Pester Lloyd, November 1914 (Jahrgang 61, nr. 273-287)

1914-11-01 / nr. 273

) , «Iksas· ing vierteljährig : Für Deutsch- K., für alle übrigen‘ Staaten ‚bonnements werden auch bei 1 szeva szdnsegyzséb Postämtern ent­­mmen. erika, Englan­­d, Spanien,und Portugal b­een­­tlung der Postämter nicht und nement muss direkt in unserer ıtion erfolgen. Vertretung für nd, Frankreich, England und a der Zeitungsfirma Saarbach, Jews Exchange in Mainz, . Aacı MORGENBLATT Budapefi, Sonntag, 1. November 1914 Budapest @ Heller, in der Provinz 8 — « . Budapeft, 31. Oktober. a8 it der Mythos? Di­ er bloß die Ausdeutung Vorgänge der unbewegten Natur, die das naive r ven Boltes duch Die Vorstellung von Heroen öttern sich zu erklären versucht? It er die Éu­ng an eigene, große, im Dunkel fernster Vorzeit immende Vergangenheit? Die Gelehrten mögen x reiten, mögen geistreiche ‚Hypothesen bauen, do it joe: im Mythos spiegelt sic.des Boltes ge­ 23­fen, sein Zukrittshoffen wie seine Sehn­­in ihm enthüllt sich, was in den Herzenstiefen Nation Schlummert. Bei allen Nationen, die zur streben, hat die Miythenbildung ‚eine Gestalt ge­n, jugendlich und ichön, von übermenschlicher Kraft nd, Liebling der Götter und Menschen, sei es nun bei den Griechen, sei es der Sonnenheld Mithras' orderafien, © Baldur, der schöne Sinabe, Die freude,‘ bestimmt zu fallen bun­des, blinden fals Hand.­nd manchmal begibt er sich, daß bei einem­ Bolfe, ie Götter lieben, der Traum und die Hoffnung zur­ichreit werden, der geträumte Held aufersteht, jein das im Dunkel gewandelt, zur Sonnenhöhe empor­­wen. Bald vierzehn Jahrhunderte sind es her,, daß der Mpenninenhalbinsel, als das tapfere Bolt der ten ‚unter der Uebermacht von Byzanz, zusammen­­­hen. drohte, sein solcher­ Boltstraum zur­ Wirklichkeit­e. e3 erschien: ZTotila, der blondgelobte Süngling, seinem Volte neue Lebenskraft gab, ihm den Ölni um sie selbst­­wiederschuf, e3 führte von Sieg zu Die verlorene Hauptstadt des Neid­es und der ihm iwiedergewann, und wer weiß, wie der Welten­­d­ gewandt hätte, wenn nicht die Nornen jch lag Lebensfaden abgerissen hätten. An diesen Gotenjüngling ,in dem noch einmal Die e Kraft seines Volkes wieder auflebte, muß man im amwärtigen Moment denken, dw‘ ein anderes Bolt, Kar lange 8 lung und dann — darüber gab es für Caven und seine Freunde seinen Zweifel —, dann mußte es ‚gelingen, die eigene Tradition mit den Fortschritten moderner Kultur zu vereinen. Wir haben es alle miterlebt, wie das Jung türtentum in gewaltigem Fluge die Geisten­den osmani­­schen Intelligenz mit sich forttiß, wie es Die vermor­­schende Herrschaft Abdul Hamids Hin­wegfegte, Raum Haffte für die Bedjüngung des Barden Und als as große Werk getan war, ala­­nger, umjubelt von seinen Soldaten, bewundert von seinen Volke, in die Hauptstadt eingezogen war, als das Vaterland­ gesichert schien, da­s 309 Enver fi bescheiden zurück, er war wieder der einfache Major, der sich auf den Mitten stellte, den er vorher innegehabt. Und es kamen schwere Zeiten für das türkische Reich. Und wieder erschien die jugendliche Gestalt Envers. Er stampfte Heere aus dem­ Boden, er organisierte den Wi­­­derstand, und als in Konstantinopel , das Alttürfentum in den Wirren der Kriege wieder die Oberhand gespon­­nen hatte, als er das Werk seines Lebens zerstören zu wollen schien, das Werk, von dem er wußte, daß, es mit dem Leben der Nation aufs engste verknüpft sei, da er­­scheint, gleich dem­ Sagenhelde, Enver auf seinen Schim­­mel in den Straßen S Konstantiniopels, , mit fliegenden Mantel , durchreitet er die Straßen, zwingt alles unter seinen­­ gewaltigen Willen und richtet das Werk wieder ein, , das schwächere Hände , hatten in Perfall kommen loffen. Wenn in dem gewaltigen­­ Ringen zwischen der Türkei und dem Balkanbund es der Pforte gelungen ist, sich A­drianopels wieder zu bemächtigen, wenn die Armee­­ auf der Halbinsel von Gallipoli unverwelbare Lor­­beeren pflüden konnte, wenn neues Leben den Organis­­mus des Osmanentums durchströmte , und selbst in den Resten der H­öchsten Bedrohung ; er dem Glauben an sich nicht verlor, so dankte­­ er dies zum nicht geringen Teile dem Umstande, daß er den Glauben bewahrte an die sieghafte Kraft Enver Pajdjas, des Sonnenhelden. Und nun, da nicht nur fast den ganze Kontinent,­­sondern­ fchier die Hälfte „Der bemohnten Erde in­ Flam­­­men steht amd die Krinsfulle witet, "alles Morsdie Be drohend, nun zweit sich Naeder, im Be­igefühl der neu­­gewonnenen Kraft, Das Osmanikhtum. Und es steht an der Seite der Kämpfer fire Ert­­ndlung und Zivilisation. Denn wohl konnte, nach dem Entwirrungsgang, den der Regenerator , der heutigen Türkei genommen, dies nicht anders sein. Er, der mit dem offenen Auge des aus der Fremde Kommenden alles gesehen und geprüft, er­ hatte erkannt,­­ dag; die deutsche­­ Kultur | etwas | Ehrliches sei, fundiert auf Arbeit, Organisation, und redlichen Abollen. Und er wußte, daß dies allein seinem Volke, das leicht­­fertige Kritiker so gern an dem Untergang geweiht hin­­gestelt hatten, Die Miedergeburt verleihen dann. Wenn also die Türkei mit ihren beten Söhnen Heute in das gewaltige Ningen an den Geite der­ Zentralmächte eintritt, einerlei ob in einem offiziellen Bündnis oder einfach doch , die Macht der Tatsachen, so bedeutet dies, daß ein gewaltiges Stüd Erde, daß ein großes Bolt ge­wonnen ist für diesen Kulturgedankenkreis, er­st eine Eroberung, die die Zivilisation­­ der­ Zentralmächte ges macht hat, es ist in Wahrheit,­­ als, ob, Europa größen geworden wäre. An unglaublich kurzer Zeit ist es Enver und seinen Mitarbeitern gelungen, die türkische Armee zu m organisieren und die verfallene Flotte zu einer bneiwande­­rungswerten Höhe emporzuführen. Es it ihm aber es gelungen, zu bewahren, was das Kalifat als wertvollste Erbe duch, Jahrhunderte beiwahrt hatte: Die Gestalt über die Gemüter. Und wenn heute das türkische Reich gegen die Brutalität Rpßlands und gegen die Heimtüde Eng­lands zum Sichtwert greift,­ so bedeutet das nicht bloß, da es eine Million erstklassiger Krieger ins Feld sdidt, und eine Flotte, Die bereits am ersten Tage des Kampfes ihre hohen Tugenden erwiesen hat, sondern es heißt, daß bis tief ins Innere von Zentralasien und an den Ufern Kaspishen­ und des Schwarzen Meeres die Stimme ver­­nommen wird. Die da dröhnend­e, in­­ die Welt verfündet, die Türkei ist lebendig! Sie ist­ lebendiger denn je, Die alte Kraft ist ihr federgefehrt, die unter den Bajazid und Colimen sie erfüllte. Z So ist es­ in Wahrheit eine neu erschmedene W­it,die nun auf dem scampfplatze erscheint.Undeewrögen— «Hindus,—KulWadavet.Ein totes Volyn ist mehr zum Leben zu erwecken,und­ wer daxanwäfelte,«dev nchgesich erinnexn,daß ihwr dreihundert’ionmvm egalneger, die die Köpfe den Feinde absfmeiden und als Siegestrophäen mittragen, die dem­ gefallenen Gegner den Ming mit dem Finger rauben, das sind die Welten, die unsere Gegner ins mit denen sie die Entscheidung erzwingen wollen. Ein neuer Abjab hat begonnen, nicht nur in Diesem Weltkrieg, nit nur in: der Geschichte Europas, sondern insbesordere als in der Geschichte des osmanischen Bol­tes, ins, der Protagonist, zu dem sein Fürst und sein Bolt das­ Höchste Vertrauen haben, in dessen Gestalt sie die Zukunft­ strahlend verkörpert sehen, er wird ihn zum ab der glorreichen Geschichte : seiner Nation ges­talten, ja . N: bey jr elle file, "­­ re a Feuilleton, Kulturglauben. Bon Brofefsor Dr. Bernhard Alexander: ‚Müssen wir heute umlernen und umdenten, was wir F­ür Zukunft der menschlichen Kultur gelernt und gedacht ut wir sahen und mußten, daß eine der bestimmenden sie unserer Zeit der Nationalismus sei, an auf . Gebiete der Kultur. Jede Nation wird von Kräften, in unermeßlichen Tiefen der­ Volksseele wirken, dazu geben, ihr Bestes aus diesen Tiefen emporzuholen, ihr jlles zu leisten, ihr Innerstes zu entfalten. Daß diese e al ihre politische Wirkung tun, lehrt die Geschichte Einheitsbestrebungen der europäischen Völker genüg­lich, wenn auch die restlose Durchführung dieser Bestre­­ten schon geographisch ein Ding der Unmöglichkeit ist, sice­ aber die Herrschaft des Chaos bedeuten würde. Desgleichen aber sahen wir, daß Hand in Hand mit ír Nationalisierung der Kulturen merkwürdigerweise e Internationalisierung derselben gehe, ohne­­ diese beiden Tendenzen einander schädigten. Aller Kultur­­schritt schien geradezu eine Art Konvergenz der nationalen ven zu fordern und herbeizuführen. Die materielle Endlage für diese Konvergenz bot die wunderbare Answ­er­ung des Ver­ehrswesens, die die trennende Gewalt eRaumes in nie geahnter Weise verminderte. Viele von unmaren schon in der ganzen Welt zu Hause, et welche in fortm take, daß ihnen beinahe die eigene Heimat in Beuft geriet. Handel und Industrie bekamen durch diese Freigigkeit jene Ellbogenfreiheit, ohne die sie nie ihr Bes leisten können. Langsamer schritt das gegenseitige Verfindnis der Kulturen vorwärts, aber es war nie so Bere tief wie zu unserer Zeit. Es gab wirklich eine Reliteratur. Die bedeutenden­ Schriftsteller der Welt schrieen für die ganze Welt. Besonders die Deutschen warg unerreichbar in der" Kunft, sich in fremdes Geistes- Leben einzufühlen. Die deutsche, Wissenschaft des Französischen wettefert: "mit. ‚der­ französischen, Die " deutsche ; Anglistit vermag sich mit der englischen zu­­ messen. Die Kissenz­schaft bildet in solchen Fällen den Vortrag, die­ breite Masse der­ Gebildeten folgt nach. Was in Deutschland an Weberregungen, aber an an Originalen, fremder Literatur verbraucht wird, übersteigt alles, was man noch vor hundert Jahren für überhaupt möglich gehalten hätte. Allerdings steht Deutschland in­­­ieser Beziehung umerreicht da. Die anderen großen Nationen folgen bisher in allzu weiten Abstande. Immerhin waren in England und Italien bedeu­­tende Fortschritte zu verzeichnen, und selbst in Frankreich fing man an etwas von dem Geistesleben anderer Nationen zu ahnen. Wer da meint, daß mit dieser Internationali­­sierung der europäischen Kulturen eine Schwächung des heimischen Nationalgefühls notwendigerweise verbunden sei, hat das intuitive Erfassen eines fremden Kulturgeistes nie an der eigenen Seele erfahren. Es ist Glück und Hoch­genuß, all das Fremde erfassen zu künnen, man genießt durch die Verschiedenheit das Eigene und das Fremde in erhöhtem Maße. Das eigene N­ationalgefühl wird weitsichtig, selbstbewußt, ohne Beimischung von Dünfel, Hab, Vorein­­genommenheit. Man hat die Warte höherer Menschlichkeit erflommen. Schwächere Naturen können dabei allerdings­­ ‚von schweren Uebergangskrankheiten befallen werden, von Selbstverkleinerung, Auslandsfucht und Selbstentfremdung, wie wir es hierzulande schaudernd selbst ‚erfahren haben, aber man genest von dieser Krankheit und fühlt sich dann doppelt gesund. Die menschliche Natur ist so reich, daß sie sich unmöglich in einer einzigen Nation ganz entfalten und ausleben kann. Die menschliche Kultur ist so kompliziert, daß sie ohne Berührung, Neidung, ja Kampf der Kulturen nicht gedeihen kann. Alle nationalen Kulturen, die sid oliert und abgeschlossen haben, mußten verdorren. Ungefähr so erging es der hochentwicklten chinesischen Kultur, ja füt allen asietischen Kulturen, während auf europäischem Boden das enge Zusammensein der Völker einen Austausch von Kulturelementen schuf, der in ganz kurzer Zeit jeder Nation eine unerhörte Blüte ihres nationalen Geistes brachte. Dian denke nur an die wundervolle Zeit der Re­­naissance. Wie, da die neuerwache unbefangenere Erkennt­­nis des Altertums alle Nationen befruchtete und eine Ge­­meinschaft derselben anbahnte, die ihrer aller Leben neuer­ ‚dings­ steigerte. Da erst prägte sich der eigene Geist der einzelnen Nationen aus und sie alle verstanden sich selber und einander besser als je zuvor. So haben wir es gelernt und gedacht, das alles nun umdenken und umlernen ? Die geistige Gemeinschaft der europäischen Nationen scheint von unheilbarer Spaltung bedroht. Die führenden Wüffen wie Nationen der Welt wollen einander nicht mehr verstehen Es war jüngst in einer gewissenhaft redigierten deutschen Zeitung zu lesen, daß Boutrour, einer der führenden­­ Geister Frankreichs, erklärt habe, die Deutschen seien durch ihre P­hilosophie verrückt gemacht worden, und man­­ müsse ihnen diese Philosophie austreiben, um sie unschädlich zu machen. Das soll d­erselbe Boutrour gesagt haben, der in Heidelberg am internationalen Philosophenkongreß von den Deutschen in französischer Sprache gefeiert, dafür in tadellosem Deutschh dankte, wobei er begeistert der Zeit gedachte, da er in Heidelberg zu den Füßen Kuno Fischers ab, dem er seine Einführung in die deutsche Philosophie verdankte. Bis ich nicht selber den Wortlaut der Erklärung Boutrouz’ sefe, will ich nicht daran glauben. Aber ganz ähnlich klingen die Neuferungen führender englischer Männer, die bis vor kurzem die geistige Verwandtschaft deutschen und englischen Wesens noch über die Blutsverwandtschaft der beiden Nationen stellten. Das Schredlichste an diesem Kriege sind vielleicht nicht die blutigen Kämpfe der Heere, die einander bekämpfen, sondern die Flammen des Halses, die besonders in Frankreich und England emporlodern und die kämpfenden Nationen geneigt machen, die Schredlichsten Lügen zu­ glauben, die über die Grausamkeit der Deutschen verbreitet werden. Denn diese Lügen scheinen nur zu dem­ Zweck erfunden zu werden, um die Seelen der Kämpfenden­­ zu vergiften, die Soldaten zu entmensden und die Greuel wirklich zu machen, welche von verbrecherischen Phantasien ausgehebt werden. Wie soll auf diesen Haß B Versöhnun folgen? Ist es denkbar, daß sie wiederfinden, Die mit solchem Gemüte einander gegenübergestanden sind? Die zerschnittenen Kabel können leicht wieder hergestellt werden, aber die geistigen Verbindungen der Nationen scheinen uns heilbar geschädigt. Und mas wird erst das Ende des Krieges bringen? Welchen Wert kann ein Friede für die Kultur­­ » .- tá 4 Fi ,. En ka aj eh SE > 7 Id 7 Re. Mi­­ Mn zs? DER Pet U

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