Pester Lloyd, April 1916 (Jahrgang 63, nr. 92-106)

1916-04-01 / nr. 92

JIYIIMZHSOKI Ganzj. 48 K, hajbi. 24 " smonetlich 4.40 K. Mit separater Postversen­­dung des Abendblattes viertelj. 2K mehr. ‘Für Wien ‘auch durch Herm. Goldschmidt, ländischen Postämtern entgogengenommen. MORGENBLATT IR RI­ES Rud. Mosse, J Generalvertretung: 63. Jahranng.­­ / LA Cél GY Air KIN ‚Sudapest, Samstag, 1. April 1916 - (rm · en en re « . Frankreichs Kämpfe und Sorgen. Bon Major a. D. Mar v. Schreibershofen (Berlin). ‘einen Artikel, « «­ ­Ve­ un,29.Mzkz. «Die Ereignisse bei Verdun beherrschen die gesamte Kriegslage auf­ den verschiedenem­ weit voneinander­ en­t­­fernten Kriegsschaupläten. Die Einmietung der Offensive tritt in dieser Abhängigkeit aller anderen­ Handlungen deutlich hervor. Es ist dies zugleich ein Beweis dafür, daß das deutsche Vorgehen bei­ Verdun einen entscheidenden­ Punkt getroffen hat. Wenn man die Gesamtlage fest be­­trachtet und die Ereignisse auf den­­ übrigen Zeilen des Kriegstheaters berücksichtigen will, so kann dies immer nur "unter dem Gesechtspunkte erfolgen, inwieweit dadurch die Ereignisse bei Verdun beeinflußt werden. Auch Aeußerungen der ausländischen Presse tritt diese Auf­fassung mit immer größerer Schärfe und­ Deutlichkeit her­­vei, und gerade die französische Heeresleitung ist bemüht,­­dieser Auffassung auch bei ihren Bundesgenossen Geltung zu verschaffen und sie dadurch zu neuen Anstrengungen in ihrem Interesse zu­ veranlassen, meinsamen Sache in dem­ er im Hinblick auf die in Paris stattfindende ‘große Beratung Sie bemüht für in den sich, die ‚anderen Regierungen davon ,zu überzeugen, daß das Er­gebnis der Kämpfe bei Berdun nit nur für das Schidjal . Stanfreiche, sondern gleichzeitig auch das Schidjal der übrigen Staaten mitbestim end fei und daß, wenn die Bundesgenossen jebr Frank­­rei wirfsam unterfrügen, damit auch am besten der s Wenn man Ich ganz auf den französischen Stand­­unkd­ stellen will,so muß nunnzzunächst jragegushtzt Frankreich b­isher geleistet, was im Vergleich damit die ‚anderen Bundesgenossen, und was erwartet fsrankreich ‚in Zukunft von seinen Freunden? „Frankreich hat für ‚alle gearbeitet, heute mögen alle für Zran frei­ ar­eiten,“ 48 Senator Lambert der Entente die Schluß­­folgerung ‘aus der augenblicklichen­­ Kriegelage zieht. Darin spricht sich sogleich die Ansicht aus, ba­­rant­reich mit­­ den Leistungen seiner Verbündeten unzufrieden hat und von­ ihnen für die­ Zukunft Offensive zu ergreifen. ES sei nur an die im vorigen Jahre äußerst verlustreichen Durchbruchsversuche in der Champagne, auf den Maashöhen und auf der Tront­aille— Arras erinnert, wozu noch zahlreiche kleinere Angriffsunternehmungen traten. Sowie die bei­ einer dieser vergeblichen Offensiven erlittenen Berlutte durch den­ Nad­erlag wieder ausgefüllt waren, unternahm die französische Heeresleitung­­ sofort einen neuen­­ Vorstoß, um die deutschen Linien zu Durcbrechen und den Feind aus dem Lande zu vertreiben. Daß die französischen Soldaten sich dabei mit außerordentlicher Tapferkeit ge­­schlagen, und ebenso wie die Führung eine große Wider­­standskraft und Zähigkeit bewiesen haben, ist von allen Augenzeugen anerkannt worden. Man muß deshalb zu dem Schlußurteil kommen, daß Frankreich alles Denk­bare getan hat, was überhaupt in seinen Kräften lag, und daß es tatsächlich derjenige Staat ist,­ der bisher­ die größten Leistungen aufzumweien hat. € ist zwar noch nicht völlig erschöpft und am­­ Ende­ seiner Kraft ange­­langt (wer das glauben sollte, würde sich einem jäiweren Irrtum hingeben, und gerade die jebigen, so erbitterten ja bei Berdun up das Tale einer arg vk­ie [prige itte bgung, obáfei­ 6 fem he ebenfalls, wie die Fürzlic) angeordnete Einstellung ber­ausgebildet und richtig bewaffnet und ausgerüstet­­ können? Bei der Beschaffung des notwendigen materials ‚müssen stets­ die außerordentlichen Verb­­rücksichtigt werden, die die Auffen bisher wahrer ganzen Krieges­ erlitten haben. Die eigene Indu nicht leistungsfähig genug, um auch nur annäher notwendigen Bedarf zu deden, und für die Heranführung aus dem Nuslande kommt bei der jegigen Sperrung­­ des Seeweges nur­ die sibirische Bahn und die Lieferung von Japan und Amerika in­ Betracht. "Der lange sibirise Schienenweg ist aber groß aller Verbesserung, die er auch während des Krieges erfahren hat, nicht­ ausreichend,­­ den ganzen Bedarf heranzuführen. Es ist auch zweifelhaft, ob das aus dem Auslande gelieferte Material bei­­ der Schnelligkeit seiner Herstellung und der Maffenfabrika­­tion allen berechtigten Anforderungen an ‚Kriegsbrauc­ ge vollkommen entspricht. ·" .­gnn man erwägt,was die Russen si bisher im­ Unterftügung der Franzosen getan haben, so war, je seine unmittelbare Landverbindung bestand und der Seeweg ausgeschlossen war, eine Hilfe nur mittelbar durch eine­­ Offensive gegen die Stellungen der Mittel­mächte durchführbar, dur­ die zunächst deutsche und öster­reichiiche ungarische Truppen gefesselt und der Verwen­dung an anderer Stelle entzogen wurden. Man muß as anerkennen, daß die zuffische Heeresleitung "Diesen Ger­iihtspunkt immer im Auge behalten und danach vers fahren hat. Sie it, so weit es ihr überhaupt möglich war, stets offensiv, vorgegangen. Dezember und Sanıtar­i waren mit außerordentlich heftigen Vorstögen in Wolhynien, Dstgalizien und Bessarabien ausgefüllt, und seit mehrer Zagen versuchen , die Rufen mit Masfenangriffen di deutschen Stellungen zwischen Riga und dem’ Narocz zu durchbrechen. Ihre Angriffe sind allerdings auch jet wieder auf der ganzen Front abgew­iesen. An seiner ei­sigen Stelle ist es den Russen trot aller ihrer Austre­bungen gelungen, in die deutsche Linie einzubringen , dort festen Fuß zu fassen. Sie können nicht den gering­ gedient sei. — mit diesen Worten schließt der , ge mehr erwartet, | auf T Rei­ng Ber bak bene Siba fälle Feuilleton,. Berliner Theater. Bon Stefan Grohmann, einer dramatischen Dichtung der Fürstin Mechtild Vidm­omwary lobte alles, was an Adel, Reichtum,­ Literatursalon, und Snobismus in­ Berlin h­at Krieg lebt und gedeiht, ins elektrische Licht Zeilingtheaters. Wäre e3. theaterd. Wenns hoch geht, worin er zerm­iricht befennt, fünwortung der zarten Dichtung leider ichen Erwägungen der Botschafters in London Uber ist er dent tifer verschwanden im Direktion Berlin, Ende Mär. des­­ diese . „Spiel, vom Tode“ von einer Buajaen­oral Klara Müller gedichtet, so läge, es eute noch­, von d­en Staubschichten verhüllt, im Archiv hätte Frau Müller einen­ Brief des feinfühligen Dramaturgen erhalten, , daß seine begeisterte Be­­vor den prakti Habe verstummen müssen Aber num, ‚die Gattin­­ des früheren deutschen­­ ist..Seine einfache Frau Müller und so haben sich eine ganze Menge sensitiver Literaten bestiffen. und bemüht, aus ihrem Werke’ „Musil” heraus» zuhören. Nie­ würde die einfache Frau Klara Müller, so­­viel innere­ Bereitswilligkeit in abgebrühten Rezensenten­­seelen gewebt haben! jedoch: Auch eine Fürstin kann Talent haben, ja, es ist für eine Fürstin sogar viel leich­­ter, Talent zu haben, als für Frau Müller, und gegen das Talent, woher es komme, wollen wir gerecht sein, gerecht, einer jungen Begabung­­ zu schmeicheln? Vor ein paar Wochen ist Carmen Sylva ertorben, die durchaus mehr als nur eine interessante tau auf dem­ Throne, die ein Iynisches Improvisierungs­­talent­ war, dag mit feiner­­ Fülle der dichterischen Ein­­eine: Menge Mahler, dürrer Literaten hätte derlor­­en können. Trogdem ist „der­ bleibende Ertrag ihrer S Produktivität ein geringer.: ‚Sie blieb eben immer Die königliche Hoheit, die d­ichtete, und ihre ergebenen Srn Wäre Carmen Eylva weniger­ verehrt und strenger beraten worden, ihre aus dem Boden Ibrigende Begabung hätte nicht nach allen Seiten der Improvisation verpuffen müssen! Der Tod ist­ gütig!... fest, mit wie viel Wortüberfluß, wie pompis und­ un­schlicht drüct die Frau Fürstin diese Gedanken aus.­­Er steht eine gefährliche Gelbstgefälligkeit in dieser todernsten Welt ihmweifigkeit. Kein Berjuch einer dramatischen­­ Ge­­schlossenheit, fein Anja zu dramatischer Bewegung. Feine Besorgtheit um die Plastik der Figur stört die vornehme Dilettantin. Sie hat Einfälle, also dichtet sie unbefüm­­mert fort. Das gibt dem Werk eine besonders für den Zuhörer unerträgliche Formlosigkeit. Nur scheinbar res­tleten­ die Figuren, im Grunde monologisierte­ die Frau Fürstin vier Stunden lang . . .. Herr Direktor Bar­­nodvSfy hatte das Werk inbrünftig inszeniert. Es­­ ge­­langen ihm, oder vielmehr seinem Maler Erich KIsf­­fowsky, heute dem interessantesten Ausstatter des Ber­­liner Theaters, herrliche, Bühnenbilder. Aber im Grunde war man erstaunt, daß die Zuhörer vier Stunden lang, ohne­ ein "Lächeln, ohne eine Träne, nur­ unge­wöhnlic, angestrengt, dem anspruchsvollen Spiel lauschten. Wage, es noch einer, ein läfterliches Wort gegen das Berliner Theaterpublikum zu sagen! € 3 ist das geduldigste, das geistig strebsamste,­ das bescheidenste und zumwartendste der Welt. Wiener wären während dieser undramatischen Monologe spöttisch ‘ge­­worden,.Pariser hätten»zu­ trampeln begonnen-Eng­­­länder hätten erbarmungslos gelälafen. Werk der Lihnowsty neben diesem grandiosen Wert, das dem Hörer zum entscheidenden Erlebnis wurde. Adj will fein täuschen. Menschenjdjidjale immer daß es von Direktor Bernauer: einfach meisterhaft inszeniert war­— der bedeutende Regisseur versteht schon von selbst. Auch sein Symnus auf sich in Berlin allmählich wenn es nur Weisheit den Maler Even h­ab­e, obwohl er es in wunderschönen Bildern standen hat, die Traum-Ilusion Der­­­bere überzeugend " vorzus Ausstattung her,‘ die Stüce sind und­ doc wichtiger. Dieses Traumspiel ist eine große dramatische P­araphrase der Kreugesfrage: „Herr, warum hast Du mich verlassen?” werden uns vorgeführt, “aber vom ‚Gewöhnlicen immer wieder ind Schicsalhafte gesteigert, und der­­ große Klageruf in jedem Bilder heißt: Fürchterlich ist das Schiksal der Menschen­­wäre, nicht viel, aber diese Traum­­bilder sind kondensiertes Leben. Da geht ein Leutnant im 14 Frühling , stundenlang , vor dem Bühnenausgang eins alten Theaters mit, einem­ Blumenstrauß auf und ab und wartet,auf die Geliebte, eine Schauspielerin. Der Strang­­e, in seinen Händen wird mielt, der Herbst somit, er wandelt noch dieselbe Sirede, flüstert „Viktoria“ zum Fenster der Garderobe hinauf, wird weighaarig und jene Leidenschaft versteinert in ihm. Wunderbar ergreifend tönt bétát das hinaufgeflüsterte , Bistoria" des Greifes. Ein blühen­des und absterbendes Leben ist in­ diesem Traumbild festgehalten . . . Der Wartende geht täglich­ an einer vera­­­staubten uralten grauen Tür im alten Theaterhaus vorbei. Was für ein mysteriöses Leben gibt Strindberg dieser Tür! Eigensinn, Mostizismus, Allbeseelung durc­. den Dichter — man nenne er, wie man wolle: Wir aus Hauer spüren diese alte, niedrige, nie aufgeschloffene Tür in Theater wie eins Erlebnis von heute ab. Die Aufführung Gefolge. |. .« Wort darüber reden, Aber’ Ausstattung hin, Ganz gewöhnliche Das műre, Bi Xi i­. «« RP pc Pie « LWMMs-I.·r.x«i.«-. »H« DRAN 7 te a RE­ISEER

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