Pester Lloyd, Juli 1915 (Jahrgang 62, nr. 182-195)

1915-07-02 / nr. 182

3 " sz.6«2-.,.·3ayrysiug. Bir . — 2 | N — MORGENBLATT — Budnpeft, Freitag, 2. Juli 1915 Sudapef, 1. Iuli, Bon dem Baume­n des Ministeriums, das­ in Ruß­­land die Verantwortung für den von der Großfürsten­­partei angezettelten Weltkrieg übernahm, fällt Zweig auf . Zweig. Geht es auch nur eine Weile so fort, wird bald Die sich nicht weiter verhehlen lassen, das ganze Kabinett abgebrödelt und verschtwunden sein und neuen Männern Pla gemacht haben. Die Nieder­­lage der russischen Waffen offenbart ich in Tatsachen. Schlimm muß es in der Tat bestellt sein um eine Kriegslage, Die den Zar zu Geständnissen nötig, wie solche in feinem Ne­stript über die Einberufung der Reichsduma enthalten sind. Da wird ganz offen von „wachsenden eji­­erig­­keiten“ gesprochen, Die zu überwinden seien, und­ von­ „Wechselfällen des Kriegsglacks‘, denen Rußland die­­ Stirn zu bieten habe. Ob Die Flucht in die Reichsduma Darin Wandel schaffe, werde, mag Dahingestellt sein. Bebenfalls it der rufsische „Befreiungszug“ nach Ga­­lizien, wie Nikolai­ Nikolajewitsch in "Den Tagen seines Glanzes verkündigte, zu Ende, der „stärkste ruffische na­ige Przemysl hat wieder seinen früheren Schaft, und mit eren und von den Gebildern in Lemberg sind die mit­­fadjen Aufschriften — hintweggefegt. Graf Bobrinzki meilt femn von dem Schauplabe feiner kurzen » Gtatthalter­­ihrem unwiderstehlichen Geschubfeuer Ghost die BVerbündeten die data Morgana von der­en auf den Sarpathensämmen gründlich­en anderes Land hat in der Geschichte der Neuzeit a 10 reichhaltiges Lindenregistier wie Rußland, und in ‚Teinem steht Demgemäß Die Institution des Güadenbads "mehr in Flor­ala dort. Für jede Befiehlung muß, wenn sie überhaupt aufformt, ein­­ Schuldiger gefunden, b­erden, der dann, meist in den Reichsrat verlebt tod, weshalb­­ ein Lüsterer diese Körperschaft denn und­­ einmal die „rus­­sische Strafkonfipagnie“ getauft hat. Zur Zeit der­ Man­­bidus bestand in China eine Berentontelíregel, wonach vi er PR ER egett ő Beamte jofort, erfranten . mußten. Das, Z­eiden wurde ihnen von Amts wegen , ver­­a In Rußland werden sie in Den dreidjarat ge­­s frecht. Heute sind die Auffen wohl fon so teit, zu er­­­kennen, daß sie mit dem Weltfliege"eine schlechte G­efit­­­sgüjt verantwortlich machen kanır­ Jation begonnen­ haben. Und Daber it es nicht verwun­­­derlich, wenn ‚Nikolaus II. Daran geht, nach bewährten Mustern aus dem reife seiner Berater und Keföherten solche herauszuheben, die man­ für öieles schlechte­re­­‚Zu. »des Zaren Be­dauern sind die Methoden seines Ahnen Iwan Grosny 'gegenw­ärtig denn, doc sehen etwas überholt, und so gilt es eben, umn blutigere Stempel zu statu­ieren. Ein Bitten hat die Machthaber des Mosrowiterreiches befallen, da­s der Zar sick­ anschick, Fürchterliche Meusterung zu halten. ‚Der erste, den bes Zaren langer Arm ereilte, war der Unterrichtsminister. Einer, der kaum irgendwelchen Et auf­ch die aust­ärtige Bositit Rußlands übte, fich vielmehr darauf beschränkte, im­­ innerpolitischen Leben die angestammten russischen Neattionspraftiten in voll­stem Maße zu handhaben. Daneben bevorzugte Herr Kaffo einen flotten Wandel, der ihn wiederholt mit in ihrer Ehre verlegten Vätern, Gatten und­ Brüdern in Konflikt brachte. Luft als Väterchens strafender Eh­e auf ihn fiel, wurde vágás ins Jerseits abberufen. Die Umstände dieses Todesfalles blieben geheimnisvoll. Immer­­hin! Die Chhatten, die in Rußland große Ungnaden vorauswerfen, Hatte Kafjo noch verspürt. Squ­atterv wurde Unterrichtsminister oder wie das Amt eigentlich heißt, Miniter für­ Volksaufklärung. Diplomat mit dem Titel eines Stallmeisters, Farbe unbestimmt, aus der Familie, die den Vater der­ Xüge geliefert hatte. Man kann ihm nichts Böses nachjagen. Jedenfalls scheint er sich auf sein Neffort zu beschränzen. Viel wird er beim besten Willen nicht daraus machen können. Denn Rußland und Polisaufflutung sind etwas Disparate Ba. Dann herrschte eine Zeitlang Nähe. Ein paar Armee­­führer wurden zwar von dem Gc­idjal betroffen, den Kom­mandostab mit der Reichsratsmitgliedschaft zu vertu­ncen, allein dies erregte weniger Aufsehen. Ob nun Rennenfamler, Dimitriew, Rupfi oder Sievers Tausende und übertausende musfijejer Soldaten nublos "in den Tod treibt, Plünderungen im großen Stile protegiert und Die Moarine vom Juden, der um jeden Preis gehängt wird, in­­ die Wirklichkeit umgebt, das ist ziemlich einerlei. Die Liste der Erlamänner scheint in Rußland unerschöpftig zu sein, und Nikolaus II. ist nie in Verlegenheit, wenn es­ sich darum handelt, Epigonen des alten­ Barus aus­findig zu machen. Das­ Kriegsgrad wogte Hin und her. ‚Biwar war ber­uiliche Eroberungsmarsc­h auf gen­in­e uneriwartete „Hindernisse gestoßen, aber teißdem wirkte bar eine S Kardinalmittel noch immer unvermindert­ bluffen. Man stellte den manchmal bedenklich werdenden Leuten den Himmel­­ voller Geigen dar, schilderte Die militärische und die diplomatische Lage so rosig wie nur magisc­h und die Rusfen glaubten oder taten wenigstens so. Denn unter erhobener Ak­te istő nicht gut, eigene Meinungen zur befunden. Posi beach Das fühn aufgebaute Luftschloß an jammen­, Die Niederlagen praffelten auf die Moskowiter­­heere nieder ipie Hageltörner, die Deffentlichkeit [ep fi) nicht mehr täuschen, in dert Miesenteide züngelten Flam­­men em­por und drohter einen Brand zu entfachen, viel­leicht ebenso schrec­lich tote der, den die weiftichen Staats­­lenfer vor „einem Jahre en’fesselt hatten. In wilder Flucht luteten die Kaffenmassen vor den jegreich vordringen­­den Verbündeten zurück, und das panische Entgeßen, das die Mostowiter gepackt hatte, verbarg sich nur zu plump hinter Entstellungen, Beschönigungsverjungen und Bet­­rohungen. In dieser Atmosphäre tat der Zar seinen legendären tiefen Atemzug, der nach der uralten Chronik turmhohe Gebäude fällt, Bäume­­ entwirkelt und Berge verschiebt. Der Minister des Innern Maklafom war der erste, Der stürzte. Go jäh und so, heftig, Daß er under Die Schlage zusammenm­ischte und sich jede Erinnerung an dien­ern seiner­ Herrlichkeit verbat. Mit seinem Namen ist : Reaktion in Rusland unlösbar verknüpft. Und amher der Reaktion der Nationalismus im reinen ' Se Formen. Und außer dem Nationalismus die Kriegshebe‘ nach dem Gejigmach Istwolstis oder Poincares. Mit seinem Bruder, dem bekannten liberalen Karkamenterier, bis aufs Wetter verfeindet, teilte der Minister nur Dessen hauptwichtigen Stundfähe, die er allerdings im verschie­­­­denen Fahnen betätigten. Alles wollte Matlatom­an Th reißen, bis sc­h teglich er selbst im Wirbel weggerissen tourde. Unrühmlicher ist noch sein ruffischer Triann ee­fallen, und­ feiner hat auch unverhohlener gezeigt, ihn d­ieses Los niederschmettene. Die Ostasiaten we­ jagen, wäre Dtat­atowm einer der Ihren: „Er hat es nich verstanden, das Geht zu­ wahren!“ Und dieser Fehl schadet dem Urminister mehr als sein mer auch verdientes Geschid. Dann kam Suchomlinow an Die gebe. Der Mann, der als der Reorganisator der russischen Wehrmacht ‚galt, der als Mili­tärgouverneur, als Chef Des­a Die Mes und zulemt als Kriegsminister unnablässig auf die Kriegs­­bereitschaft Nurlands hingearbeitet hatte, den er als den­ trefflichsten Redner unter den ruffischen. Ge­rafen feierte und als seinen begabtesten Cihüler. Einige der Aussprüche Stuchontlind­os, der sich selbst gern spreihen hörte, sind geflügelt worden, freilich kaum im einer“ Sinne, der Dem­ ehemaligen Minister zur Ohre gereichen dürfte. BZunächst seine Yeußerung in Charbin, daß wo Suhl­and nun so weit gebracht habe, nur Angriffe Kriege zu führen. Dann seine Erklärung in einer der bon­hm so sehr bevorzugten Geheimfißungen der Reichsdumne, daß das e­robernde Ausland allein Gekn­e tigung befibe. Und Schließlich jenes Diesen Worten je ee ent­gegengeseßte Ehrenhwort, das Suchomlinow in den Tagen des­­ europäischen Welt erleuchteng Den Repräsentante­n8 Kaiser Wilhelms gab, der einen Achten Berfuch unternahm, das dredlich Serwitter zu bannen. Suhomlino i­­eim Opfer seiner eigenen Münze gemorden. Und ‚sein Shieff mahnt an das seines, Kollegen Skitchener in es Beide versprachen­­ viel and hielten im entscheio­end Augenblicke imarig. Doch das Los Sud,omlinains it w tragischer.. Denn ihm haftete der­ Rıthm einer. Mersenkicht von höchsten Dualitäten em, and. viehaf nannte to ihn, a­z Crolmpin dem Ctahle Bogroims erlag, ee ‚eine der Rurflands BZukunft bedeute. Diplomat, ei Gelehrter, Politiker in einer­­ Merson, beim Zaren an­­gesehen, bei der­ Großfürstenkamtarille beliebt, beim Soft. nitt vechaßt, wer: scjien " eher prädestiniert zu Höchsten Würden? Das bifd­en Munition, das den Rufen nach ihren Behauptungen die Eroberung Wiens und den­ Zug nach Berlin unmöglich machte. Die paar Kilometer Bor­dens, die sie nach ihren drolligen, naiven Derstellungen zurückgetotchen sind — freih­ilfig wat und aus Höheren, neuen _ geandioten _ Blöhen, j Feuilleton, frühlingsreife an die französische Front. Bon Andreas Winding in „Verdens Gang”, Deutsch von Werner Peter Larseı. Die erste Frühlingsblume dieses Jahres sah ich am­­ Rande eines französischen Schügengrabens blühen, zwischen den Ruinen zweier Landstädte nördlich von Arras. Sie stand ‚völlig einsam da, die kleine gelbe Blume, und nichte leite­n im Rebel vor fi hin, während über ihr die schweren Granaten snarrend und brüllend ihre Bahn zogen . . . An einem zeitigen Frühlingsmorgen hielten die Mutos des Generalstabes in einem fleinen Fleden, etwa einen Kilometer von der deutschen Stellung entfernt. Der Nebel war so dicht, daß wir nur wenige RR weit sahen, aber er kam uns gerade wie gerufen, . Nebel vermochten wir überhaupt ein Gelände zu Durd: Bit, das sonst stets unter heftigem Feuer gehalten war. Wenn wir aber einstweilen auch nichts sahen, so hörten wie dafür umso schärfer. Irgendwo drinnen im Nebel brummten mit­ tiefem, schwerfälligem Donner die deutschen Kanonen; ab und zu fauste mit einem Haren blanten Klang ein französischer 75er über uns hin; nach einer Weile begannen von hüben und drüben auch die Praschinenge­wehre zu m­attern. Das betäubende Krachen explodierender Torper­o 008 und der deutschen W­urfgeschosfe vervollständigte das Morgenkonzert. Nach einer Weile hatte es den Anschein, als nehme das Feuer­ an Heftigkeit andauernd zu. Unser Führer meinte, es sei uns zu Ehren angegangen, denn es ist nun einmal eine merkwürdige Tatsache, daß die Explosionen der Auto­­mobilmotoren die Eigenschaft befssen, feindliche Granaten anzuziehen, und in unserem,Sieden stand um diese Stunde ‚eine ganze Wagenburg von Autos beisammen. In dem ‚gleichen Augenblick, als wir über die nassen Felder Hinaus­­­ wateten, traf drinnen in der Ortschaft eine Granate die Säule, die jeßt während des Krieges nach englischem ". in ein Teehaus für Die Soldaten umgewandelt it, tötete zwei Dat ae der Stelle und verwundete fünf andere schwer, die­ soeben erst die Traffe mit dem heißen Tee an die Lippen gejegt hatten. Wir steigen in einen Laufgraben hinab und finden uns einer Holztafel gegenüber, auf der der Name „Boyan Despagne“ verzeichnet ist, der Name eines gefallenen Offiziers, nach dem der Laufgraben benannt wurde, wie man denn überhaupt, je mehr sich das Laufgrabensystem entwicelt hat, dazu übergegangen ist, den Gräben Namen zu geben, ganz wie den Straßen in einer Stadt. Hier, wo wir uns jeßt befanden, zog sich über eine Front von nur 15 Kilometern ein 250 Kilometer langes Weg von Lauf­­gräben hin, und gegenüber hatten die Deutschen eine ganz ähnliche Anlage, so dann auf eine Front von zwei Meilen an dieser einen­ Stelle allein rund 500 Kilometer Lauf­­gräben entfallen. Es sind Durcjaus moderne Laufgräben mit Holzver­­schalung, die wir da zu sehen bekommen, und auch Der Weg, auf dem wir gehen, ist mit derben, festgefügten Holz­­bohlen ausgelegt, von denen unsere Tritte Laut widerhallen. Dieser Schall pflanzt sich, i­ok des dichten Nebels, im engen Raum des Grabens fort und bietet gegenüber dem fortwährenden ungemütlichen Pfeifen der kest patas Ha die einen Sub über unseren Stöpfen in den Erbmall einschlagen, für einige Zeit eine angenehme Ablenkung. Bei den ersten Ehihen fragte ein Berichterstatter : „it das ein­­ Telephondraht, der da so singt?“ „Isa,“ antwortete der begleitende Offizier, „wenn Sie wollen, können Sie es auch Telephon nennen, es sind die Deutschen drüben, die Anschluß suchen ...« Wir fuhlen uns etwa wie junge Rekruten,die die erste Feuertaufe erhalten.Im übrigen schützt uns der hohe Lehmwall so daß man reckt man den Halg nicht gar zu lang,kaum eine ernste Gefahr lauft Schlimmer sind schon derxplosionem die das erste mal wenn man sie aus nächster Nähe beobachtete men entschieden unangenehmen Eindruck machen .Wir haben ung nun der äußersten Feuerlinie genähert und befinden uns nur noch etwa fünfzig Schritt von dem­­ äußersten Schütengraben entfernt. Im Laufe der wn­it das Feuer von drüben immer heftiger worüber si die Soldaten wundern, da die­nen, Stunde geworden, Deutschen sie gerade an dieser Stelle lange verhältni, ruhig verhalten haben. Heute aber haben sie mit einemmal wieder aus aller Kraft eingeseßt. Mag der Simmel ‚oil­n, was da drüben 108 ist! Die uns führenden Offiziere heranfälagen, es ratsam ist, sich unter diesen Unständen noch weiter­ wagen ! Aber die amerikanischen Sournalisten brennen­ vorwärtszukommen, und Mr. James Hopper aus Francisco, der jeden Augenblick neugierig die Nase über Nusgudvand hervorstect, um wenigstens ein Zipfelchen Feinde zu erbliden, stellt fest, daß unser Besud Sgngenlinie schon im Interesse der heranmachjenden ration. absolut unumgänglich it. unmittelbaren: Aa: Sg ia .­­,,ich gebe zu«sagte er,,,daß es vielleich einmal so außerordentlich interessant dort it, u vielleicht ebenso gut Darüber schreiben Tonnien, es gesehen zu haben, wenn wie aber einmal als­­ mit sitternden Händen balta so werben. BE no »­­ausgesehen hat... Mir jeßen mun ala Gang fort. u den äußersten Schügengraben. Hier sind sowohl wie auch sämtliche Wände mit Holz verschalt.­­ vände des Grabens, der dem Feinde zugen­ete noch eine besondere Stufenerhöhung für die Schüt auf etwa einen Meter voneinander besisiit 5 atelie It statt find, E3 ist zum nächsten deutschen an ni Be Meter. Wir selber sprachen nicht laut; 1 wur‘ willkürlich stil. Der Nebel hinderte uns, den Graben zu sehen. Wir mußten nur, daß die­­ar drinnen im Nebel wenige Schritte von uns­­ entfern Und ebenso, wie wir das fühlten, hörten wir sprechen, einzelne abgerissene Säte und Worte,­­­­jedoch bis hier herüber nicht zu verstehen vermochten. Bieslich ertönte eine ungeheure Geplokon, in dem­ nur Dank Diesem .»

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