Pester Lloyd - esti kiadás, 1919. október (66. évfolyam, 183-206. szám)
1919-10-23 / 199. szám
Anslandschair. Budapest» 23. Oktober. Die Crgänzuikg des Arir Errgland mld Amerika abgeschlosseiren Schutzbündnisses durch andere Allianzen aus Lem europäischen Fcsrlande ist in Frankreich ein kiftig und vielseitig besprochenes Thema. An erster Stelle kommr dabei natürlich Italien in Betracht» sodann die kleineren Staaten von Mittel- und Osteuropa und vielleicht Rußland in einem späteren Zeirpurrkie. Als natürlichster Bundesgenosse gilt aber das durch den Krieg von den Schrairken dauermder llleutralisierung s besreitü Lolgien. In seinem Schicksal vielfach Nordfrank- s reich ähnlich, sricht Belgien naturgenräß eine Anlehnung s im westlichen Allianzensnstem. Aus Frankreich lassen sich Ms allen Lagern giinltige Srimnren für den Allianzgedanken vernehmen. Aus nationalen, gefühlspoliti-schen. aber auch aus wirtfchastlich-prartischen Momenten toird in Paris besonders dem Projekt der Grrurdung eines engen Dreibundes, Frankreich, Belgien und Lureittburg, das Wort geredet. Mit Takt und Vorsicht meiden in .Frankreich Negierung und össentliche Meinung seit einern Ialsre sorgfältig alles, toas die Empfindungen des belgischen Volkes irgelw verletzen könnte. Der Quai d'Orsay soll sich sogar einer Propaganda'zur Beeinflusiung der suxemburgischen öffentlichen Meinung für eine ökonómiáé Allianz mit Franikveickj gcivisserchast enthalten haben. Tas luremburzische Volk hat sich jedoch bei Ausre-chterhaltung seiner polirischen Uirabhängigkeit für den Abschluß tiner wirtschaftlichen Union urit Frankreich ausgesprochen. Die dauernde NeunNlität Luxemburgs hat ja ebenfalls seit dem 2. August 1914 zu eristicren ausgchörr. ! Wor dem Fahre 1871 gehörte das luxemburgische Eisen-! bahnnetz dein französtscheit an. Die Annullicrung des Frankfurter Friedens stellt nun wieder diesen Zustand s her. In all denl liegt unzweifelhaft eine bedeutende Stär- ! kung Fmnkreichs. i Wenn wir nun iwch die Porteije einer engen Mianz dieser beiden Staaten mit Belgien einer näherem Betrachtung unterziehen, so sehen ioir, daß die Propaganda dieser Stagten die ökonomischen Momente sebr gewandt Mrd zielbewußt hervorhebt. Frantreich und Lurenrburcr können aus Belgien 35 Millionen Tonnen Kohle beziehen, die ihnen sonst fehlen würden. Belgien würde dagegen in Frankreich und Lrrremburg die ihm fehlenden metallurgischen Produkte finden. Es ist mehr als lvahrschcinlich, dasz diese Allianz, aus Gefühlèlnonwnren geboren, aber auch von praktischen Vorteilen getragen, als neuerliche Ergänzung des Frie-> Lensvertrags chchr bald zur Tatsache wird. Nach einer Meldung aus Waslnngton ist die durch die Krise aus der ameriranischen Jndustrickonserenz geschaffene wirtschaftliche Loge die sâvierigste in der bisherigen Geschichte der Vereinigten Staaten. Tie.Krise auf der .Konferenz scheint unerwartet eingetrcten zu sein, denn lPräsident Wilson hegte die Hoffnung, durch dieses Forum, das in den ersten Otröbcrragen zu verhandeln begann, pincn ständigen Frieocn zwischen .Kapital und Arbeit anhubahnen. Der Präsident unternahr.'. zur Unterstützung seiner Absicht, trotz seiner .Kramheit, einen ergäitzenden Schritt, inlwin er am 1ö. Oktober den AeschäflsfAirenden Präfidenten der amerikanischen Arbeiter mrd den Führer der Kohlenbergarbeiter zu einer Besprechung nach W.ashlngton einlu-d. Ob die Arbeiterfiihrer dort mit dem kränken Präsidenten oder mir seinem Bevollmächtigtelr unterhandelt haben, ist unbekannt. Es verlautete über, das; die Berntungeir nicht n.ur dem Srahlarbeiterftreik galten, sondern auch der Vermeidung des für den 1. llrovember geplanten Streiks der .Kohlenbergarbeiter. Der Slahlarbeiterstreik. über dessen Anwachsen die Dailli Mail berichtet, isr bedeutsam und interessant, da er nichts anderes als eine Kraftprobe zwischen Arbeiterschaft und .Kapital darsteüt. Nominell zielt der Ausstand auf die Unionisierung der Stahlindustrie ab. Fit Wirklichkeit ist es die Willderaufilahme des Kampfes, den die Arbeiter vor 27 Fahren in blutigem Aufstande vertloren Haben. Präsident Wilson verkennt nicht, daß die Erschütterungen an der Siruktur des Weltnprtschastslebens, die^ der Weltkrieg hervoraebracht hat. ihre Rückwirkung auf die Arbeiierschgst âusüben. Der Präsident ist daher bemüht, zwischeir^ derű Standpunkt des .Kapitals und den Arbeirersorderungen eine Brücke zu schaffen, um zu vernreidcns daß die konnnende Präsidentcmvahl auch auf der Plattform des .Klasienkämpses auszefochten werde. Senator Lewis, desien enge Beziehungen zu Wilson bekannt sind, ertlärte kürzlich, daß der Prästdent in -der nächsten Zeit Piäne für die Sozralisierung der Perroleumwerke. Kohlplgruben uiw Eisenbahnen ankündigen werde. Äc.Plärre schlagen vor. -dieie Fndnsrrien unter staatliche K-on.rolle zu. stellen. . i ' Was nun den Ausstand in der Stahlindusrrie Lètrisst, so dürfte die Zahl der Streikenden bisher nur etwa die Kälste der Stahlarbeiter der Ilnion nmfasien. Vorläufig! ist dse. FortWruttg-des Streiks bis zum 1. November gèplarst. Der Hauptpunkti des Konflikts besteht darin, daß fortan eine Neuregelung in der Ltahlindustrie eingeführt werden soll, die darauf hinausläust, daß die organisierten Arbeiter nicht mehr, wie dies bisher der Fall war, mit Nichtorganisierten Arbeitern zusammenzuarbeiten brauchen. Der Präsident der Steel ILorporation, Gary, hat skch besonders gegen dieses Verlangen ausgesprochen und erklärt, Laß die Erfüllung dieser Forderung einen sehr ungiinstigen Einfluß auf die Stahlindustrie haben miißte. Tie Arbeitgeber Härten die Pflicht, auch Las sozialistische Eigentum gegen Anarchie zu schützen. Gompcrs, der Präsident der bedeutendsten amerikanischeil Arüeitersöderation, sucht nunmehr zwischen den beiden Parteien zu vermitteln, denn nicht Gompers. ein bekannter Gegner der Extremisten, ist der Lerier des Stahlarbeiterstreiks, sondern der antikavitaltstische Schriftsteller und Syndikalist Foster. Der Herbeiführung eines Burgfriedens zwischen Kapital und Arbeit galten auch die in elf Grundsätze zusammengesaßten Vorschläge, die Gompers der Jndustriekonferènz unterbreitet Hal. In Ermangelung detaillierter Nachrichten aus der Isnion läßt sich schwer Voraussagen, ob eine Einigung auf der Jndustriekonserenz erreichbar sein wird oder nicht. Usm Tage. Budap«fy 23. Oktober. Die Mission des Grafen Johann Zichy. Szózat schildert die politische Situation, folgendermamn: Die Situation ist auch heute vollständig unverändert gcblicben. Die Annäherung der liberalen nationalen Parteien an den christlicherr Mock ist bisher erfolglos geblieben, sie hat sogar solche «llegenfgtze gezeitigt, die bisher gar nicht aufgetmrcht waren. Die Vermittlung zwischen den erwähnten Parteien übemahm Eras Johann Z i ch y, mit der Bedingung jedoch, daß er blosz als Mittelsmann fungieren wolle. Er überreichte denn auch die Friedenspunktationen der Nationalen Landespartei dem Ministerpräsidenten Stefan Friedrich, der diese an den-christlichen Mock wcitergaL. Der Block stellte sich aber auf den Standpunkt, daß die ihm überreichten Bedingungen keine geeigtrete Grundlage,zu einer Verstmidigung bilden, womit dmm Graf Johann Zichy seine Misiion als beendet betrachtete. Wir erfahren von anderer zustättdiger Stelle zu dieser Meldung, daß der in ihr geschilderte Tatbestand der Wahrheit entspricht. Gr.rf Jobanii^Zichti hat die^ Hauptstadt noch aur Tage stlnes Besi.'chcs beim Minlsterpräsideutetr verlassen, obwohl ihm angcdeutet wurde, daß die Antwort des BloaS durch ihn erfolgen werde. Die gewonnenen Erfahruugen bewogen ihn jedoch, jede weitere Vermittlung einzustcllcn. Ernst Gararni über die Haltung der Arbeiterschaft. Einem Mitarbeiter des Az Ujsäg gegenüber äußerte sich Ernst Garaini unter anderem folgerrderntaßen: — Was die sogenannte Friedcttsbereitschast der Arbeiterbetrifft, müssen wir konstatieren, daß diese iiteiguitg nicht nur in den Masjen, sondertl auch iit den offiziellen Orgatiett und in der Leitung der Partei vorhanderi ist und auch vorhairden war'seit dem "Augenblick, in dem -der Bolschewismus zusanitnenbrach und die frühere sozialdomokratrsche Partei sich von treuem konstituierte. Das Ministerium Peidl begann seine Tätigkeit tnit dem offen vcrküitveten Bestreben, sofort mit den biirgerlicheit Pärteielt genieiirsam zu wirken und eine Regierung zu bilden. Der Erfolg dieses Strebens wtrrde nur durch den^Friedrichscheit Putsch verisindert, ohne dei: das Land schon längst eine Koirzentrationsvegienrng besitzen loürdc, in der die Bürgerschaft, die Arbeiterschirft und die Bauern friedlich nebeneiitander arbeiten würden. Der Friedrichschc Putsch h<rt dies zwar verhil'.dert, Hai aber aus der Aroeiierschaft und ihrer Partei diese Ileiguttg nicht gebaniri. Ich wiederhole, daß wir allertri'iigs geneigt sind, sowohl auf politischem wie auf wirtschaftlichem Gebiete mit deir iibrigen .Klassen der Gesellfchait eititrächtig zufainmenzutvirken, irrid die Arbeiterschaft ist sich desien bewußt, daß ihrer gewichtige Pflichieit auf dein Gebiete der wirtschasllichetl Sanierult.g harren. ES war Mtd ist nicht dis Schuld der Ätroeiterschafi, daß eiit solches Zusaumreitwirkeu bisher nicht zusmnde kmn, sondern die Schuld lener, die, eiirsciligen Partcizieien tirrd konsessionelletl Zie'e" nachjagend, den Haß fchiirwnd und die Arbeiterschaft oerfolgeliv, der Politik der Ästrsiändigr -g sich irr den W-'g stellten. » ArlksiterausKättde. Ter Grubenstreik in Mährisch-Ostrau. Mnhrisch -v- stra n, 23. Ostor«-. sTschecho-SlojvalischèS Preßbureau.s Jmn Streik auf dem Gabrielaschacht meldet der Ostrowski T-eniük, daß sich die Grnbcnbcmnten aus feiten des Ingenieurs Filip gestellt haben, dessen Enilasfimg die polnischen Grubenarbeite'e erzwingen wollen und dirß sie gestern nawmittag in den 'Ausstand getreten sind. Tie Lkrbeil in dem Schacht ruht vollständig. Es find Verhandlungen, z>oisa)en beiden Parteien eiugeleitet worden, sll. T.-K.-B.) Beilegung des Frankfurter Eifenbahucrkonflikts. F r a n I f u r t o. M., 22. Oktvl'-r. Ter Konflikt zwischen den Frankfurter Eisenbah - nern und der Eisertbahndirsktion ist heute nachmittag in einer öftsntlichen Versammlung des deutschen Eisenbahner- Verbandes bciaelegt worden. s11. T.-K.-B.) Vsn»ui»a1r DDontvopu, »ZWjLiu-I. NX» Li-MW, dÄdi. IM WW WD V W W ^8 WU â8 8> 8> WM >«««, »2. 7«or«>-f"l.ÜÄv>S »iertelj. <ö Urvuon, morirN. 28 Lrooe». MW MU 888 WxM», ... MM ^M» MM j,,. Sok«»,-:. a«ll»r»lvsrtr»tv»>i ö>» <;»iu,LkrI. L-AIUrwlM, WWM' ZWV 'WWvk «»8 WAKL' - IW 8» W? MM n Wl r««»« l.Io,â tür V«WNÄ0II 0Lâ Äs »-»idiLdrisrr» Ll-ONW,oü Li-civo», MA AMW«» WW MM WW WW IKS MM MM »--»mè,,rllÄLnL:».liuli«ii»oknil,,oL.S., MlouLMe!» M'^i-ouLv. kilo,» r WM MM IWN MW M MM W8 WWW DA MM DMI MM V^Leo, ^ollrolls 9. — Lll<rd «lla 88» ^«rLrool>iLre«ui ts OLLterüls sspuFLiv 2assLáuLji! äos M888D! MM8D88ö 8M88 ^8^ >^8^M8DI ^^D88^8!^^ kii? üsn l^ssier 2 Lrovoii 211 vorTicdtsrl. t^-vvins: Uorssod!»« 8V lloUop, 8Nir.k0r»Ns>!d,-,g°n St°»ton»a u..^d°°. ,.>O .â.M Ast st »omsnts Vyr<i6n Lued do! sLmrHodSN SUS- . 8 r d --IWrLL Snüksvkon'poskLmtSk-.i «:llr-rvLSllse2omr7>Pn, .... 1».' kloris vrioks v^srâe» ât »SLesnmm«!. 66. Ilrhrsang. Hudapest Donnerstas» 23. Oktober Ur. IW England. Die Kohlenförderung. London, 22. -Okioec»^ sFunkspruch.) Die Times verösfentlichett eins Zusammeirstellung über die Kohlengewinnung bei dein Sieben. Stunden-Arbeitstag für die Zeit vom 30. August bis 27. September. Die durchschnittliche Kohlenförderung ist INN 6'5 Prozent gesunken. Die .Kohlenkontmission hatte seinerzeit ein Mindererträgnis von 12'5 Prozent, der Vorsitzende der Kommission ein solches von 10 Prozent als tvahrscheinlich angenoinmen. Die Verhältnismäßig geringe Verminderung der Förderung wird der angestrengteren Arbeit der Grubenarbeiter und der Verbesserung 'der Transporteinrichtungen Luaeschriebon. lNng. T.-K.-B.j .Kundgârng für die Unabhängigkeit ZlegypienS. Amsterda ur, 22. Oktobr-.-. Die Tiuies nteldeti aus Alexandrien, daß dort nur Freitag eine gro^e Kundgebung für die Uiiabyängigkült Aegyptens stattfand. Es wurden Rufe laut: „Weg mit Milner!" Berittene Truppen imd Polizei trieben die Mènschemnassen auseinander, wobei c i nig « TodcS- op f e r zu beklageir waren, sil. T.-K.-B.s König Alfonso in Karis. Paris, 22. O Nè. Der Königvon Spanien begab sich gestern abend nach Verdun, üm einen Kranz zur Ehrungder fran» zösischen Gefallenen nicderzulegen. Marschall Pera i n begleitete ihn. Das Befinden der Königi ii ist soweit gebessert, daß ihr die Reii'e nach England möalich ist. sU. T.-K.-B.s Die Mashingloner Arksilerschntzkonfsrenz. Berlitt, 22. Oktol c-e Das Wolff-Burcau meldet: Wegen der Entsendung deutscher und österreichischer Delegierten zur bevorstehenden A r be i t e r s ch ii tz k on f e r e n - in Washington haben sowohl voir Regierungsstiie von den Gewerkschastsverhärrden weitere Berhandlmizcii slattgefimdeu. Es wurde beschlossen, da die Zulassung Kw Deutschen und Ossterrcicher zu der ersten Sitzung der Konfereriz mit Sicherheit zu erwarten ist, Delegierte nach Washington zu entsenden. Die Abreise wird voraussichrlich gemeinschasstich mit den österreichischen Delegierten Eirde' dieser Woche erfolgen. sN. T.-K.-B.) iL Frankreich. Kohlenkrise und Kleingeldnot. Paris, 22. Oktober. Dia .Kohlenkrise macht sich an6, hier sehr fühlbar» und wird mit dem Nmstattd inr Winter 1917 verglichen. Sie wird hauptsächlich durch Lrmisportschwierigkeiterl verursacht. Man versucht soweit als möglich Wasserwege nutzbar zu inachen. Auch die Heizung von Lokonwtiven mit Petroleum ist nr Aussicht geriomMen,. In letzter Zeit macht sich auch K leiic gc l d n o t beirrerkbar. Die Blätter-gebeit als derctr Ursache dcit Schmuggel voti Silber in die. Schweiz sowie das heimliche Einschmelzen voir Silber IN ün zen und den Verkauf des Silbers an Juweliere tnc. Es sind Strafverfügungen getroffen worden. sN. T.-K.-B.) _______