Pester Lloyd, Juli 1916 (Jahrgang 63, nr. 182-195)

1916-07-02 / nr. 182

. . -«;-, 63.Zazlir.gmtg.zs -·.- » . angpest,Sou-tttag,2..J.u111916-«· --..»Joj.M," Wafwkomä ig d „ Pester Lloyd" für Oesterreich und das oe­in­e­m „reich wie im Auslande übernehmen Am . «« .»«-s .«--·mm J««s:«« NE Kessel «.-« »O ---.-...·"s-""spML-W·«s7·-ID«LLH"M SE a biagter elte ában MO RGENBLATT Bodaktion und Administration: V., Mária lündisohen Postämtern entsegengenommen, 8 li | | a ne ee lt Sue - Mr 182 « - = / «Stuatsideale. .. « « : Vom RER Emil Nengeboren. ;..--- sz 4 A rd ee an Ausg = en IE Ha vot 1ú die Ps eriloffen De ‚| verstandenen Interesse auch des Einzelnen. aats- | weniger durch den Bun­d, das individuelle Glüf des leben erscheint somit als ein vernünftiger und ziwed-| Einzelnen um feiner selbst willen zu wörden. Budapest, 1. Stil. | mäßiger Ausgleich zwiischen den vielgestaltigen Strebun­ | Stellt man diese beiden Staatsideale in ihrer gedank«. Der australische Ministerpräsident Hughes hat türzlic­h­gen und Interessen der einzelnen Bürger­­lichen Reinheit und Absolutheit nebeneinander,­­ohne di ass das soziale Ideal des britischen Weltreiches das Be­streben bezeichnet, die Lebensbedingungen jedes einzelnen Bürgers zu verbessern. Im Anschluß daran stellen die „Times” das englische Staatsideal dem deutschen gegen­­über, wobei natürlich das erstere als das höhere und freiere erscheint. Sieht man von den bösartigen Uebertreibungen ab, ohne die die englische Presse nun einmal nicht Zwei Zeilen über Deutschland und deutsches Wesen schreiben kann, und von der ebenso unvermeidlichen englischen Selbst­­der einzelnen ke­ts) unendlich zahlreichen, handenen Milchformen in­ Betracht zu tehen, und man, welches das höhere ist, so wird i­n der , deutsche das­»deutsche St­aatsideal höher bewegten xkzx braucht sich Hieber nicht einmal auf den Standpunkt Hr deutschen idealistischen Philosophie zu stellen, die ja ‚der absoluten Idee ausgeht, deren Ausstrahlungen sie i­hn den Dingen dieser Welt auffacht und daher die umfallen« deren Einheiten selbstverständlich, als das höhere und höher berechtigte, ansieht. Gehen wir als moderne Menz­­en auf industivem Wege vor, so finden wir unleugbar ein gewisses Sortichreiten und Aufsteigen von niedrigen ‚zu höheren, Individuen, welch Teptere durch organis e­­ GBerschmelzung, und Vergesellsshaftung ‚der­ yes 2 t ‚ersteren ente stehen. Es ist mehr als nur ein Vergleich, wenn wir zum Beispiel vom tierischen oder menschlichen­ Körper als von‘ einem Zellenstaat sprechen, "d. i. von ‚einer Anhäufung von Billionen Zellen, die miteinander zu Organen mit swedmäßiger Funktion angeordnet­ und verbunden sind. Der Gedanke liegt nahe genug, dag die Anhäufung don hat, das Organisationshwert der unbewußten Natur, wenn auch mit­ anderem Material und unter anderen,räumlichen Bedingungen und körperlich im ganz verschiedener « Form, im State ‚ nachzubilden. Menschen, die einen Staat zu bilden trafften, die A und zeitlichen Diele Vermutung, bildung Höheren « Zed, en­wa der D Organisierung der gesamten Menschheit dienen einen sieht besonderen oder: irgendeinem alle in der _Giaatens Ziwed, der­ Gelbitzwed noch Tann, jedenfalls aber über die Zirede des Einzelmenschen ES ist nicht allzu schwer, eine geschichtliche Erklä­­rung für diese Verschiedenheit des staatlichen deals dieg­­reit$ und jenseits des Kanals zu finden. Der Engländer in seiner vielberufenen glücklichen Imjularität hatte von dem Augenblick an, wo er sich ihrer Vorteile bewußt wurde und sie sich zunage machte, verhältnismäßig sehr günstige Lebenzbedingungen. Er hatte seinen Angriff von außen zu fürchten, sein äußerer Druck hemmte seine Ent­­wicklung, die Welt stand ihm offen, und die Wellen trugen sein Schiff überallhin an Neuland von angemessener Aus­­­­dehnung, wo er mit L­eichtigkeit nehmen konnte, was er brauchte. Auch griff er überall beherzt zu, und so­ wuchs sein eich, ohne einen vorbedachten­ Eroberungsplan, ihm selber zur Heberraschung, zu unerhörter Größe an. In dem weiten Raum, in den sein eben hineingefeßt war, konnte er­ sich ungehindert "bewegen; so entstand in ihm jenes ‚vielbeneidete­ und be­wunderte Freiheitsgefühl und zu­­gleich damit auch sein stolzer Volkssinn, der aus der Freude an seiner Freiheit seine beste Nahrung 300, wäh­­rend­ er bei anderen Völkern aus der Notwendigkeit der Selbstverteidigung geboren zu werden pflegt. Wie anders der Deutsche. Eingefeilt in der Mitte Europas zwischen lauter stammfremde Völker, von starrer Ausdehnungsluft,­ und selber die Adern geschwellt von ungestümen Drang nach Betätigung der angeborenen Kraft, hat er, im In­nern zerrissen dur Parteiungen, sein Land erst jahr­­hundertelang als Tummelpla benachbarter Machtgelüste jenen müssen, bis er sich endlich auf sich selbst besann und sein Bollstum zu einer staatlichen Einheit schmiedete, wobei der Drud von außen in gesteigerter Intensität fort­­dauerte. Dieser schwere Kampf hat ihn gelehrt, das nur in einem festen, ne Zusammenhalt der Einzeln­en, nur im straff organisierten Staat Heil und Rettung ist. Das neue Deutsche Reich, diese feste politische Machtorganisation, hat erst die volle Entfaltung,auch der inneren Stulfürkraft bem­öglicht, von deren Fülle und Reich­­tum, der Deutsche der Hundert,­­ja selbst noch vor fünfzig Jahren seine Ahnung gehabt hat. Dem Staat und nur­­ ihm verdankt der Deutsche von Heute alles, was er hat. Er ist daher begreiflich, wenn er im der organisierten Gemein­­schaft, in dem durchgebildeten, alle Einzelinteressen über­­ragenden und in sich schließenden Individuum der Höhe­­ren Ordnung das Primäre sieht, dem alle miteinander in erster Liniie zu dienen haben, was jedem an individuellem Wohlsein und Glük zufäll, ist berechtigt und erlaubt,­ soweit mit seinem Genisfe den Zwecken des Ganzen sein Abbruch geschieht. Daher ist auch in der Tat alles, was man soziale und Wohlfahrtsbestrebungen nennt, in erster inte von­ der Rücksicht darauf geleitet, daß dadurch neue a nn un­d deutschen Boltes sein im Denken tD­u mander Nid | -­ ­­­­ a #$ enill ton. ET Südwestliches, Bon Euphie v. Khuenberg. LDa8 Kriegsgesicht, die erfüllt ist von Kampf und Hauch und sröhnendem ; Wehruf und­­ jauchzendem Siegesfährei, absuhen, — dann zischt und furrt und flirrt es oft plöglich) " Oftmals, wenn ich dura Straßen gehe, auf einem­­ von Geschoßgrüßen um uns her, und es bleibt immer ein Bahnhof stehe oder bergan ins Neid­ der Fichten fahre,­­ halbes Wunder,­­ wenn man den Unterstand oder das Netablierungsneit heil erreicht hat, wo leiden den Feldgrauen Genesung winkt,blick’ich in solche Augen­ l­fe ich in solchen Bronzegesichtern unsserer Helden.Gleichviel welcher Nation sie angehören,ob es· deutsche Alpensöhne sind,obSöht jeder Pußta,gleichviel ob­ jung,obgereift,obhoch,ob nieder,im­ Rang­—es ist ihnen alle der gemeinsame Zug großen Erleben. Sie haben alle dasselbe Gesicht. Die Helden von der Südwestfront. Es ist ein ganz merkwürdiges, stoiges, fiegen­­gereiftes Gesicht, in das Todesverachtung Kenntnis des Lebenswertes spiegelt, gleichmäßig­­ und jähe Er=, ihre Linien ge­­sogen haben. Ein Gesicht aus Bronze, angeglüht von der Sonne, Sherf, mit einem Bild, der über alles Alltägliche hinwegsieht und der sich zuweilen umschleiert, als wolle er nicht verraten, was das puffende Herz in Um ihm wider­­den Mund ist ein harter, fordernder Zug von rüdsichteloser Entschlossenheit, ganz leifen, wehen Lächeln verflingt. & noch von all verhaßten Feind in einem In blauen oder wer ößle Augen fladert dem furchtbaren Feuerglanz, den sie erschaut, von all dem sengenden Feuer wraender Kraft, die den jo herrlich niederrang. Oft steht ein stummes, staunendes Fragen in diesen Augen: „&cht der bunte Reigen des Tages bei euch­ wirklich, noch so einher wie einst, in sanften Schwin­­gungen? Was will ihr vom­ Erleben da draußen, ihr, Die ihr nur aus Buchstaben und Bildern unsere Taten rennt? Treilichh, auch ihr nehmt teil an der großen Zeit, ihr sorgt euch nnt Nahrung und Teuerung, ihr pflegt Verb­undete, ihr­ weint nur Gefallene, ihr sammelt und zahlt für Das große Sterben... aber ihr wikt dennochh nicht( von uns. Bon der Gut dieses Hafses, von dem heiligen Zorn, mit dem wir den Tod vor uns hertreiben in die Gräben der anderen, in Die Herzen der­ anderen hinein. Ind der Tod­ sind wir­ gut und gerecht geblieben auch.. gegen Feinde, wenn sie in unsere Hände fallen. Wildester Haß ist ii 18 und herrlichster Edelmut... versteht ihr das? Nein, ihr ahnt nicht, wie das gemeint ist, ihr, die ihr niemals’ ge­­tötet Habt...“ i Alles das sagen und fragen ‚braune und blaue Augen in Bronzegesichtern und werden heiß und dunkel dabei, bliden in eine Vergangenheit zurück, Die vor . Modern, vor Tameım vieleicht, nach Konenmwart war und eingeprägt, der gleiche Ausdruch von fteiger, unbeugsamer Willenskraft, von rückhauendem, schauerndem Erinnern. Und wenn ich in solch einem Kriegsgesicht lese, dann ist mir zumeilen, als könne nimmer ein Buch geschrieben werden, das so ersschütternd Kunde gibt vom Tiefsten und Höchsten der Mannegseele. IK Doberdojänee. Jedesmal, wenn von der Ssonzofront ein weißer Feldpostbrief einlangte, stand Margit erst eine Weile still da in ihrem vornehmstraulichen Zimmer mit den alten Magnatenbildern an­ den­ Wänden und preßte den Brief an ihr Herz, ehe sie ihn öffnete. Dann exit­ierte sie sich in ihren­­ kleinen Lieblingsfautenil” am Tenster, und begann zu Iesen. Ind’ immer fast war es ungefähr das gleiche,­ was der Fernreisende an sie schrieb: „Meine teure Margit, mein. Alles! Wieder war ich in der Unterwelt d­urch jedhs Tage und Nächte. In den illustrierten Blättern sieht sie beinahe behaglich aus. Diese Unterwelt, die wir. IUnterstand nennen. In Wahrheit: aber. it es doch eine Feine Hölle, iwenigstens diese hier, im der wir haufen. Besonders für mich, der seines Vaters Länge geerbt hat, denn ich fangt niemals gerade darin stehen, nur getrümmt, wie ein gefuictes Ausrufungszeichen, — ad, wenn Du ihn sehen könntest, Deinen Lajos! Braun wie ein Turfo, oftmals ungepflegt, wie ein Zulufaffer.. „Im übrigen­ mußt Du Dir, seine Sorge machen, meine heiß­­geliebte Margit, troß, der Echaudererzählungen van, dem, ‚gefahrvollen Hin- und Nachweg.. . ist ja wahr,­ wir müssen ihn nachts zurücklegen, im Schuße der Dunkelheit, ichleichend, oft dicht an den steinigen Boden gedacht, ohne tröstende Zigarre im Munde, weil­ das Fünflein "Zum Verräter werden dünnte, Aber wehe, wenn­ wir Mandicjein Marelit, "wenn ich wiederfehre, und ich werde wiederfehren, das fühle ich, dann will ich wie toll vor Dir Hinfnnen und Deine Hände, Dein schönes Bein füffen und Dein Föstliches dunkles Haar wird um meine Seligkeit wehen als herrlichste Siegesfahne! Die stete Nähe des Todes weht­ zehnfache Sehnsucht in, mir nach dem Leben! Und das Leben bist Du. — Den, Mit seinen P­arlationen ist 68 immer ‚der ‚gleiche Ton, der, aus den Weißen Feldpostbriefen sing Der, Zon von erhfterten Erleben und zukunftsfrohem Hoffen. Und wenn­ Margit den’ Brief zu Ende'gelesen dann eht sie jedesmal zu dem Muttergottesbild, das über ih­m­; Dette­ hängt, und jagt leise, mit unwillkürlich gefalteten­ Händen: „sc­hanfe Dir, Mutter Maria!” Es ist eine Frömmigkeit in ihr, die aus Kinderzeiten stammt und die etwas völlig Natürliches, Ungeheucheltes an sich hat. Fü­rein eben, für ‚feitte Liebe danft sie der­ heiligen Frau, und dann­­ geht sie Täfelnd in Glüc an ihren Schrei beantwortet den Brief und verschließt ihn zu den fr in eine besondere feldgrüne Zedermeppe. Aber nachts, wenn alles stil ist um sie her, dann wacht alle besänftigte Angst in ihr wieder auf, und mit großen, heißen Augen, starrt sie ins verdunkelte Zimmer, denkt an­ seinen bösen, Meg. über Gestrüpp und Gestein, ar­schrap­nelle und "Stiegerbomben,­­ siegt ihn "gefährdet EEE michtet in ihren wilden Träumen, eriwacht von brennenden Herzweh mit heifer Fieberstirne und bangt dem Morgen entgegen. Und wenn sie dann später vor den Spiegel­n tritt, ihr reiches, dunkles Haar zu lösen und zu­sammen und ein Sonnenstrahl ihr leicht gemeigtes Haupt umspielt, danit lächelt ‘sie wehmütig. Und immer wieder quält sich ihre­ sorgende Diebe um den ‚gernen, und von Morgen,zu der manchmal s ' 77 eten. fi­vé . .« .«»)

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