Pester Lloyd, Juni 1917 (Jahrgang 64, nr. 139-151)

1917-06-01 / nr. 139

—.s-’ 52 K, halbj SEK, viertel) x 2 nzj. ke­rtelj. 13 K, mo­­natl.4.50 K. Für das Inland und Oesterreich: Bloss Morgenblatt : Ganzj. 47, hal­. 21 K, viertelj. 10.50, monatl.3.60 K, Blöss Abend­­blatt: Ganzj. 30 K, halbj. 15 K, viertelj. 7.50, monatl. 2.60 K. Morgen- u. Abendblatt: Ganzj. 56 K, , halbj. 28 K, viertelj. 14 K, monatlich 5.— K. Mit separater Postversen­­dung des Abendblattes: viertel]. 2 K mehr. Für Wien auch durch Herm. Goldschmidt, Für das Ausland mit direkter Kreuzband­­­­sendung vierteljährig: Für Deutschland 20 K, für alle übrigen Staaten 24 K. Abonn­e­­ments werden auch bei sämtlichen aus­­ländischen Postämtern entgegengenommen. MORGENBLATT “308 Pester Lloyd Oesterreich und gesamte Ausland: M. Dukes Nachfolger A.-G., Wien, Wollzeile 16. — Auch alle anderen renommierten Inseratenbureaus in Oester­­reich wie im Auslande überneh­men An­­kündigungen für den Pester Lloyd. Einzeln: Morgenblatt in Budapest und in der Provinz 14 Heller. Abendblatt in Budapest 8 Heller, in der Provinz 10 Heller, Redaktion und Administration: V., Märia Valsr­a­ utera 12. — Manuskripte werden in keinem­ Falle zurückgestellt. — Unfran­­kierte Briefe werden nicht angenommen, i­m­ 64. Jahrgang. Budapest, Freitag, 1. Auni 1917 das Az. 139 - Die österreichische Chronrede und die Friedensfrage. Die Auffassung in Wiener diplomatischen Kreisen. Aus Wien wird und tele­­graphiert: Europa, das in den Stürmen ungezügelter Feind­­seligkeit und unmenschlichen Haften untergegangene Europa, hat in der vor der österreichischen Volksvertre­­tung gehaltenen Thronrede eine ideale Auferstehung ge­feiert. Dieses Europa, als ein Inbegriff echter Kultur alter, in Historischen M Wechselwirktungen des Geistes und der Zeistungen stehender Völker und Staaten, daß Die Entente immer im Munde führt, aß ob es ihre Aufgabe und ihr Ziel wäre, es gegen­­ und zu verteidigen und wiederherzustellen, in dem jungen Herrscher Oesterreich;­­Ungarns hat er seinen wahren, aufrichtigen Fürsprecher, gefunden. Der. Kaiser­ von­ Oesterreich­­ und König "von Ungarn faßt das ererbte Herrscherrecht in dem erhabenen­ Sinne auf, da es ihm das Not verleiht, sich Hoch über den Völkerstreit zu­ stellen und al ein Mittler und Mahner den Weg zu fünftiger Versöhnung zu weisen. € gibt nicht­ viele Menschen in der­ heutigen Welt, die neu­­tralen Zander, mit inbegriffen, die sich zu solcher Un­­befangenheit der Anschauung und des Urteil, zu solcher Menschlichkeit, und­ Güte des Willens und der Absicht emporgeschwungen hätten, wie der jugendliche Sericher der von Kampf und Vernichtungswut, von Radgrudt und Habgier umbrauften Monarchie. Der’ Titel, jenes schönen' und in hoffentlich nicht zu ferner Zeit, der Friede der Welt aufgerichtet werden wird. Die außenpolitische Be­deutung der Thronrede ist jedoch darin zu erkennen, daß das Friedensprogramm der Monarchie und ihrer Bundesgenossen, ihre Bereitschaft zu einem für ale Kriegsteilnehmer ehrenvolen Trieden hier in der denkbar feierlichsten­ Form als eine bindende und verpflichtende Zusage aus Herrschermund bekräftigt wird. CS wird selbst den Stantömännern der Entente, denen die Verkleinerung, die Beargwöhnung und die Verleumdung des Feindes zur Gewohnheit und zur Waffe geworden, schwer fallen, unserer Friedens­­politik diesmal mit dem Höhnischen Vorwurf entgegenzu­­treten und entgegenzurirfen, daß sie nicht aufrichtig ge­­meint, daß sie eine bloße Kalle und ein Manöver sei, um dur) die Kunst der Worte zu vollenden, was die Wucst unserer Waffen als unabänderliche Tatsachen gelegt und bis heute festgehalten hat. Auch das andere Argument der Feinde, daß unsere riedensbereitschaft nur ein verschäm­­tes Geständnis unserer Schwäche sei, dieses unaufrichtige Argument, das dazu bestimmt war, die in ihrem Kriegs­­­willen schon erlahmenden­ Feindesvölker zu neuen An­­strengungen aufzustacheln, wird angesichts der festen Ent­­schlossenheit hinfällig, mit der die Monarchie erklärt, daß wir nicht nur willens, sondern auch fähig sind, den ehren­­vollen Krieden, wenn er der gütlichen und versöhnlichen Bolitis dauernd versagt wird, mit­ den so vielfach bewähr­­­ten und erprobten Waffen zu erzwingen. Nicht der nieder­­gebrochene oder, dem Zusammenbruc­h nahe,­ sondern der kraftvolle und im Beige unwiderleglicher Zeugnisse seiner­ militärischen Leistungsfähigkeit stehende Kämpfer spricht Diex vom­ Frieden, wirbt für ihn durch die feierliche Er­­klärung, daß ihn anstreben, ermöglichen und annehmen mit seinem Opfer an Ehre und Lebensnotwendigkeiten, verknüpft: zu sein braucht. Zum erstenmal geschieht es in der Thronreede, daß­ nit nur der ehrenvolle Friede von der höchsten Stelle in der Monarchie als Ziel ‚gefest, sondern auch mit un­­übertrefflicher Klarheit und Eindringlichkeit Mittel und Wege, Die­ zu solchem Frieden führen, gezeichnet­ werden. Diese Mittel und diese­­ Wege lassen sich in einem Worte zusammenfassen: Abbau des internationalen Haffes! Hier ist die tiefste Wurzel des troß feststehender Er­­­­gebnisse, troß der in EL ab jeglter Hoffnung auf neue Wendungen des Waffenglacks fortdauernden Krieges. Der Herrscher­ Oesterreichs-Ungarns­­ war vielleicht um nur um die Technik des Kampfes zu tun i­. Wir brauchen es nicht zu verhehlen und noch weniger ung darum zu entschuldigen, bak auch in der öffentlichen Mei­­nung und in der Breite der Monarchie die natürlichen Er­­regungen des K­rieges den ununterdrückbaren Widerhall ge­­funden haben. Aber selbst der oberflächlichste und flüchtigste Vergleich der österreichisch-ungarischen mit der feindlichen P­resse ergibt einen so gewaltigen Unterschied, da­ man ihn nicht mehr als einen bloß quantitativen, daß man ihn. al einen wichtigen­ und wesentlien Unterschied erfassen und anerkennen muß. Wir werden am wenigsten mit uns selbst zu kämpfen und nicht allzu viele Schritte zur Selbst­­beherrschung zurückgutun brauchen, um zu jener objektiven pindologischen Verfassung zu gelangen, die die Besität eines ehrenvollen Friedens erfordert. Al ein, wirklicher Vertreter der Monarchie, ihrer Staaten und ihrer Völker hat der Kaiser-König diese für den Wiederaufbau zerstör­­ten G Seelengutel in Europa wichtigen Tatsachen in der heutigen Thronrede zum Ausdruch gebracht. In diesem Zusammenhang muß nnch auf eine swich­­­tige Stelle in der­ Thronrede mit besonderem Nachdruch hingewiesen werden. Es ist die Stelle, an der der Mon­­arch als seine Leberzeigung benennt, da die richtige Triedensformel nur in­ der wechselseitigen Anerkennung einer ruhmllos verteidigten Machtstellung zu finden ist. Das ist midit zu aus ritterlicher Gesinnung gedacht und gesprochen,, ‚sein obenhin gemachtes Kompliment und auch nicht bloß ‚ein­ Zeugnis von höchster Warte für die alle geschichtliche Erfahrung noch weit übersteigende sardas­tische Tüchtigkeit der europäischen Völker, der eigenen wie der feindlichen. Das ist zugleich die Flügste und pint­­u­sdierte Friedenspolitik. Was auch vom Glack der Waffen, minderbegünstigte Völker zum Ausharren in den unge­heuren Nöten des Krieges­­ aufreizt, das ist neben den raffinierten demagogischen Aufstachelungsreden ihrer­­­ührer auch das angeborene Gefühl des Stolges auf die Mannhaftigkeit der Rasse, der eifernde Wunsch, in der +. Kaiser-König vor dem gequälten Europa die aufricjtenz militärischen­­ Leistungsfähigkeit und in dem N­ufe der M­ehrtüchtigkeit ‚hinter seinem anderen Bolfe zurückzu­­stehen. Dit vornehmer Gebärde weit unser Herrscher aug ,da einen Ausweg, der zur Erleichterung gepreßter Herzen, zur Schonung unabweislicher Empfindungen, zur Gerim­nung der anscheinend unüberbrühbaren Gegenfage f. Die Monarchie hat den Krieg geführt, um ihr Leben­­ verteidigen, nicht um Ruhm zu erwerben und nicht um andere Völker zu demütigen, und da sich der Krieg dem Ende nähert, ist es dieser­selbe Geist, in dem sie bereit ist, Frieden zu gewähren und zu empfangen. Es ist ein schönes Zusammentreffen, daß solche Worte von solcher Stelle zu einer Zeit ertönen, da die Monarchie am Onto die­ neuerliche Probe ihrer Unüberswindlichkeit abgelegt hat. Aus ruhigem Herzen, als ob der V­aterlande­herr einer Armee, die an den Drengen bes einen unübersteigbaren Wall aufgerichtet hat, spricht . der nn. 0 Feuilleton. Zur Lyrik der Dobrudfdha. «,. . Ein blutbewegter Boden ist die ganze Balkan­­halbinsel vom Kap Matapan im Süden, wo unter ewig blauem Himmel ein wildes Meer shäumt, bis zum Ufer­­ der Donau im Norden, wo Schneestürme den Winter so unwirtlich gestalten. . Zwischen­­ diesen klimatischen Ertremen, gewaltige rauhe Berge und weite fruchtbare jeder das Ziel kriegerischer Tapferkeit. Hieher schoben sich Bölter aller Nafjen, hier richteten sie ihre Reihe auf,­ hier­ bauten sie blühende Städte und hochtagende Königsburgen, und alles das ist in Trümmer gefallen, sogar die geschichtliche Erinnerung an viele und wigtine Vorgänge ist erloschen. Aber zwischen dem Schutze geschichtlicher Weberlieferung sprießt glei einer edlen­­ Blume die Boesie und­ verkündet Gescehni­sse früherer, verflungener Tage, erzählt von Helden, deren Name selbst ge­ift, und malt die Freuden der Rebe, die Schönheit der Natur.­­ Zu den anziehendsten­ Seiten, die die blutbewebte und mit dem Erhatte vieler Dußende von Königreichen gefülte Balkanhalbinsel dem­ Freunde der Kulturfors­­chung bietet, muß man den Reichtum an Volfzliedern wählen: nicht mit die sangesfrohen Serben, auch alle die be­dächtigen Bulgaren, die kriegerischen Osmanen, die lei­­denschaftlichen Griechen, sie besigen einen­ wahren Schat von Boltzliedern. Immer it eine Generation ins Grab gelunfen, und eine andere hat ihre Erleschaft an­­getreten; ganze Völker sind zugrunde gegangen, und mit ihrer Habe Hat der Sieger auch einen Teil ihrer Ge­bräuche und ihres Geisteslebens übernommen. Und dem­­jenigen, dem es bei längerem Aufenthalt gelingt, sich das Vertrauen der Bevölkerung zu erwerben, erifliegen fi zahllose dichterische Reize. S o ist & auf der ganzen Halbinsel, und ist es , au) in jenem entlegenen Winkel, den die Schlinge der unteren Donau mit dem sc­hwarzen Meer heil entrissen zu werden. » Bereit früher hatte ich im fester Lloyd Gelegenheit, das Kavarna-Lied zum­ ersten Male vorzuführen; ein glücklicher Zufall­ will, daß seine Entstehung­­ sic) bis auf den Tag genau bestimmen läßt, nämlich mit dem 17. Juli­­ 1877, an dem der blühende Ort Kavarna ein­äschert wurde. Natürlich gibt es eine Menge ähnlicher­­ Beh elänge, die gleichfalls an geschichtliche­ Verfallenheiten anknüpfen, von denen man jedoch nicht mehr die Zusam­­menhänge nennt. Wer weiß heute etwas von „Philipp, dem Ungarn“, über den die jühbeßarabischen Gagauten in bulgarischer Sprache singen: „Pohvali se Filip Madscharina, Tsche­pobedil sedemdeset kralja, Toku­­osta Marko -Kraljevitschu ". . ." Zu deutsch: „EC rühmt sich Philipp, Der Unger, Dab­er. besiegte siebzig Könige, Nur Marko Kraljevitsch bleibt übrig... ." ‚An meldje. Historische P­ersönlichkeit . erinnert­ das Ziedchen? Siüdlicherweise knüpft es an den serbischen Nationalhelden­­­ Marko Skraljevitsch, Marko, „den Königssohn“, an, der um 1370 in der Gegend von Köstendil und sühlich davon geherrteit, und, wie es eben ging, einmal mit seinem­ Lehenshern, dem serbischen König, gegen die Türken, ein andermal zur Vermehrung seiner eigenen Hausmacht mit den Türken gegen die Serben gekämpft hat. Dur die Verknüpfung mit dem kampf-, wein- und sangesfrohen Mario Kraljevitsh wird auch die Epoche des Liedchens von Philipp dem Ungarn bestimmt; vielleicht vermag, ein genauer Kenner von Ungarns Gedichte im vierzehnten Jahrhundert seine Gestalt deutlicher zu bezeichnen? Ic möchte, gleichzeitig ‚der Frage begegnen, wieso von Marko Kraljevitsch,­ dem ‚serbischen Nationalhelden, Kunde tam nach Bekarabien, das nie in­ politischen Beziehungen zum Gerbentum and? Und wer in Bekarabien Lieder­ in bulgarischer Sprache singt? Es sind Gagauzen, Abkömmlinge jenes uralihzaltaiischen Völkerstämmchens, das einst in der Gegend zwiscen Nuftidus,­ Gilistria, Costanza und Burgas in größerer Zahl lebte und dort die­ bulgarische Sprache neben der altangestam­mten Muttersprache kennen lernte. Im Jahre 1829, während des russisch-türkischen­­ Krieges, durch den Zauber der orthodoxen Vormacht zur Empörung gegen die Pforte verleitet, verließ nach Schluß des Krieges die Hälfte des Wölfchens die altangestammten Wohnfige und zog mit den Ruffen nordwärts, um in arabien eine neue Heimat zu erhalten. Dort isten sie heute noch und stellen zur Bevölkerung der­­ Orte Komrat, Somgad, Balfaneshti, Kurtdihi und Hadsdi Abdullah ein starkes Kontingent. Da sie in ihrer alten Heimat das bulgarische Liedehen von Philipp dem Ungarn kennen und lieben gelernt haben, haben sie es als Inventarstüd in ihre neue begarabische Heimat mit­genommen. Der L­eser ents­chuldige biete Heine Auseinanders­­egung, die nur andeuten will, welche Dienste die Kennt­nis des Volfsliedes der strengen Geschichtswissenschaft leisten kann. Daß das Volfslied ein unversiegbarer Born der Fol­loristis ist, weiß man schon längst.­­2 In der sekten Septemberwoche alten Stil findet bei den Gagauten­ eine Art von Weinleseren­ statt, „Baftyrmalif” im Türkischen genannt. Reicher Weinregen gedeiht am Ufer des Schwarzen Meeres bis gegen die Donau Hin, am meisten jedoch um die Hauptstadtt de Gagauzenländchens, um Varna, herum. Der Gagauze pflegt den Weinstod mit großer­­ Liebe, in seinen Wein­­gärten zieht er über dreißig verschiedene Sorten, der trägt einen eigenen, oft zärtlich gewählten, Namen. Eine von ihnen heißt türkisch „Sebimeren“, die „siebenmal Gebende“, weil sie während eines Jahres siebenmal Blät­­ter treibt. Jemand, der Barna nicht rennt, wird meinen, ein siebenmal Blätter treibender Weinstod sei nichts be­sonders Lobenswertes; — er fennt nit die Kunstfertig« fest, mit welcher der Gagauze die frischen jungen Wein« blätter allg Umhülle von Hadfleish und Reis oder am Gefilde, , fett " „Bon Karl v. Peez. so bildet. s ı . _ — ° «­­M RER 1 LAN. Be ze b — E ják 1.5 Bir . ---« E KSE er EN -«ss,,s-«,««-s»»,-»« »·....-..-— ä 4 a Be I­­kás AZÉ BRENNER ÉS In «-«—« ’«;.s.s-.7-...i.«-ss-.-«-MKP-sc«--»s-—"«-­­

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