Pester Lloyd, Juni 1916 (Jahrgang 63, nr. 166-180)

1916-06-16 / nr. 166

- .. ..-. . »J­­. UND-.qu­­ s Abendblatt : Naja etette . 9 K, viertelj. 4.50 K, monatlich L.50K. " " 22 E, ng Kr ni , pt 27 ad manatl K. Für das Irland: Bloss Morgenblatt : Ganzj. 86 K, halbj. 18 K, viertelj. 9, monatlich 3.40 KR. Bloss Abend­­latt : Ganzj dung des Abendblattes viertelj. 2 K mehr. Für Wien such durch Herm. Goldschmidt, Für das Ausland mit direkter Kreuzband­­sendung­­ vierteljährig : Für Deutschland K, für alle übrigen Staaten 21K. Abonne­­ts werden auch bei sämtlichen aus­­ländischen entgegengenommen. MORGENBLATT . . Budape, Freitag, 16. Juni 1916 Kündigungen für den „Pester Lloyd“, Einzeln: Horgenblatt in Budapest und in der Provinz 1% Haller,­dblatt in Budapest & Heller, in der Provinz 8 Hellen Redaktion und Administration: V., Märls Valsr­a­ utera 12. — Manuskripte werden im keinem Falle zurückgestellt. — Unfranc­kierte Briefe werden nicht angenommen nr. 166­7 _ Budapest, 15. Juni. Das ungarische Abgeordnetenhaus hat das Budget­­provisorium in zwei Sitzungen verabschiedet. In dieser ‚ Erscheinung, die ihresgleigen sucht, offenbart sich die­­ er­­hebende Tatsache, der Graf Stefan Tiba in seinem heuti­­gen Cclußworte Ausdruck verlieh: nicht eine Debatte hat ( da gegeben, nur einen Gedankenaustausc) zwischen Männern, die sich der Identität ihrer Ziele und Aufgaben bewußt sind. In der Tat hat die Verhandlung des Bud­getprovisoriums ergeben, daß alle Faktoren die ungari­­schen öffentlichen Lebens, mögen sonst ihre Meinungen und gen noch so sehr auseinandergehen, eines Sinnes sind über die Bedeutung des Weltkrieges für Un­­garn und über die Bedeutung Ungarns für den Verlauf des Weltkrieges. Die Rede des Ministerpräsidenten atmete ganz die Größe dieser Stunde, und das Haus bot auch in seinem äußeren Bilde einen entsprechenden Rahmen­ des Ereignisses. Der Führer der Regierung sprach in ein­fahrten Formen. Doch was er sagte, hob sich aus den hin­­strömenden Begebenheiten b dieser denkwürdigsten Tage empor wie elsblöde aus der tojenden See. Mit wuc­hti­­ger Betonung konnte der Ministerpräsident heute fest­­stellen, daß das gesamte ungarische öffentliche Leben einig sei in der Auffassung über die Kriegsziele und die Frie­­densfrage. Auch inmitten ihrer großen Waffenerfolge haben unsere Monarchie und ihre Verbündeten stets den Willen zum Frieden bekundet. Unsere Feinde haben diesen Friedenswillen, der dem Bewußtsein unserer siegreichen Kraft ent­proffen ist,­ mit Hohn zurückgewiesen. 60 wünst denn Ungarn, einig bis zum legten Mann, daß dieser Krieg unentwegt unter Aufbietung aller Kräfte fort­­geführt werde bis zum endgültigen Siege unserer Waffen, bis zur nunmehr unumgänglich notwendigen Niederrin­­gung­­ unserer Feinde. Die Einheitlichkeit dieses Willens tritt hervor aus der­ einheitlichen Erkenntnis der Abit unserer Feinde, die seit S­riegsbeginn darauf gerichtet ist, die Fundamente unserer Existenz und der Existenz unserer­­ Verbündeten zu zerstören. Ganz offen wird ja im Lager unserer­ Feinde die Zerstüdelung unserer Monarchie ge­­predigt, und wenn diese destruftiven Bestrebungen, das­ Deutsche Reich betreffend, sich mit dem Schlagworte eines Kampfes gegen den deutschen Militarimus maßsieren, so sind sie, das konnte Graf Stefan­­ia in seiner heuti­­­­gen Rede tragend nachweisen, darauf gerichtet, Die wirt­­schaftlichen Grundlagen Deutschlands zu zertrümmern und damit das Reich selbst zu erschüttern. Aus­ der Erkenntnis der Gefahr, die in der Aggressivitä unserer Feinde für die Monarchie und ihre Verbündeten liegt, schöpft das ungar­­ische Abgeordnetenhaus die einigende Kraft, die alle staatlichen und nationalen Energien zusammenfaßt, um He diesem Verteidigungstampfe dienstbar zu machen, die Kraft, die den Geist gebiert, der in Harmonie erstrahlend, erwärmend, Schwierigkeiten anerkennend und berücksichti­­gend, in Offenheit waltend und doch auch Fluge Zurüc­­k übend in der Beratung über das Budgetprovisor­­ium sich geltend machte. Mit Recht konnte Ministerpräsi­­dent Graf Stefan Siba diese Harmonie heute preisen. Sie­­ ist eine herrliche Machtausstrahlung unseres in Kämpfen gesundeten Staat Siwejeng, sie ist eine gute Wehr und Waffe in dieser Zeit der schweren Kämpfe. Es­ ist natürlich,und der Ministerpräsident konnte sich diesbezüglich auch auf die stillschweigende Zustimmung den­ gesamten Opposition berufen,d»aß in dieser Stunde, da unsere Feinde die Friedfertigkeit unserer Monarchie und ihrer«Verbündeten mit höhnenden Antworten abtun­­jede Frage­ nach den Friedensbedingungen unzeitgem­äß und überflüssig wär.Dennoch hat der"Minister-Prinsident aus dem Komplex der Friedensprobleme eine einzige Frage"herausgegr­iffen.Er entsprach dam­it einem­ Wunsche, der aus dem Gefühlsleben des ungarischen Volkes heraus­­gewachsen ist.­Graf Stefan Tipa hat in seiner heutigen Rede der Zukunft Polens gedacht.Er ließ in seinen Axis­führungen Gefühle mitschwingen,die zum de­n traditionel­­­len Herzensinventar des ungarischen Volkes gehören­.»n einem Hinweis auf frühere Ausführungen des deutschen Reichskanzlers stellte der Ministerpräsident fest,­daß Polens Schicksal von den beiden Zentralmächten gemein­­sam int­ Cinverständnis bestimmt Wverden wird. Die Be­freiung Polens ‚erfüll das Herz unserer Nation ‚mit großer Freude. Das Streben, den Wünschen und den Da­­seinsbedingungen der polnischen Nation tunlichst­­ weit­ehende Berücksichtigung zu sicherny . ist ‚für. unser. Boh­­efühlsfadie und Utilitätsjadhe zugleich. Für Polens Sache hat ja die ungarische Nation stets tiefste­ Teilnahme gehegt, manch ungarisches Wolfslied singt­ von dem vieh­­mutsvollen Freiheitssehnen des polnischen Boltes, und in der Vergangenheit sind Fostbare Ströme ungarischen Blutes für polnische Freiheit, polnischen Blutes für unga­­rische Freiheit getroffen. Diese Erinnerung flang als Unterton in den Ausführungen­ des Grafen Tibha, der, Vergangenheit mit Gegenwart und Zukunft vertropfend, auch darauf hinweisen konnte, bat Ungarns Interesse, die Grenzen des­­­ Zarenreiches tunlichst nac­h rüdwäarts zu soieben, dev Sade Rolens nur förderlidj fein Tönne, " Die Tatsache, da in­­ unserem Parlament die Ver- Handlung des Budgetprovisoriums,­ die einer allgemeinen Sekitif der Regierungspolitik die breiteste Bahn öffnet, in zwei Sigungen zu Ende geführt werden konnte, bezeichnet in den großen prinzipiellen Fragen der Weltpolitik etn Aneinanderrüden, dessen Auswirkung auch in den inner­­politischen Fragen die Berspektive verhetungsvoller Neu­gestaltung eröffnen muß. Wohl in diesem Sinne wird­ die große Aufmerksamkeit zu werten sein, die heute das ganze Haus ohne Parteiunterschied den Ausführungen­­ zumen­­dete, die Graf Stefan­­ Tiga den innerpolitischen Fragen widmete. Der­ Ministerpräsident ging dabei von der Be­­merkung aus, die Graf Albert­ Apponyi in seiner lekten geben. ‚Graf: Stefan Kia­­­fájlok sie) Dieser Muffafung rüd haltlo83: an" Der Krieg hat ja in der­ Tat wandelnd gewirkt auf allen Gebieten, er hat neue Werte geschaffen und alte Vorurteile ent­wurzelt. Mit­ erhobener Stimme, die­ von der tiefen Rührung eines großen inneren Erd­lebens bebte, gedachte der­ Ministerpräsident dessen, mas sadhe fest, die heute bereits als unbestrittenes Gut in Die Weltgeschichte eingegangen ist, indem er­ betonte, der Welt« deutet und, daß die Großmachtstellung der Monarchie nit denkbar ist- ohne ein Ungarn, das in rüchaltloser Krieg habe entwiesen,­ was ‚Ungarn, für die Monarchie bei Opferwilligkeit, seine ganze Kraft­ für diese Großmächte­stellung einzufegen vermag. Der Gedanke, bak, hinfällige Theorien und Tendenzen aus den Gräbern­ erstehen Sieges strittig zu machen, gehört von nun ab in das an fönnten, um diesem ungarischen Staate die Früchte feines die ungarn durch seine Haltung in diesem Kriege den «­­‘vollen Anspruchh erworben hat. . . i­­ nen und Rationalitäten,­­­ Ungarn in diesem Kriege geleistet hat. Er stellte eine Tate gy­ r dei­ nen Zönmen. Die wird Feuilleton. "Eine österreichisch-ungarische Kriegsbilder­­ausstellung in Zürich. dienen von Rudolf Lothar (Zürich). Man pflegt immer den Strieg als eine kulturzer­­sörende Macht darzustellen und doch weiß dieser furcht­­bare Vernichter­­ auch , in gewaltigster Art die Kultur zu ordern. Wir erleben es ja heute überall, daß im Serieg, der b, viele Brüden sprengt und so viele Bande zerreißt, auch neue Brüden gebaut, neue Straßen angelegt, neue Bande ernüpft werden. Wenn nach dem Kriege die Alpinisten daz ihöne Land Tirol besuchen werden, dann wird es für sie ein gewaltiges Augenaufzeigen und sihverwundern geben: neue Straßen sind gebaut, neue Wege angelegt, neue Bahnlinien geführt worden. Für Kriegegriede wur­den sie geschaffen, aber dem Frieden werden sie dienen. So sind ja auch in allen krieg führenden Staaten eine Unzahl neuer Rabb­ten gebaut worden. Die jeit unaufhörlich für die­­ Armeen arbeiten­ sind, befüzérten Europas nad) dem Kriege. jähen eine Staaten ein Beispiel wundervoller Einheit und Einigkeit geben können, darauf wies in einer Rede der Chefredakteur Kriegsende ihren Betrieb einstellen. Sie sind alle 10 an­­gelegt, daß. Wie Keine dieser Fabriken wird nach dem sie auch dem Bedürfnis des Friedens werden iden Amerikaner, die stet3 Kluge Rechner heute die gesteigerte Konkurrenz Denn nicht nur wird die II e­dustrie durc die größere Anzahl von Sabriten eine gei­al­­tige Stärkung­ erfahren haben, auch die Qualität viel befrete sein. Denn heute müssen aus Menschenmangel die Arbeiter ihre Gefhidlichkeit " steigern "und die gesteigerte Gefchidlichkeit ist ein bleibendes Gut. Brauche ich em­p auf unsere Monarchie Hinzuweisen, die in diesem Weltkriege­ ihren grandiosen Zusammenhalt b­ei der Verschiedenartigkeit ihrer Völker ber­iefen hat? Man prophezei­te dem Völkergemisch Oesterreich-Ungarns den Untergang, wenn es einmal einer großen Probe ausgejeßt sein würde und nun hat es diese Probe so glän­­zend bestanden, daß auch die Feinde der Bewunderung voll und­ aus­ verschiedenen Völkern zusammengefeßte Diese Rede wurde ‚bei einem sehr gemütlichen Früh­­fund gehalten, daß Exzellenz Freiherr von Gagern, der österreichische ungarische­­ Gesandte in der Schweiz,­­ im Hotel Baur au Lac gab. Es war der liebenswürdig schöne Abschlag der Vorbesichtigung der Kriegsbilderausstellung österreichisch-ungarischer Maler in Zürich. Alle Redner bei dies­em Frühbind, mit Ausnahme des Gartaeherz, der als Protestor der Ausstellung seine Gäste begrüßte, waren Chmeizer, und alle wiesen auf die Bande Hin, die nun eben der Krieg zwischen der Monarchie und der Schweiz­­ ge­­knüpft hat. Man rädt im Kriege enger zusammen. Man steht sich besser und Auge, man prüft schneller und trogbent besser das Vertrauen, da einer dem andern darbringen darf und soll. Es ist sein Zweifel, Hak die kulturellen Be­­ziehungen zwischen den beiden Nachbarn im " Kriege besser und enger geworden sind und daß der Frieden im reichsten Make von diesen neuen Beziehungen Nuben ziehen wird... Dabei wird man­ aber niemals der Striege­­bilderausstelung vergessen dürfen, die in der Geschichte der Beziehungen zwischen der Doppelmonarchie und der Schweiz eine h­ochbedeutende Etappe ist. IT sie Doch die erste S Kollektivausstelung österreichsscher und­­ unga­­rischer Kunst in­ der Schweiz i­st es Do" das erste Mal, daß die Künstlerschaft der Mon­­archie als geschlossenes Ganzes einen offiziellen Besuch macht, der aber trog dieses Charakters so­ herzlich ist, wie er sich die augstellenden Künstler und die em­pfan­­genden Schweizer nur unwünschen konnten. Wie viel An­­regungen für fünfzige Zeiten wurden zwischen den Schwei­­zer Künstlern und ihren Gästen ausgetauscht! Gewik wird Schweizer Kunst nach Wien und Budapest gehen und Oesterreich und Ungarn werden hier offene Arne­ fin­­den. Alle Zürcher Kunstsalons haben heute den Mun­d, österreichische und ungarische Künstler bei sich zu sehen. In d­er Beziehung war also der Krieg ein verbindendes und aufbauendes Element. Die­ Kunstsritifer und Museums­­direktoren,­­ die­ bei jenem Frühstühd anmejend waren, er­e der Wa­­p­­hschirm mit Uebereinstimmung daß bis icht alle Berjuche,­­haben oder drüben Stolleftinausstellungen, zur veranstalten, rechten Ergebnis geführt hätten. Nun ist das­­ Brüde geschlagen und hoffentlich ein reger Verkehr der Kultur . Das 1. u. f. Kriegspressequartier, das die Ausstellung nac­h Züri a­­ uf ihr entwickelm veranstaltet hat und dessen väterlich bejorater eilt, der ‚Geist des Generalmajor von öoen, algegenwärtig ist, fandie al­s Vertreter und Sängefommisjtion. Die Herren , Professor Géza Maróti und Maler Nikolaus Jenstein Maróti, der den Kopf­ vol hat mit seinem Entwurf zum SKönigin-Clifaber­- Denkmal, wird. newwiß. in , Budapest erzählt haben, Be Iigitline,gro«ßer«,-­F· Herzlichkeit die Zürcher Künstler, die Zürcher Aritis und das Zürcher Bublikum Ausstellung grüßt haben. Diese Gerzlichkeit taschen, die Zürich rennen und willen, wie nüchtern, und troden der Schweizer von­ Haus gern ist und wie­ ihm jeder Heberiämang abgeht. Wenn aber: einmal: der­ Schweizer auftaut, dann ist er ein prächtiger Hfeit. Darum die Schwei­­zer,so reich „und gerne den österreichischen und ungarischen unerschütterlichen Verläglichkeit. Warum aber die Künstlern die Hände entgegenstrebten, man nämlich einem­ Besuch mit einigen Bangen entgegens fieht, und sich hatten, statt eines derrichte ein ganz anderer herein als wir erh­artet frischer, freier und doch ernster Mann, nehme Enttäuschung das Blut des in­ Zürich neutralen, Lande aber peinlich wirfen müßte, man fürchtete, daß die Maler an der Front­ aus,ihren Sympa­­­­thien und Antipathien sein Hehl machen würden. Es it d­at mußte sogar jene über, das hat in diesem Dale einen ganz besonderen psychologischen Grund. Beni ausmalt, wie unangenehm und­ peinlich er einem vielleicht werden könnte, und nun geht die Türe auf und es kommt Besucher,. Täftigen Gefellen er fic) bald wird sich und: Nussteller des Freund und von einer ein liebenswürdiger, so,wird diese ange« Gasteebers gleich im raschere Wallung bringen. Ganz von selbst wird er dem so, ganz anders vorgestellt hat, beide Hände entgegenstreben. Heute fan man es ja jagen, e8 ein arges Mittrauen dieser Kriegga­bilderausstellung gegenüber. Man hatte Angst vor einem Bruch „der Neutralität,, vor allzu starrem Betonen­des Gier gerbem mißt feing, "das im eigenen Lande,ja verständlich ist, tá ‚im Zeinem ,is ‚gebrochen,‘ die ..... deit;, S z ° © | «

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