. 611.Zählgattg.­­ MORGENBLATT. = Inseratena den „Pester Lloyd", Einzeln : Morgenblatt in Budai 2 Hel­ler, in der Provinz 14 Heller. A­us Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller, Redaktion und Administration: V., Mária Valéria-utcza 12. — Manuskripte werden im keinem Falle zurückgestellt. — Unfrase­rierte Briefe werden nicht angenommen, dr. 105 Budapest, Dienstag,­­ Alai 1914 A _——— — Die frage der Orientbahnen. "Budapest, 4. Mai. Von sehr idntensiverter Seite gehen uns über den gegenwärtigen Stand der Frage der Orientbahnen Die folgenden Mitteilungen zu:­­ In seinem Erpose hat sich Graf Berchtold mit be­­greiflicher Neserve über die Frage der Orientbahnen ge­äußert, die noch Gegenstand von V­erhandlungen ziet­­­en der Monarchie und dem Königreiche Serbien bil­­det. Solange sich eine internationale Angelegenheit im Verhandlungsstadium befindet, werden nach einem unwohl­­begründeten Brauch über sie in offiziellen Kundgebun­­gen nur ganz beschräníte und vorsichtig abgefaßte Mit­­teilungen gemacht. Immerhin it jedoch die österreichisch­­ungarische Deffentlichkeit über Die Orientbahnenfrage und den Verlauf der über sie in den lechten Wochen geführten Verhandlungen hinreichend unterrichtet, so daß die­ Knapp­­heit der ministeriellen Darstellung wohl kaum zu Mit­­verständnissen Anlaß bieten kann. Man weiß allgemein, von ,welden Gesichtspunkte die österreichis­ch-ungarische Regierung die Angelegenheit in dem­ Wugenblick be­­trachtete, in­ welchem sie in die Verhandlungen eintrat. Berbien hatte während des Krieges die durch sein Gebiet laufenden Bahnlinien der Betriebsgesellschaft der oorien­­talischen Sienbahnen offupiert. Dieses Vorgehen entsprach den allgemein anerkann­­ten Rechten des Kriegführenden und es ist dagegen auch von unserer Seite kein Einwand erhoben worden. Man hätte jedoch erwarten künnen, daß Serbien nach dem tieden sichluffe. Dem Beispiele Bulgariens und Griechen­­lands folgend, ‚die Bahnen dem Eigentümer wieder zurückgeben und den Zustand vor dem Stiege wieder herstellen. "würde. Dies it jedog nicht "ge­schehen und auch die­ Einnahmen aus dem Betriebe­n der Bahnen wurden nicht abgeführt. Die serbische Negie­­rung stellte sie vielmehr auf den Standpunkt, daß­ sie die Bahnlinien ‚ihrem­­ staatlichen Neb einfinnen­ werde. Oesterreich-Ungarn vertrat Dem­gegenüber den Standpunkt, ‚Daß, vor allem, die ‚Rückktellung­ des­ Betriebes, erfolgen mühe. Dies hätte auch unbeschedet­­ eiiwaiger weiterer Verhandlungen über die werbischen Wünsche geschehen können, und dah es nicht gesc sah, rief in einer­­ Seit, da man Sich­ allgemein nach einer ruhigen Ab­widlung der aus der Krise zurückgebliebenen Fra­­­gen sehnte, einen Gegentat hervor, der sich leicht hätte vermeiden lassen. In diesem Stadium der Afäre tauchte ein französisches­ Vermittlungsprojekt, das der soge­­nannten Internationalisierung der Bahnlinien, auf, dem Oesterreich-Ungarn "in der Voraussehung, dass bei der Detailberatung die Interessen der Bahngesellsshhaft und unsere allgemeinen staatlichen Interessen­­ jie wilden wahren lassen, im Geiste jenes Ungegenkommens zu­­stimmte, das von anderer öffentlichen Meinung in den Beziehungen zu den Balkanländern immer gewünscht wird und das in der Tat die Polität der Monarchie wäh­­rend der Kiife gegenüber Serbien charakterisiert hat. Die serbische Regierung akzept ib­eia Prinzip das französische Projekt und­ es h­atte den Anschein,als sähe diestzlbe in der Internationalisierung eine auch Serbien befriedigende Lösung«Der weitere Verlauf der Alngelegenheit war­ der, daß­ von französischer und österreichisch-ungarischer Seite ein Detailprojekt über die Internationalisierun­g aus­­­arbeitet wurde,auf das wieder­ nach längerer Pause die serbische Regierung mit einem Gegenprojekt antwortete. Dieses wird gegenwärtig noch studiert,doch herrscht der Eindruck­ vor,daß es von Oe­sterreich-Ungarn nicht werde angenommen werden können,da desseh­berechtigte Inter­­essen darin nicht gewahrt erscheinen und alle Vorteile in ungebührlichem Maße Serbien­ zugeschanzt­ werden.Es heißt,daß man auch in Paris über diese Haltung der serbischen Regierung einigermaße1t.verstim­mt sei.Wenn dies der Fall ist,wird man es dort umso eher begreifen, warum Oesterreich-Ungarn,das vertrauensvoll weil auch nicht ganz ohne innerliche Be-» denken..dem französischens Vorschlag zugestimmt hat, sich 11u11 mehr auf seinen klaren Rechts­­standpunktjvicder«311 rückziel­t.Daantw­­ationalisierungsprojekt hat jedenfalls den Voneil mit sich gebracht,daß ein1 vertrauensvolles,Zusamm­enarbeiten zwischen der Monarchie un­d Frankreich ermöglicht und den französischen Vermittler­n ohne Unser Hinzutun klar­­geb­racht­ w w­­rde,daß­ es nicht mangelnde Konzilianz Oesterreich-Un­garn­s­ ist,wodurch ihre guten Absitchten zum­ Scheitern gebracht werden. Die Cadlage ist nunmehr die folgende: Der Rechts­­standpunkt Oesterreich-Ungarns, der die Rückstellung der Bahnlinien fordert, ist unbestreitbar. Wenn die Inter­­nationalisierungspläne auf einer fir ung annehm­baren Grundlage­­ hätten verzwirflicht werden künnen, so wäre, der Anlak entfallen, aus unserem R Rechtsstandpunkt die notiwendigen Folgerungen abzuleiten,­­ da sodann der gegenwärtige faktische Zustand ohne Unterbrech­ung in den fünfzigen übergehen und automatisch die Rückstellung des Betriebes an­ die neu zu bildende Gesellschaft erfolgen würde. Da Oesterreich-Ungarn allen. Anschein nac­h das Mit-hist-«-t"«-uss-i»xk«ak ! dt akzeptieren Fanıı, "bleibt der Monarche kaum ein Anderer Weg übrig, als in Durchführung unseres früheren Rechts­­bandpunktes die Bahnen zurüczuver­­langen. Es ist dies nicht Bloß, ein durch Die türkische Konzession verbrieftes Recht, sondern entspricht all den Verpflichtungen weile Serbien im serbischstarifischen Vertrage auf sich ge­nommen hat, sowie den einschlägigen Beschlüssen der Londoner Botschafter­­reunion. Die auf dieser Konferenz vertretenen Mächte haben eben Nebelgriffe von feiten der Geiesgelungen der siegreichen­ Balkanstaaten­ befürchtet und daher zur Siche­­rung der noch vor dem Ausbruch des Balkankrieges er­­storbenen und auch weiterhin in Kraft stehenden Rechte und Konzessionen entsprechende Beischlüsse gefaßt. Deiter­­treich-Ungarn könnte von einer wörtlichen Durchführung der heutigen Konzessionsrkunde nur dann abgehen, wenn­­ nicht nur die privaten, sondern auch die verkehrs­ politischen und wirtschaftlichen Intern­essen der Monarchie, imsofern dieselben mit der Orientbahn im­ Zusammenhang stehen, eine volle Be­­friedigung finden. Aufgabe der Monarchie würde es 10 dann sein, zur prüfen, ob die­ serbischen Anbietungen tats­sächlich das Aufgeben des österreichisch-ungarischen Rechts­ Itandpunktes rechtfertigen. Es ist nicht zu leugnen, daß doch die­ Methode, mit der Serbien bisher die Angelegen­­heit behandelte, die Versuche zu ihrer Regelung einen sehr schleppenden Charakter angenommen haben. Diese Me­­thode, Die mit der Nervenabspannung des­­ Gegners rechnet und im vorigen Jahre so viel zur Hinausziehung und Verlängerung der Orientfrise beitrug, hat doc nicht verhindern können, daß unsere berechtigten Forderungen schließlich zur Gänze bdurchgelebt wurden, ohne Dag gerechterweise ‚von einer Schädigung serbischer Lebens“­interessen gesprochen werden konnte. Auch diesmal­­ wird den hinhaltenden Ausflüchten das R Rchhtsbewustsein und die Geduld gegenübergestellt, und man darf aus der Analogie der Erfahrungen während­ der Krise die Hof­nung ableiten, daß­ auch in­ dem­ leiten­diwischen Destéra­zeid-Ungarn und Serbien schwebenden Streitfall eine Lösung gefunden werden wird, die den beider­seitigen­, wirtschaftlichen Interessen und der­ Nativen­ Digkeit einer gedeihlichen Entwicklung der­ gegenseitigen politischen Beziehungen entspricht. — s re A a T BA : aj RL Das englische Klittelm­eergeschwader Its-fungie- Budapest, 4. Mai. die erste Gruppe der beiden zu Malta beheimateten­­ Monarchie anlaufen und zu Ehren deren Stäbe und von den Behörden und­ der Bevölkerung­ unseren ungarischen Küstenlandes herzlichst begrüßt, sind die eng­­lischen Kriegsschiffe „Warrior“ und „Sloucester" heute zn fünftägigem Besuche in­ Fiume eingetroffen. Es ist das Geschwader der britischen Mittelmeerflotte, die in den nächsten Tagen die Häfen der­ östereihische ungarischen Bemannungen große­ Festlichkeiten stattfinden werden. Der, leider, in­ Abwesenheit unserer Esfader stattfindende Besuch wird von Dieter bei ihrer Heimkehr von den Levantekreuzung am 18. Mai vor Malta offiziell ers­widert. Die hohe Bedeutung der englischen Freundschafts­ fundgebung geht on daraus hervor, dass das Marines­amt in London neben dem ersten Kreuzergeschwader auch die stärksten und imposantesten Riesenkreuzer „Sufferible, „Eudomitable“, „Indefatigable“ und „Invineible“ ent­sendet hat. Auf allen acht Schiffen befinden sch 5736 Mann. Sie stehen unter dem­ Oberbefehl des Admirals Sir Milne. Kommandant des ersten Gelcjtvaders ist der ehemalige Marineattache in Wien Konteradmiral Troubridge, der auch dem Admiralsrat zu Durazzo an­gehört hat. Dieser englische Flottenbesuch in unserem Gewächrern ist der dritte seit zehn Jahren. Die erste Sm folgte 1909 Admiral Sir Edmund Bors.­­ Feuilleton, Frühling. Bon Géza Banth. Auf der Straße Ínoípen­t wieder Die Bäume. Und m­oipen und grünen überall, wo immer ich jemals ber ihnen stand, sie betrachtend und mit der Luft ihren zarten, herrlichen Duft einsaugend. "So beuge michh zum Fenster hinaus. Die Straße ist don , nachmittägigem güldenen Sonnenlicht überflutet. Und als ob fest, plößlich zehn oder fünfzehn Orchester ringsum aund im verschiedener Entfernung, erklängen, so dämmert in mir die Erinnerung an vergangene Lenze auf. Schattenhaft und verschleiert sind diese Farben, aber so tat, daß sie sicher leuchten. Wie eine Glasmalerei auf den Fenster des großen und runden Himmels. Die Bilder überheden einander, schimmern aber eines Durch das andere hindurch. Als spielten Die Orchester verschie­­­dene Stüde, aber alle in der gleichen Tonart. Wieder höre ich das E-Moll und i­ieder dünft mir dies die Tonart des Frühlings. Die Zusammenfassung und Verwirrung der verschiedenen Musiken. Bloß 10 it es möglich, daß sich die langsamen Tempi und taschen Rhythmen der Mufikstüde gleichsam zu einem wunder­­samen Mufikfaleidostop­ versgm­elzen. Eine seltsame, her un­vollendete und unablässige Mufik, Wie das Leben selbst..­­. : Kennt ihr Diese: magische Begegnung der umherirren­­den Töne? Und beratet ihr genügend Aufrichtigkeit, Auf­­merksamkeit und Ernst, um zu bemerken, Hak der Zufall, dieser größte and blendendste Sinstler, mit unerhörter Voll­endung bevorzubringen vermochte, was den S Komponisten’ der sich ineinander verwebenden Töne, seien; dies selbst Beethoven umd. Wagner, bloß "bis zu „ einen: gewvijfen Bade gelang? ’.-· -«Indem—Augexiblick,­öa ich mich zum Fexxsterhizmus- lMsti Faagischek Stxaßxeblickex Miere gigmtp die fehmv­nz­gende Mufit. Nicht Schmetternd, aber dennoch vollregistvig. Die Geigen in sechs Gruppen geteilt. Auch der melancho­­lich edle Ton des Englishhorn Schludzt. Die Trompeten fehlen, aber acht Hörner singen — vier gedämpft — und das Holzorchester ist komplett. Unruhige, gebundene Triol­­bei­egungen schwingen in den Mittelphrasen. Die großen Baßgeigen brummen langgedehnte Töne.­­Diese gesuchte rhromatische Bassphrase würde bloß, jene befriedigen, Die vor­­dene Banalen zurück­breden.) Und die beiden voll­­stimmigen offenen Hörner betonen oft die Septime, das H. 30 Horche gespau­nt, passe auf, ja nicht an eines der Arbester allein zu denken, denn da verstummten ja plo lidy, die anderen, und dieses einzige würde weiter musis­zieren. Und wie ich so der Cinfonie meiner vergangenen Lenze lausche, entfalle ich immer klarer den harmonischen Grundgedanken, den E-Mol-Akkord mit der leidenschaft­lichen, schmerzlichen und kühnen Geptime H. C—Es—G—H. Zuerst ertlang das AC. Ein einziger losgelöster Ton. Das Kind, das noch Fein Schiefjal­ hat, weil ich mit ihm noch nichts zuteug. Ein Ton, der. c ebenso in der fröhlich­en, wie in der traurigsten Mut mit­­schwingen Fan. Ein einziger glücseliger, Earer Ton, das­s. Und es it nebensächlich, ob dieser "Ton einer Pfeife oder einen Monochord entstammt, dem­ blog dieser einzige Zon entladbar. Sa, Diese Lenze trafen Die glücfichen Tage eines gedanken und s­chmerzlosen Gens. Spaziergänge‘ imt mittägigen­ Sonnensgein mit­ meinem Vater. Einfache Freuden, neue Lachtiefelchen, blaue Camtanzüge, primis­­ative Zinnsoldaten. Das Gaffen aus dem, Reniter,: wenn ‚auf der ‚Straße eine Hochzeit oder ein, Begräbnis, ‚nur Mufif dahinzieht. Oder wenn die Soldaten marschieren, austüden, trommeln. Die Husaren in blauen Böden und toten Hosen. Dar Die Hunde -Die den Fleischanern Knochen stehlen und si balgen. Die sind frei und glüc­­lich. Können gehen, wohin sie wollen, Bürdten nie­mand,­­ ‚Und­ auch ‚morgen fan ich baue. Nicht minder über ‚morgen. Und so mannigfaltig,­ wie es mir­ mut beliebt. ‚Wie herrlich it all dies. „Das­ Zenster offen und den ‚Donnerstag, wenn es seine Schule alblu., Glüh, Das wir Der Kreise tie leben. Und dem Umstand, daß jeder Tag ein angenehme und Freude verursachende Arbeit bringt. Die Schublade der kleinen Schulbank ist angefüllt mit Ein­selm und au­fgeklebten knopfförmigen Narben, Weit blöds. Ich kann alles, was mir­ einfällt, auf das Rad bringen. Eine Schlacht mit Kanonen, auf Roffen das sprengende Soldaten in ungarischer Galauniform. Ein Rennbahn mit Lodeis und Bicyclefahrern, (Weldy inter»­essantes Wettrennen )» Auf dem­ Hügel c­m Haus, einen Bad, ein Tal, auf dem Wege ein forbrragendes Mäd­chen. (Wie schön, das dunkle Zinnober‘ das Mopftu­t wiedergibt !) Auch­ das Dach des gegenüberliegend Hauses, wo am Kamin Skaben spazieren. ·.., Und dieViich­er.Der Däumlinig.Andritzgsstkysgs Andersens MärzchjetL Alles fü­rchterlichz11i«ede«rschlagsen’d, betäubend und herrlich. Das Schwert Gottes, Prinz süße Feine Mire, Die wegen ‚ihrer Liebe so fürchterliche Dualen erleiden mußte Der Steinbau fallen. Das Wirtss­haus,­­ vor das wir einen Diewanftigen Wirt und einen fälferrollenden Hausm­ehr aus Rappe stellten. Die’ Ritterburg, ‚auf deren Fallbrüche Ritter mit weißen und schwarzen Rossen hinansprengten, don deren­ Exifer eine Spisengelchm­üc­e Brinzelfin wirnte, Mil dies it mein, ganzen Tag über tam ‚gearbeitet werden, Besonders am 1­1. BR En y­rre 7

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