Pester Lloyd - esti kiadás, 1919. október (66. évfolyam, 183-206. szám)

1919-10-23 / 199. szám

Tagesnrutgkette«. Budapest, 23. Oktober. Freigabe der Archive. Der Minister des Innern hat die über Archivsachen herausgegebenen Verordnungen des ge­wesenen Volkskommissariats für Unterricht außer Kraft gesetzt. Infolgedessen fordert er im Einvernehmen mit dem Kultus- und Unterri<htsmi::ister sämtliche Behörden und Institute des Landes mcf, das auf Grund der erwähnten Ver­ordnungen in Besitz, brftehungsweise in Beschlag genommene «irchivalische Material den früheren Eigentümern zurückz::« geben oder, falls das derzeit nicht möglich wäre, dem Minister des Innern unverzüglich Bericht zu erstatten. Todesfall. Dr. Stefan Fedâk, pensionierter Ober­­phyjlklS des Beregcr Komitats, ist gest^"'-: i:n Alter von 71 Jahren gestorben. Die gefeierte Küllstlerii: Sari Fedäk betrauert ii: den: Verblichenen den Vater. Tas Leichenbegäng- Ms findet heute nachmittag 3 Uhr in Pestßentlörinc statt. Professor 3!ustem Vâmbëry. Ein Budapester Abendblatt wußte zu berichten, daß Professor Rusten: Vámbéry ver­­schwunder: sei und sich in der Schweiz triederzulass«: bimb­­sichtige. Wir werde:: von Professor Bümbörh nahestehender Seite ersucht, mitzmeilen, daß diese DiitteUung unrichkig ist. Vrasessor Vâmbèrh hat die Hauptstadt vor Dkonaken verlassen, erkrankte in Wien und besindet sich derzeit noch in Wim:, wo sein Kirü> in einem Sanatorium ssit längerer Zeit schwerkrank darniederliegt, mfolgsdeffen kann er vorläufig nach uns«r«r Hauptstadt noch immâu Nicht zurückkshren. El«« SslbsimordsraUstik. Dis RettunzsgLscllschast ver­­ofisnÜicht eine Statistik der Selbstmorde, der wir folgende trttersfsante Daten entnehmen-. Int Jahre 1913, «n letzten FrievMsjahrs, wurden 1270 SelLftmordversuchs verübt, t«n den Selbstmordkandidatsn sind 457 gestorben. In den Kriegs­­)cih«en gestaltet sich dieses Vsrhältnis folgenderweise: Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, daß seit Ausbruch des .Krieges die Mhl der Selbstmö:Lcr m stetigem Sinken begrif­­. fen ist, was wohl darauf zurückzuffjhreu ist, daß die Ereignisse und Sorgen des Krieges und später Las bolschelvistrsche Aera Vas Seelenleben der dem Selbstmord zugeneigien Menschcn viel zu sehr in Anspruch genonlmcn haben. Auch das Liebes­­lsbelr forderte weniger Opfer, da dis männliche Jugend, die er­­sahrungSgernäh die weitaus übertniegende Zahl der Selbst- Mörder liefert, im Felde war.' In unserer: Tagen liefern dis Nervenkranken das größte Kontingent der Selvsimö-cder. Sie sind in der Statistik mit 40 Prozent beteiligt svor den: Kriege LZ Prozent). LLL «â ,gw ftchre 1314__________ 1035 483 „ 1915 ... ..................... 803 Z83„ „ 1316 ............................. 841 362 . 1317........................ 651 264 „ . tS18............................. 732 230 „ ISIS (1-IX.)................ - 160 Aommttnal-ArrtzeleglMhMerr. Zudaveüer j-'kdeusMilielmarkt. Budapest, 23. Oktoben Der.Hilferuf unserer Mütter wurde erhört, Amerika eilt unserer untermmährten Jcigend grosznüitig zu,Hilse. Dotnit i sich jedoch die Optstnistelr nicht zu lange bcs EdelmuieS der fremden Naiicn: erfreuen, erhebt sofort die hcimmliche Spetu­­lütron ihre Hydraköpse. Die LcöenSnkltielwucherwr holen aus den Tiefen ihrer m:tLrird:sch-en Speicher verborgene Lcbeus­­miitel, darunter sogar amerikanische Rahrungsrncttel, l-ewor. Alle DslikateßenlLben sind mit neuen Waren überfiillt. „Amerika" tvird zur Devise erwählt und düs Zav.beuoort er­tönt: „Amerikanische Spezialitäten sind cingelroffen." Jm llülderspLuch zu der bisherigen Milchuoc erblicken tvir ii: nianchen Auslagen bereits ganze Pyramiden amerikanischer 'Mlchdoscn (Ic 45 pro Doses, auch Nestlös Kindsrnährirättsl sind zum horrendst: Preis von lr 33 pro Tose ivieder twr­­lMdèi:. Vor einigen Monaien wurde dieses Nährmiliel vor. oerzweifelien Müttern vergebens gesucht. Holländischer Kalas Lüftet dicht neben der kouLensierteu Milch, jedoch nur für ge­­spickte Börsen sll 180 pro Kilograpnu) berechnet. 5p«.gt man .lebenbei den bescheidenen Wmrsch, ernige amerikanische Lunch­­schnitte zu verzehren s^ 6 pro Stück), kmrn man eine blaus Gcldllote gar rasch loswerdsn. Eine Tasse „amerikanischer Bouillon" "schnwckt tv.ohl auKnehmeicd gut an „kohlerflosen" 2lbendâk- nur daß eb-sn der Preis einsr Suppcâose etN>as reuer s!- 12)'zu stehen konunt. AmerikauischeS LsegebLck ist «irr seltener Leckerbissen gswordâ. Der Preis di^er appstftlich nuSichenLen Bäckerei ist jedoch im VerchÄtnis ,zu Miseren heimatlichen Keks (lc 60 pro Kilogramm) fast Lillig zu nenncn sic 80 pro Kilogramm). Aus den: Gebiete der Ki>cheri:ährmittel wütet sörrnlich der Lebensukitiellvucher. Wenn mit Parsüms, Seidenstrümpsen imd Brillanten gewuchert wird, wtchlan, arme Leute müsse:: (ich eben bescheidcn, Lixusariikel köniren nicht als Gemeingut betrachtet werdei:. Die "Ernähvmrg und Kräftigung dc? künf­­tigen (SMeraiion aber muß als hefligsts Pflicht der Gefamt- Mt betrachtet werden. Es kann uns nicht gleichgültig sein, wenn die KindMührrnittel bei der gegenwärtige:: Milchnot herzlosen Spekulanten ausgeliesert sind und Tausende von un­­bemittelten Kindern an Unterernäl)rut:g dem Siechtum ver­fallen. Auf den offene:: Märkten (Teleki-, Garai-, Lehel-tár) wird -mit Kochmeht Lchleichhandel getrieben sk 14 LiS 17 pro Kilo­gramm). ONit Brot wird cbciifalls geivirchert sein Laib 1c 20 dis 30). Die Holzkonjunltur wird glänzend ausgenützt f.KIeiu- Holz 1c 1 bis 8 Pro Bund), .Holzkohle lc 6 Pro Kilogramm. Fleisch waren > pr 0 Kil 0 grainm Kronen hellte vestern Riudflclsch............ ..........................- 44—52 — 56 43—56 Kopssleisch ................:......................... 30 — Kalbfleisch ... ............................ 60-68—70 60—70 Sclaflei'ch ..........................>-......... 40—44 40—44 Schweinefleisch..................................... 60—70 60—70 Pariser (Lelikatcf'senware) _... ... 50 50 Salami .............................................. 60 60 Geflügel sauf offenen Mäpkjen) GanZfleisch.sfett, abgeschlachtel) 65-80 85-80 „ j abgezogen) ................ ... 60 50—60 Gansfett (roh)................................ 100—110 100 lUanZIeber... ................................ 100—110 100 V'nten ......... ........................................ 6-5-70 70- 80 v vEsrstLK, 23. OLtodsk 1919 Die HolzbersorgLng der Hasptstadt. Wie wir erfahren, hat die Hauptstadt ungefähr 60 b:s 70 WagMns Brennholz von der erzbischöflichen Forftverwaltung in Kalocsa gekauft. ! Das Hölz wird heute oder morgen mit ztvei Schleppern nach Buda^st gebracht. Demnächst sollen noch weitere .Holzkanfe abgèschlosien werden. Dsr Berkehr der geistigen. Getränke. Dneser Tags fand iM .HLndelsministerium. eine Enquete statt, die sich mit der Frage beschäftigte, ob und in welch-M Maße dis Einschränkung des Ver­kaufs geistiger Getränke aufgehoben werden soll. Nach längerer De^tte sprach sich die Enqulw d,ffür aus. daß der Bier­­und Weinöerkehr vollständig ^r eigegeben werde. Bezüglich des Verkaufs von Spirituosen plädierten die anwesenden Vertreter der Hauptstadt dafür, daß der Handel mit Spirituosen ebimsalls freigegeben tvcrde, weil ! nach ihrer Ansicht durch dis übermäßig hohen i Preise der Spirituosen der Trunksucht ein Riegel vorgeschoben sei. ! Bei Wahlen, Streiks oder anderen ähnlichen Anlässen kön>:te ! ! ja das Verbot des Ausschankes von Spirituosen wieder ins ' Leben gerufen werden. Die Enquete entschied sich dafür, daß, !der Verkauf von Spirituosen in dei: ! B r-ü n n tw e i n sch â n kqn auf gewisse Stunden desTages beschränkt werde. Obstware Aepsel... ... ... .- ......................... S—12 6—12 Nüsse ...________________ 28-32 26—82 Pflaumen ....................................... 18-22 20-22 Trauben ... .... ... —. 10—11 14—18 Quitten.......................................... 12—20 14—18 Wassermelone ...................................... 3 — Gemüseware Paradei.»! .................................... - .3-2.60 4--', Hâuptelkraut ....................................... 3—4 2 Äohl ........................................ 9-5 -Kartofseln ... ...:.............. 1.65—2 1,85—2 Kürbisse fgehobelt) — ..........- .... 5—6 5 Sauerkraut ... ............ ... —. 6—8 6—6 Rotkraut -............... „8 — Möhren ............................................. 3-4 3 Zwtèvkln ... ................... ... 6—8 ti Verschiedene!» Russe sgeputzt)....................................- 100 — Soeck (CZscSi)......... ... ... ............... 146 >7-Buttsr.............................. ... — 120-140 — 'Wanmen (gedörrt) .............. ... — 28 — Rosinen ................................. ... 100 — Mandeln (geputzt)... ... 100 — Eler (pro Äüich ................... 4.öv—5 Margarin ... ... 68 — Trottenbohnen_... 10—13 — Trocksnerbfen — ... ___________ — 18 " Trockenlinje» ........—____ 18—24 — ! Theater für heute: Nationaltheater: ,A. NLZ^- i tuewLfl — Ungarische Rationaloper: ,.8â>o80ll ss vs­­lila". — Lu sts p isith 01 ter: ..4 tolvaj". — Ungarisches Theater: „.4 ossâok". — KönrgStHeater: ».4 karssnA tüncksis". — S ta dtth eater„öiixooo". —Innerstädter Theater: ..Teâk". — Theater auf der Andräsfy­­u t: „t,'8öbör es vLckör" ; „»ârcius 21" und das Pregramm. — Revuetheater: csükbaktsr" und Vilma Me gyoßay. — Madách-Theater: ,s>»w80ll âs vslüa". — Buda­pester TheE»t-r: ,Ej'Nrtzovi-;f^-lsLii5ok". HanptstiivtischeS Orpheum (VI., Ragyiiie;ë-utLa 17); Modernstes Rauchchea^cr. Aufang Vr7 Uhr. Rational - Orpheum Erzsèbet-körut Lt: CrstNasiigcä Theater und BarietSprograumk. Anfang V26 Uhr. GerrchLshaLLe. Ein uuerbittlicher Hansyerr. Wie tvir schon iniigeteilt haben, gibt eine Müüsterialvsrvrdnung den HauKeigetttunrern V.--; Recht, ihreit .tzausdevrgern ohne bssondets Begründung zu künÄigkm; «s sind jetzt schon nahezu 4000 solche .Kündi- . güifgen erfolgt. Heute verhandelte die Wohnmlgskommission untckr Vorsitz des Richters Tr. Vändt) einen wichen Fall. - Vor Verkündigung des UNeils wollte der Richter den s Hauseigsntürn-^r Roinai: Brezl rn a t) e r be» ! ! Wege:!, voi: seinem Rechte ks>n<.3> Gsbra-uch zu , machen, da f es für de:: arnren Mann eine Umnöglichkeit sei, jetzt in der , sirengstsn Jahreszeit tnit drei Kindern Woln'.ung und Siel- ! lung'zu finden. Der lllichter t'srschwieg nicht, daß die Kom- ! I Mission die Kündigung aussprechen mußte, es sollte aber gerade ! dariim der Hairsherr Gnade für Recht ergehei: lassen, un: so mehr, als sich auch sämtliche Mieicr in einer Eingabe für den .sdanSbesorger. alS einen sehr zuverlassigei: ütid braven Menschen verwendet ljaben. Der Hausbefitzer war aber nicht dazu zu bewegen, so daß dis Lominlssion den Hausüesorge^ ver­­l psltchten mußt«, auszuziehen. Sie gewährte ihm aber hiezu eins recht lange Frist. Letzte Nachrichten. Mitteilnugen Les Ungarischen Telegraphö»­­Rorrefpondenz-Bureaus. Republik Oesterreich. Die Gelieimverträge Oesterreich-UugarnS. Eine aktenmäßige Darstellung des Unrversitâtsprofessors A. F. Pribram. Wien. 23. Oktober. Der Wiener llniversitätsprojejsor Sllfred Francis Pribram vrrösscntlicht ini Verlage Braumnller demnächst ein Werk über die politischen Geh cimvert rüge , Oesterre: ch - Ungarns v 01: 1879 bis 1914. Dar:n wird auch Ausschluß über den Inhalt der Drei­­bnndverträge gegeben durch Publikation deS Wortlautes der einzelnen Verträge einerseits und der Geschichte der Ver­­tvagsverhandlungen andererseits. Bezüglich der letzteren standen allerdings irur die Akten des Wiener Staatsarchivs zur Verfügung, wcShalb eine lückenlose Darstellung ihres Ver­laufes nicht gegeben werden tonnte. Tas gilt insbesondere für jene Vcrtragsbcstimmnngcn, die misschlicßlich Deutsch­land und Italien betreffen. Bekanntlich wurden bereits im Sommer 1915 die Artikel I, III, p)" und VH von der österreichisch-ungarischen Regierung veröffentlicht. Ans dem nunmehr veröffentlichten übrigen Text geht hervor, daß der Dreibund nicht als Ersatz des 'österreichis ch-u ngaris ch-d entschen BündisseS von 1 879 anzusehsn i st, desse 1: Geltung er in keiner Weise beeinträchtigte. Vielmehr blieb der osterrerchrich-'Ungarlsch'Oeuijche -Lertrog ois -um Lusvrucy ocs Weltkrieges unabhängig von dem Bündnis mit Italien die Gnndlagc für die Haltung der Mittelmächte IN allen Fragen der Außenpolitik, ganz besonders aber fiir ihr VerhältniszuRußland. Die oft ausgesprochene Behauptung, daß Deutschland und Oe ft erreich-Ungarn schon 1879 die automa­tische Fortdauer ihres Vertrages vereinbart hat­­ten, beruht auf einem Irrtum. Erst 1902 wurde festgesetzt, daß er automatisch vondreizu drei Jahren fort­­vauern solle, falls kein Vertragsteil den Vertrag -wci Jahre vor seinem M'Iauf kündigen wi'rde. Der erste Dreibundvertrag mit fünfjähriger Dauer wurd» am 2d. Mai 1882 unterzeich­net. In seinem H. Artikel verpflichteten sich O e st e r re i ch - U ngarn und Deut s chlan d, Jtalienmit ihrer ganzen Kriegsmacht zu Hilfe z tk eiIpn, wentt cs Ohne P rovükation von seiner Seite von Frankrei-b angegriffen würde. Eine entsprechend« Verpflichtung Deutichlnnd gegenüber nahm nur Italien am sich, O e st e r r eich -Ungarn nicht, das Deutsch­­land gegen Frankreich nur dann Hilfe zu lei st en hätte, wenn ei ne andere Großmacht s i ch a n d i e S e i l e d e r F e ü n z o se n st e l I e n s o 11 i L. Ebensowenig :oc.r Italien zu einer betvassneten Unterstützung Oesterreich-Ungarns verpflichtet, wenn dieses ahne Provoka­tion scinLi^eits von Rußland alleiir angegriffen würde. In diesem Falle war Itat i c n nur zu emer w ohttirol 1 en > den Neutralität aege nüber Oesterpeich-Un» garn gebunden. Zur Teilnahme an einem durch Rußlands Angriff hervorgertlfenen österreichisch-ungarifchen Kriege war > LeuLschland nur d'nrch das Bündnis wn 1879 verpflichtet, von > dem Italien 1882 noch nicht Kenntnis hatte. Keiner der Dreibundvertrag« enthielt eine Garantie beS Besitzes der drei Berbündeten. obwohl die italienischen Staats­­iiianiier eine solche bezüglich tchrms durchsetzen wollten, was jedoch an der entschiedenen Weigerung des Wiener Kabinetts scheit-erte. Ebensowenig konnte Jtalwn BestimMUNgen übe«: eine Zomblnation künftiger Gebietserwerbungen Oesterreich--­­llr>garns auf dem Balkan mit italienischm Ansprüchen auf dos Drentino durchsetzen. Italiens Bemühungen, zur Sicherung gegen tveitsra Eroberung spläne Frankreichs ,n den Rand­gebieten des Mittelländischen Meeres, den s Beitritt Englands Zum Dreibund zu ertoirken, scheitertcrr' > damals noch an deut Widerstande Bismarcks, doch setzte es durch, daß in einâ dem Vertrage angeschlossenen Protokoll ! ausdrücklich betont wurde', dchz der Dreibund keine englandfeindlichc Tendenz verfolge, ein« Bestim­­- nturrg, die qanz deui auZgesprvchen defensiven Charakä ter des Vertrages von 1882 entsprach. Während aber die Mittelmächte an chicscur Gedanken bis zur Auslösung deS Bundes unentwegt feschielten, ließ ihn Italien schon bei der Verhandlung des zweiten Drei­bundes fallen, NM sein Begchren trach Erweite­rung seiner Machtsphäre auf dem Balkan und in den Randgebieten des Mt.telländischen Meeres zu Le­­friedigen. So wurden O est crre'ch, Nngarnimd Deutsch, land in dein 1887 wieder mit fünf Jahre abgeschlossenen zVeite'n Drc'bmrdvcrtrag verpflichtet, auch an .Kriegen tcilzunehmen, die man nicht mehr als Abwehr unprovozierter lleberfällc ansehen konnte. Ztvar ge­lang eS Italien nicht, seine Forderungen in vollem Ausmaß« durchzusetzen, da das Wiener Kabinett sich auf das entschie­denste weigerte, Verpflichtungen zu übernehmen, die die Donaumonarchie in einen Krieg mit Frankreich verwickeln konnten, und Bismarck andererseits eifrig bestrebt war, Deutschland schon mit Mcksicht auf Rußland rnöglichst von jeder akiiven Teilnahme an Balkankrie­gen fer:rznhalten. Nack, langtvierigen, mehrmals vom Scheitern l>et-rohten Verhandlungen griff man, um eine« Bruck» zil "-c-meiden, veruultlich auf Initiative Bismarcks, z» dein Auswege, die von Deutschland und Ocsterrsich-llngarn zu übernehmender Verpflichtungen zu teilen. Zrr diesen: Zweck« wurden 1887 drei Verträge qeschloffen? deren dritter ei« Separat vertrag zwischen Deutschland und Italien ist, was bisher gänzlich unbekamr! tvar. Deutsch, land verpslichw: sich, Italien mit'seiner ganzen Kriegsmacht auch dam: Hilf!' zu leisten, falls cs, ohne von Frankreich an­gegriffen worden zu sein, durch dessen Vorgehen in Tripolis oder Vtarokko sich genötigt seherr sollte, seinerseits die dortigen - oder europäischen Besitzüngeri Frankreichs anzugreifen. In einer weiteren, gleichfalls bisher völlig m:b«>­­kanttten BestiinLMng dieses S cP ar a t a b k o mm ens sprach Deutschland die Bereitwilligkeit aus, nach erfolgreicher Beendigung eines solchen, ge­meinsam gegen Frankreich geführten Krre­­gesLie A isisd e h n u n g d e s italienischen Terri» tvriumL auf .Kpstendes Feindes zu fordern. Später schloß Italien Scparatverträge mit Frankreich übe:' Tripolis, erneuerte aber trotzdeu: den Dreibund mit seirre:: gegen diese Äèacht gerichtete:: Besiimnwngen. Diese drei Verträge, deren erster bloß den Inhalt deS Vertrages von 1882 tviederholtc, während der zweite ein Separaivertrag zwischen Oesterreich-Ungarn Ulw Jtalicaa :st, Balkansragen betrifft und durch Veröffentlichur:gen von 1913 bereits bekannt ist, wurden bei Abschluß des dritten Dreibundverirageâ im Jahre 1891 auf Betreiben Italiens in einen Vertrag verei::iat. Dagegen scheiterten dainalâ die Bemühungen Italiens, eine wesentliche Erweiterung der Verpflichtungen der Mittelmächte zu erwirken. Immchehi:: wurde Teiitschlnnds Zugeständnis, für die italienischen Interessen in Nordafrika eintrcten zu wollen, wobei neben Tripolis Tunis in den Vordergrund gerückt wurde, genauer präzisiert und die Absicht ausgesprochen, über diese Fragen ein Eilwernelmen mit England herzufteUcn. England hatte sickj bereits 1887 :n:t Oe st erre ich-Ungar« und Italien über die Aufrechterhaltung der türkisckicn Besitze im Orient geeinigt. Die K ri s e dc s Drei b u nd es begann niit den ersten sckweren Konflikte:: zwi'chen Deutschland und England. Be­reits 1896 teilte Italien, den Mittelmächte:: mit, daß es an einen: Kriege, in dem England und Frankreich gemeinsam als Gegner der D re i b n n d st a a t e n auftreten sollten, nicht teilnehmen könnte, eine Erklärrmg, die allerdings Deutschland und unter seinem Einflüsse auch Oesterreich- Ungarn sich weigerten, zur Kenntnis zu nehmen, tvas aber ^an der Tatsache des Abrückcns Italiens Von seinen Verbündeten nichts änderte. Der Dreibundvertraft tvurde noch zweimal, lOEI lu:d 1912, unverändert erneuert, dÄglsichen das Protokoll von 1891, obgleich es im Hinblick auf die sich mehren-

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