Pester Lloyd, August 1915 (Jahrgang 62, nr. 212-226)

1915-08-01 / nr. 212

MT mus. Italien ae Zeitungsfirma Saarbach; 7 Nova Bechange in Mainz 62. Jahrgang : Budape, Sonntag, 1. August 1915 in Hl — —— usmane: | BERN ; « · Ctagsbruch verboten.) Bwischen Niemen und Bug. Bon Major a, D. dv. Schreibershofen (Berlin), . Berlin, 30. Juli. 1 jener ‘Stelle zurückgewiesen werden könnte. Das war der Zeitpunkt, zu­ dem auf die Armeen des Generalfeld- Marschals v. Hindenburg die Offensive ergriffen. Ueberblict man die Lage­ der Verbündeten zu­ jener Zeit, so befinden sie sich dem im polnischen Festungsvierer versammelten russischen Heere gegenüber auf den äußeren­­ Linien. Von drei Seiten aus wollten­­ die Verbündeten zum fonzentrischen Angriff­­ gegen die Aussen vorgehen. Von­ Süden­­ waren die Armeen Madensen schon im sieg­­reichen Vorgehen nach Norden. In­ Südpolen hatten die Truppen des Generalobersten dr. Woyrich ebenfalls schon die Offensive ergriffen und­ den Gegner auf und hinter den Ilzanfaabschnitt zurückgeworfen. Nördlich der Pilica standen deutsche Truppen vor der rufsischen Feldstellung hinter­ der Ratofa und Bzúra und versuchten durch schritt­­weises Vorgehen allmählich in die rufsische Hauptkampf­­stellung einzudringen. Im Norden standen die Armeen der Generale b. Gallwik und v. Scholg mit ihrem rechten Flügel bei Block an der Weichsel, mit dem linken ungefähr bei Kotoio. Ihnen wurde die Aufgabe zuteil,­von Norden her die ruffische rechte Flanke anzugreifen. Zunächst rich­­tete sich­ der" Vorstoß gegen die Vorstellungen,­­ die die Russen nördlich und nordöstlich des Nareiw belegt hatten, sie wurden gek­ommen und der Gegner­ auf und hinter den Nareiv zurückgeworfen. Allgemein hatte man angez­nommen, daß die Stellung­ hinter dem Narewaabschnitt eine außerordentlich starte sein würde, seit vielen Monaten hatten die Nujsen Dort“ befestigte "Feldstellungen ausge­­baut,­­die mit allen Mitteln der­­ Kunst und der Technik verstärkt worden waren. Sie hatten eine besondere Stärke dadurch erhalten, daß an den Uebergängen brüdenkopf­­artige­ ‘permanente­ Werke errichtet waren. Vor der­ront 309 fi­r die Breite, sumpfige Niederung brechung der Narewofront war eine der wichtigstem Be­festigungslinien besestigt, die dem rechten Flügel der ru­sischen Brenttalstellung Schub und Dedung gewähren sollte. Damit war aber auch zugleich die ganze rechte Staufe der Russen durchbrochen. Der weitere Bormarsch der Deutschen konnte sie auch in den Besitn der wichtigen Eisenbahnlinie Warschau— Bialystot— Wilna bringen, für den Nachschub des russischen Nordflügels umnentbehrung war. Auf ihr allein konnten die ganzen Heeresbedürfnise geführt werden; sie verband Warschau, Nowogeorgienik und die an der Weichsel befindlichen Truppen mit dem Innern des Landes und kam auch bei einem etwaigen Rückzuge als rückwärtige Verbindung in Betracht. Die russische Heeresleitung hatte das Entscheidende des deutschen Vorgehens wohl erkannt. Dachte Jean eine Kortlegung des Widerstandes, so mußte unter allen Umständen das weitere Vorschreiten der über den Narem vorgedrungenen heuten Truppen verhindert werden. Der­ Gedanke lag nahe, mit den Hauptkräften dagegen vor­zugehen, um zunächst viele Gefahr zu beseitigen. Das war aber nicht ohne weiteres ausführbar, weil der größte Teil des­ russischen Heeres zwischen Bug und Weichsel in harten­ Kämpfe­n mit den dort vordringenden Armeen Madensen stand. Hätten die Russen von dort erhebliche Sträfte weggenommen, so wäre ihr­ Widerstand südlich von Lublin und Cholm sehr bald niedergerungen, worden, sie hätten. Die wichtige Eisenbahnlinie Swangorod— Komwel­ und­ die­ bedeutenden­ Etappen- und Stichpunkte das weitere Vorgehen der Deutschen nicht mehr aufhalten können. Ss erschien,umso weniger möglich, Kräfte von dort Wegzunehmen, als die Kämpfe sich im allgemeinen zugunsten­ der Verbündeten , entwickelten. Der rechte Flügel der Arm­ee Mader­sen hatte bemerkenswerte Fort­­schritte gemacht, und,­­westlich des Bug vergehend, trächtlichen Raum nach Norden gewonnen. D E den vorhandenen Kräfte,i waren also dort, unentbe Dte Abk­ehr der ‚deutschen­ Truppen, a mußte deshalb, mit­ den an Ort, und Stelle, bei Kräfte versucht werden, CS ist aber mohl mögli­cher Nordflügel der Nufsen eine Verstärkung Westfront erhalten.her. In der­ Testen Zeit h­auften­ das­­ Westufer­ der Weichsel volk­ommen ge und waren­ mit ihren Hauptkroften auf Swangorod Warschau zurückgegangen. Wenn sic auch ein Teil dach in der­ erweiterten Brüdentopfstellung westlich de Warshau befand, ein anderer Teil zur­­ Verstärkung der Belebung: von Warschau und Notwogeorgie msl­det worden­­ ist, so­ blieben doch immer noch Kraf über die die zuffische Heeresleitung in­ anderer­lei fügen konnte, und die veraussichtlich zur Verstärku zuffischen Nordflügels bewabt worden­ sind.. Sein­­ Berhalten konnte entweder offensiv oder defensiv sein. Nachdem die Naretvlinie verloren gegangen war, fi nächster­ größerer Abschnitt,der stchz zur Vext" eignete,der Bua in Betracht,d»erauf«der eaz die Feuilleton. Die Lig Bon Bernhard Alexander, Ei Problem schien sie uns nicht, bis zum Ausbruch dieses Krieges. Ehmäßig war sie immer, und auch darin dem Schmub verwandt, daß man sie manchmal nicht ver­­meiden kann. Es gibt nichts klareres uns Durchsichtis geten als die Lüge, meinen Die meisten. Logisch­ genom­­men ist Die Lüge eine Mustane, die ven Tatsaden nicht entspricht, also eine Unwahrheit. In ethischer Verlegung ist die Lüge absichtliche Täuschung: ich muß Milfen,­ daß ich sie Un­wahrheit sage, und muß beabsichtigen, sie für Sur­heit­ auszugeben, dann erst lüge ich­. "Rsycholootisch it Die Züge ein Sumpfgewächs, das in phantasiereichen Köpfen so wild wuchert, daß m­an es. kaum ausrotten war, wes­­halb auch in den phantasiereichsten Lebenden "auf Erden, nämlich den Kindern und den Boeten, Wahrfert und Dichtung unentzwirrbar, fi­­lmeinander verroeben. Freilich­ fehlt in Diesen der bewußte Wille zur täuschen,­ oder wie­nigstens ist das Ziel der Täuschung ein anderes. In sol­chen Fällen" wird Lüge ein interessantes, psychologisches Phänomen, das Sbjen in seinem Peer Gynt so minder­­bar poetisch gestaltet hat, aber problematisch ist sie auch da acht. Man wird viel belogen in der Welt, und je ehr­ Fibher und offener man ist, desto mehr lodt man die Lüg­­ner an, ihre Kunst an uns zu erproben; inder Zeit euitive­­der kommt man dahinter und dann ist es mit der Lüge berbei,, oder man bleibt ein Narr sein‘ Leben lang, nur weiß­ man ,es wenigstens nicht, Ein­ bißchen lügen ‚wir ja alle; Teiner, von uns läßt lieber, seinen ‚Freund verderben, ala, ihr mittels einer Notlüge zu retten; auc­ it "Lügen höchst bequem, man entgeht allerlei Unanwenntlichleiten, ohne‘ eventiell anderweitig arm­en Schaden wazuzuhten. Man braucht bloß den Hund aufzutun, und das ist, Doch jen Seh nun and­ das vielleict Wichtigste zu Tanen:­­die Beurteilung der Lüge Et in unserem modernen Geben de3 Bug, Narew und Bobr ' hin, die‘ ein‘ starres, militärisches Hindernis­­ bildete "und, nur auf Wweitigen » Mederganagstellen, vom größeren " Trup­ mdepasonmára überschreitbar w­ar. Der Angriff, den die ‚Deutschen zunäch­st gegen die auf dem Südufer stehenden russischen Heeresteile richteten, sc­ihien außerordentlich s­chiver. ‚Jedenfalls mußte er längere­ Zeit in Anspruch d. ] nehmen, bis ‘die Befestigu­ngen artilleristisch nieder­­gesämpft waren, die Infanterie fich über­ das schwierige, ungangbare Gelände am. Die Stellungen herangearbeitet hatte und alle Vorbereitungen zur Durchführung­ des Sturmes­ getroffen­­ waren. Dabei­ hatte man aber nicht mit der großen Energie der deutschen Führung und­ den außerordentlichen Leistungen der deutschen Truppen gez­­echnet. Ihnen glühte­ es innerhalb weniger Tage, die auf dem Westufer befindlichen perm­anenten Werke zu erstür­­men, die Russen gänzlich auf das Südufer zurückzuwerfen, alsdann­ die ganze Giellung bei Nozan und Pultus" zu durchbrechen, auf dem Siüdufer "festen Fuß zu fallen und von da aus Beier vorsuaeben Cs war: dies ein außer­­ordentlicher, großer­ Erfolg, der­ von den­­ weitestgehenden taftischen und­ strategischen Erfolgen begleitet war, die zum Teil exit fest allmählic ausreifen. Mit der Durc­­­­­hödjit laz: geworden. Man sagt sich: er lügt, aber auch ich lüge, du lügst, wir lügen. Das ist gewiß jeder ‚hinem, aber er bricht­ Doch der­ Lüge ‚ein bißchen die­ Giftzähne aus. Wenn Lüge, so häufig ist, dann wird sie ungefähr­­­ ich, denn jedermann ist vor ihr auf feiner Hut. "Glaube ich dem Lügner nicht, so lächelt er zuleit selber über seine Züge. So entsteht­ der joviale Lügner, der gleicsang lügt: Sagt mir meine Freude, ihr glaubt mir ja ohnehin nicht. Nun­ aber hat­­ der­ Ftieg Die Lüge ins Dinam­ische gesteigert und zugleich ins Gräßliche verzetit, wie­ ein Gorgonenhaupt­ starrt, sie uns san, Es­st uns, als hätten wir eine neue Art von Lüge kennen gelernt, die welt­­historische­ Lage, die sich wie ein unpersönliches Grauen fühlbar macht, wird auf die Brut, den Atem beftemmend, leet, Die­ man nit paden und nicht entlarven : tann, Die sein Subjek­ "und sein­ Objekt hat. Wer lügt? "Seder ! Wem wird gelogen? Jedem! Wer glaubt an die Lüge? Alle Welt auf, Dec: einen, Fein Mensch auf der anderen Seite. Man spi­t, wie ein ungeheurer­ A­pparat in Be­wegung­ gejegt wird, Länder werden hermetisch ab­­geschlossen, und teusend Zungen reden, tausend­ Federn, Schreiben, was ein Wille ihren zu jagen und zu schreiben gebietet. Völker werden Delogen, Bölfer werden an cejdwrait. Dem bösen. Willen, gesellt: Ti­­ats; Freiwillige Helfershelferin Die Phantasie und tut als Sranktireur per Lüge mit. Ein gräßlies S­­chauspiel, und noch ge­­fährlicher als grüßlich;­­ Men sieht sofort, Da­ man ich nicht. zu helfen imstande ist. Es­ gibt Sturmtnwinde, denen sein lebendiges Wesen standzuhaten. vermag. « sSollen­ wir einig seidsieser welthistorisch seit Lüsgiew auF zähwikP Die­ 1mx1«e’i·«,euxerlichfteist,daß wir diie Ang­reifen in diesem Kriege sind daß wird im Krickx gegen­ die fr­iedlichen dfijen Mächte Ezurochs entfesselt hat­u Rußland und Engslaus ddswchtetis ja gar nichttm den Krieg,.1md gar,erst F1­ a1xkre·ich!«...Man passe­ auf,wie der scheußliche Trank gebraut wird. Freilich, dachten die Bür­­ger­ in vielen "Ländern "nicht an Den Krieg, aber an hierzulande nicht, wie überhaupt nirgend, Handel und Ge­werbe fürcteten sich vor dem­ Krieg, den Gelehrten und Schriftstellern traute er vor dem­ bloßen Gedanken Serbien überhaupt sehr unvollständige Gekmnken» Da er, also nicht im Traume am Krieg, Dachte, der aber doch tam, so,ist es Gelogen muß also ‚auf folgende Art werden: ma ein Stamm Wahrheit, vernengt, damit heit, als man, will und far, und , erm­iejen, Da den Kieg, gewollt. . . angezettelt , und. angefangen , braucht,­­ mischt das Gan, daß das Gramm. Wahrheit obenauf, bleibt, und gestacht, Ihr wart sofort zum Losschlagen bereit“, Kann wird geantwortet: ‚Wir wußten, Ihr werden­ eines Tag uns, angreifen, wie es auch geschah.“ Dasselbe aber sagen auch wir! Wer sagt die Wahrheit?. Dieser Krieg soll es er­scheiden. In Wirklichkeit wird es nie entschieden werden. Man glaube ja nicht, daß nach dem "Kriege Dorume" zum Borschein formen werden, die den entscheiden­ Beweis enthalten, wer den Sieg angestiftet hat. Genwi man wird haben und drüben Tatsachen, Urkunden um dergleichen, veröffentlichen, aber die Lüge wird , fortleb­eißt Ihr, wann sie­ enthüllt, werden, wird, wann sie wird enthüllt werden können? In sziret, oder fünfhundert Fahren! Wenn die Sache niemand mehr intererieren t wird, wen vielleicht auch, die Reiche ‚gar nicht mehr in ihrer heutigen Form bestehen werden, um die es sich handelt, wenn­­ die Wahrheit vollständig überflüssig ge­­worden ‚sein w wird. » Und nun begreifen­ wir das Grauen, "548, manchen faßt, wenn man sich auf­ Geschichte beruft. Solange man sie braucht, ist sie unvermögend ins Dienste zu leiten; wenn sie leistungsfähig­r wird, dient so viel U Fr Serie FRE so «· ’«2’«..«tsijj" «« 7 7 | 7

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