Pester Lloyd, Oktober 1914 (Jahrgang 61, nr. 242-256)

1914-10-01 / nr. 242

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Generalvertretung des , Pester Lloyd" .. für Oesterreich und das gesamte Aı Hi­t." Dukes Nachfolger A.-Q., Wien, Wolf­" . zeile 9. — Auch alle anderen renommierten­­ Inseratenbureaus »in Oesterreich wie im­­ Auslande übernehmen Ankündigungen für­­ den „Pester Lloyd“. Einzeln : Morgenblatt in Budapest 12 Ho- Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller. ler, in der Provinz 14 Heller. Abendblatt in­ Redaktion und Administration : V., Mária Valeria-utcza 12. — Manuskripte werden in keinem Falle zurückgestellt. — Unfran­­­kierte Briefe werden nicht angenommen. ' ". " :­­D an­te Ausland: een ; KR 1 Budapest, 30. September. Der Armeebefehl des" „Oberkommandierenden Erz­herzog­s Friedrich enthält mehr als eine lichtvolle Kenn­­zeichnung der Kriegslage; er findet für die treue Waffen­­brüderschaft der verbündeten Armeen, für die Wesens­­­einheit ihrer Taktik, für das Zusammenwirken ihrer Kräfte Kristallflaren, herzenzwarmen Ausbruch. Er ist uns also mehr als eine dem Anhalt nach freudvolle Botschaft. Dieser­ Armeebefehl spricht von den­­ Siegen Krasnit, mE, Insterburg und Tannenberg und von einem „vorstehenden Siege in Frankreich“ in einem­ einzigen Atemzuge und könnte von dem Sckhkkommandierenden, der deutschen Armeen, vom Deutschen, Kaiser, mitunter­­ zeichnet sein. Ein Herz und eine Seele lebt in­ diesen knappen militärischen Worten. Unsere Gegner haben es­ längst erfahren müssen, daß Deutschland und DOesterreich- Ungarn in „diesem Kriege politisch in festgeschlossener­­ Einheit vorgehen. ‚Nun ist, zum ersten Male, die voll­­kommene amtliche Form für die feierliche Proklamierung der Tatsache gefunden, daß die beiden Zentralmächte auch militärisch eine untrennbare Einheit darstellen, die nach einheitlichem Plane die ganze Wucht ihrer Kräfte in die Wagschale, der Entscheidung wirft. Das war hierzulande und in Deutschland schon lange kein Geheimnis, aber daß es fest in so kolenner Weise und mit so ostentativem Nachdrug verkündet wird, das wird den­ Eindrug auf unsere Gegner, " deren wechselseitige Unstimmigkeiten immer" häufiger zum Durchbruch kommen, kaum verfehlen. . "Inhalt und Ton des heutigen Armeebefehls, laden unwiderstehlich, zu einem Vergleich, mit den Kriegsbulleting: ein, die Generalissimus , Zoffre in der jüngsten­ Zeit dem­ französischen Volke eingibt. Es lassen sich aus diesem Vergleich: interessante politische Lehren ziehen. „Die rassi­­sten Armeen sind in: langsamem, aber sicheren­ Anmarsch, gegen „Berlin: begriffen.“ Das war die­ stereotype „Phrase,­­ „mit der, Wochen hindurch in. den amtlichen­ , französischen Verlautbarungen gefluniert wurde. Die französische Armee föllte aus diesen Worten Begeisterung und Mit, die Be­­völkerung Stärkung und Trost­ schöpfen, Bolt­ und Armee iw ang sollten, sich sagen: mochte kommen, was da wolle, ‚wenn „einmal die “ Berlin. Diese Feststellung geht an Paris in Hoffnungs­­loser Resignation von Mund zu Mund und ihre Schall ‚Kraft­­ wächst “von Stunde: zu Stunde. Und je er­­folgreicher, fi "die deutsche Offensive durchsetzt, je schwächer und ' matter, die französischen­­ Gegen­­­ stöße " werden, umso­­ lauter schwillt dieses Wort­ an, „bis es sich zu ‚einer schreienden Anklage verdichtet. „Zwanzig Milliarden­­ haben „die­­ französischen , Sparer „an“. Rußland abgegeben.­­ Diese, gewaltige, Summe: war: für die Schaffung und Ausrüstung“ des­ russischen Söldner­­heeres bestimmt, das der deutschen Armee in den Rücken­­ fallen und den Herzstoß­ gegen ‚Berlin führen sollte. 250 ist aber jezt Berlin und­ wo ist die“ russische Armee? An­­„läßlich des rechten Besuches“ des Präsidenten­­ Poincare in „Peterhof schrieb „Le Figaro“,­­ daß, bei dieser­ Gelegenheit der Mechanismus des Zusammenarbeitens der russischen „und französischen Armeen bis in das geringfügigste Detail­ festgelegt wurde. Bisher hätten die beiden Generalstäbe­­ bis auf die Stunde zusammengearbeitet. Seit diesem Be­­suche aber klappe alles bis auf die Minute. Wenn sich­ die Deutschen gegen Paris in Bewegung setzten, genau­­­ in­ derselben Minute würden die russischem Heeresmassen , ge­­­­gen Berlin fluten. Die häufigen Besprechungen der fran­­zösischen und russischen Militärkreise bestärkten diese Auf­­fassung in der gesamten öffentlichen Meinung. . Frank­­reichs. (Cs .ist allbekannt, daß . Die... legte. . Zweieinhalb- Milliarden-Anleihe Rußlands in­ Frankreich, zum großen Teil dem Bau strategischer­­ Eisenbahnlinien , galt. Die­­ Trassen­ für diese Linien hat Generalstabschef Joffre in­­ die russische Landkarte eingezeichnet. Nicht mit­ der Rich­­tung nach Budapest oder Wien, sondern „ausdrüclich in “der Direktion Berlin. Die hervorragendsten militärischen Zeitschriften­ Frankreichs, deren Verbindung mit dem­­ Generalstab Dale­ae haben sich jahrelang mit der strategischen Aufgabe des russischen Heeres ‚im Falle eines Krieges gegen den Dreibund befaßt und sind einmütig zu der Schlußfolgerung gelangt, Rußland habe im Kriegs­­falle die österreichisch-ungarische Armee, set SON zU hal­ten und einen eventuellen Anmarsch unserer Truppen ge­­gen Warschau zu verhindern, die russische Hauptmacht aber „werde nach Berlin gehen. Nun ist­ aus den französischen­­ Kriegscommuniques ‚die­ erwähnte " Schlußphrase­ ausge­­­tere " blieben, die französische AMaallee,ist auf ihre eigene Kraft „angewiesen und über das Bolt Frankreichs ist die große „Ernüchterung gekommen... “. Re RER­UT Oh „Man­ fragt sich enttäuscht in Paris, ob­ der alte rus­­sische Drang nach dem Orient nicht mit erneuter Heftig­­keit wiedererwacht sei, denn­ der Weg nach­ dem Orient führt nicht über Berlin. Als die Offensive des Generals „Rennenkam“ gegen Ostpreußen abgewiesen worden war, gab es in Paris bestürzte Gesichter. Die große Hoffnung war zerstört, aber­ es blieb eine ganze Reihe kleiner Hoff­­nungen übrig.­­ dahin, und es ist für die Verschwörergesellschaft Poincaré- Siwolsft ungemein schwierig, dem französischen Volke weiszumachen, was durch die zwanzig Milliarden, die in Rußland , steen, eigentlich erzielt­ worden ist.“ Immer mehr beginnt im französischen Volke die Erkenntnis auf­­­ Reihen aus; er kämpft der Reihe nach mit allen seinen Gegnern, und erhält durch sein faltblütiges rund­ kluges Feuerkommando nicht nur die volle Aktionsfähigkeit seiner Kanonen­ aufrecht, sondern bleibt vier volle­ Stun­­den im­ Feuer. Nach­ vier Stunden endlich bessert sich die Lage. Die Kraft des Feindes. erlahmt auf der­ ganzen 'zudämmern, da­ sich Rußland mit­­ französischem­ „Golde des Generalstabschefs Joffre, sondern“ nach eigenem Gut­ eine Armee geschaffen hat, die es nicht nach­ den Plänen dünken zu verwenden bestrebt ist. Und. nun besteht für die­ Pariser, kein Zweifel, mehr: der alte Drang­­ der­ russischen Zaren nach­ dem Orient, nach dem Besitz Konstantinopels“ ‚und der Dardanellen, nach dem alleinigen Einfluß auf­­ „Und um diesem Drang zu Frönen, haben die Sparer, dem Balkan ist­ in­ wilder Unbändigkeit wiedererwacht. Frankreichs, ihre Milliarden nach­ Rußland gesehit, hat das Land die für eine“ stagnierende Bevölkerung uner»­ ‚nommen, hat sich ‚die­ französische Politik zwei­ Jahrzehnte trägliche Blutsteuer der dreijährigen Dienstzeit auf sich ge= zur Schleppträgerin des Moskowitertums­­ erniedrigt. Die­ Hauptmacht des russischen­ Heeres hat sich wie ein Ver­­brecher nach Galizien geschlichen, hat­ von­­ dort aus auf die Balkanwölfer­ einzuwirken versucht, und «Hat sogar Reiterabteilungen über ‚die Karpathen­ geschickt, ‘ um seinem eigenen Lande verblutet, hatte Rußland Muße, politische Wirkungen­­ auf die­ Phantasien­ und Sehnsüchte der Balkanstaaten zu erzielen. Während Frankreich, in durch militärische Mägchen - Balkanpolitik zu treiben. Herr JIs5wolS3ki, hat dieser Tage von dreißig französischen Poli­­tikern je eine Nummer der „Liberté“ Die je dreißig Politiker hatten , mit­ symptomatischer Ein­ müttigkeit, einen­ Artikel rot unterstrichen, der dem­ russischen General­ Rennenkamp den Vorwurf machte, daß er sich allzusehr von der­­ Aussicht auf­­ den Wiener­­ Stefansturm, russisch-französischen Bündnisses, wenn" gerade " Jawolskti­­dur­ ‚ rotangestrichene Zeitungsartikel um seine Pflicht faszinieren lasse. Es muß, faul sein! um: die Moral des erinnert­ werden muß,­­ | * Run sind auch die kleinen Hoffnungen |­­4 zugeschidt erhalten. Helden, Artilleristen, Rechnungsunteroffiziere und Postbeamtinnen, — Von unserem Kriegsberichterstatter — Kriegspreßquartier. In dem­ großen Ringen, das sich auf­ dem nördlichen Kriegsschauplan abgespielt hat, haben die Russen überall riesige Massen gegen uns ins Feuer geworfen. Die größte­­ Aufgabe stellte unseren Truppen jedoc die zahlenmäßige­­ Mederlegenheit der russischen Artillerie. Der großen Menge der russischen­ Kanonen und der ungeheuren Munitions­­verspwendung der Russen konnten die Unseren, nur Da­­durch, standhalten, daß sie die kleinere Zahl­ unserer Ka­­nonen und Geschosse durch großartige Geistesgegenwart, prachtvolle Kaltblütigkeit und vollkommene militärische Kenntnisse ergänzten. Hier Folgen einige Beispiele für diese Geistesgegenwart, Kaltblütigkeit und Kenntnise. 7 * Die Schlacht von Krasnit war noch­ unentschieden. An­ einem Punkte des Schlachtfeldes stürmt galoppierend­er ihre­ neue Stellung die Reitende Batteriedivision Nr. 2, Wien. Ihr gegenüber eine furchtbare Uebermacht, eine ganze Reihe feindlicher Batterien. Und diese feindlichen Batterien haben nicht nur zahlenmäßiges Uebergewicht, sondern­ haben sich auf den Kampf auch lange und gründ­­lich vorbereitet. Sie befinden sich in ausgezeichneter Stel­­lung, hinter tadellosen De>ungen; sie sind kaum zu sehen, sie selbst aber kennen auf dem bekannten Terrain beiläufig sogar schon die Entfernungen, auf die sie schießen werden. . 4 Unter solchen Verhältnissen muß, unsere reitende, Batte­­riedivision ‚den Kampf aufnehmen. Zum Glü& aber hat sie einen­ Kommandanten wie Hauptmann Friedrich­ Gürtler. Hauptmann Gürtler gibt seine Befehle; er gießt das­ Feuer seiner Kanonen auf die feindlichen­­ Der Abzug stößt jedoch. Auf ein neues Hindernis, Sie müssen über­ eine Brücke ziehen. Die Brücke führt über sumpfiges Gewässer. Kaum hat der Uebergang be­­­gonnen, stürzt die­­ Brücke ein­ . Da tritt wieder­ Haupt­­mann Gürtler in­ Aktion. Unter seiner persönlichen Leis­­­tung wird rasch eine­ Brücke über den Sumpf geschlagen Kampflinie. Die Schlacht bei Krasnik ist gewonnen. Der reitenden Batteriedivision und ihres prächtigen Kommandanten harrten aber noch schwere Aufgaben. Am 23. August gerät die Batteriedivision bei Ksiexomies ins Feuer und zeichnet sich wieder aus. Hier begann es da­­mit, daß­ die Batteriedivision in ungeklärtem Textain vorwärtsbringen mußte. Sie zogen durch einen­ Wald. Voran der Hauptmann mit seinem Stabe. Nicht weit von ihnen tauchen plößlich Reiter auf. Man kann­­ sie leicht erkennen, es sind Kosaken. Und um Hauptmann Gürtler herum sind nur ein­ paar­ Ordonnanzoffiziere, Distanzmesser und Trompeter. ‚Und der Hauptmann schlägt mit diesen Ordonnangoffizieren und Trompetern die Kosaken in die Flucht, so daß die Batteriedivision rubin weiterziehen kann. Die Batterie dringt vor und sucht nach einer Stel­­lung. Neben ihr kämpft die Infanterie. Aber das Ter­­rain ist auch hier unaegklärt und von den Stellungen des Feindes wissen wir so gut­ wie nichts. Hauptmann Gürt­­ler denkt wieder einmal nicht an sein eigenes Leben; wer reitet mehrere hundert Schritt vor die Linie der Infan­­terie; er ist ganz allein; er ist dem Ueberfall der russi­­schen Reiterei ausgeseht und noch mehr dem Feuer der Infanterie; doch innerhalb kurzer Zeit hat er gesehen, was­ er sehen wollte und reitet zur Truppe zurück, die nun ab­­ziehen kann. , " und die­ Infanterie zieht hinüber­ eine halbe Kanonenbatterie. "KLIN Et So arbeiten die Artillerieoffiziere unserer Armee. as Ein anderes Beispiel­ für: das gleiche: Die Feldhaubitdivision Nr. 1/5 Pozsony­er am 23. August im Gefecht bei­­ Polihna die Auf, sich neben einer schon im Feuer befindlichen Kano. Division aufzustellen und den Kampf mit der an­­ überlegenen feindlichen Artillerie auszunehmen.­­Der 7 hatte, sich schon eingeschossen, auch seine Infa feuerte heftig, auf unsere Stellung, die­­ Feldha­division fuhr schon­­ bei ihrer Ausstellung in Kugelwegen hinein.­­ Doch­­ die­ Pozsonyer - Artille... arbeiteten so großartig, das Kommando war so aus­gezeichnet, die Offiziere gaben ein so glänzendes Beispie­l an Mut und Schnelligkeit, daß die Haubißdivision nicht nur tüchtige Arbeit leisten konnte, sondern „Die feindliche Artillerie auch bald zum Schweigen brachte. Hauptmann Leopold Ritter vy... Oesterrei­cher, Hauptmann Her­mann­ W­ei­ß, Oberleutnant Otto Kuhnert, Leutnant Franz Zapletal und Leutnant .O­skar Page zeichneten sich in diesem Kampfe besonders aus.­­ Am 22. August standen die Rozsonyer­­ Artillerist wieder im Feuer. Ein Infanterieregiment war damals Kampf­­ mit dem­ an­ Zahl überlegenen Feind­begriff und die Haubissabteilung hatte das Vordringen der In­­terie zu unterstoßen. Die­ Russen hatten sich tief in Erde­ eingegraben und überschütteten mit dem Feuer , Getreire und Maschinengewehre das ganze Terrain. Haubisabteilung aber brachte sie bald zum Weichen. Geschoße zogen in vorzüglich­­ gewählte Stellungen begannen zu feuern. Ihr Feuer enfilierte die Russen, der Feind, mit dem man bis­ dahin nicht fertig zu wo vermochte, verlief­ eilemds seine sorgfältig, befestigten, € lungen. Die Offiziere der Batterien betrugen­­ sich­­­­ hier „musterhaft... ar Ka ! ‚I : Keine A Ne­­­ ­­ s ? . . VE 7 2 178

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