Pester Lloyd, September 1917 (Jahrgang 64, nr. 219-230)

1917-09-02 / nr. 219

Ganzj. 30 ‚ für alle übrigen Staaten 24 K. Abonne­­­ " we 3 Berg um Pester 2 7 u Be Rudolf ses. Jos. Schwarz. Pester Lloyd­­ Elen Wolzerle 7.50, monatl 2.60 K, Abendblatt:­­ "­ M « opyoex.mdi.,28k,ijux,-. a W Instillohss.—l.stitsokust-Wscs, » mwawmw«2ksm.si BT Finzein: Morgenblatt Für Wien auch durch Herm. Goldschmidt, ’ ». h-­s-M.sz Für das Ansland mit direkter Kreuzb und­­MORGENBI­TT u regol pr­ierteljähriger Für Deutschland­­ . Va 12.— ments werden auch bei sämtlichen Aause­ländischen Postämtern entgegengenommen. An­nee: > 4. Jahraang. Budapes, Sonntag, 2. September 1917 § ; a « « . 5 - - kierte Briefe werden nicht angenommen, or 2 ha en 3 Die Entente lehnt den friedensschritt de Dapfles ab. Abs-Wie­n wird uns tele­­sgraphiert: Noch haben nicht unsere europäischen Widersacher dem Batikan geantwortet,aber Wilsons von Lansing unterzeichnete Note kann unmöglich ohne Einvernehmen mit ihnen abgefaßt und abgesendet worden­ sein-Amerika übernahm dies ri­al die Führunngen­ der Eindruck der­­ neuerlichen Friedensverweigerung auf diese Weise durch Wilsons ewig wiederholt.Bereuerung abgeschwächt werden­ sollte-daß die Vereinigten Staaten in diesem Kriege keine materiellen Vorteile anstreben Europäisches Gebiet nimmt Amerika wirk­lich nicht in Ansprich.Und welche Machtsteigerung auf politischem,maritimem und wirtschaftlich­­en­ Gebiete er erhofft, tritt nicht mit so brutaler Deutlichkeit‘ zutage, wie die Gebietsansprüce der europäischen Ententemächte.­ber dieses feine Spiel wird sch­erlich den Papst und die übrigen unbefangen Denkenden in Europa täuschen, das den Andeutungen des Deutschen K­­­anzlers Dr. Michaelis im Hauptausschuß des Neid­stage und aus der Haltung des überwiegenden Teiles der österreichisch ariiehen und deutschen P­resse zu daß der Riedenspelitif des Papstes auf­­richtiges Wohlwollen entgegenbringen. Die Verant­wor­­te die furctbare Enttäuschung, die der Welt durch päpstlichen Bemühungen bereitet bie bie ih­, fast demnach musiklieglich Entente zurück: Nur, Im ersten Augenblick tanz­ der Wortlaut­ der amerikanischen Note jene überraschen, die den kürzlich vor englischer Seite veröffentlichten Auszug daraus ndr in Erinnerung haben. Moriwörtlich verglichen ergibt sich allerdings ein Unterschied, der ein teuerliches Zeugnis für die schändliche Verlogenheit und­ Bedeutenlosigkeit emgliijer Beridterjtettung findet. Der Berfafjer bes Hassuges hat idoch unw­iffentlich zum richtigen Ber­­finds der­ Wilfonischen Note beigetragen, indem er ihren Sinn und ihre Absicht im das Wort „Entwaffnung ienfakte. «­»—»·» V­ie cgäwoffnung des deutschen Volkes«.­1ftesskurzerz Tat.tv«as-Wilson bean­pfte als die"Porbe»dinging·dawr, daß­ Amerika·sich in Friedensverhandlungen einlasse, net­tinötd­li­che und daraus»Hon-selbst(sich) ergebende Mililitärische Selbsten­twaffnung vexleuxgkthson,wenn­ er s mit nur­ leicht verf­üllten Wendungen­ die Revolution in die Erhebung des deutschen Bolfes gegen seine Siedierung, die Verleugnung seiner Ares, und als Helen fordert, worin dieses Vort den Inbegriff jener verhichrlich gew­ordenen und bewährten­ Züchtigkeit ertennt. Der Gedanke ist nicht neu, auf diesem Wege die militä= Einheit zwisgen Bolt, Armee und Regierung beruht, zu brechen. E83 ist überflüssig, einen Mann, der so wahn­­witige Gedanken hegt und ausspricht, zu fragen, wie er mit "solcher Forderung den Grundlag vom Gelbst­­bestimmungsrecht der Wölfer vereinbaren teil, den ehemaligen Geschichtsprofessor aufmerksam zu machen, daß er das erste Staatsoberhaupt in der Geschichte seines Wolfes ist, daß ala sein Striegsziel die Einmischung in die innere Bolitit eines anderen Landes und dessen Nötigung zu einer bestimmten R­egierungsform erforen hat, Oder sol man den amerikanischen Bolitifer daran erinnern, daß der deutsche Reichstag in vorbildlich demo­kratischer Art aus dem­ allgemeinsten Wahlrecht hervorgeht, und daß selbst Die Feinde Deutschlands von deutschen Wahlen noch niemals auf nur ähnliches zu erzählen wagz­ten wie amerikanische Patrioten von den amerikanischen? Das amerikanische Bolt, im Guten wie im Schlecien ein Emporlömmling unter den Nationen, hat in seiner großen Masse seine Ahnung von den deutschen V­erhältnissen; er wird sich einst, reifer und weltläufiger geworden, mit­ Ber­cdämung daran erinnern, wie unehrlich und plump feine Staatslenter und Diplomaten in dem Fritischeiten ABb- Sa der Menichheitsgeschichte ihres Amtes gewaltet advem Vräsident Wilson wird sein­ Ziel nicht erreichen. Das deutsche Bolt wird sich durch das erfünftelte Baihos seiner Noten und Reden nicht von der mühsam­ erreichten Stufe der geschicctlichen Entwicklung in­ die Ohnmacht zudht­­und haltloser Steinstaaterei zurückladen oder zum Treu­­bruch an seinen Fürsten verführen lassen. Es ist in ger­radezu Tomijd, daß Rilfon einem Siebzigmillionenvoft von musterhafter Schulbildung einreden will, da­ er nun schon das vierte Jahr gegen seinen Willen Krieg führt, da R­ed nur gezwungen von einer­ kleinen­ Gruppe von Männern die im Siriege vertaufendfachte Wajt der allge­meinen Dienstpflicht auf seine Schultern geladen hat, ohne auch nırr zu berjuchen, ‚gegen­ diese Dienstpflicht Kund­gebungen, zu veranstalten, für Die eg in den Vereinigten­ Staaten und Kanada, 10. biel von den Behörden gewalt­­sam ‚unterdrückte Muster gefunden hätte. Und­ das Tod­­mittel wird nicht verfangen, das Wissen anwendet, indem er dem­­­ deulichen Wolfe versichert, dab­­er ihm seine Be ‚rietsabtretung oder Leistung von Kriegsentschädigung zu­­ Zu­mut und daß er ihm die Tote zu Wiedereintritt in die Reltwirtschaft­ offen balten­­ wolle. Zu Gebietsabtretun­­ger ‚könnte er au Re: Willen das deutsche Bolt nicht zwingen. Meder' it Strienslage dar Stadh, wo wird er selbst als ein, taugliches Instrument , die Armee erleiinen,­ deren einstige, in Washington "geübte militärische Tüchtigkeit sic­h darin fundgegeben hat, das sie auf den paar Dampfern, mit denen sie nach Europa fuhr, von den Unterseebooten nicht erwischt worden ist. Immerhin weicht in diesem Blitte die am­erifanisc­he Note von dem üblichen Naubbogelschrei­­­­densfreunde davon ítuhig gemacht werden könnten. ser. nac) den bitteren Erf mit dem doppelten Baden amerikanischer Diplomatenreden ist schmwerster­­ Zweifel geboten. Wer an den Beginn seiner Rede die Aufforde­­­­rung zur Revolution in Deutschland jeht, auf Sem ich schwerer Verdacht, hab nach Erfüllung dieser order die Fortlesung seiner Rede den fpiken Angelhafen aner dem Sochiffen enthüllen würde. Was will er fon bedeu­­ten, daß Wilson die­ Möglichkeit einer Nachkehr zus status quo ante nicht ausjástteht? Ein Umstur in Deutschland mit allen von ihn und der Entente Davon eriwarteten Folgen liege vi­el mehr als jede denkbare und in Qu­adratkilometern ausdrückbare Erschütterung und Beeinträchtigung von Deutschlands Stellung in der Welt. Wenn die­ Mbmehrkraft Deutschlands und seiner Verbündeten je von innen abgehöhlt wäre, Dann fänden jene, die Deutsche­n Weltherrschaftspläne erlügen und ange­fährliche Weltherrschaft anstreben, so ziemlich das einzige ernste Hindernis aus ihrem Wege geräumt­­ ".­ Die amerikanische Note spricht von einem Prüpsten für die Möglichkeit­ einer internationalen Triedenzpolitik. Sie wartet, daß er dich: „einige neue Betreffe für die Absichten der großen Bolter der Mittelmächte” geliefert . Prüfstein für ‚den nach ‘der Sertebendvejefaktor beg­ ee­det im die Versenfung Haben ’ v die­­ Mittelmächte Deutiland, SE unde eitelung der “> .— Kraft Deutschlands, die ertennen, auf Wilsen und im wesentlichen auf Der ‚amerikanische > feimer "Demokratisierung gelinder zu berfa biets­ und sonstige Streit in versöh , zu verhandelt, ist gesegentli ' , 2307 Bon­apeauz Ferdinand VBamagaricit. . "Das Bedrü­dendste des Schreilichen­ Krieges ist seine Unwiihtheit. Millionen it­er Ch­idjal, ‚die kleinsten Berrieätsinnen des Alltags erinnern am ich: immer in allen ist er gegenwärtig. Und doch gibt man nicht zu, daß er sei.­­ Wie ein Ch­iverkranfer fi vor dem Bahnsinn fhübt mit der trampfhaft festgehaltenen Vesinnung, 25 fer nur ieberwahn, was ihm geschehe,, 19 tut Curopa sich ebaufinden mit dem Kriege: es wartet. Die Männer, die Guropas Geist ud Gawiijen gewvesen, schm­­egen und jehl­eigen; "nur die ersten Kriegsmoden Braten Ent­­gleichun­gen. So konnten über dieses Schweigen Die Kleinen und Geigäftigen ihr Geschrei erheben, aus Weltennot und mölter tot das Spiel ihrer Eitelkeit machen. Die Wirklich­­keit des Krieges auf das Niveau ihrer unklaren Anfiten und ihrer nur zu Haren Absichten herunterfällchen­ Sene, die mit ihren Primadonnenlädeln auf dem Grab der Menschheit sich photographieren lassen. Sie ist der Krieg? Wir willen es nicht. Was ist der Krieg? Wir hören es nicht. Der grau­envollste Krieg hat seine Stimme und hat sein Gesicht. Diese Umwirflichkeit und dies Schweigen ist der größte Schrecen des fred­lichen Krieges. Itt'( möglich), dab Leid und Chidjal ein­­fach geleugnet und verleugnet werden? 313 möglich, daß das Herz der gefreuzigten Menscheit Fein Schrei erlöst? Da das Welteminglad sinnlos, bleibt? Muß nicht der Neltertod Geburtäieh einer neuen Menscheit fein?‘ Doc­han leuchten Zeichen, die den seit­ den Kriegs­­jahrer um die Menschheit Dangenden­­ Srager trösten. Woran ein Buc: „Le Feu“, von Henri Barbuffe. Seit sechz Monaten hat das Buch 100.000 Auflage, also eine albe Million Leser. Barbuffe ist heute eine Macht in Seanfresh und ein Europäer, was es seit dem Striege nicht mehr gab: ein Mann, dem die ganze Menschheit Tasicit. Der Geist war ohne Maut und die Macht war geistlos. Sekt­e aber­ flient das Buch dieses Mannes über die Welt: der Geist wurde Tat und verwarf Der Krieg. Das erste Kriegsbuch, das "Dem Krieg ins Gesicht zu Shanen wagt, ist ein Friedensbuch, die erste Stu­mme, die herausbricht, ist die erlösende Stimme der leidgebornen Menschlichkeit. Krieger pflegen nidt zu Schreiben, und die ,so Kriege bechreiben, rennen sie nicht. Barbuffe aber­­ ist­­sein Kriegsberichterstatter von hinter der Front und sein Hiltorifer ° mit Schreibtisc­herspektive und Mfsenbrille.­­er­ war dabei, er schreibt, was er durchlebt. Seine Berech­­tigun­g it seine Erfahrung "und "die in der Schule des großen französischen Romans zum Einhauen und­­ Ge­­stalten der Wirklichkeit erzogene Gabe des Schriftstellers. Barbusie gibt Ausschnitte in Bildern, seine übliche Ge­samtdarstellung, vollgepfropft mit anschauungslosen A­gerreinheiten, falsschen K­enstruktionen und­­ verb­rieften Berichten. Was die siebzehn Mann, die mit ihn einen Infanterief warm Bilderen, unmittelbar erlebt, zieht in einer dem Krieg immer näher rüdenden, zu­ den Greueln Des Toten Sturmangriffes hinaufsteinenden Stertenreihe an und vorüber. Mit­­ diesen siebzehn Viann erleben wir den­­ Sttieg. Da sind die endlosen Tage des Martens­­ im Ehmuß und der Kälte de Schüßengraben­. Journa­­listen, die „Vergnügungsreisenden des K­rieges" , Forimen, die Sonntagsjäger Ipyrilic, angetan, und ärgernt­ die Sol­daten mit den teriggten Fragen ihrer eberfläjlichen Neu­­gferde und, ihrer anmaßenden Weutiefigkeit. Da ist Die kurze Ruhe in den elenden Unterschlipfen der Dorfquar­­tiere, wo die­ Profitsucht der, Bauern den lekten Heller abpregt,­ da sind die Quälereien der vermundet Heim­­und geheilt‘ Zurückehrenden dur die Streuzritter, Die ihr ont, Hinter des sie sich geborgen haben, mimutig­­gewillen!og ausüben, da sind die nächtlichen Märsche mit ihrer tödlichen Anstrengung und ihren Tausenden. Gefah­­ren, da ist das verwüstete Land und die zerschoffenen Städte, das Hinsiehen der Menschen und das Zusam­­menschmelzen der Jtegintenter. Und überall der Tod. Sie sind versammelt zum Sturm: „Das sind fette Soldaten. Das sind Menschen. Das sind feine Abenteurer, feine Strieger, geschaffen, bald Fleisher, bald Saladtvieh für die Menschenschlächterei zu­ sein. Das sind Bauern­­ teter als selbst das Sperrfeuer, deutichen Mörser. Aber [chon sieht man den altesten Chütengraben und Deutsche darin. Ganze Gruppen­­ stürzen zusammen,' man ’sieht und hört nichts mehr. Von dem­ Graben angezogen, stürmen sie blind und Idhurs gerade vorwärts. Und nan ist man drin. Die Deutschen haben nur wenige Mann zurückgelassen. Aufgestachelt von der Enttäuschung, vom Maud gewürgt, vom Gerümpel­­ und zertretenen Menschenleibern gehemmt und­ gereizt, morden die Kranzosen in der Tiefe 508 Graben­. In den Unterschlüpfen, wo sie Deutsche verfischen, wirft einer die Handgranate, das Gebrüll der in Stüde Zerrissenen und verschüttet Erstichenden antiwortet. Ein­ an­derer, sie herang, ersticht sie mit einem Küchenmesser, das Blut läuft ihm herunter bis zum Ellenbogen. Der dritte bläst Safe hinein, die mit den Deutschen zugleich die schon ein»­gedrungenen Frangosen erfu­den. „Sie blähen sich je ahnen, wie mit­ einem Nuhm prangen sie mit dem Glüd, das sie am Leben erhielt, erbarmungslos, über­strömend, berauscht von sich selbst." . « m«: | 159,3 | | | |‘ ; -

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