Pester Lloyd, Februar 1917 (Jahrgang 64, nr. 47-59)

1917-02-16 / nr. 47

» EDIYOMMIML UHW.1I-M«zt,s .80 K. Bloss Abendblats: Ganzj. 20 halbj. 10 K, 5 K,­ mon­atlich.2K it täglich zweim. . .« mo­­natl.4.50K. Für das Inland und Oost erreicht Bloss Morgenblatt­:Ganzj. 42K, halbj.21K,­­viertelj. 10.50, monas.3.60K. Bloss. Abend­­­blatt : Ganzj. 30 K, halbj. 15 K, viertelj.. 7.50, monatl. 2.60 K. Morgen-u. Abendblatt: “@anzj. 56 K, halbj. 28 K, viertel­. 14 K, monatlich 5.— K, Mit separater Postversen­­­dung des Abendblattes viertelj. 2K mehr, Für Wien auch­ durch Herm. Goldschmidt, Für das Ausland mit­ direkter Kreuzband­­­­wendung vierteljährig : Für Deutschland 20 K, für alle übrigen Staaten 24 X. Abonne­­ments werden auch bei sämtlichen auss­tändischen Postämtern entzogengenommen. 64. IAakraane. . MORGENBLATT Gudapesi greita a, 16. Februar 1917 — Inseratenaufnahmen — "In Budapest, in der Administration des Pester gyű und in den Annoncen­­zus­­­age B. Eckstein, Győri & Nagy, Jaulus’& C6., Geb..Leopold, e. Rudolf Mosse, Jul. Tenzer, Ludwig Hey Jos. Schwarz. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich und das gesamte Ausland: M. Dukes Nachfolger A.-G. Wien, Wollzeile 16. — Auch alle anderen renommierten Inseratenbureaus in Oester­­reich wie im Ausland se übernehmen An­kündigungen für den Pester Lloyd. Einzeln: Morgenblatt in Budapest und in der Provinz 14 Heller.. Abendblatt in Budapest $ Heller, in der Provinz 10 Heller. Redaktion und Administration: V., Maria Valeria­ utera 1%. — Manuskripte werden in keinem Falle zurückgestellt. — Unfran­­kierte Briefe werden nicht angenommen. Ar. 47 e nn a ne uns |­EE ZTEE­KEL — Se ummnieren Das amerikanische Problem. I.Derpahla umdl., Von Dc.Be­quekkty, ein Spezialkorrespondenten des Wheeler­­dbitats amerikanischer Zeitungen. Kan ist. Geine politische Inspiration aus der entschiedener Stimmungstwechsel Pat ge­­griffen­ hat. 9." oh ·König Sglomoumnrd doch jetzt ein Stümpelrieiu in poli­­tischen Schachzügen, welche das Genie eines Talleyrand oder­ eines Bismarck ausmachten. Die Wege des Diplo­­maten sind nicht die des Mathematiker. Die Schnur­­ftradfigkeit des Rechenkünstlers wird zur Unbeholfenheit beim Diplomaten. Dieser liebt es, sich auf gewundene Nebenwege zu verlieren, um urpröklich und ohne War­­nung da zu erscheinen, wo ihn der begrenzte Unterlahen­­verstand der ungeschulten Menge und, sogar die besten Köpfe seiner spisfindigsten Gegner‘ am allerwenigsten erwarten. Wo will Wilson hinaus? Jedenfalls sollte man ihn das geben, was der Engländer "the benefit of doubt" nennt. Man sollte ihn nur ohne weiteres schlimme Ab­­sichten zuschrieben, Ihm nicht zumuten, daß er die Starten für England mischt. Von ihm nicht verfünden, daß er den Krieg mit den Mittelmächten sucht. Er könnte sonst ge­schehen, daß man ihn von seinen eigenen Wegen abdrängt und­ in eine Richtung hineinpeitcht. Die gegen seine Inten­­tionen und gleichzeitig gegen die Interessen der Zentral­­mächte sind. " The benefit of doubt" ist ein kluges Wort, eine beherärgenziwerte Warnung für jede delikate Situa­­tion. Besonders dann, wen man tatsächlich der Ungewiß­­heit gegenübersteht. Und auch dann, wenn man infolge der spärlichen Nachrichten und­ des unterbundenen Reft­­verkehrs die Sachlage ungenügend rennt. Um zu erraten, wo Wilson hinaus­will, muß man erst lernen, was die­­ Vereinigten Staaten während der zweieinhalb Jahre des Krieges wollten. « —­­­­s Dexpietzxilhs Ausbmchdpgkrieges hatuixgend eine mehr niederschlagende Wipklung geübt als in Amerika In den vom Kriege betroffenen Ländern hat die patrio­­tische Begeisterung, mit der man auszog, um den Sieg zu erringen, über­ die Entjeglichkeit ‚des über die Menschheit Beeingebrochenen, Tagtáde, kinmeggetánját. In: Sue war dazumal Bryan Minister des Renkern im Kabinett von Wilson. Dieser Staatsmann mit der goldenen­ Zunge »Wen­«"Hå.k,terssv,e.b.ens die größte Transng seiner politiigen Scarriere­ gefeiert, indem er eine Reihe von Srrebensverträgen dem­ Washingtoner Kongreß­s zur Ratifizierung vorlegte. Gankreich, Eng­­land, Italien und eine Anzahl­ von­ kleineren Staaten hatten mit Amerika Verträge geschlossen, laut deren bei Streitfällen ein volles Jahr verstreichen muß, ehe­ zu den vergannt gerieten, der Menschheit jwierigstes und zu­­gleich schredlichstes Problem zu lösen. Für eine Zeit war man einem­ wahren­ Friedenstaumel verfallen und­ erz.­quidte sich am eigenen Lobe, daß die Neue Welt der Alten ein so Zoftbares­­ Gesdient gegeben. Dann bissten “die Kriegserklärungen von acht europäischen Mächten in den heiteren Horizont der amerikanischen Friedenshoffnungen hinein und bald verkündete Kanonendonner die Nichtig­­keit der Bryansschen Wippie. Es war ein grausames Erwachen für das attetis fanische Volk. Sogar diejenigen, die Friedensbeiträgen seine praktische Wirksamkeit zuerkannten, hatten einen großen europäischen Krieg für ein Ding der Unmöglichkeit gehalten. Man­ verfluchte den Urheber Des­ Ktrieges. Man rief den heiligen "Zorn "der Götter­ herbei, damit der na­menlose Ssrevel gegen die Menscheit und die­ Menschlich­fett eine hredfiche Sühne finde. Haß sprudelte von allen Herzen, Beratung und bitterer Grimm Waren der Zoll, den man dem Friedensstörer entgegenbrachte. Deutschland und Preußen­ waren der Sündenbad. "An­ die Schandpflöge der öffentlichen Meinung wurden diese­ Namen hingepflanzt, und ausgestrichen wurden, sie aus­ dem Wörterbuch­ der zivilisierten Menschen­. Es war der tollste Starneval eines von Entrüstungstaumel ergriff­fenen ganzen Volkes, ein Starneval, in dem das Indianer­­geheul­ wilder Verwünschungen mit fro­mmer Subrunft­ zum Simmel eimporgesandt wurde, ein «Klarnebal,­­ wo nicht der Clown mit Kappe und Schelle die Hauptrolle spielte, sondern der Erzengel Gabriel, wie er mit flat­­mendem Schwerte eine ganze Nation aus dem’ Paradies der Zivilisation verjagte.. Und hinter den Kulissen’stand Zuzifer Albion "und : schmunzelte ob: des "gelungenen Schauspieß.. . Diesen großen moralischen Erfolg in Amerika danzte England seinem Einfluß auf die P­resse der Vereinigten Staaten. »Dieser­ Einfluß war eher indiveks als Direkt, Bon jeher war der europäische Nachrichtendienst für die Vereinigten Staaten. in­ London zentralisiert und gewöhn­­lich, dem­ Händen engliser Journalisten anvertraut ges­­eien, die mit Londoner Blättern Beziehungen hatten. Der Zeitunterscied von mehreren Stunden zwischen Ne­w York und London kam dieser Organisation zustatten, und um zwölf Uhr nachts, wenn Die Londoner Zeitungs»­bureaus Schluß­ machten, begann die Arbeit der ameri­­kanischen, S­orrespondenten, die die Nachricten der­ Lan­­doner Blätter nach­ den Vereinigten Staaten weiter» ‚Tabellen. . . .In dieser«Weise war das amerikanische Publikum­ seit Jahrzehntent daran gewöhnt,alle Ereignisse in Europa dur­ch die Londoner Brille zu sehen ungn änderte auch der Um­stand nichts-daß manche amerikanische Tageszeitungen auch in»Pa­ris- Berlin, Wien und anderen Orten Spezialberichterstattet hatten, da­ diese ihre Nachrichten nicht direkt nach) Ame «« mählich ei ar­mb. de. werden He w— i Schweizer Winterreife. Bon Cal Marilam­­ ae : . Acht Tage nach Neutralia. Und die Reife beginnt im Innsbruch, an einem Winterabend, der so tief in lautlos fallenden und immer noch fallenden Schnee gebettet it, bag man am Inadenden, grünglasierten Wirtspfen­zich­­ten vier und fünf in­ der Dämmerung hänglich) beglüht der märchenseligen Urgroßmutterzeit inne wird. Schlitten- Zellen läuten um die Ehe der heimelig gescharten Läufer, ein ladinischer. “Schwarzlediger. Rabenbraten röstet auf dem­ Blat in verräucherter Holzbude beige Maroni. Eis blüht auf allen Scheiben hinter den. ahimedisch ver­­a Saas Tenstergittern. Man läßt den Schlitten mit tr d­ampfenden, ‚prustenden Mähre ein paar Gaffen herausfahren, und geht zu Fuß im Schnee, : Er singt unter den­ Fühen, er zwitschert wahrhaftig ‚wie kleine Frühjahrsvögel. . Er ziept wie Sommergrillen, wie ein ungeheurer "Schwarm verliebter Zikaden in görgischen Rappelalleen, Dieser­ tirolische Bergschnee, der Zur beiden Seiten des Sträßleins zu zwei übermannshohen Hügeln aufgeschaufelt it. .««." . szEinLicht·fällt­ aus seinem Türspalt auf dem­ m­ächtig sch­warzen Pla­tz.Weihrjauchduft qualmd­­ifcksschleiernd« herausknden blawen Schnen die Orgel spielt ein frommes Segenslied.Drinnen unter malcastenden Pfeil,ergebällt«knienjV­ütten Frauen,Mädn.«Kerzen flimmert zumi das goldene«—«Strah«le«nsenx1chen­ de»r Monstra­tz,die der Franziskaner das»­tv«eiße»S«pitzen- Wer über der strichgegürteten Suite, segnend zum leisen, ellen seines Ministranten, über die Köpfe der Kriegs­­möütter hebt. Pl­eT BT! : "«·« Der füß und Herb‘, duftende Beifraud) au­ß dem Morgenlend qualmt aus dem silbernen Nauderfäßchen. Re des steinernen, nachtumwallten Pfeilerwaldes. Der Franziskaner schlägt die Hände betend vors Gesicht.: „Bei Hunger, Krieg, Krankheiten, Teuerung und ..be= trübten, mühseligen Zeiten — beiwahre und, o Herr,“ betet er seinen rauen, Müttern, Mädchen und Kindern vor, ‚deren Männer im­ Winterschnee Des dritten Jahres irgendwo Wache halten, irgendwin ... . * . Niemand redet: Nicht dem Strieg, nicht vom Frieden, nicht von den schweren Zeiten und nicht von der Hoffnung auf. bessere­ Ehrver gefurcht sind alle Stirnen. Es ist, als, ob alle Jugend davon wäre, seit die Soldaten­ an unserem Magen sind.­­­­»Dann­ zwischen schwarz aufsteigenden Nadelforsten und bereisten Schründen die dunkelgrüne Eisplatte des Wallensees.­Finster,fast schwarz ist sein Wasser,tieflastet— der Himmel,die vielen blondens Holzscheite einer S­äge­­­fabriks sind beladen mit hochaufgepluste­jtem Schnee.Raben reiben sich krächzend·herum,die Mölven sind alle fort,an den sonnigeren Gestaden·des milden Zürichsees werden wir sie­ wiederfinden. » .« Schweizerische Soldaten steigen ein.J­nt.­2uift der Wagett voll Pfeifenrauchx Geslächter und Schwiizerdütsch; sie haben die Schneekälte von draußen mitgebricht,nun dampft­ und raucht sie ihnen von den­ groben Joppen,taut' sie«ihn,m­au­s den bereisten Jünglingsbärtern tropfte von­ ihren schwer genagelten Bergstiefel Ihre Gesichter sind rot, gesund und jung, ihre Magen blau, die Hände in den dicen, flaushaarigen Faustlingen halten den Gewehrlauf. Eine halbe Stunde vor Zürich poltern sie aus dem Wagen, werfen draußen ihr Gewehr wie einen Dreichflegel um, knöpfen sie die Mänteln zu und sehen mit glänzenden Augen und’ lahendem Mund unserem Zug nach).­­ &3 ist jett jehr til in unserem Wagen. Nur Frauen­ fißen frierend hinter den Fenstervorhängen, Bauersfrauen Draußen­ auf der Plattform ion und steht ein eles ganter,bl­a1«mhaariger,dunkelgesichtiger Jüngling.Ein­ Serbez aber­ von der­ Art,die den Krieg seit drei Jahren­ bloß aus dem Figaro oder den neuesten Matinelegrami­men fennt; er trägt ein­ wundervolles Sportfortüm, fett hübisches Snabenantlig mit den leichtsinnigen, sőwarzem Augett ist bis zur Nase in einen bunten Skischal gewickelt.­ Er tommt von­ Santt Morit am See, und er fährt nach Res Avani3 am Berg. Seine norwegischen Stier klappern neben ihm, die Kappe hängt an Gurt seiner in der Taille geschweiften­­­altenjade. Er sieht mich, der ich mit­ dem Chaffier Deutsch rede, grübelnd an. Wägend, nicht feind, selig sieht ee mi an, Zupft fid)­ettet seine ‘Krawatte zurecht, fofestiert mit seinen schönen, gelben,­ starffohligen Schuhen; er­ betrachtet seine langen, schlanzen Finger, an deren einem­ ein grüner Stein wie ein Ragenauge glimmt. Er hat zwei Zeitungen in der Tasche, zieht sie heraus und blättert sie gelangweilt auf. Die deutschen Zürcher Nachrichten und, die Genfer Sutire. Ueber das Blatt bins weg sieht erimich an, und mit­ einen­ bubenhaft frechen xadgeb­­­lät­ter, das deutschgedruckte Schweizerblatt im Mund davonfliegen. An der Suiffe aber schlägt er die fette Seite aufruind­ liest, was ihn mit feinem, nichtigem, hüb­­sen Gesichti aus dem Wurt von Telegramm­en, Heeres- mit großen Körben, und Männer, alte Männer, ein Geist­­licher. Der graue Schaffner kommt mit einem Zeitungs-‘ beregten und Gefechtskarten am stärksten interessiert: den Schneebeirät ‘von Les Adam. 2. dus «. nn . . k-

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