Pester Lloyd, September 1915 (Jahrgang 62, nr. 258-272)
1915-09-16 / nr. 258
ard ‚Die Grieniepresse wählt seit einiger’ Zeit mit trieterreicher und Ungarn die, todbringenden Geschosse ertigten, die den Leib ihrer Landsleute, ihrer Brüder , Söhne zerfleischen sollten. Jeder Oesterreicher und Ungar, der in einer amerikanischen Munitionsfabrik arbeitet, ist ein Feind seines eigenen Vaterlandes. Er leistet der Sache unserer Gegner Vorschub, er verlängert Krieg, er vermehrt die Schmerzen und Leiden Tauber. Er ist laut unserer Geiege mit schwerer Strafe zu belegen. Es war ein Schicsalsschlag für die zahllosen österreichisch-ungarischen Reservisten in Amerika, daß sie, von England gehindert, nicht nach dem Kontinent reisen und Schulter an Schulter mit ihren Brüdern und nen für ihr Vaterland kämpfen konnten. Ein hartes Geschi> Hat es gefügt, daß der starke Arm, dem es nicht und dessen Reiseziel Berlin und Wien war. Auf der Höhe nn wurde der Dampfer „Rotterdam“ von englischen Offizieren angehalten, Mr. Archibald wurde widerechtlich einer Untersuchung unterzogen und das ominöse Schreiben wurde ihm abgenommen. Die englische Regiesen natürlich nichts DBesseres zu tun, als dieses Schreiben sogleich dem Präsidenten Wilson vorzulegen. Daraus entstand nun die Affäre, die jekt im Zuge ist, o Da er Sensationsgier in einer Affäre , die sie ung eine Todsünde anrechnen möchte, die beigab ein neues Schmußblatt in dem vergönnt war, das Schwert an der Seite des Bruders zu tun, nun in den Muniionsfabriken gezwungen wurde, die Waffe des Feindes zu schärfen. So war, dem Gedanke aufgetaucht, diese Unglückkichen der Pflicht entziehen, der sie in den Munitionswerkstätten für en Sold obliegen mußten. Unter Washingtoner Botschafter Dr. Dumba hat in einem Schreiben an das Auswärtige Amt in Wien die Anregung gemacht, die in den Munitionswerktätten beschäftigten österreichischen und ungarischen Arbeiter auf irgendeine Weise von ihrer Verpflichtung befreien. Dr. Dumba übergab das Schreiben zur Titerbeförderung an den ihm befreundeten amerikanien Publizisten Mr. James Archibald, der sich gerade in dem Dampfer „Rotterdam“ nach Europa einschiffte ein direkter Bericht von unserem Botschafter Dr . Dumba noch nicht eingetroffen ist, sind die Einzelheiten der Affäre, noch ungeklärt, was aber die Ententepresse nicht hindert, sich mit Indianergeheul auf diese fette „Sensation“ zu stürzen und sie gegen uns auszunüßen. Bisher liegen bloß zwei Aktenstile über die Dumbafäre vor. Das eine ist der Brief, den Botschafter Dumba»an das Auswärtige Amt in Wien gerichtet hat und ber. Mr. Archibald widerrechtlich abgenommenurde, das zweite ist+die Note, die die Vereinigten in dieser Angelegenheit gleichfalls an das Aus: =. - gestern das besiegend Chefredakteur des “am Orte wohlbekannten Blattes , Szabadság" nach einer berausgegangenen Konferenz mit ihm und in Verfolgung seiner Vorschläge zur Herbeiführung von Ausständen in den Kriegswerkstätten der Bethlehem-Stahlwerke von Schwab und ebenso im mittleren Westen. Dr. Archibald, der Eurer Exzellenz wohlbekannt ist, fährt heute um 12 Uhr an Bord der „Rotterdam“ nach Berlin und Wien ab. So bewüße diese seltene und sichere Gelegenheit, um den Vorschlag Eurer Exzellenz geneigtester Erwägung anzuempfehlen. Es ist mein Eindruck, daß wir die Herstellung von Geschossen in Bethlehem und dem mittleren Westen auf Monate hin stören und einhalten, wenn nicht gar gänzlich verhindern können, was nach der Meinung des „ deutscen Militärattaches von großer Wichtigkeit “ist und reichlich ‘Die Geldausgabe aufwiegt, die dabei in Frage kommt. Aber selbst wenn die Ausstände nicht ausbrechen sollten, ist es wahrscheinlich, daß wir unter dem Drug der Krisis günstigere Arbeitsbedingungen für unsere armen, gedrückten Landsleute erzielen könnten. In Bethlehem arbeiten diese weißen Sklaven, jezt zwölf Stunden täglich und sieben Tage in der Woche. Ale schwachen Personen erliegen der Arbeit und werden schwindsüchtig. Was die deutschen Arbeiter angeht, die unter den gelernten Kräften gefunden werden, so wird für ihren Lebensunterhalt gesorgt werden. Außerdem ist ein privater deutscher Arbeitsnachweis eingerichtet worden, der solchen Leuten Anstellung besorgt, die freiwillig ihre Stellung aufgegeben haben, und der bereits gut arbeitet. Ic bitte Euer Exzellenz, mich gefälligst“ mit Bezug auf diesen Brief drahtlos zu unterrichten, ob Sie den Borst lägen zustimmen. Dumba. Die Note der Vereinigten Staaten. Die Note der Vereinigten Staaten an das Ministerium des Aeußern'in Wien hat folgenden "Wortlaut: „Botschafter Dumba hat zugegeben, daß er seiner Regierung Vorschläge gemacht habe, um in amerikanischen Sabriten, in denen Munition hergestellt wird, Ausstände zu verursachen. Dies entnahm die Regierung der Vereinigten Staaten aus der Abschrift eines Briefes des Botschafters an seine Regierung. Der Ueberbringer war ein amerikanischer Bürger, der unter dem Schuße eines amerikanischen Passes reiste. Der Botschafter gab zu, daß er sich Archibalds bedient habe, um seiner Regierung amtliche Berichte zu übersenden. Da er die Absicht, eine Verschwörung zu schmieden, um die geseßmäßigen Industrien des amerikanischen Volkes zu behindern und den geseßlichen Handel zu stören, zugab, da die Verwendung eines amerikanischen Bürgers, der durch einen amerikanischen Paß beschüßt ist, als geheimen Weberbringers amtlicher Berichte durch die feindlichen Linien nach Oesterreich- Ungarn eine offene Verlegung der diplomatiscen Gebräuche darstellt, beauftragt sich der Präsident, Ew. Exzellenz mitzuteilen, daß Botschafter Dumba der Regierung der Vereinigten Staaten, nicht länger als Botschafter der kaiserlichen und königlichen Regierung in Washington, genehm sei. In der Ueberzeugung, daß die kaiserliche und königliche Regierung einsieht, daß die Regierung der Vereinigten Staaten die Abberufung des Botschafters nicht fordert, sondern wegen dessen inkorrekten Benehmens darum bittet, spricht die amerikanische Regierung ihr tiefstes Bedauern darüber aus, daß ein solcher Schritt unvermeidlich wurde, und gibt Oesterreich-Ungarn die Versicherung, daß sie aufrichtig wünscht, die herzlichen, freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Desterreich-Ungarn. fort: zu ig vu jefter S19959 Amsterdam, 15. September, Der Vertreter einer hiesigen Preßagentur hatte eine Unterredung mit dem amerikanischen Kriegskorrespondenten Archibald. Dieser erklärte, er habe nie beabsichtigt, der amerikaanischen Munitionsanfertigung entsgegenzuwirken. é en == Ich- bin. Amerikaner- englischer-Abstammung — sagte er — und nicht, ‚wie man behauptet, deutscher Herkunft. Der Inhalt des bewußten Schreibens war mir nicht bekannt. Kurz vor meiner Abreise nach Europa nahm ich vom Sekretär der österreichisch-ungarischen Botschaft Abschied, der mich fragte, ob ich den Brief für das Auswärtige Amt in Wien mitnehmen wolle. Ir hatte keinen Grund, irgendwelche Geheimnisse hinter diesem Briefe zu vermuten und erfuhr den Sachverhalt erst nach der Beschlagnahme meiner Papiere von den englischen Behörden. 0... Archibald erklärte weiter, daß er den österreichisch- ungarischen "Botschafter Dr.Dumba und den deutschen Botschafter Grafen Wernstorff seit sieben Jahren persönlich kannte, MS Journalist, habe er ihre Hilfe gebraucht. Im übrigen sei er nicht für die deutschamerikanischen Blätter tätig gewesen. und stehe auch den deutschen und österreichisch-ungarischen Plänen fern ; des „Beste n . . . “ Meldungen der deutschen Obersten Heeresleitung. Das „Ung. Zel.-Korr.-Bureau“ meldet aus Berlin: Großes Hauptquartier, 15. September Westlicher Kriegsschauplan. Ein französösischer Angriffsversuch am Sartmannsweiler Kopf wurde ‚durch unser Feuer verhindert. Ein bei Medesh (nahe der. ..-französisch-schweizerischen Grenze) beobachteter Fesselballon wurde heruntergestossen Er übersclug sich und stürzte ab. 44 úr a 75488: EN Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls u. Hindenburg: , Am. Brücenkopf westlich von Dünaburg : Kampf. .Bei" Soloki (südwestlich von Dünaburg)" wurde feindliche Kavallerie geworfen. An der Wilija nordöstlich und nordwestlich von Wilna. wurden feindliche Gegenangriffe zur VF gewiesen. Destlich: von... Dita und Grodu05 drängt unser Angriff weiter vor. Südlich des Njemen wurde die Szczarna an einzelnen Stellen erreiät Es sind rund 900 Gefangene gemacht. MIE Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: Der Gegner ist ab ZUIUEGADIGDER: mung mai Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls b. Madensen: Die Verfolgung auf Einst wird er die Szczara Mythen eingewoben. Wir höre von einer schönen Elena, die zum Kriege anstiftet und deren ät. mit Helena, die den trojanischen Krieg entfachte, unzweifelhaft ist. Auch sie wurzelt in dem dunklen e, doch dürfte ihre Neigung zu dem schönen Paris - Streiter selbst in die Luft emporstiegen, um hoch blauen Weiher ihre Kämpfe auszufechten, da die ihr genügend Plaß für die Ausbreitung der unen Heeresmassen bot. Dieses Gebiet der Sagendtschaft ist freilich noch nicht ganz durcforscht, da achlebenden viele Quellen fehlen und nicht alle bekannt sind, die noch vor der Weltkriegssage im e waren. É . ; ÜUndet uns der erste Teil in seiner Bildersprache die einungen der Naturwelt und wird in dem anderen er Sagenstoff vergangener Zeiten in anderer Form oben, so zeugen jene Teile von reinster Poesie, die auf die Schilderung der einzelnen Persönlichkeiten Völker beziehen. Jenes Zentraleuropa, das von den engen Naturereignissen im Norden, Süden, Westen Osten bedroht wurde, bestand, nach der Lage aus Doppelmonarchie und einem mächtigen Staate, die 4 ‚gel zueinander hielten. Die Doppelarchie war gewissermaßen , ein Spiegelbild der umen Nachbarreide, indem sie sich vornehmlich aus eilen jener Völker zusammensetze, die von allen Seitenen unternahmen, den Beherrscher dieses Reiches kündet, uns die Sage einen ehrwürdigen Monarchen voll Weisheit und Leben viel Kummer und Leid getragen hatte, dessen Erde, der in seinem langen, schritten Hatte, wird zu dem Kriege gezwungen — im 84. Jahre seines Lebens. (8 ist gleich 2mal 2mal : 2, das ist der erste Kubus, und 4 ist gleich 2mal 2, das ist das erste Quadrat; 8 und 4 sind gleich 12, die uralte heilige Zahl, die Anzahl der Monate und der Zeichen im Tierkreise.) Sicherlich hat vin , der Bildersprache des Mythos diese in jeder, Beziehung: Über jegliches Menschenmaß emporragende Gestalt eine tiefe symbolische Bedeutung. Hier sehen wir die Erkenntnis aufleuchten, daß die höchste Güte und Weisheit nicht mit Kraft „gepaart“ erscheint, sondern Kraft und der Ursprung der Kraft selbst ist. Während im früheren Epochen der Menschheitsgeschichte in der Lage Weisheit, Güte, Klugheit und Kraft als entgegengeseßte oder zumindest verschiedene Eigenschaften gedacht und dieser Auffassung entsprechend personifiziert wurden, sehen wir hier die ewige Wahrheit veranschaulicht, daß — gleichwie das Zweimäßigste auch das Schönste ist — die höchste Potenz der Güte auch die höchste, Kraft im Kampfe gegen das Böse darstellt. Als Gegenstof und doch als Ergänzung sehen wir die Gestalt des treuen Kampfgenossen, der auf umgekehrtem Wege diesen Höhepunkt erreicht und mit dem Besiße hoher Kraft auch die edelste Treue in schimmernder Wehr in sich vereint. Treffend“ ist auch die Symbolisierung des Königs der Eisfriesen, von dem die Sage erzählt, daß als er seinen Thron bestieg, seine Untertanen von verzehrendem Hunger gepeinigt, bei den Krönungsfeierlichkeiten auf dem Chodinkafelde einander zertraten, um eines Bissen Brotes willen. Ihm artverwandt ist der Verbündete des Eiskönigs, der Beherrscher des Nebelreiches, der ihm nicht nur in den Eigenschaften des Charakters, sondern auch in den Gesichtszügen zum Verwechseln ähnlich ist. Und als weiterer Bundesgenosse der Bösen durfte natürlich, wie es jedem Mythenforscher klar ist, auch der kleine mißgestaltete Zwerg nicht fehlen. Wird man wirklich in fernen, fernen Zeiten den Weltkrieg, dessen einzelne Phasen wir mit stoßendem Herzschlag und fiebernden Pulsen verfolgen, in solcher Weise beurteilen? Vielleicht . . . aber sicherlich würden wir ihn von diesem Gesichtspunkte aus betrachten, wenn er um Jahrtausende hinter uns läge. Er würde auch uns dann nur als Symbol ersceinen und wer weiß, ob wir damit gar so unrecht hätten. Auch der Weltkrieg wird verwehen, vergehen, denn „alles Vergängliche ist nur eint Sleianis’, 317: > N50-350 I Br 487 4 Weltkriege den sittlichen Halt gewähren, ohne den die Entwicklung des “Menschengeschlechtes zu seiner seligen Höhe undenkbar wäre.“ . Die . . Inwingrengen täpkurduggle, ii