Pester Lloyd, Juni 1915 (Jahrgang 62, nr. 151-165)

1915-06-01 / nr. 151

62. Inhrgang ük MORGENBLATT — $ndapeft, Dienstag, 1. Iuni 1915 keinem Falle zi­­ Unfran NEE mee eme a nn nn ő.­ ­ Bevorstehender­­ Empfang der oppositionellen den König. Budapest, 31. Mai. . Die­ politischen Streife wurden­ heute durch die Kunde­n überrascht,­ daß die Grafen Julius Andraffy, Albert Apponyi und Aladár" Zichy, also die Führer der ungarischen Oppo­­­sitionsparteien, " von der Kabinettskanzlei "Berufungen zur Audienz nach Schönbrunn erhalten haben. „Magyar Hirlap", das Organ des Grafen Julius Andrafigg, brachte hierüber in seiner heutigen­ Ausgabe die folgende Mit­teilung ; ,,Der König hat die Führer«der ungarischen Opposition,die Grafen Julius’·Andraffy,Albert «Appom­i und Aladár Zichy zur Audienz berufen. Graf Julius Andraffy ist Heute nachmittag zwei »Mire ,partc«ifiihrer«du»rtl)­­ «" « - nach Wien gereift "und­ wird morgen vormittag in Schönbrunn in Nudienz­­ erscheinen. Den­ Grafen Albert Apponyi wird der­ König am Freitag empfangen. Der Empfang des Grafen Aladár Zidy­ findet am Samstag statt.” In dki Abendstunden wurde diese oppositionelle Alläel­­dung durch die halbamtliche Verlautbarung«ergänzt und teilweise richtiggestellt,die wie folgt l­autet: « »In Verbindung­ mit der Mitteilung deg,,Magyar Hirlap«'erhalten wir­ von zuständiger Seite die Aufs­­kläre«ung,daß Se.Majestät.Infolge eines dekrchden Ministerp­räsidenten verdolmetschten diesfälligen Er­­«suchung der,oppositionellen Parteiführer den Grafen Julius Andräs sich den Grafen Albert Apponyi und den­ Grcåferr Aladár Zichy,in Privataudievz­·empfangen­ wird. .««« Zwischen­ den beiden Thesasrten­ gibt ess"eigentli­ch, strengge1­ommen,kleinen Gegensatz:sie widersprechen einander·ni«ch«t,’die zjweiteist"lediglich die«sErgkstizu«11gder erstem-Es-ist«einec-lbstver«ständslichkeit,,übe-die man weiter kein Wort zu verlieren-brauchst,daß­»wenn-es sich Um-einga-··Verke­hr.zjvischender K»rdine«st1nd·Politiikct1i, dmefich niccht ist’verantwo­rtlichechxellung be«’nden,« handelt,der erste verantwortliche««R­atgeber desönigs dabei als Mittelsmann fungiert hissethpächt­«-alsos,durch aus dem Geiste des­ parlamentarischen Regierungssystems,, von , der, daß die Führer­ der Opposition ihren Mun­d, Krone em­pfangen zu werden, dem­. Ötajen Tia m­itgeteilt und seine Vermittlung angerufen haben, gleicht­­e es auf anderer Seite nicht allein dem Geiste des parlamentari­­schen Regierungssystens, sondern auc: der At und Weise, wie Graf Tiba die­ Haltung der Opposition in diesen geschichtlichen r­ wertet, durchaus entspricht, daß, er, dem ihm geäußerten Wunsche­­ willfahrend,­­ dem Träger der Krone den Vorschlag unterbreitet hat, den Führen der­­ Opposition die erbetenen Audienzen zu erteilen. Dazu tritt noch die Erwägung, daß ein hermeti­­sches Abschließen der Krone von dem. Verkehr mit Männern solcher Warteirichtungen, die im. der. ver­­antwortlichen Regierung nicht. , vertreten sind, bi uns überhaupt niemals üblich war und unter Den­­ gegenwärtigen Verhältnissen Schon gar nicht angängig erscheint. Ohne die Beschränkungen, die dem König sein hohes Alter in der Ausübung seiner Repräsentationspflichten auferlegt, würden Die bei uns früher üblichen und erst seit wenigen Jahren entfallender Sejours in Zudapest mit den bei solchen Gelegenheiten gebräuchlichen Hofdiners­ und sonstigen höfischen Ver­­anstaltungen dem Träger der Krone reichliche Gelegenheit geboten haben, auch die führenden Männer der Opportion zu sehen und zu hören. Dieser Verkehr hat ich bei uns­­ doch Jahrzehnte vollzogen, und daß er sich auch auf oppositionelle­ Politiker erstrebte, wurde als ausnahmslose Regel geübt und als die natürlichste Sache von der Welt betrachtet. Der Umstand, da der König seit einiger Zeit nicht so häufig, wie er es wünschen möchte, nach Un­­garn kommen kann und daß infolgedessen Die­ Gelegen­­heiten zu dem sonst­­ üblichen Verkehr mit­ Politikern aller Parteirichtungen ist nicht ergeben, it nicht Grund genug, eine solche Gelegenheit nicht anderweitig zu schaffen, wenn solches notwendig oder auch nur wün­­schenswert erscheint. Mag also auch bei oberflächlicher Be­­trachtung die bevorstehende Audienz der drei Oppositions­­führer überraschend Dünten, so entspricht der Wunsch dieser Herren, vom König empfangen zu werden, ebenso sehr den bei uns eingebürgerten Traditionen, wie auf anderer Seite auch Die bereitwillige Vermittlung des Grafen Tipa sich durchaus in Uebereinstimmung mit der bei uns hin­­sichtlich des Verkehrs der Krone mit den Männern des öffentlichen Lebens entwickelten Manns befindet. Im Bewurßtsein seiner Verantwortung konnte der­ Minister­­präsident seinen anderen Weg beschreiten, und­ gewiß hat ihn speziell in diesem Falle, nebst seinem kon stiuutionellen Pflichtgefühl auch die Rücksichtnahme auf die tadellose Rolle geleitet, die unsere Oppositionsparteien unter dem anerkennenswerten Beispiel­­ ihrer wirklich berufenen Führer in diesen ‚denkwürdigen Zeiten spielen. Ueben , die mitte Veranlassung, die unsere Oppositionsführer, zu dem Wunsche, vom König empfan­­ge zu werden, betrogt, sind selbstverständlich mancherlei ‚Kombinationen im Schwange. Die Marterphantasie ergreift ‚ja ‚mit Vorliebe solche Gelegenheiten, um ihre Schwingen zu entfalten, aber die­ Zeit it doch wohl zu ein, um ‚ihre Spiele zu registrieren.­­Cines : möchten wir­ immerhin­ mit einen gewissen Nachdruch feststellen, weil solchem "Ge: ‚rede nie früh, und. ‚nie bestimmt genug entgegengetreten werden kann: — nicht konkrete Fragen der auswärtigen Politik sind es, um derentwillen , die­ Audienz der­­ drei Grafen ‚erbeten und gewährt worden ist. Cs it nötig, dies zu betonen, h­eil’gleich auf Die erste Kunde Hin die wil­­desten, , Kombinationen solcher Couleur emporschejjen, Kombinationen, denen absolut­ jegliche reale Grundlage abgeht und die lediglich in einem banalen Sensations­­bedürfnis ihren Nährboden haben. Andere Gerüchte wol­len die bevorstehenden Audienzen mit dem angeblich be­­stehenden Plane eines Konzentrationskabinetts in Verbin­­dung bringen. Wir sind in die politischen Kulissengeheimnisse nicht­ genügend eingeweiht, um. át: wissen, ob an­ den zu­­‚­tändigen Stellen ein solcher­ Plan in der Tat besteht. Tat ein­ solches Gerücht entstehen konnte, erklärt sich leicht aus politischen Induktionsströmen, die analoge Vorgänge in anderen‘ Staaten — namentlich in England — auch in unserem Lande auslösen mochten. Allerdings finden wir, das die Dinge speziell in England denn doch, ganz anders als bei uns liegen. Dort­ waren für Die Umgestaltung des Kabinett Grütde maßgebend, Die bei uns weder in dem Wake wie in­ England, noch überhaupt vorhanden sind. Hinter dem­­ englischen Ministerium stand eine Mehrheit, auf­ die aus gouvernementalem Gesichtspunkte sein Berraf i war.­­ Die Kriegspolitik des Ministrariums Anguskh s tick auf unverhüffte Gegnerschaften in der Koalitionsmehrheit, und ohne die moralische­ und politische Unterftügung der antonistischen Opposition ‚hätte sich das Kabinett­chen ‚lange ‚nicht halten‘ Binnen. Bei uns sieht die Partei­­ der nationalen Arbeit im geschloffenen Neiden Hinter der­ Regierung,­­ bereit, deren Politit und patriotisches Wirken auch­ weiterhin Tem erlichem Vertrauen und in hingebungsvoller Begeisterung zu unterfragen. Ein ferneres Motiv der­ Kabinettsrefonstrufi­m in­ England waren­­­ die, anfänglich,­­oinfältig verheimlichten, in jüngster Zeit aber offen zutage­­ tretenden Ma­ßhelligkeiten innerhalb der Regierung. Bei uns in Ungarn ist Die festgefügte Einheit des Kabinetts unversehrt­­ geblieben, ja, sie it aus den schweren Prüfungen dieser schweren Zeit noch’ gestählt hervorgegangen." Endlich haben in England, mancherlei fatale Anzeichen für die Annahme­­ gesprochen, daß die öffentliche Meinung­ des Landes, die von der Kriegspolitik des Ministeriums Asquith«Grey Thon vom Anfang her nicht sonderlich entzückt war, sich vom­ Mini­­steriun mit immer steigendem­ Unmut abzuwenden begin: das ignade und — namentlich in jüngster Zeit — auf­­fällig abnehmende Ergebnis der Nefrutenwerbungen und mehr noch die in immer häufiger werdenden Gh­eils­ich offenbarende Stimmung der Arbeitermaffen, namentlich der in den Kriegsindustrien beschäftigten, ließen erkennen, daß die breiten Boltsschichten nicht gewillt sind, die Folgen einer P­olitik zu fragen,­­die, ohne vorherige Befragung des Landes und des Parlaments, als vollzogene Tat­­sach und als verhängnisvolle Neberraschung der Nation auf­­drängt worden ist. Bei uns it glückicherweise von solchen Leid eingngen seine Spur zu entdecken. Die Politik unserer Regierung ist vom ersten Augenblick an bis in die jüngste Gegenwart herein von der allgemeinen begeister­­ten Zustimmung der Nation begleitet gewesen und hat , im ganzen Lande, in allen Gesellsshhaftsschichten und allen Bevölkerungsklafen ein ,auch im Auslande , bewun­­dertes Hochstma, von grenzenloser Opferfreudigkeit und vertrauensvolleer Unterfrügung ausgelöst. Die Dinge liegen also bei uns wesentlich anders als in­­ Eng­­land. Eine ernste Notwendigkeit oder­­ vollends ein Zwang zur Bildung eines Konzentrationsministeriums it bet uns nicht gegeben. Das schließt freilich nit aus, daß der Gedanke, eine DOpposition, die in jüngster Zeit so viele Proben ihres Staatsgefühls geliefert hat, in ge­eigneter Form zur Mitwirkung an den gouvernem­entalen Aufgaben heranzuziehen, auch in unserem Lande da und dort einigen Anklang finden könnte. Zwar würden Ti auch bei ung, wie in­­ England, viele finden, die den Vorteil eines Konzentrationskabinetts reichlich aus­­gewogen erachten würden-durch Den Nachteil, daß dadurch die verantwortliche Opposition entfiele und die Kontrolle automatisch auf Faktoren von geringerem oder gar von völlig fehlenden Verantwortlichkeitsgefühl übergehen müßte, von dem anderen — noch schlimmeren — Falle ganz abgesehen, daß ‚eine Zeitlang fi überhaupt Feinerlet­zposition fände und sonach gegen Die in Kriegszeiten ohnehin vorherrschende Neigung zur Steigerung der Regie­rungsgewalten überhaupt. Fein Gegengewicht. ‘vorhanden 3 wäre. Ob bei uns, Die Opposition und ihre Führer den Wunsch heren, doch Teilnahme an der IRRE RINGSNA Ne Sa feit auf einen Teil der te tk zu über­ nehmen, entzieht sich unserem Willen. Hätten f Wunsch, so wäre er unter den obwaltenden sicherlich nicht von banaler Machtgier eingegeb­­, 9 offenbar von, dem Streben, dem Baterlan űz­ehwerer Bedrängnis nüglich zu sein. DU sz 2% wenn er wirklich besteht, twürde : also­ vers­ag a? duchaus, lauteren­ Motiven inspiriert a undoreingenommener Sachlichkeit erwogen . Wie dem auch ‚sei, als­ oberste Nichtichend habe dabei der, Gesichtspunkt zu dienen, daß die Partei der nationa­­len Arbeit und die aus ihr, hervorgegangene Regierung sich nicht bloß im vollen Resike des Vertrauens der Na­­tion befinden, sondern daß der Staatömann, dessen fm ‚gende Persönlichkeit die Arheitspartei und­­ die Regie­rung in erster Reihe vertrikt, im Den zehn Monaten ‚Krieges an Bollstümlichkeit und Ansehen nicht ‚alle innerhalb­­ unserer Grenzpfähle noch bedeutend gemwachse ist. Graf Tipa gilt heute nicht­ bloß, im Urteil a Volkes, sondern auch­ in­ den Augen der ganzen Welt als der hervorragendste Repräsentant der sieghaften Leben­kraft des ungarischen Staates. Sein Wort wer mächtig” Necklang in allen ungariscen Herzen, imobilisiert a steigert die nationalen Energien. Die Wucht seiner Fr jönlichkeit macht Ungarns Kraft wirksam, und das in­s gejechte Wertvnuien ‚des Landes. ist :d­ie reiche Kraftaller al­s der twir in Ddiesem furfrbaren Ringen Mut in die Ausdauer zum Durch­halten. schöpfen. War. Gr. Fifa vor. dem Kriege: nur. der, Führer einer Ba­­tet, Die, allerdings die Mehrheit unserer Ratio darstellte, so gilt er heute als enthalben mit Medt als der Führer des ganzen Landes, ein Führer, hinter dem die gesamte ungarische Nation mit ihrer unbeug­­samen Willenskraft und mit ihren unerb­ütterlichen Ver­­trauen, auf­ seine staatsmummischen uktergaben fiel Das unweih ganz Ungarn, weiß ad das ganze A­usland und lächerlich missen es an die Führer der ungarn Oppositionspartnien. Aus dem­ Vertrauen,­­ das an dem Grafen Bika entgegenbringt, folgt naturgemäß alle daß die Nation, die Wahl seiner verantwortlichen Mi­arbeiter ihm­­ allein überläßt. Auf der Hohen Matt seines staatsmännischen Ch­aribsids und seines Hatriost­­sschen Pflichtgefühls wird er es am besten zu beurteilen twiffen, was dem­ Lande in fo­ fchraerer Zeit stammt. "Er hat die Schier unermeßliche Bürde der Verantwortung für, die Schicsale seines Beterlandesi auf seine Einaltern geladen, und er steht, ‚ungebeugt von­­ dieser Zeit, mit seinen Aufgaben wachsend, im­­ zehnten Monat des Krieges arfreht da, al darin ein Sinnbild keines von festem Siegeswillen erfüllten Bloltes. Man muß seine Schultern haben, um, die Bürde.­felder Verantwortung Als Gravitationszentrumg " unseren staatlichen und völkischen Energien hat Graf Tipa sich in diesem Weltkriege vollauf bewährt. Aller­dings hat Ungarn den Ruhm der weltgeschichtlichen Rolle, die es in diesem Weltkriege spielt, nebst der staatsmänni­­gen rast seines Führers auch dem verständnisvollen, des Ernstes der ‘Zeit Beton­ten­ zusammen­wirken der nationalen Kräfte zu danken. Der Kampf ist noch nicht zu Ende, vielleicht hat er noch gar nicht seinen Höhepunkt bis ans Ende zu tragen, erreicht. Sch­weres wird Ungarn noch zu schaffen, Großes wird es noch zur leisten haben. Ein innigeres Zusammen­­fassen der Kräfte, über die Ungarn verfügt, künfte daher nur vorteilhaft sein. Ob dieser Prozeß sich am besten in der Form eines­­ Konzentrationsministeriums vollzieht, darf vorerst unerörtert bleiben. Eine Konzentrationspositif, deren Verant­wortung und Führung Graf Tip übernimmt, würde, mag sie in welcher Form immer in die Er­scheinung treten, jedenfall­s vom Lande willkommen ge­heißen werden. 8.5 7 Viz u íz Meldungen aus dem­­.­« Vriegøpreszquartieryps —Von unserem Berichte­ stattet im Kri­egsprbßk· quartier.— Kriegspreßquartier,«31.­­M»a«ifl." An der Nordfront der Stellung am dfk lihen Sanlaufbis zum Lubaczowtabah verlief der heutige Tag verhältnis­­mäßig ruhig Nach d­em empfindlichen Berlust von gestern enthielten sich die Rus­­sen begreiflicherweise jeglichen An­­griffes. . . Umso heftiger waren s die Käm­pfe an der nördlichen und südöstlicen gront kj 7 iz aA Zeichnet die Kriegsanleihe! su tág bírád­­« ....­..W Éj &

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