Pester Lloyd, Juni 1914 (Jahrgang 61, nr. 139-150)

1914-06-16 / nr. 139

ni 1914 " " Pester Lloyd" ee Be run Fr: any Jautus 4 00, Art Mona, Jul. Tenzer, Jos. Schwarz. Ge vertretung des „Pester Lloyd" und das Oest u. Dukes , zelle 9. ZA Nachfolger ALA Wien Wolle Ir KR, Wien, nmierten Inseratenbureaus Oesterr­­eich ‚wie den „Pester Lloyd". Einzeln : Mi­att in Budapest 12. Its-J­­a-«M·W«IW« Mos­­6 Heller, in der Provinz 8 Heller, für jő pskudapka,15.5uui.« Bor Drago vid seit Tagesanbruch; forkgerauft. | in Die Zeit, in der wir dies feststellen, ist der Mitternachts- Stunde ganz nahe. Das würde also ein bisher den zwanzigstündiges Treffen, bedeuten. Fast wäre man ver­sucht, mit Rückscht auf die relativ geringe Anzahl­ der an beiden­ Seiten engagierten Streitkräfte, eine so lange Gefechtsdauer als unmöglich oder doch als sehr wenig wahrscheinlic zu betrachten. In den Kriegen der jüngsten­­ Vergangenheit gab es zwar Schlachten, die mehrere Tage­­ hindurch unausgejet­t währten, aber im diesen Kämpfen­­ jagen standen gewaltige Heeresmasfen, ganze­­ Armeen mit riesenhaften Reserven, einander gegenü­ber, während das, was bei Dirazzo de part et d’autre im Gefecht stehen kann, höchsstens einen Gefechtsstand von je drei- bis vier­­tausend Mann betragen dürfte. Da twirft sich denn die Frage auf: Wie soll ein solches Häuflein doch zwanzig oder mehr Stunden sich im Kugelregen behaupten können, auch, wenn auf beiden Seiten eine äu­ßerst dürftige Artillerientahrt­­ angenommen wird und das Treffen sich auf ein Infanteriegefecht, das höchstens dur einige Maschinengewehre gesteigert wird, beschränkt? Ein Um­­land freilich” — wenn mach nitt, ein negativer — spricht trot aller Unwahrscheinlichkeit für diese unglaublich lange Gefechtsdauer, nämlich" das Fehlen jeglicher Nachrichten seit den "Mittagsstunden.­­ Die, österreichisch-ungarischen und die­ italienischen Kriegsfahrzeuge, die bei "Du­ragzo vor Unter " liegen, sind mit funfentelegraphischen Apparaten ausgeristet. "Die Berichterstattung‘ kann also durch das Niederreihen der Telegraphenstangen von feiten "Der Auf­­ständischen nicht‘ gehemmt worden sein. Folglich­ht für Das Ausbleiben weiterer Berichte über den Fortgang des, Kampfes wur’ die "eine Erklärung statthaft,­­dass Die S­tacht noch immer wogt und die Kriegsschin­e vielleicht , zum Schuße, der­ Gesandtschaften und Konsulate, mög­licherweise auch, zur Verteidigung des Fürsten und seiner antike, ihre gesamten Mannchaften, ausgefgifft­ haben. Albanien st­alffe auch in dieser Hinsicht eine Sonder­­­erscheinung. Als auf den mandschurischen Schlachtfeldern die blutigen Würfel fielen, war die ungeheure Ent­fernung von vielen tau­send Kilometern Tein­ Hindernis der ergiebigen und raschen Informierung­ der eu­ropäischen Presse über die­­ Kriegsvorgänge. Auch in­ den beiden Balkankriegen " hat " der­ Nachrichtendienst "" der “Zeitungen vorzüglich geklappt. Albanien scheint aber kulturell und moralisch Europa entlegener zu sein als die Mandschu­tet, , und. t wietoohl es, gleichsam im Handbereiche der euopäi­­schen Oeffentlichkeit liegt, it es den Arquibliden­­ des Nachrichtendienstes der europäischen Presse doc ungleich enttüctet, ‘als die thrazischen und maledonischen Kamtpf­­latten der ‘jüngsten: Baltanfriege. Albanien ist eben eine Ehscheinung­ sui generis, die nirgend auf­ dem "Erden ; um : Belik ort; | min, it mon Daran) über die . halten, Die füg an" diejes . knüpfen. Dabei verzichlen wir vorweg auf Die Erörterungen, die dur Dhe seltsam klingende Nachricht angeregt werden, daß italientrefe Gmiffüre fi bei den in Alessio konzentrierten Mirditen bemüht hätten, sie der Sache des Fürsten abiwendig zu machen. Man kann nicht­­, daß es den bezüglichen Meldungen an innerer Hinh­eimlicheit fehlt. Car” die Anzeichen im Ber­ 6; ereignisse are ana nachdrüdlich genug darauf hin, Daß in diesem unglüc­­ben ee eb; und jer italienischer Seite in der Tat Unverantwortliches geleistet worden it. Man hat diesfalls Fopfschüttelnd Dinge erlebt, die man nicht für, möglich Hälte Halten sollen. von dem Wirtgeschrei fast der delete italienischen Presse, das erhoben wurde, um Eijad Bajda als ein umkundiges Opfer öster­­reichisch-ungarischer Nanfe Hinzwifel immerhin ‘nicht ganz unverfänglichen Briefschaften. Die in der albanischen Residenzstadt bei einem italienischen Stabsoffizier lästert worden sind. Dennoch wollen wir die Nachricht über die Machenschaften in Alessio mit den stärksten Steifeln aufnehmen. Nicht allein weil mir Die italienische Regierung eines­­ solchen Doppelspieles für unfähig halten, sondern auch weil wir an der­ Ueber­­zeugung festhalten müssen, daß Die verantwortlichen Kreise in Stalin, gemutigt dar; die Er­heinungen der jüngsten Tage, mit der größten Energie zur Unter­grüdung solcher Umtriebe eingeschritten wären, auch t­enn solche Hinter ihrem Rüden angezettelt wurden. Um nun auf das Gefecht vor­ Durazzo zurückzukehren, fo­llt zumächst die Frage zu­­ beantworten, "ob Dieser Zusammenflog die­­ entscheidende Auseinanderlegung zwischen den "dem Fürsten . ergebenen Clementen und den Aufständischen bringen wird. Dies hängt Davon ab, ob die gesamte Streitkraft Der Rebellen,­­ih am, Diefent ! Stampfe‘ Beteiligt. Denn hat man er — mal immerhin, denkbar ist — bio mit einen Handstreich einiger­­ Teile, des tiefer im Innern des Landes zumartenden Nebelfen­­heeres zu tun, so würde der­ Sieg des Fürsten in der­ heutigen Schlacht nicht das Endergebnis, sondern bloß. Die einleitende Phase der bewaffneten Abrennung bedeuten können. Cin endgültige Nejultet ergäbe sich aus dem heutigen Gefecht lediglich in dem Falle,­­ wenn es den Aufständischen gelingen würde, Durazzo in ihre Hände’ zu bekommen. Zwar wird auch im Hinblick auf diese Mög­lichkeit in ‚dem­ telegraphischen Bericht eines unserer Wiener S Korrespondenten betont, es sei vor Augen zu halten, da die Aufstandsbewegung füh bloß auf Mittelalbanien er­­würden unter allen Um­ständen ihre Geltung bewähren,­­ g­fe über seinen Thron gefallen wären. Daß lediglich Dennoch scheint manches dafür zu sprechen, daß wenn der­ Fürst heute eine Niederlage erführe und notgedrungen Ni aus Dirrazzo zurückziehen müßte. Damit , so ziemlich die­ Mittelabanten von der Aufstandsbewegung verseucht er« Scheint, tut dieser Auffassung seinen Abbruch. Denn was bleibt vom albanifen Staat noch übrig, wenn­ Mittel» bis vor wenigen Tagen noch der epirotische Aufstand sein Unmesen getrieben hat, wird nach dem Erlöschen des’ legteren bestenfalls als nunmehr endlich pazifiziert zu bei albanien davon abgestrichen wird? Der südliche Teil, wo trakhten, sein. Aber daß die Epiroten, die gestern noch iie geistert zu den Waffen griffen und in opferfreudiger mörderischen Kampf gegen den Fürsten und seinen Staat standen, heute in heißer Liebe zu dem neuer Herrscher und zu ihrem neuen Vaterlande entbrennen, bei Todesverachtung" zur Verteidigung Durazzos eilen würden, das wird denn doch schwerst anzunehmen sein. Erübrigt nur in Nordalbanien mit seinen Malifforen und dem übrigen Stämmen, die allerdings bisher für das neue Regime eine gewoisse Sympathie und Anhänglichkeit be­­fundet haben. Sehe weit her kann es aber auch mit Diesen sonst durchaus Tödlichen Empfindungen­ nicht sein. Es scheint, daß hinter diesen Gefühlsmomenten seine unwillens« kräftige Entschlossenheit steht, das Empfundene in imerk« tätige Handlungen umzulesen. Unvergessen ist es noch, dak áló die Maliffia sich bewaffnete und aus ihren Bergen, nach Durazzo aufbrach, um si dem Fürsten zur Ber­fügung zu stellen, die Holländischen Offiziere ihr ent­­gegeneilten, um sie zur Umkehr zu bewegen. D­ieser merte unwürdige Vorgang wurde damals durch die noch merta würdigere Andeutung begründet, e3 sei auch auf Diesem­ Boltsstamm, zweifellos der Yogalsten im ganzen Lande, sein rechter Berlap. Die Tatsachen, die 9 seither ereignet er nordalbani« Außerst a , die die ande. Genaues “üb­­elt den­ Kortschritten den Ausgang de Durrazzo zu missen und gem­ieten, eine Heerschan der fen, bis zu den» 3 « Feuilleton. Ein Roman aus dem alten Pest. w- Tormay C£cile: „A régi ház." Regény. (Singers Wolfner.) — Bon Ernft Goth. Budapest it eine so junge Stadt, daß man leicht en ihre­ Vergangenheit vergißt. Alles ist hier Tante, leben­dige Gegenwart, alles drängt so ungestüm der Zukunft entgegen, daß die Erinnerung, selten‘ weiter‘ nach rüc­­kwärts greift, als bis zum Gestern. Man denkt an die Zeit vor zwanzig, vor dreißig‘ Jahren, und das genügt reichlich, um eine längst entschwundene, verstundene Welt heraufzubeschwören, um stolze Vergleiche über das „Einst“ und das „Set“­ anzustellen. Da Hört man dann wohl das Zitten und Klingeln der Pferdebahn, mit der man aus dem Rumwinkel hinausfuhr, sieht plöglich wieder den grauen­ Häuserfoloß des „Neugebäudes“, denkt an Die engen Gäßchen der Innern Stadt und meint, Dies sei das „alte Veit” "gemesen. In Wahrheit war auch Dies Schon ein großgewordenes, ein neues Weit, wie auch die Bezeichnung jener Riesenkaserne als „N­eugebäude“ erken­­nen läßt. Doch jene Siedelung,­ die si noch früher Hier aus dem Näroslande erhob, in der etwa Bördsmarty und Eötvös ihre ersten Sugendefeleien begingen, sie ist für unsere Phantasie kaum vorhanden. Wir sehen zwar manchmal alte kolorierte Kupfer mit niederen Häuschen, zivilchen Denen da und dort Vieh weidet, an deren Tor­­pforten verschnürte Reiter ihre Pferde anfoppeln und der Hintergrund, mit dem Festungsberg, weist ung auf Die un­wahrscheinliche Tatsache Hin, daß Dies einst „Peith“ gewesen sei;­ allein die Vorstelliugsfraft " verjagt vor­ solchen Bildern. Sie muß umso eher , ber sagen, as ja "fast "alle Spuren aus jenen Kindheitstagen der Stadt. getilgt und­­ verwischt sind und auch sein Buch da it, das ie, uns schildert, ums vom Leben ihrer Menschen, erzählt. Die Schriftsteller, die damals in ihren­ Mauern wohnten, mühten, sich um held­, nishe und. Haffiiche Stoffe. Ihre nachte Umgebung Dich unwiürdiges Beginnen ersch­ienen. Kun versucht ein Buch unserer Tage, jenes ferne Belt neu auferstehen zu lassen, sein Wachstum, seine Entwidlung bis zur Gegenwart zu verfolgen. Und­­ in sehr reizvoller Weise wird das Schicsal dieser Stadt fühlbar gemacht, indem­ drei Generationen einer Bürger­­familie an uns vorbeiziehen, deren Dasein so tief in dieser Stadt verankert ist, daß manches ihrer Ges­hide fast symbolische Bedeutung für die besondere Art erhält, mit der das Leben sich in diesem Umfreife erfüllt. Man ahnt bereits, daß dies ein Buch von weit ausholender, tief buchdachter Konzeption it, und wenn man auf seinem Umschlag den Namen Cecile v. Tormay hielt, so ahnt man auch, bald dieses Buch an künstlerischen Werten, namentlich an plastischer Schilderungsfrau­. Der­ Details reich ist. Und just die Leser dieses Blattes w­er­­den sich gern der Herben Schönheit des Karstromanes ‚Menschen unter Steinen“ entrinnen, der von hier aus den Weg nach Deutschland und Frankreich fand. . Was an jenem Buch am Schäßbarsten war, die Hellsichtige Be­obachtung, Die scharfumriffene Zeichnung Kleiner und kleinster ‚Züge, die in ihrer Gesamtheit Lebensperspektiven eröffneten, Dann das warme, alles verstehende Gefühl, die vornehme Menschlichkeit, die sich um ‚alle Gestalten breitete, das finden mir nun anch in diesem Buch, oft noch gesteigert, wieder. Einzig die straffe Geschlossenheit der Komposition und das restlose "Herausarbeiten der Charak­­tere". Die Dort erfreuten, vermögen Hier die ungleich sc­hm­­erigere Aufgabe dieses­­ vielgestaltigen Milieus nicht überall hölt, zu bewältigen. Dası But als Ganzes, die Welt, die es erschließt, bleibt in der Erinnerung als ein glaub­­haft‘ echtes Stir Leben haften. Allein nicht alle Figu­­ren, die dort umgehen, stehen in­­ der gleichen Lebens­­fülle vor und da, wie etwa der ‚alte Christoph Ulwing, der zielbewußt Traftuolfe, schaffensfreudige. Baumeister, der ‚Häuser und ganze Straßenzüge errichtet und der nicht nur, dem, Beruf nach, ‚der audy‘ aus innerer Kraft und ‚seelischem Antrieb ein, Bauender,­ ein Schöpfer, ein auf, festem Grund“ zur Höhe" strebender" ist. AS. armer . Ge­selle war er — vielleicht von den europäischen Wirren der napoleonischen "Zeitläufte — aus Deutschland nach Ungarn und Berth, verschlagen worden und nun, da das Buch anhebt, ritt er, angesehen und vermögend in bent­e Hause, das er sich in weitblldender Voraussicht an dem damals noch gemiedenen Ufer des Stromes erbaute, der ihm hergebracht, ist als­ gebietendes und geliebtes Haupt am Tusche einer Familie, an deren Glüc. und er er ebenso unablässig baut, wie an den Wohnstätten in die Menschen, die ü­berall tief den Hut ziehen, wo immer ihnen der alte Ulwing begegnet. In seinem Kontor fitt auf sein Sohn Johann Hubert Ulwing am Schreib­­tisch. Der ist frühzeitig Witwer geworden und­­ die beiden Kinder Christoph und Anna, die ihm seine kurze Ehe ge­schenkt, wissen von der Mutter nicht mehr, als daß sie so schön war, wie das Bildnis an der Wand sie­ zeigt und dass sie Mufii und Gesang liebte. Die Kleinen sind viel allein und fibhen dann gern am Senfter, von wo man weit über den Strom­ bis nach Ofen Hin Ian fann und von wo auch das Haus und Die S­ensten seiner Uhrmacherwerkstatt iitt. Onkel Sebastian is­tes Bruder des Großvaters. Er und Christoph Uffving waren einst gleichzeitig ins­ Land­ gekommen. Doch während dieser sich am linken Ufer antieberte und bald­ regsam in Arbeit und Geschäften fand, verfant Sebastian ganz­­ der gemächlichen Verdaulichkeit der­ Stadt am­ rechten Ufer, wo das Leben so unverrüdbar in den alter Gelei­­ten w­eiterschleicht, ala wäre auch Die Schiffbrüde nicht da, die jene aufstrebende, vorwärtsdrängende Stadt dort drüben mit dem Idyll Hier verbindet. Im Winter freilich hört diese Verbindung, auf: die Schiffbrüde wird aba gebtogen und dann können die Kinder im Ulwingseen Haufe­n dem Ontel Sebastian nur, manchmal, des Abends ein Lebenszeichen­ geben, inden sie ein. Licht -ins. Senfter ar Und­­ Onfel Sebastian antwortet auf die gleiche .Die Zeit nimmt ihren Lauf. Zumeilen s­cheinen " Die Baugeschäfte­ des Alten ‘zu finden. Dann’ spricht man von ‚den schlimmen Zeiten, von großen, und­ unheimlichen Din Onkel Sebastians zu erkennen sind, der dort drüben im « B

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