Pester Lloyd, Oktober 1915 (Jahrgang 62, nr. 288-302)

1915-10-16 / nr. 288

CARL-many . MORGENBLATT Budape, Samstag, 16. Oktober 1915 Generalvertretung und das Budapest 6 Heller, in der —­­­­­. Budapeft, 15. Oktober. Nach Herrn Biviann hat nun auch Sir Edward Ered das Wort ergriffen, und die Wirkung­ ist, dag jekt das englische Unterhaus genau so flug ist wie­ die französische Kammer, und die am Ende ihrer Künste und Schliche engelangten Staatsmänner in Nish­ez nun inedoppelter Ausgabe schwarz auf weiß lesen können, daß die Verbin­­deten weder den rechten Willen, haben, od­. über die er­­forderlichen Kräfte verfügen, um ihnen Tajdje, wirksame Hilfe zu bringen. Auch Sir Edward Grey tröstet die. Ser­­ben, im­ Grunde nur, mit einem, Kompliment, für ihre Zapferkeit, die auch mir anerkennen, und mit einer vagen Andeutung rascher Hilfe. Im übrigen aber hat Grey gar nicht­ so, sehr für die Serben als für sich selbst gespro­­chen. Seine Rede war der­ Versuch einer­ Rechtfertigung: vor dem englischen Volke, das über die Balfanentwicklung ebenso unwillig erstaunt und angstvoll erregt it, wie das französische. Besonders erleichtert wird sich aber nach dieser Rede, das, Unterhaus kaum­ gefühlt haben, die ihm mehr eine Betätigung als eine Erklärung der diplomatischen Niederlage auf dem Balkan, des Bergsturzes, wie ein englisches­ Blatt sich so anschaulich ausdrückte, geboten hat. Ei­ Edward Grey, der die leidenschaftlichen Anstrengun­­gen Deutschlands, ‚den österreichisch-ungarisch-serbischen K­onflikt zu td­alisieren, vereitelt hat, wagt er zu behaup­­ten, England habe bei Ausbruch des Krieges gewünscht, daß er sich nicht ausbreite. Der Lenker des Foreign Office, der, monatelang dem einen Balkanstaat, Gebietsteile des anderen antrug, macht sich freit­illig lächherlich), indem er gesteht, die Hoffnung gehegt zu­ haben, da­ er durch Diesez Verfahren eine Medereinstimmung zwischen den Balkan­­staaten erzielen wird. Für seine­­ eigentliche Niederlage, den Anihlus Bulgarien an die Zentralmächte, weiß er seine andere­­ Begründung, als die offenkundige­­ Unwahrheit, dab mit ihn in Sophia durch das Angebot ariedhtischer und rumäniischer Gebietsteile ausgestochen hätten.­In der ganzen­ Rede steht nur ein­­ wahres Wort.” Herr Grey” tagt, nur. Siege auf dem Schlachtfelde würden der Extente die­ Gründung eines neuen­ Balkanbundes "ermöglicht haben. Damit gesteht er, was bisher zu bestehen in den Störverbandsländern als Verbrechen­­ geächtet war. Aber freilich­­ ging seine Miit auch hier nicht auf Wahrheit und Ehrlichkeit, sondern auf eine Schuldigsprechung der je­der Entente, damit Herr Grey freigesproc­hen DELDE. . . . »j« ss Nichterst ii­Uuicrijemse hat sir Edward Grey­ sich zu verteidigen begonnen.Vorher sofott hatte er«von 1 ,­",Reuterschen Bureau«und votr publizistischen Freunden vor seiner vom Angriff bedrohten Stellung Hindernisse errichten. ‚Saifen.­ Delcaiies,­ des Mithelfers und Mit­­schuldigen, Sturz hat ihn offenbar tief im Gemüte ge­­troffen und um die ruhige, sichere Haltung von ehedem gebracht. Sit Dad Herr Delcaije demselben Sturz erlegen, der auch über Greys Haupt bereits jeeres Ungerwitter zusammentreibt. Bon Diesen beiden Persönlichkeiten, Die su viel Unheil über­ Europa gebracht haben, it­te) zweifellos die interessantere. Herr Delcalje ist zwar sicherlich ein ungemein gewandter Intrigant, aber er gehört zur jenen­ Berschwörern,­ die am hellen Mittag im­ Garbonar­mantel auf der Straße spazieren, gehen und ihre Komplotte am Tiefsten an Wegkreuzungen vor vielen bewundernden Leuten spinne. Daher­ kommt es, daß man icon, seit­ vielen Jahren über diesen französischen Staats­­mann durchaus im Laien ist, seinen Halt gegen Deutsch­land, seine Bewunderung für England, seine Liebedienterei gegenüber Rußland rennt und Hinlänglich Zeit hatte, sich auf die von ihm gewinschten Folgen seiner hekerischen Malitis vorzubereiten. . « .. Anders Sir Ed­vard Gre1­.Er ist der»richtige Ver­­schwörer wider den Frieden gewesen,ein leidenschaftslqsteu schweigsamer und undurchdringlicher Angler nach Teil­­nehmern an dem ruchlosen Plan des Weltkrieges.In der Tat hatte­­ er es verstanden, das Mistrauen,­ das er­ reichlich verdient hätte,lange Jahre von­ sich abzulenken und in zahlreichen pelizifern Deutschlands die Meinung zu erregen, daß er, wenn auch durchaus: sein’ Freund des Deutschen Reiches, so doch von dem­ gleichen Abjdger vor dem Weltkriege erfüllt sei, wie die Mittelmächte, und Daß er im stillen alles tue, um­ die zu einem Konflikt drängen­­den Franzosen und dies im ihrer Stimmungspolitik uns bereienbaren N­uffen zurückzuhalten. Auch Heute: noch kann der­ Wille zur äußersten Objektivität die Möglich­­keit zu geben, daß Grey im großen und ganzen tatsächlich in diesem Sinne gewirnt und da er im Sommer 1914 nicht der Führer der am Kriege schuldigen Welihi wär er­­gesellschaft, eher der in eine Dadgasse geratene Verführte geb­eten sein mag. Aber auch dann wäre er, va dem der­hängnisvollen Lehler nicht loszuspiegen, den er­ damit begangen hätte, daß ihn ent­weder: andere als unheilen f olgen­der Rolitis der Tripelentente "verhaupt : als möglich. eriäi. oder. daß er. die Gefahrer Dieser Politik zwar erfannt. . Jer im. bermeintlich höherem Interesse jenes Land Kauf. nah. ‚.eber Diese Fragen wird heiteres Lid . dann gebreitet werden, wenn man ü­ber den­­ Berlauf und die Hintergründe der. zuerst dud Die Veröffentlichungen der ,Norddeutsschen Allgemeinen Zeitung” bekannt gewordenen Deutz:englischen Neutrali­­tätsverhandlungen­ im­ Jahre, 1912 beiser­ Beigeid missen. wird und über die damaligen Stimmungen, Auffassungen und Befürchtungen­ auf­ beiden Seiten ungezwungener wird Inred­em können. ««.. ’ cinnberi­ber dem politischen middem k von thu fu.1»:j;i—gan.3zjr trennenden menschlichzen Charakter Sir Edmard fsårchso westernus«sk3i11cn1Verhalt­e 11jnder Vergangenheit­ zu erigliegen wäre, vorderhand noch ein zu derfichtigen­ Urteil notinendes Halbdunkel Liegt, so ist die Mole, die er seit Ausbruch des Krieges spielt, desto Harer und unzweideutiger. Von di­esem Zeitpunkt an ft er zweifellos als der leitende Stopf der Ententediplomatie angesehen, tötig id einflußreich , ad­ dan, wer ihn sein Nugenübel »zeitspeilig zur­ Entfernung­­ vom „ Amte swang An dieser Rolle aber, das mit gesagt werden, hat er sich nicht so betragen, dass ihm der Feind die Sa Er­en is­­­t« entgegen­bringen«könnte,die sonst unternü­tzrkt d­en Kämpern gegenseitig gewährt wird.Er­ ist­ d­er­ Ekfytdek«« und Miterfinder der Schmählichen Schlagworte, mit den Silfe der Verleumdu­ngsfeldzug gegen Deutschland geführt, wird. Er hat mit voller Kaltblütigkeit und ohne die Ente­schuldigungsgründe. Die etwa französische Bolitifer­ie möge ihrer­ ‚hemmungslosen Leidenschaftliefeit später einmal für sich). In­ Anspruc; nehmen werden Zünnen, Die b­ramsten Lügen in die Welt gefegt und sic) in dem giftig­sten Beschimpfungen gefallen. Sir Edward Greys Neden in der legten Monaten zu lesen, war Ber­gnügen. Man gewann davon den peinlichen:­ndrud ein­es, ungewöhnlich tiefen moralischen Niederganges bei einem­ Manne, der auch bis dahin nicht allen und nicht immer (pmpathije) war, aber ein Muster­­ von Winde schien. ·­­Nun kommt sollten nicht von Treue reden: Auch heu­te noch),­­ ha ‚vielen Monaten, ist der Eindruch des infamen italien Treubruches in der ganzen neutralen Welt ungeschwächt und das Urteil über Italien wird naturnotwendig and­ zu An 1219 c Achtung e 23 oj = => S an & zi úszó a = = = a = mie & et m: 8 > kazi _n a 6 a e ee = had 2 =, ch | «. 7 | . Fenilleton, Lombrose, von seiner Tochter erzählt, Bor Mar Nordam­ edes Leben ist­ eine Tragödie, denn seine Entwic­­lung geht von Schmerz zu Schmerz und sein Ausgang ist der Tod. Von niemand gilt jedoch diese leidvolle Fest­­stellung so unbedingt, wie von dem Ausnahmewesen, das von der Natur Die verhängnisvolle Gabe Des Genies empfangen hat. Die Nachwelt, die es nur noch im Glanz eines gesicherten und unbestrittenen Ruhmes sieht, stellt sich gern vor, daß er mit einem Strahlenfrang und einem Stern an der Stirne durchs Dasein schritt, der es der Be­­wunderung der Zeitgenossen bezeichnete. Ad), wer das Genie ein Zeichen an der Stirne trägt, so ist es ein Kainsmal, das die Hand des Böbels gegen es warte. Es findet und ber­ündet neue Wahrheiten? Dann bricht es faulen GSaslendrián, stört bequeme Gewohnheiten, zwingt zum Musgeben­ eines behaglic­h Döjenden Auto­­matismus und zur Mühfel einer Anpassung. Also it cs der Feind aller Trägen, die sie in der Leberlieferung­­ wohl fühlen, das heißt ungefähr aller Welt, Es will’ dem nächsten Gutes erweisen? Das ist überheblich, und lächer­­lic, und es gibt namentlich ein schlechtes Beispiel. Denn es wird zu einem lebenden Vorwurf für all die Alugen, die sich um­ ihre eigenen Sachen fümm­ern, ihren Vorteil Wahrnehmen, Geld zu verdienen suhen und gesdjicht die Schwächen der weniger Schlauen auswüten. Es reißt, auf die Gefahr hin, von den Trümmern erschlagen z­­ werden, die Mauern­ alter Vorurteile und unvordenklicer Irrtümer ein, die die Menschheit einferfern? Das erregt die Wut all der Allein, Tausendfüße und Flederm­äuse, denen das unheimliche Gemäuer ein gemütlicher Inter­­schlupf ist, und verstimmt auch die Leute, die seinen per­­sönlichen Nasen davon haben, doch das Kraden der Ein­­sürze nit lieben‘ und die von den fallenden Steinen aufgewü­hlten­ SI:­311111 volfe 11 verabschjeumn Und all diese verletzten In­teresse 11,die kleinen wie die groszen,kehren sich gegen­ das Genieund crlsjebeuctthsuzgeschrcigege11 dischringernen Lisznispanyltaten und von Fort­­schrin­ggnvistijirsenigcuchilenidcheskiychnemeines !1e1sc.s.xte11Sc.t­rci-HnndFreundegksrfareL.1111111s1.1111,·1nie siejurinem bci Boccu in Turm eben erschiene11cu,mit Bildnissen und Zeichnungen geschtxiückr euschöneu Buche (.,CesareLon11)i­ os(­«storia delle vita e delle 01jere«) itsunicimr«T­uci·­i·-cchiimLombwjochrmrq erzäl­lt1·i)ird. TiefesdBIzkH ist ein Wert der Liclnyuvercsistauci«­ cinctapfcrcTatDassLiebling-Thad­äioi­tii­issosis—­»dic chrmiisscrinjlngrnicimdas.fiitcsznmxxt1bc··cat·lc.5jmu9.i freundewiss-bis­.s——«­vcsch:«is-L31«1mirjisisigeerxi1­ Ilichfcit und einer Riitj­ucgdiesi­ildeersikrinjmkilLDAI jcuxcilddka nehmen IIIDIIILZcirCTIXfuikddiskchcr äittent zwischen ihren gingerit, wenn sie bon: seiner bor­­nehmen Seele und seinem großen­ Herzen ipriot, seiner Ehligikeit,­ Jeiner Sitternheit, seiner rührenden Unbeholfenheit in allen praftischer Dingen, seiner Gleich­­gültigkeit gegen Neidtim,­­ Ehren, äußere „ Erfolge, seinen brennenden Wlleriburt,. Seinen Glauben­ an Wahrheit, feiner Barmherzigkeit, jetzter Hingabe an, die Geringen, Die Leidenden, ‚die­ Stieffinder der Natur und der Gesellschaft, jetzter Lreue gegen die Freunde, seiner Liebe zu, den Seinen. Ihre Etturme wird jedoch fest un läßt männliche Töne hernehmen, wenn sie ihres Vaters gumpfe für jene Gedanken schildert, Die sie mit eilt dringlichem­­­ Verständnis und Tode in der Begeisterung enti­idelt, und sie nimmt mit­ schöner ererbter Tapferkeit auf eigene: Kauft den Streit mit Gegnern auf, die ihr Noch nicht genügend niedergerungen scheinen. Gesare Bombigio, geboren in Verona am 6. November 1835, gestorben in Turin in der Nacht zum 19. Oktober 1909, war der Abkömmling spanischer Juden, die 1492 von der Kasholiigen " Königen" aus­ ihrem­ Vaterlande vertrieden wurden. Seine Frühreife war ungewöhnlich. Mit 15 und 16 Jahren, wenn talentvolle Knaben -Inriit­­­­ zu­ stam­meln beginnen, schrieb er zwei ernste und gründ­­liche Abhandlungen „über den Aderbau im alten Rom“ und „über das Studium­ der Geschhc­hte der römischen Republik”,­­ die ein veronesisches Blatt mit Lobsprüchen­­ veröffentlichte. Auf der­ Hochschule von Padua belegte er Vorlesungen über Literatur, Geschichte, Philosophie, aze Sprachen und Mathematik, gelangte jedoch erst allmählich dazu, seine­ M Aufmerksamkeit auf­ die Heilkunde zu am­eln. Entscheidend für seinen Beruf wurde ein Aufenthalt in Wieshdertthr endgültig zterrrenheilkunde sth'z"!«:. Täicb dein er in Padua de­r Doktor gemacht und­«sitzben Jahres­ 111g.von 1859 bis 1866,mit Ausze­ichn­ung­.als Arzt im italienisch dher gedient habe,habitiüerte ser sic),† ims Herbst 1866 als Pri­vatdozen­t fü­r Anthropologi­e und Geistesfrtauiljeiter in Pavia. ER Seine A­nfänge in der Universitätslaufbahn waren überaus mühselig. Seine­­ Familie, ursprünglich doch Durch den vorzeitigen Tod des Vaters arg herunt­gefommen, konnte nichts für ihn tun. AS. Dogent­er« freu­te er­ sich einer Zuwendung von 1200 Zire jährlich. Nur unser­ harten Entbehrungen konnte er sein: Leben fritten. Er, ‚wohnte im , einer Dachkammer,, nährte idh­ieben­ Monate lang von Kastanien und Waller und üben­legte für einen Bettelfold Molefhotts „Kreislauf des Lebens” ins Italienische. Um Unterrichtsmaterial zur haben, behandelte er unentgeltlich die Kranken einer Aba­tefung der Irrenanstalt Santa Eufemia. Die Not hatte­­ freilich bald ein Ende, da er 1867 an die glänzende Das texte Cielle eines leitenden Arztes der Irrenanstalt von Pesato berufen wurde. Ihm war es aber nicht um sorgenfreies Leben zu tun. Sein Ehrgeiz­ stand auf einen Lehritual,. In PRavia hatte er nichts zu hoffen. Genne nee A­nschauungen von Entartung, Irrsinn, Berdredien und Genie, die er in seinen Vorlesungen bereits zu Tehren begonnen­­ hatte, erregten bei den rückständigen, mittel­­mäßigen und eifersüchtigen Kollegen heftiges Aergernis, d0r­fte ihr duxd­ offene und versteckte " geindjel­atett auf Schritt und­ Tritt fühlen Liegen. Er nahm daher dankbar die Einladung­ eines einflu­kreichen Bernirnderer$ mb­­­ 7 « =

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