Pester Lloyd, April 1915 (Jahrgang 62, nr. 105-119)

1915-04-16 / nr. 105

. .«..·«-i.--«:. nd fr 21 K. Abonnements " werden säm­lichen ausländischen ‚Postämtern ein 62. Jahjegang, u ROLE 2 RER -- »Es­s J, MORGENBLATT "Sudapeht, Freitag, 16. April 1915 . - . ‘ — 15 . 5 gye & Hagy, Jan da t. Mezel, LE " Rud. Messe, Jul. Tenzer, Jos. Schwarz Generalvertretung des , Lloyd" — » ür Oesterreich und das gesamte Auslandı MW. Dukes Nachfolger A.-G., Wien, Woll­­­­zeile 9. — Auch alle anderen renommierten­­ Inseratenburesns in Oesterreich wie im Auslande übernehmen Ank­­en­den einer Diele sein : Morgenblatt in Budapest und Bde­en 19 Hal, een "Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller. Redaktion und Administration: V., Märia Se ne éves giggagtegye vas a em zu­­lt. — U » er a EGNI N . == N . « 2 Chinas Schicksal. . . Budapest,15.April. ·-W«-leffrends in den jing7sten Wochen der A­usbruch eines.Trick;c5»zlvsi1cyie"11.Japan und-C­h«111(2voIr­ de 11 ver­­schieden­ iscm Skei­cu als­ unvermeidlich prophezeit wurd­e,­ hat jeb e­ine andere Auffassung der Lage Plab gegriffen. Es wird gemeldet, daß die­ Verhandlungen zwischen den beu­en Mächten d­ie befriedigenden Berlauf­ nehmen. Sapan soll sich im manchen Dingen nachgiebig gezeigt haben. Die Reffe der V­erbandmächte, die zeitiveise gegen­ die japani­sen Mspirationen m­ild protestierte, trägt jeit mit Sauerfühern Miene eine gerisfe Befriedigung zur Scham, aus der aber deutlich ein­ gewoisses Mißbehagen­­ herauszulesen it. Tatsächlich können­ die Berband­­mächte von dem Fortgang den japanischchinesischen Ber­bandlumungen nicht befriedigt sein. Ursprünglich soll Japan 20 Forderungen aufgestellt haben, jechr hört man von 56, wovon­ bereits China 26 bewilligt haben soll. Der Umfang diesen Forderungen ist bis­mitt in groben Ut­­riffen belannt: Nichtsdestoweniger geht aus dem wenigen, mas mir willen, hervor, daß Japan sich. schon fest eine Monopolstellung Für seinen Handel und seine Industrie im China gesiltert hat. Verschiedene Vorgänge ist­­ China selbst machen, es" wenig wahrscheinlich, daß Japan sie viel wort seiner­ Forderungen hat abhandeln lassen, ein wir Den Werdegang des japanisch-chinesischen Konflikts an unseren Augen­­ vorüberziehen lassen, sö­nen wir mehrere Phasen unterscheiden. Zuerst kommt die Ueberreichung der Forderungen Japans an China. Ein Sturm der Entrüstung durchzittert das himmlische Neid­. Truppen werden­­ gesammelt und alles bereitet sich auf einen­ Krieg vor. Aber Japan­ hat dergesolgt, und wäh­­rend China sich exit langsam v­orbereitet,­ landen­ große japanische Militärtransporte­r in­ verjestedeiten "Kafen­­städten Ehmas. Auch, die Bejahungstruppen von Korea lesen ic) im Bewegung. Mehrere japanische Divisionen nehmen­ den Bormarsch nach den Bahnlinie Peling„ Mulden“ auf. Der Ausbruch eines Krieges sc­heint vor der Tür zu stehen. —­­ Die cinesische Politik­ hat­ stets ihre größten­ Erfolge­­ dadurchh. ertungen­, Daß­ sie doch allerlei Winterzüge Bet ‚handkungen " hinauszog, die Eifersucht det. bericjiet denen beutegierigen Staaten gegeneinam der wehte und auf Diese Weise sich vor allzu großen Eimbitken , trot­z eigener. Schwäche schüste. . Niemand aber: temtt Diese "hinefischen Diplom­ateni­iffe besser, als die Japaner. "Sie ‚jeßten dem durch die Revolution geschwächten Reich­ ‘das Messer an­ die Gurgel, und so­ erklärt es sich, das­s gerade in dem Augenblich, da Sapar entschlossen zu sein ‚ scheint, senft zu machen, da der Kriegszustand eigentlic s "hon besteht, auf einmal infolge Verlauf zu­ nehmen beginnen. Der Chinese hält außer­­ordentlich viel auf Form und Ansehen. Wenn ihm ein Schimpf zugefügt wird, hat er „sein­ Gesicht verloren“ und wird­ von seinem Stammesgenosser verachtet.. Das muß unter allen Umständen, vermieden werden. Und aus diesen­ Gesichtswinkel miühren "wie auch­ die­ Nachrichten, die aus­ dem fernen Osten­ oamen, betrachten. Sie sind von der, cinesischen Regierung ausgegangen, und­ diese hat, um „das­ Gesicht zu währen“, erklärt, die Japaner gäben ‚nach. Das war, natürllic, nicht der Fall, sondern Yuasichiklai sah sich in die Zwangslage verseit, ‚den Sapanern , eine Reihe von ou zu machen. Diese wieder bauten der hineinschen­­ Regierung goldene Brüden, den en „handelt sich ihnen nicht Davis, das Reich der, Mitte vor aller , Welt zur dem­ütigen, „son­dern fs selbst, Vorteile zu verschaffen. Wie es um die Nach­giebigkeit Sapatis tatsächlich bestellt ist, erhellt aus dem Umstand, daß Yuanjdikfat die Vertretungskörper, die sich ‚der Annahme der japanischen­­ Forderungen­­ wider­­jeten, einfach auflöste. Es war das Flügste, was er tun knmste. Ir einen Waffengang hätte Japan Die chine­­sische „Armee zweifellos überrannt und als Sieger aller ‚Boraussicht nach weitaus härtere Bedingungen­ gestellt, als heute,­da es vorgibt, als Freund Chinas zu­­ Handelt. In englischen Blättern wird darauf Hingew­iesen, Daß. Sapan dich einen freundschaftlichen Rat Englands dazır' veranlagt worden ‚sei, jene Misprüche zu mäßigen. Dur duch will, um ‚mit­ den Chinesen zu sprechen,­­ die eng­­lisc­ Regierung ihr Gesicht wahren. Bis zu einen gewis­­ser Grad mag ja tatsächlich eine Herablesung der japanis­­chen­ Forderungen mit Nadjikt auf England erfolgt sein. Dieses hatte ziemlich unverhüllt darauf Hinge­wiesen, daß ‚eine völlige Sestießung Japans‘ in China die Beziehun­­gen Englands, zum Reiche, der­­ aufgehenden , Sonne " zur­ sehr gespanunten machen müßte: Man verstieg sich in der englischen Breife sogar zu der Drohung, daß nach Been­­digung­ des­ Weltkrieges eine ‚Auseinanderlegung z­wischen ‚England und­ ‚Japan nicht ‚ausgeschlossen wäre. Damit wurde aber diesem aufstrebenden Reich nichts Neues ge­­jagt. Schon seit der­ Besiegung Ruklands im ostasiatischen­­ Krieg, bestand.­ein­ tiefgehender Gegemsas ziwilfen England und Japan. Bloß­­ die­ Verbindung Großbritanniens, Das hypnotisiert nur auf Deutschland blidte, hat eine . Berscharz hat mit allen Künsten sen­er Diplomatie die englische be­­züglich Dftaftens. im Schlimmer gefwiegt. Die englisfe |­e Drohung wird Japan, nicht hindern, auf dent­bejchritte­­lung der Beziehungen zu Japan verhindert. Dieses wieder «den Weg, weiterzugehen. Denn was hat Japan von" Eng ‚land nach dem Weltkrieg zu befürchten? Wie immer. er­ ausgehen mag, ist­ es. fraglich.. 06 Das endliihe Bolt bald ‚nach seiner Beendigung zu einem neuen schweren­ Wahren­­! )" Feuilleton. — Der Krieg als Naturerscheinung. »Von Dr.Sign­und Schiller. Auf Dent Fensterbreite meines Arbeitszimmers steht ein einfaches tönernes Gartengefghrr, gefüllt mit fruchtbarer­­ Erde, in die ich ein Mohnfarn und ein Meizenfarn ver­senkte. Beide heimten und gediehen. Aus dem einen wuchs eine­ stattliche W­ohnpflanze empor, die prächtig ihre breiten seegrünen Blätter entwickelte; an der Spite des dicen, saftigen G Stengels entfaltete sich bald die unwunderschöne, farbenstrahlende Blüte und nach einiger Zeit reifte auch die umfangreiche, mit zahllosen opiumhaltigen Samen ges füllte Fruchtigale, deren einschläfernde Kraft schon die Alten erfarmten, Kränze aus Mohnblumen versinnbildlichten den Halbbruder des Todes, Den ruhebringenden Schlaf. Much der Schlanke, Tiefelreihe Stengel des Weizens mit den langen, fptten, hellgrünen Grasblättern schoß freudig empor ; an seiner Spige zeigte sich bald’ eine Ähre, die sich mit Körnern‘füllte, voll der trinhaltiger mehliger Substanz. Sie verschieden beide in der Form, in ihrer Struktur, im Bau des Stengels, des Blattes, der Blüte, der An­ordnung und Zahl der Staubfäden und des Fruchtknotens, wie himmelsweit systematisch entfernt voneinander, welch tiefiger Unterschied im ganzen Organismus, in der morpho­­logischen Gestaltung der einzelnen Teile und welch unermeß­­liche Verschiedenheit in der chemischen Zusammenlegung des Fruchtgehaltes ! Und doch waren beide Pflanzen in einer und derselben­­ Erde emporgewachsen; ihre Wurzeln fagen aus einem und demselben Boden ihre Nahrung; Waller von der gleichen M­enge und der gleichen chemischen Zusammenlegung träntte sie; eine und­­ dieselbe Luft umfächelte sie und führte ihnen den nötigen Kohlenstoff zu; eine und dieselbe Sonne beschien sie und brachte ihnen die erforderliche Wärme: „Ein tiefer: Blick in die Natur! Hier st­ein. Wunder, glaubet nur." , Woher diese: Berfchiedenheit bei der sorgsamst gleichen "Pflege­ und Ernährung ". Diese­­ Droge drängt -sich -- jedem finden. Sie liegt: in­ der genauen Beobachtung der Steimz­­­elle,­­ der: Kenntnis ihrer­ Beschaffenheit und der Erforschung ihrer chemischen, physikalischen und organisatorischen Tätigkeit. ‚Halten wir uns an Die Gelehrten und folgen wir ihrem Gedankengange. Zwei Elemente, innig gesellt, bilden das Leben, bauen die Welt. An dem Brotoplasma einer jeden Kern­zelle wirken, zwei Energien, die eine ist nach der­ Richtung entstehenden Individuum die ererbten Eigensc­haften erhalten und weiter vererbt werden. Die andere wirkt in der Weise, da >sie das zu entstehende Individum­ befähigt, sich selbst zu er­­­halten.­­Die eritere ist konservativer­­ Natur, die­­ leßtere begünstigt die Veränderungsmöglichkeit. Um sie Kurz zu kennzeichnen: Es ist die Energie der Mrterhaltung und die der Selbsterhaltung. " Erhalten heißt Töm­pfen, Kämpfen, gegen die äußeren ‚Einflüsse, gegen Hunderterlei Feinde, Die selbst duch Die ‚beiden weltbauenden Energien getrieben, sich als Individuen und ihre Art erhalten wollen. In Diesem Kampfe wird das Imdividuum, um sich gegen seine äußeren Widersacher zu Ichüsen, seiner Umgebung sich anzupassen streben, es wird sich umformen, ‚die Arterhaltungsenergie ‚in demselben ‚In­dividuum wird jedoch dieser Anpassungs- und Umformungsz­­endenz eine Grenze ziehen und sie einzuschränfen Tuchen, damit sie: nicht­­ weitergehe, also zur individuellen­ Existenz nötig, ist, die Eigenschaften und Merkmale, aber, die das Mieren ihrer Art bilden und bedingen, weiter erhalten bleiben. Dreierlei M­öglichkeiten: sind nun ins­ Auge zu fassen: Die beiden Energien Halten: ji) das : Gleiche gewicht; in diesem Falle haben. wir, es mit starren Indivi­­duen zu tun, mit lebens: und vererbungsfähigen: Einzel­­organismen, die den Unbilden ihrer Umgebung zu­­wider­stehen und ‚die Art fortzupflanzen vermögen. Oder Die Arterhaltungstendenz ut. fo. mächtig, dab sie das Behinde­­rungsbestreben­­ des Individuums unterdrückt, "jet wird keine Anpassung "an? Die veränderten äußeren Verhältnisse stattfinden »können: amd. da. mivb .. m . Helden, Die: sterben, | ; © einzelne, mit» wichtig Möglichkeit: Der Selbsterhaltungstrieb im Individuum­ ist so gewaltig, daß er die Unterhaltungstendenz nieder­ringt, das ° MAnpassungsvermögen fiegt über "008 kon­servative " Bewerbungsbestreben ob­ gen." gebenö Junk­tionen betraute Organe, oder gar das ganze Individuum ändert sich den äußeren­­ Vers­hältnissen und Einflüssen der­ Umgebung gemäß allmählich oder sprungweise so sehr ab, daß an Stelle der alten, eine neue Art.entsteht. Und nun beginnt der alte Tanz von neuem, die Paare drehen sich neuerdings im Streife, " der Kampf im Innern des Individuums und gegen die gemeins­­amen äußeren Feinde wird fortgefegt. Das ist der ewige, nimmterrastende, stets sterbende und immer neu sich gestal­­tende Kreislauf der Welt, das ist man nicht Diesen Gedanken schon herauslesen : tot angelegt zu haben und den Individuen. Sie baut immer und zerstört immer und ihre Werkstätte ist unzugänglich”. Dabei wird es stets in allen drei Kategorien vorkommen, daß einzelne schwächere oder stärkere Individuen, verschieden von dem Verhalten der großen Mehrheit ihrer Familiengenossen, Zeichen der G Staffe oder der Schwäche, Aufrechterhaltung oder Störung des aus Goethes Worten das Leben. Könnte „Die Natur scheint alles auf individuali macht sich nichts aus Gleichgewichts der beiden Energien zeigen;sin der ersten Kategorie "werden die Individuen mit gestörtem Gleich­­gewichte aussterben zum Vorteile der Zurückbleibenden, die an Raum und Lebensmöglichkeit gewinnen; in der zweiten Kategorie werden sie die mit stärkerem Selbsterhaltungs­­triebe­ ausgestatteten Individuen den sie umgebenden Leben­bedingungen, anpassen, während in der dritten Kategorie die mit stärkerer Arterhaltungsenergie versehenen Einzelwesen nach heldenhaftem Kampfe die Art fortlegen werden. Ein Beispiel: In­ unseren Breitegraden kämpfen die Haupt­­bestandteile unserer Wälder: die Eiche, Die Buche und die Kadelhölzer einen ewigen­ Kampf, um das von ihnen seit Jahrhunderten beseßte Gebiet, indem die eine oder andere Art in das von der einen oder anderen­ beherrschte Terrain vorzudeinigen sucht. Sie behaupten si, abgesehen von ‘den Einflüßen, die das Eingreifen menschlicher Kultur hervor­­gerufen, alla, ganz sichh selbst--überlaffen - in- jenen Höhen, ‚hin tätig, um zu erreichen, daß in Dem -zu 7 7.

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