Pester Lloyd, Juni 1915 (Jahrgang 62, nr. 166-176)

1915-06-16 / nr. 166

s »Hudkcppit,miktswdch,16.Juni,1915 Tripelentente gepprmtte Venizelos gestürzt und durch eins Kabinett Guttyris ersetzt­ wurde,genüge,1thx nun»fü­r alle,Folge- Zgitdie·«15«o«litik des»Königsreichs«füjr’u11cibäxtderli"sl­’fest­­gelegt zu betmcht.Das Mnisterium emaris selbst hat einer solchen Auffassung lebhaft seiderstrebt ' und­­ zur ver­fehrebenen‘ Malen sch­läct, es­ lehne den ‚Gedanken an 'eine friegerische Politik nicht unbedingt und nicht unter allen Tatstünden ab. Was Darunter­ verstanden "sein­ sollte, wurde gelegentlich mit staatsmännischer Borsicht in Die ‚Worte;­gefreidet: das­ Dnisterium. bleibe feiner nationalen P­iichten : engedett. "Die Cntentepfeife hat aus solchen Herperungen­ sogars­­[hlierem: :zu N. Gunaris,: ‚Tau­ben, eben von Neutealen‘ zu bezeugen, Daß , zur Macht gelangt, : [gon anichide, zur beschreiten. Diese Hoffnung war eben voreilig und hat si nicht ei­ne der Art und umspringt und ihnen schon das bloße ‚Verharren in der Neutralität als auslegt, find ‚sie ichon des ihre Neutralität und Unparteilichkeitt sie "den auf ' Dürfen gealmicht, Daß Weise, wie die Imipelentente Häsd­lien Beurteiler allerdings Urfreundlichkeit genötigt geiveten, leicht irreführenden‘ Norm sie eindrängenden, um nicht zu sagen zudringlichen Diplomaten der Tripelentente ein­ „späteres­ Eingreifen, in " den 5 Krieg gleich: einer Den Durst wenigstens vorläufig­­ löscjenden., data „Morgana verzaubertert. « "«" · an Wirklichkeit hat das Kabinett spGUuaris es sich bisher wohl überlegt,dem Beispieh es­ Herrn Venizelos zu folgen, und sieht­ sicherlich nicht ohne innere­­ Genug­­tuung, wie, Italien ihn auf den dornenvollen Bla­­ge fest hat, “den Die - Tripelem­ente­n einstmals­­ Griechenland zudachte. Wohl aber meint es, als: ‚Ob. Herrn. Benizelos nachträglich eine bessere Erkenntnis und die Reue über seine "verfehlte P­olitik­­­ anbandelte, die ihn nicht nur um seine ‚Stelle, sondern auch um das bis dahin einmlütige Vertrauen ‚aller Schichten, der, griechischen Manon ge­­bracht hat. Und wenn man die ihn nahestehenden Zei­­tungen ‚aus. der. vlebten . Zeit naschh­eit,­­ so kommt man auf­ die Vermutung, daß z­war nicht Herr Vorgänger, wohl aber dieser Herrn Gunatiz verschämt nacheifere. Aus der venizelistischen Presse h­ar zu erz­iehen, daß dieser, schlaue Politiker in der Zeit nach sei­­nem Rücktritt einsehen­ gelernt hat, Daß­ er für die ihm vorgeschlagene Politik keineswegs das ganze­ Bolt hinter si) hatte. Denn er leugnet jecht ernstlich, an eine Ab­­tretung, von "Kaivalla an Bulgarien gedacht zu haben, und. leugnet damit, mehr, als bloß, diesen: einzelnen P­ro­­grammpunkt, feiner Politis.. War dem,­befannt sich seine Interventionspolitik geradezu auf, Diese Konzession auf­­gebaut.: Was " Venizelos­­ bei seinem Mobichied sagte: „Diese Gelegenheit wird für Griechenland niemals­ wie­­derkehren“ — konnte damals als Ausdruch der üblichen, ‚ Definitionsverbitterung‘ aufgefaßt werden. Aber ‚nach der späteren­ Haltung ‚der venizelistischen Presse it es nicht einm­al ausgeschlossen, daß er damit der ark­chtischen Deffentlichkeit­­ verbfünt "seinen " Tehler " Hat " eingestehen und sagen wollen: füme er noch: einmal zur Regierung, fo. wü­rde er die Gelegenheit, ‚seine Iorheit , zu wieder­­holen, glücklicher­weise nicht m­ehr vorfinden. Wenn Diese Vermutung Stimmt,­­ fo. hätte : Venizelos damit "zugleich auf ingeniöser Weise seine „Ausrede, vorbereitet: für den Fall, waß die Wahlen­ ihm "die Majorität bräckten ‚und Entertediplomette "angegangen werden‘ follter» "et werterdings” Hort "bet - --.­­Nach alledem begreift mLU­·J«wskrupt,d»ersatisex ,"éntps",. het. — iát mag diber feitte motgíijájen. So stöten "Denten- mie "man: will — vermüge, intimiét Be­­ziehungen nicht bloß zur anzöstischen "Diplomatie "üiber die inneren­ Vorgänge bei den Neutralen auf unterrichtet ist und sich oftmals im Reich von Wahrheiten befindet. Die er sur nicht ebenso vit Fi­r gut findet auszusprechen, vor einigen Tagen, in einer, Erörterung der, griechischen Wahlkanpagne seine. Zefer warnte, ji großen Hoffun­­gen hinzugeben, denen, leicht eine arge­ Enttäuschung tob­­­en könnte. Der „Temps“ fand es zu jenem Zeitpunkt für wahrsceinlicher, daß ‘Herr Benizelos es sein werde, dem die Wahlen einen Triumph bringen würden. Aber auch, für Diesen als sagte er voraus, Dieser Triumph­, , derselbe wie früher. De­r Prei­s kann in der Tat nicht·mehr:---det-gx·· sein, t wie der, den Herr Venizelos behauptete, für­ Griech­land gesichert zu haben. . Denn das inzivischen , an , den PB getretene Italien hat von der Entente alles, was und teuer,­­ verlangt und ‚abgepreßt und das­­ Füllhorn,, mit dem­ sie vordem auf die Werbefahrt ging, is­t infolged­essen um einen ordentlichen, Teil seines fügen Inhalts” leert.. Im Falle Griechenland stehen nun aber die Din­go, daß die­ Italiener, von ‚der Catente, ‚unter nicht nur auf ‚Heinasiatische Küstenstriche. Rechnung me die seit jeher eine starre griechische Bevelkerung aufi­eilt sondern, ebenfalls mit: Austimmung­­ ihrer netten Bindesz genossen, Balona bereist haben und ‚ihre­ ‚begehrlich Blide auf das ganze Südalbanien werfen. Dich Die gebührliche Ausdehnung der Blocladezone bis nac­­h Kap Kephali im Epirus haben die Italiener " Omi fand den Beweis­ ihres­ grenzenlosen Appetit: ‚und dadurch, daß sie auf den energiischen C im Griechenland die Blotladelinie nachträglich bis 2 verfürzten, iro. nach griechhicher. Auffassung Die‘ Nordepirus beginnt, haben, sie. Das gerechte Mißtrauen ebenso wenig einschläfern ‘ können, beachtet siche.­­ Interviews anonymer ; Atelier­­mäzen, die “Dem Griechen Sü­dalbanien 3 d Athener Zeitung „Ombros“ schrieb jün entente behaubtet ziwar,­ Daß sie für das mit Den: Benigelos gebahnten. Weg öfteren in der, einen ober- Gunarischem . »»· Feuilleton. Händler und Helden. Bon. Hofrat Dr. Samuel Rabo, ‚Der Krieg auf dem Schlachtfelde hat den Krieg in der­ Geisteswelt im Gefolge. Eine große Ummälzung vollzieht sich. Dörfer werden eingeäschert, Landstriche verwüstet, Bomben in­ blühende Städte geworfen. Anmitten der rauchenden Trümmer­ stürzt auch­ die Welt der alten Bors­­tellungen zusammen. Die stärksten Säulen warfen. Felsen­­feste Grundlage, auf denen’ Gesittung, Bildung‘ beruhen, werden Faltblütig in Die Luft gesprengt. . .. Von dieser tiefen Erregung, die die Geister erfaßte, fegt eine jüngst erschienene Schrift von Werner Sombart eindringlich Zeugnis ab. Der Titel lautet: Händler und Helden (München und Leipzig, Dunker u. Humblot). Es soll durch diese Misonanz der Gegenfall­­ zwischen englischem Krämergeist und deutschem­ Hervismus versinnlicht werden. Diese Antithese ist in allen möglichen Formen während des Krieges in Schwang gekommen, u und es wäre im allgemeinen dann wider nichts einzuwenden. Ein Schlagwort, das auf firmfälliger, wenngleich oberflächlicher Beobachtung beruht, hat seinen Wert als Ausdruch der Empfindung, es it gemeissermaßen der Naturlaut einer entschiedenen Ge:­sinmung, die im sich selbst ihre Rechtfertigung findet. Anders steht die Sache, wen der wissenschaftliche Versuch unter­­nommen wird,­­­ieses Schlagwort mit Historischen Gründen zu belegen. «Das Wort voms englischen Krämervolk hat Napoleon geprägt.Aber der große Eroberer zwar wohl der letzte,dem ein«unbesan»geneg.Urteil über seinen Todfeind zuzutrauen ist.Eigentlich kann der Ausdruck Krämervolk in eine whih in, der" das nationale Zeben sich zum guten Teil um Wirt­­schaftsfragen, um‘ kommerzielle und industrielle, Interessen dreht, kam als Schimpfwort gelten. ‚Krämer, in­ einem gemissen Sinne sind wir alle und wollen es in desto größerem ‚Stile‘ sein. Hat Napoleon jedoch insbesondere gemeint, daß die Engländer, wegen‘ Handelsinteressen und nicht wegen der Grob­e Krieg führen, so kann das erst recht nicht als Borz­wurf in den Augen des Historikers gelten, da für ihn in allen internationalen Konflikten­ wirtschaftliche Motive mit­­spielen, ja zu überwiegen scheinen. Werner Combart tut noch ein Hebriges. Er ver­­allgemeinert den Begriff „Lrämeriich”, den er in „hand­­lerisch” umtauft und noch mit einigen saftigen Beiworten — wie gamerisch und schmierig — würzt. Bombart weiß den Heinlichen Schacherzog, die platte schwunglose Nüchternheit des britischen W­olfscharakters auf allen Lebensgebieten, zumal in­ der Philosophie bei Bacon und Herbert Spencer, zu entdecken. Wo die voreilige Generalisation bei Geisteshelden wie Byron, Shelley, Sterne, Carlyle, Austin und anderen offenkundig nicht zutrifft, wird eine Kleine Ostamotage vers­­ucht und der Heros zumeist als Antiengländer, nämlich als are bezeichnet. An Francis Bacon, den die moderne­ Naturforschung als ihren ersten V­orkämpfer und Pfadfiner verehrt, den Diafel platter Niüchternheit anzuheften, dazu gehört ein großes Etüd Verblendung. Was kann­ denn der arme Bacon dafür, daß Edward Gren eine törichte und verwerf­­liche Bolitis verbreden? Der Vorwurf gegen Bacon, daß er den Händlergeist in der Philosophie verkörpert, wird damit begründet, daß er als obersten Zived der wissen­­schaftlichen ‚Forschung das Experim­ent und­ die Erfindung bezeichnet hat. Hätte Werner Sombart, bevor er das vernichtende Urteil ausgesprochen. Doch erst ein wenig, in dem schönen Bande Kuno Fishers über Francis Bacon geblättert! Er hätte erfahren, daß der­­ Vater der Realphilosophie Das‘ Gxperiment hauptsächlic­h aus dem­ Grunde in seiner Bedeutung hervorgehoben, damit er der­ Gegensat­zw . der " Unfruchtbarkeit der­ herrschenden metaphysischen Spekulation vor. Augen führe. Der Krämergeist­ im Heinlichen Sinne hat den gering­­sten Anteil an der Lehre Bacons. Aber der wutentbrannte Autor will von Kuno Fischer, will von nirgendher­­ Beleh­­rung schöpfen. Er isl nichts hören, will sich nicht auf­ Hären lassen, er gefällt sich darin, im Banne der intransigen­­ten Stimmung zu bleiben, die den Strieg auf die ganze Ahnenreihe bis zu dem legten Vorfahren ausdehnt. Sombart ‚braucht einen Eideshelfer „für­ die Behauptung, , daß ‚Die ganze, englische Philosophie nichts anderes „als Haupt auf den Blod legen, so wird Herbert Spencer­ mit einem­­ Hieb' des Nichtschwertes­­ abgetan, er wird kurzer­hand als Mann hingestellt,” der­ „den Tiefstand, er ic Denkens“ verkörpert. Den­ Engländern wird, das nu­­r verschlagen. Aber die vielen Deutschen und Ungarn, die vin Spencer den großen Meister der Soziologie verehren, wer­­den ein soh­ vermessenes’ Urteil nicht leicht he­r von einem der größten Führer moderner Trisjenschaft in, diesem Tone, zu­ sprechen wegt, den ‚Fam: feine Ber auf patriotische Efirase vor starrer Dißbilligung : bewahren. Schlielich führen wir Krieg gegen England, gegen­ seine Soldaten, seine Bewohner, nicht gegen die geistigen Heroen,, die ih­n entsproffen und Jahrhunderte hindurch an der­ uni­versalen Kultur Europas mitgearbeitet haben. Wir wünschen nicht uns mit den einzelnen aups jungen Sombarts näher zu befassen. Mit solcher Ver­blendung läßt sich eben ihrer rechten, und jeder­ Versuch der Widerlegung erscheint verlorene Mühe. Desto wichtiger, it die sym­ptomatische Bedeutung " dieser­­ Schrift, als ein Zeichen der Verheerung, die der Krieg. i "« Schrift den jungen Helden draußen vor dem Feinde. Um, alles in der­ Welt möchten wir wünigen,­ daß Dieses vom­­ fieberhaften Parorysmus erfüllte Bamphlet seine, Mut über­ die Geister. erlange und das sein ungesundes Feuer in die jungen Gemüter­­ entzünde.» Die , eigenartige , Tendenz bieser Sgt wird am besten durch folgende Stelle djatatz terifiert .» - j«-"« sit jedetholke wijkt eine bestimmtesp LebenskrafhUNDWYsf faltungstrebt und die Eigenart dieses­ Volke­,inseinet stschiss isz"x verwirklicht. Die einzelnen Wölfer wachsen, , blühen und unwelten mies Blumen im­ Garten Gottes? das allein ‚vermögen wir als den Sinn der Mensc­heitsentwicklung zu erkennen. Und die Idee der Menschheit, also die’ Humanitätsidee, in ihrem tiefsten Sinne, kann nicht‘ anders, verstanden werden als dahin, daß sie im einzelnen Edelvöttern zu­r ‚ihrer-Köpften ‚und-reichsten Auswirkung, gelangt. __ Me. +, s« er LEN, el , ik 3. RE

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