Pester Lloyd, Juni 1916 (Jahrgang 63, nr. 166-180)

1916-06-16 / nr. 166

..­,s-«-«««· «­­: «. A RB: x 58 . . Ih­­d I , ea, Be « J. Ins-DER LLOYD = .. , der aus dieser neuen Welt‘ zurückgreifen würde in die alte, um aus den morsdhen Trümmern der Ber­ggan­g­enheit die Politik der Zukunft zu ersichtens mit "dertraurigenOperettengestaltdesRip«.van-·Winkle.Wer da bauen will für die Zuku­nft und baut zn.wirdwhen­ Zeit­­ des neuen Friedens,der muß und wird ein Fundame­nt benützen,das nicht zerklüftet ist durch Geg­ensätze der Klassen und Schichten,der Nationalitäten und der Kon­­­­fessierten. Wie der Krieg dem ungarischen Wolfe­ ein ein­­heitliches Ziel geießt die Kriechengarbeit diesem einpei­fig­en Biele gelten, und dieses Ziel heißt: das Heil der Nation. Dieses Ziel wirkt befruchtend und fördernd, und wahrlich die Arbeitskraft unseres Volkes wird nach dem­­ Striege der Förderung noch mehr bedürfen als in dieser Zeit, da der Verteidigungskampf befehlend die Gemüter leitet. Denn gewaltig sind die Aufgaben, die nach dem Kriege der Lösung harten, und ihre Bemaltn­­­ft nit leichter hat, so muß als die Niederringung unserer Reinde. Wie sich die Kraft der Einigkeit bewährte im ambre gegen eine Welt von erbitterten Gegnern, so muß­­te sich bewähren, wenn es gilt, die große Arbeit des Wiederaufbaues und der Ausgestaltung einer glücklicheren, größeren Zukunft zur Ieisten. Das ist das­ grobe Prinzip, dem heute Graf Stefan ion Ausdruck verlieh. Dab es seine Utopie ist, geht aus der Einheitlichkeit der Gesinnung hervor, der die ungarn­­e Volfsvertretung schon am Beginn dieser Sommer- Ken in so erhebender Weise Ausdruck gegeben hat. In . Ihr Liegt eine Verheigung, deren Erfüllung nicht ausblei­­ben kann. ·. · ung | Die Berliner Auffassung über die Erklärun­­gen des Barons Burián. — Lelegramm unseres Korrespondenten — .· " Berlin, 15. Juni. ‚Die in der gestrigen Sittung des ungarischen Abge­­ordnetenhauses vom Ministerpräsidenten Grafen Tipa zur allgemeinen Kenntnis gelernten Erklärungen des erreichnide ungartigen Ministers des Aeugern Baron Burian über die englische P­olitik, die zu dem­jenigen Weltkriege führte, schliegen sich in sehr bemerkenswerter ae an die Darlegungen an, die der Reichdkanzler im Reichstage über denselben Gegenstand gegeben; sie werfen aufs neue ein helles Licht auf die Scheinheiligkeit, mit der verantworliche englische Staatsmänner sich vor ber­­egent wart und der Geschichte reinwalhen zu können glauben. Sir Edward Grey hat die Stirn gehabt, den deutschen Reichskanzler nicht jahrlich zu widerlegen, son­­dern zu beschimpfen. Bei­ anständigen und vernünftigen Guten durfte er von vornherein nicht auf viel Erfolg­­ rechnen. Er hat aber jedenfalls ganz übersehen, daß dem zum Beispiel in den bekannten belgischen Aktenstüden vorliegen, unwiderlegliche Zeugen für seine gegen Eng­­land gerichteten Behauptungen in­­ den Berichten "der ebenso genau wie die deutschen Vertreter im Auslande 8 gel ER sim jo entjdjie n, die man Di den Zaren von als einzigen treuen Sekundanten der deutschen Politik er­wies, lenkte notwendig die Feindseligkeiten des zu Office auch gegen Defterres:U­ngarn. Wollte man sich im London des Einflusses­ auf Petersburg verliert halten, so mußte man Die. BERMADEBOREN Rolitis auf dem Bal­­kan freie Fe Laster. Verständnisse mit Oesterreich-U­ngarn fortan der Boden entzogen. Natürlich wurde es von de­t englischen .särolitikern umso peinlicher empfunden,daß sich in der­ osnischen­ Krisis Jtukland nochmals zu einer selbständigen Ent­­scheidung aufraffte, was allein den damals drohenden Krieg verhinderte. Rußland wußte eben besser als seine Freunde, warum es sich so entschied. CS hatte seine Dis­­positionen so getroffen, daß erst das Jahr 1916 ihm die Freiheit für kriegerische Aktionen versprach. Die Kata­­strophe 1914 hat diese Berechnung berrdoben; unver­­rennbar aber ist sie ein organisches Glied in der Fette, die­ von den Eingreifungsplänen Edwards VII. zu der französischen Revancheluft und zum panflavistischen­ Bal­­kanprogramm hinübergezogen wurde mit der Absich, Deutschland und Oesterreich-U­ngarn zu gleicher Zeit ein­­zuschnüren und dauernd wenn nicht des Daseins, je­­doch aller Entwicklungsmöglichkeit zu berauben. . € 3 ist ehr wertvoll, daß .‚dieses Zeugnis . des­ öster­­reijcich-ungarischen Ministers des Auswärtigen so schleu­­nig im ungarischen Abgeordnetenhause abgegeben wurde. Im übrigen haben die von berechtigtem Selbstgefühl und unerschütterlicher Supericht eingegebenen Worte des Gra­­fen Tipa über die­ Entschlossenheit Oesterreich-Ungarns, auf dem machtvollen Wege heldenmrütiger Sträfteentfal­­tung bis zum Endsiege zu verbleiben, überall in Deutsch­­land einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen. & Sg & o 2 & Zi Kg = a a & = — o a 9 4 et — = 8 = o» a DD el & o­s­8 or a had Damit war jedem freundliche »­­. .­ ­»tm«s«iissis« Polnische Vergangenheit und polnische Zukunft. Budapest, 15. Int. ‚&3 war sein Zufall, daß die polnische Nation sowohl in Galizien wie auch im’österreichich-ungarischen und im­ Kanzler, abgesehen von anderen Bemeisjtüden, wie sie­­ deuti. D­as h­abe eutichen Ossupationsgebiet die Erinnerung an die Ver­­fassung vom 3. Mai 1791 so feierlich begangen hat. Die Seichichte des Jahres­ 1916 nimmt den vor 125 Jahren­ unterbrochenen Raden wieder auf. Die Verfassu­ng vom 3. Mai 1791 steht auf einer der schönsten Seiten der polnischen Geschichte; sie war­ gewissermaßen das politische Testament des sterbenden polnischen Staates. Im­­ Laufe des ganzen achtzehnten Jahrhunderts waren nur die Jahre 1788 bis 1792 die Periode des preußisch-russischen Antta­­gonismus. Diese Konjunktur nühten die edelsten Männer Polens aus, um den dur innere Wirren und russische Einflüsse des organisierten Staat zu regenerieren. Ruh­­land war mit Preußen und Oesterreich verfeindet und hatte sich in einen Krieg mit der Türkei und Schweden eingelassen. Bei dieser Sachlage versuchte die­ polnische Nation, den Maiden der russischen Intrigen zu entrinnen. Auf diesem Hintergrunde entstand das glorreiche Werk, die Verfassung vom 3. Mai 1791. Sie wurde von dem großen, vier Jahre hindurch tagenden Reichstag beidlos­ :­­ Glückwünsde, eine Steihe von Reformen, welche die , Ein neter Frühling schien dem­­ bedrängten pointe Iden Bolte bevorzustehen. ES kam jedoch anders. Die Maiverfassung blieb auf dem Papier. Ein Jahr später drangen rufsische Horden in die Grenzen Polens und zers­törten das Werk der­ Wiedergeburt. Rußland beendete rascl) den türk­ischen Krieg, versöhnte ei mit Preußen und­ warf­ die ganze Wucht seiner Macht über Polen, 2 dauerte - Die ' russische Scredensherrschaft. Sie ist erst rekt in die Brüche ges ‚gangen, ‚Hundertundgzwanzig " Dahre und diesem Umstande haben es die Polen zu verdanken, daß ihre Hoffnungen und Träume der Vers­chrflichung entgegensehen, Troß des Verlustes der staatl lien Existenz hat die polnische Nation sich innerlich, geistig und moralic gekräftigt und für die kommenden Ereignisse­ vorbereitet. Im Kampfe gegen Rußland hat die polnische Nation ihre Kraft gestählt und­­ durch die Möglichkeit einer freien Entwicklung in Oesterreich mora­­lische und wirtschaftliche­­ Reserven gesammelt. Die Hef­tige Generation wird das in die Tat umfeen, was der Generation von 1791 zu vollbringen nicht gegönnt war. Darum ist es kein Zufall, daß gerade die Maiverfassung von 1791 in dem großen Jahre 1916 besonders feierlich begangen wird. * .­­ * S _s Die Giltung des polnischen Reichstages von 3. Mai 1791 war denkwürdig. Der Nat vor dem Warschauer KönigstHlösfe war vom­ frühen Morgen da von einer ieltausendköpfigen Menge gefüllt. Es sch wirrten Gerüchte erum, daß, die Anhänger Nuklands einen Anschlag pla­­­nen. Die Partei der P­atrioten nahm die ersten Pläne im Sigun An­aj Die­ hinteren­ Pläne .belegten die Anhänger Nußlands hinter­ der Führung des Herman Branicki. Die Galerien waren überfüllt. Die Stimmung leidenschaftlich, erregt. .»—"« . a begreiflich, dachten sich die Borsichtigen, daß ein richtiger atriot im Kriege S­ympathien und Antipathien kräftig betont. Was aber sollen wir um Gottes willen in unserer neutralen Schweiz zu den Gefühlen einer kriegführenden Macht sagen, die sich in Bildern offenbaren? Und was für Bilder würden das sein? Die Schweiz ist mit Kriegs­­ilustrationen über­­wenmt. Sie kommen aus Westen und Osten und aus Süd und Nord. Die ilustrierten Zeitungen Teijten heute Ungeheures. (Uebrigens in Baransheje-gejagt, auch) da tannt man jeden, wie der Krieg kultur fördernd fein kann: technisch Teijten Heute diese Zeitungen Dinge, die man früher nit für möglich­­ halten hätte.) Aber Diese Kriegsillustration schüst den Fünstlerischen Zived doch Hengstlichen, um ihre Neutralität Besorgten verstummten und freuten sich, daß mit einem Schlage alle ihre Befürch­­tungen zunichte geworden waren. Denn so gute Batrioten mi) alle die Oesterreicher und Ungarn sind, die hier ausz ftellen, sie sind doch in erster Linie Künstler. Und es gibt eine künstlerische Unparteilichkeit, die sich vortrefflich mit dem glühendsten Batriotismus verträgt. So wie Dies auch die reinste Menschlichkeit tut. Wie vor dem Arzt alle Menschen gleich sind, so vor dem Stünftler. Er zeichnet und malt, was er sieht und wie er es sieht, und die Farben, die er verwendet, haben mit den Farben seiner Zähne nichts zu tun. Es gibt einen Grad­ der künstlerischen Welt­­anschauung, der­ der alten Formel L’art pour Vart einen neuen Inhalt gibt. Um aber diese Formel eben zu einen neiten Zehen ernreden zu können, muß man in erster Linie ein warmfühlender Mensc sein. L’art pour Vart ist nicht « für jene,die nichts vom Menschlichen wußten,sonder­n auch für jene,die ganz im Menschlichen aufgehen. Die Kriegsbilderausstellung hat mit jedem Begriff,­ den man sich früher von S Kriegsbildern machte, wenig zu schaffen. So wenig vielleicht wie der heutige Strieg mit dem Krieg von Anno dazumal. Das Kriegsbild von einst war meist und nur der, um die erregende und aufregende Ab­­eit zu verfleiern, um Sympathie und Antipathie zum offenen Ausdruch zu bringen.­­ Und nun kam die Ausstelung, und die Miltrauikcen, der Sammlung, die Stunde des Friedens wäre bereit da. So trefflich also in allen­­ Ein­­zelheiten, die ausgestellten Bilder auch sind,­­ sie wollen nicht mehr sein als Motive. Als Ausgangspunkte für künstlerische Schöpfungen. Weil diese Ausstellung im Grunde genommen nichts anderes ist, als eine großartige Skizzenausstellung, spielt auch die Graphit in ihr eine ent­­sceidende Rolle. Sa'man könnte sogar sagen, daß auch Farbe und Binsel von den Sünstlern nur 10 behandelt werden wie der flüchtige Bleistift: ala Mittel, um Im­­pressionen festzuhalten;­ ala Mittel, um dem A­ugenblick zu dienen, nicht um Bleibendes zu schaffen. Und wenn troß, den viele dieser Bilder „bleiben“ werden, so geschieht dies, weil gerade das Ursprüngliche der Skläge, die den­ Moment erhajcht, oft Fünfklein­ker wirkt als das Bild, das grübeln­­dem­ Nachdenken, gut eingefüh­rter Phantasie entspringt. Mit ganz besonderem Stolz muk ich erwähnen, wie vorzüglich die Ungarn mit dieser Ausstellung sich eingeführt haben: Allen voran KLadislaus Med­­nyanofty mit einem „Friedhof in den Starpathen” und Bildern aus Serbien („Weißer Turm im Kalimegdan“, „Auf grundlosen Wegen” u. a­... Mit so einfachen, spar­­samen Mitteln, wie diese Bilder » gemalt sind — einer . "Es f­lug 11 Uhr. Der König trat in Begleitung­­ eines zahlreichen Gefolges in den Einungssaal. Die Käms­merer waren bewaffnet, da man Erzefie der Rufjophilen befürchtete. Beim Eintritt des S­önigs einholl stürmischer Verfall im Saale und auf der Galerie, die meist von grauen bejegt war. Der Neidstangmarsdall klopfte drei­­mal mit seinem Marshallstabe (dieser Brauch ist auch im galizischen Landtage „beibehalten worden) , und sofort wurde­­ im Saale still. Malachowski eröffnete in Furzen, markigen­ Worten die Sigung. Sofort nachdem er ges­endet, begann die Opposition Lärm zu­ Schlagen und das Wort zu verlangen. Der Marschall erteilte das Wort dem Abgeordneten Soltyf, einem Anhänger der Verfassung, Sparsamkeit, die manchmal an Corot fungsdoll find sie. Maróti bringt "nur ihn. Seine Zeichungen aus Pırzemysl, zerstörte Werke, zer­­störte Brüden,­zerstörte Stationen darstellend, verraten die glänzende Zeichenteichnik des Arclitekten. Aber ein paar gefangene Rusfen betreifen wiederum sein ungemein großes m­alerisches­ Empfinden, das nur wenige Striche braucht, um Eindruck zu machen. Johann V­aßary macht hier als Kolorist Aufsehen. Die „Straßenszene in Spes“, Bilder aus Uestab, ein paar Landschaften sind die voller Kraft und Leben ist. Badábk Milles hat ein paar­ treffliche Bora­träts­­ ausgestellt, darunter auch ein Porträt des General­major v. Hóen. Stefan Zander bringt eine Menge interessanter Zeichnungen, die von der Kritik­­ hier ganz besonders anerkannt werden; zwei Lithographien von Josef Didery, „Infanterie im Gefecht“ und „Infanteriex Sturm" sind vielleicht die dramatischesten "von großer Sedheit in der Karbe, Bilder der ganzen mit feiner und bemegtesten Ausstellung. Insbesondere der fast japanischen, ins Groß­teste gehenden Verzerrung der Gesichter und Leiber einer vorwärtsstürmenden Truppe, die in ihrer Hampfeswur fast übermenschlich wirkt, ist ein ausgezeichnetes Wort. Auch zwei Aquarelle von Béla Horthy, Am Drahta­verhait” und „Stote 419 bei Tarnom“ sind fantose Probe tajcher Auffassung, die bildhaft ficht und bei aller (ade tigfeit-doch) starren Eindruck macht. «­· Wiener Nikolaus CS­hattenstein, Karl Ludwig Prinz, John Quinck Adams, Viktor Sammer, Ludwig Lehhaimer, Karl Hamann, Friedrich Plautigh, Mlerander Bocs, Ferdinand Bamberger Oswad Bour ausgezeichnete Sachen, die verdiente Beachtung und Würs­digung finden.­­ ’ wid glänzender Erfolg und mehr als das — ein bedeutungsvoller Anfang inni­­ger künstlerischer Wechselbeziehungen zwischen der­ Mon’ archie und der Schweiz. Der Grundstein zu einem schönen Friedenswerte wurde im Kriege gelegt. “nur ein Gejec­h­ter­­. „Infanteriesturn“ Unter den Alles in Malern allem ein großer bringen «.— " X

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