Pester Lloyd, Juli 1916 (Jahrgang 63, nr. 196-211)
1916-07-16 / nr. 196
in (a. xi ZNEYSÉREL ERVE DV halbj. 14 K, viertelj. .Morgen-u, Abendblatt : ung . Für Wien such Für das Ausland mit direkter Kreuzbandsendung vierteljährig :: Für Deutschland 15 K, für alle übrigen Staaten 21 K. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen Postämtern entgegengenommen. 63. Jahranng. MORGENBLATT- Budapest, Sonntag, 16. Juli 1916 U « Isa. p Pester Ioyde " ‚in de a eh mmn Den Bureaus : J. Blochner, B. Eckstein, Györi & Nagy, Jaulus & Co., geb. Leopold, Ant. Mezei, Rudolf Mosse, Jul. Tenzer, Ludwig Hegyi, Jos. Schwarz. Generalvertretung des „Pester Lloyd" für Oesterreich und das gesamte Ausland: M.Dukes hr 51, Med Wien, Wollzeile 16. — Auch alle anderen renommierten Inseratenbureaus in Oesterreich wie im Auslands übernehmen Ankündigungen für den „Pester Lloyd“, Einzeln: Morgenblatt in Budapest und in der Provinz 42 Heller, Abendblatt in Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller, "Wc-ua4amT-i—msticksv.,sms Vsleklssawz-12.—dltmaskklpla«wekah kolomksilozarsckgestellt.—s "Unfrane kierte Briefe werden nicht angenommen, Nr. 196 | . véli 9 ágy — ET FA 17 ” I: - .-«s-·. 3 . Budapef, 15. Juli. Um Stärbeitige Einigkeit der Verbandmächte ist eseit einiger Zeit nicht zum besten bestellt. Die militärischen Anstrengungen der Entente haben in der Generaloffensive, die fest an allen Fronten tobt, ihren Höhepunkt erreicht. Und es ist unter so ehrlichen Freunden,wie die Ententegenossen, psychologisc begreiflich), da die erhöhte Kraftanspannung in den einzelnen Ententestaaten gesteigerte Nervosität, erhöhtes Mißtrauen und größere Empfindlichkeit auslöst. Derjenige Verbündete, der diese zu bringen und die bittersten Leiden zu ertragen hat, ist naturgemäß am zeigbarsten und am wertösesten. Die französische Kammer hat in einer ihrer legten Eitungen gegen die ausdrückliche Intention der Regierung ein Votum erbracht, dessen Seite offen gegen den englischen Verbündeten gerichtet ist. Mitten in dem ‚Begeisterungsraush, mit dem Frankreich unter der Bührung einer verantwortungslosen Bresse die Erfolge der englische französischen Offensive estomptiert. ‘Hat die Kammer Zeit und Muße gefunden, um frei von jeglicher G Sentimentalität die englischen dFrachtenruderer vor ihrengericht zu laden. Das Eingreifen der britischen Armee in die Ereignisse ist eben sein Grund dafür, um die französische Vollwirtschaft auch weiter der Beutegier der englischen Heeder hemmungslos preiszugeben. An diesem Sinne hat die französische Kammer eine scharfe Debatte über den drachtenruder Englands begonnen und mit einer Majorität von 250 gegen 207 Stimmen die Regierung angewiesen, die sofortige Requisition der Handels- Die über 600 Tonnen zur Bekämpfung des britischen Scheufelsystems auf gejeglichen Wege zu verfügen. Der Marineminister , Admiral Lacaze, und der Interstaatssekretär der Marine Mail verteidigten den englischen Standpunkt mit allen ‚ verfügbaren Argumenten der Pfündnisloyalität,. Allein die Sammer, die aus der Kampagne der Geheimfigungen lebenskräftiger und unbeugsamer hervorgegangen zu sein scheint, stimmte Die Regierung einfach nieder. Dan weiß, daß in den Geheimfigungen: Yoroohl der Sammer al des. Senats Die, Untätigkeit der englischen Armnee zum Hauptthema ‚erhoben wurde und die Kammer blieb sie nur selber treu, als sie "den Faden aus del Geheimfichungen wieder aufnahm und in offener Veratung unweiterspann. Sit: ‘der famosen Seheintreffion hat die englische Offensive‘ eingeseßt, und damit war die große Sehnsucht Tranfreichs erfüllt. Der britische Frachtenwucher aber blieb bestehen. "Nun hat Sranfreich dur das Votum seiner Kammer zum ersten Male fett Kriegsausbruch offen dargetan, daß es auch Die wirtschaftliche Ausbeutung durch England nicht länger hinzunehmen geneigt ist. Die französischen Wirtschaftstreise haben erst jüngst darauf hingewiesen, da$rantreich infolge des schlechten Zustandes seiner Handelsflotte, den sie England brutal zunage macht, einen unwiederbringlichen Schaden von zweieinhalb Milliarden Srancs erlitten habe. Jeit endlich hat die Kammer den Hilferuf des mnafiscien Handels erhört und den ersten Schritt I re des britischen Srachtertauchers mit einer Energie getan, die das Kabinett Briand im ersten Maße beunruhigen muß. Aber auch das politische ietrauen gegen den englischen Waffenbruder ist in Frankreich, Groß der geheimen Kammer- und Genatsfigungen, noch immer nicht erleichen. Clemenceau spricht im Namen von mehr als fünfzig Senatoren, die den geheimen Beratungen beigewohnt haben, die seltsam beziehungsreiche Meinung aus, Frankreich müsse den Krieg so führen, daß er noch Kraft behalte zum Friedensschluß und zu seiner Neuorganisierung nach dem Trieden. Demnach wurde die Geheimsession des Senats von dem drinen Jut nach Schonung der französischen Kräfte beherrscht. Frankreich muß seine Kraft für den kommenden Frieden aufsparen, das ist ein deutlicher Winkl an England, seine Kräfte weniger Targale bisher einzuseßen. Elemenceau fühlt mit Bangen, daß Frankreich bei seinen unausgeregten Blutverlusten zum Zeitpunkt des Friedensschlusses von seinen Alliierten majorisiert werden könne. Dag ist in seiner Warnung Tipp und flar ausgedrückt.. Derselbe Gedanke schwingt in der militärischen Sachkritis der französischen Presse mit, die ein rascheres Vorlüden der Sturmtruppen des Generals Joffre immer wieder mit deutlicher Betonung von der Erhöhung der Tätigkeit der englischen Armee abhängig macht. Der zweite Unzufriedene im Bunde ist Italien, das unter der wirtschaftlicen Erpressung des britischen Alliierten fast zusammenbricht. Der Erfinder der Radiotelegraphie, Senator Marconi, ist einer der Führer der anglophilen Politik in seinem Vaterlande. Marconi hat über die englische Ausbeutung geschwiegen, solange er es als Parriot mit Anstand tun konnte. In einer der legten Senatzeigungen aber konnte er nicht mehr an sie halten und brandmarkte in bitteren Worten .den englischen ‚Kohlen- und Frachteinwucher. Die italienischen Sozialisten wüßen den heiligen Egoismus Englands in den Wirtschaftsfragen als Dankbares Agitationsmittel gegen das AR Bojeli aus. Dabei steigert sich die italienische findlichkeit gegenüber seinen Alliierten , geradezu frankhaft. Das Neklanrebureau, das Ministerpräsident Borelli errichten will, um England und Frankreich von den militärischen und wirtschaftlichen Leistungen‘ Italiens zu überzeugen, hat der Welt enthüllt, wie wenig,inmerfic , die Beziehungen der Ententemächte zueinander sind. Mud Rußland geht längst seine, eigenen Wege. Die rufsischen ‚Delegierten haben den von England erdachten wirtschaftliichen Rachekrieg des Ententeblydg gegen die Zentral‚mächte von allem Anbeginn heillos kompromittiert. Zur ‚feindlichen Mächtegruppen verkündete, ties die wohl in derselben Zeit, da die Bariser Konferenz racedürftig die Zertrümmerung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen denimierte, ruffiiche Preise mit großem, statistischen ‚Apparat nach, daß England, einstmals der größte Käufer ruffiicher Produkte, durch den Aufschwung Kanadas und Australieng dem ruffiichen Markte abspenstig gemacht wurde und daß es niemals wieder als Hauptabnehmer für Rußland in Betracht kommen könne. Rußland darf in seiner Wirtschaftspolitik die Brüden mit Deutschland hinter sich nicht abbrechen, ehe er nicht von den Verbündeten die entsprechenden Kompensationen erhalten hat. Die Gewährung solcher Kompensationen raber liegt außerhalb des Bereiches der realen Entwicklung. Aus diesen Gründen hat die Nachricht, das Ruhland und Frankreich die in der Pariser Wirtschaftskonferenz eingegangenen Verpflichtungen lösen wollen, sehr viel Wahrscheinlichkeit an sich. Gerade in dem Augenblick, da Rakland seine Heeresmillionen opfert, um seine Verbündeten zu entlasten, hat man iic in Petersburg der wirtschaftlichen Verantwortliche feiten besonnen und will sich einer gefiet entledigen, die in der Zukunft nur unbequem werden kann. .. ; Wie die Alten Jungen, so zwinschern die Jungen. Auch Serbien, das Gewesene, hreit im höchsten Diskant über die italienische Vergewaltigung: Der Streit über die Verteilung des Felle des unerlegten Bären ist seit bet Fahren nicht nur nicht zur Ruhe gekommten, sondern geht mit gesteigerter, haßerfüllter Wut weiter. Die italienische Bresse verzeichnet ängstlich besorgt die wachsende Spannung zwischen der italienischen und der serbischen Negierung in der Adriafrage und beruft sich auf das Schriftliche Hebereinkommen,das der Vierverband seit 1erzeitsn London,unter Anerkennug der italienischen und Ausspielung der serbischen Adriaaspiratimten geschlossen hat.Dieses Abs kommen war bisher gerade von der italienischen Presse äußerst geheimnisvoll behandelt worden.Man vermiedes« den serbischen andesgenossen,der seine letzten Soldaten für die Entente aufzu opfern sich anschickte mnnötigerweise "zu verstimmen.Und nun plötzlich erheben die italienischen Blätter selbst die Forderung,der Wortlaut der Vereinbarung möge veröffentlicht werden. Wollen die Italiener durch die Veröffentlichung des Uebereinfommens dieser bilden Brüder abschieden, oder bedürfen sie vielleicht eines Mittels der Selbstberuhigung? In dieser Forderung zitiert die nervöse Unruhe, daß die Ententegenossen daSebereinfommen efiva nicht mehr für gültig erachten, daß heute nicht mehr das verbrauchte Italien, sondern das in Calos nifi noch immer nükliche Serbien Liebkind sei. Italien hat dem Verbande nur ‚Enttäuschungen gebracht, Gerbien dagegen hat den Ententeinteressen seine Existenz geopfert. Silles für’die Ententemoral nicht naheliegend, daß mal dafür Italien bestrafen und Serbien belohnen, daß man die Adriaaspirationen Italiens abdämpfen und die serbi iche Adriawünsche anerkennen solle? Die vergiftete Brepolemis, die sich in Italien und in dem der serbischen Regierung zur Verfügung. ‚und in der ng über entsponnen hat, genfüge breit auf und die häusliche Szene, die sich, derseit vor aller Welt zwischen Serbien und Italien abspielt, te Adriafräge in der rechten Zeit vor Blättern in Frankreich, ist zumindest auffallend. Die alten Ger Ententefamilie kompromittierenden Ehescheidung führen, fann über vik oder lang zu einer für die Reputation der Bad schlägt ich, Pad verträgt sic. Gegenwärtig schlägt es sich. Es wird dabei manche Fostbare Energie vergeudet, die man in der Generaloffensive im Westen, Osten und Süden fruchtbarer verwerten konnte. Der gemeinsame Haß, der unsere Gegner gegen uns verbindet, hat dieses häsfigkeit, das Miktrauen, den Argiwohn im eigenen Lager gezeugt. Dieser. Haß will nur zerstören und seine Zerstö rungsreime sind es, die im Hause anrichten, der der Sieg quillt, der Entente Unheil Der gemeinsame Hak it nicht die Kraft, aus [— oz are ai ann nn EgKarvör FETT TEK TEyaFatt EAT nn te . Fenilleten. Bis zum lebten Aa. Ton Franz Kader Kappııa. Der Kudud ruft. Fig Der Major mit dem fupfrigen, faltigen Gesicht Tät ben geldítedjez finten. Er sehnt sie mit dem Rüden wieder in den nötigen Buchenstanm und schaut aus dem Schatten des Waldes hinaus in das sonnige Land. Alles liegt da fichtbeglängt und stil. Die Umrisse der Hügelreihe zittern in der Sommerglut. Weber die eider weht es leuchtend und golden. Das Korn reift, Weit drüben femmt sich eine Weiter nördlic verlössen blikschwarze glimmen im Dunst weiße Sterne auf und schnell. Dort geht noch der Kampf. Hier wohnt Gottesfriede. Die alten Wunden der Erde sind hier längst vernarbt. Aus Granattrichtern und Gräbern sprießt Brot für die Lebenden. So war es auch drüben, jenjette der Süden. " debt ist dort wieder alles verstampft und zerwühlt. Menienleiber haben den Boden knapp vor der Ernte neu gedüngt. Hier ist es noch ruhig. Hieher wird das Verderben erst fommten. Unerbittlich wälzt es sich heran mit Donner und Brand. Alle warten hier. Die Offiziere, Die aus milden, brennenden Augen durch ihre Gläser spähen, und Die Soldaten hinter ihren schwarzen, flüchtig aufgeworfenen Erbe haufen. Der ganze haurgerade Waldrand, den das NachYutbatailon belegt hält, ist ein einziges Warten. Die Blide des Majors gehen immer hin und her. Sie tasten das Vorgelände ab und ruhen mir manchmal aus im Blau der Ferne. Sie halten Wahl für Tausender Leben, für lange Kolonnen westwärts stapfender Regimenter und toffelnder Gesdübe. Jede Minute, Die verrinnt, legt neute Entfernungen zwischen das Häuflein Männer und die Major jagt schleppend: „Nichts.” Der andere hebt den Arm mit der Uhr. „Rod, drei Stunden. In der Zeit können sie fünfmal kommen. Zehnmal.“ 4 . 13 - Vom linken Flügel bringt eine r eine Meldung.Er weist mit dem ausgestreckten Amtsveit hinaus in die Landschaft.Zwei junge Offiziere kommenne·iher.Alle Lider werden schmal vom Schniten.Alle Simxes wollen sehen.Den Feind sehem damit doch etwas geschieht. Ein Hauptmann sagt: «Keine"Spur.«Das spricht er aus wie eitritrtei. Dabei wendet er den Blick immer noch nicht aus der Richtung. «.. Deerajvr1acht.Es ist ein unnatürliches,nervöses Lachen ohne Sinn.Kann daß sich eine Miene seines Gesichtes verzieht. x : Der Fähnrich spricht: , wenn sich etwas zeigt, gehen mir so.” Nebenan hantiert ein Manır mit seinem Spaten. Glättet die Beigung mit großen, weitgreifenden Beiwegungen, gräbt mit dem Stiel eine Rinne für den Edhaft, "probiert die age des Gewehres, hilft mit dem Zeigefinger nachh, versucht wieder. „Aosgehen?” Der Major schüttelt den breit angesetzten Kopf.»Befehl ist Befehl.Den Waldrand bis elf Uhr vormittags halten." Er schrankt an seinem Zricker und munmtelt: ‚Bis zum leßter Mann." "Dann steht er eine Biertel-stunde starr und ihm neigend.. Aber seine Lippen Fneten immer roch Denselben Rat. Und" seine Gedanken wälzen ! Von fünf zu fütthchritten liegt je ein I Ifanterist in seinem Loch.Jeder hat seine Deckung anders ausgehobem Der eine flach und schmal ders andere tief und schachtartige Mander steht aufrecht darin,die schmutzigen Hände auf den Lauf gestützt wie ein Posten im Frieden.Andere sitzen mit hochgezogenen Knien in dem bröseligens Land oder schmiegen»sich der ganzen Länge nach an ihn..Alle Augen leuchten tief und fremd,alle Wangen sind gegerönt und glänzen übernächtig.Da oder dort zupft einer seinem Verband zurecht.Die Streifschüsse vom Vortag sind meistens schott eingetrocktet.Unter den grauen Sacktüchernns f und Hemdfetzen hat sich eine schützende Blutkruste gebilde. Daran darf man nicht rühren. Zuweilen fragt jemand nach der Zeit. Da läuft die Antivorte die Linie entlang. Einer gibt sie dem anderen weiter, selbstverständlich, unaufgefordert. Niemand rutpft eine Silbe daran. Wieder ruft der Kudfuf. Weit aus dem Yeti des Waldes. Die zwei Laute fließen beinahe ineinander, werden ein einziger, langgezogener Ton, ganz leise, ganz fern. Dazwischen wieher( rebellisc) ein Pferd. Alle rennen den fliegen Schimmel des Oberleutnants von der sechsten. Der mag nicht still stehen hinter der Reserve. ’· Und alle warten. Oder—»sie erwarten eigentlich nicht.«Es wartet in ihnen, etwas wartet in allen Zeibern, allen Herzen, was seinen Namen hat. Das schwingt in jeder Fibel, jetzt an jedem Nerv, vergiftet alles Blut. Keiner denkt daran, den eswähnt alles Denken wie eine Eisenflammer. Bei der siebenten Kompagnie geht der Leutnant von einen’ zum andern, immer auf und ab, ab und auf. Er ‚Tann nicht ruhig bleiben an einem Ort. Nauchfahne in den Himmel. ·» on | . .. ihn auf und nieder, als Laut, als Begriff, als Stellung. Die zwei Kompagnien. jungen 5 « Offiziere gehen wieder zur ihren. „Je gehts, Bruder?” .. .