Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1921. január (68. évfolyam, 1-24. szám)

1921-01-14 / 10. szám

Djir Weg des AirWegs. / Von Graf Albe^ Npponyi. ' Budapèst, 13. Januar. EtwaH mchr wks e-f^ohr ist verflossen, seit ich als sPräDont lMML-Men Friänsdelsgation in Bvglei- Efung einer Gchcw^Bk^rlesener Mitarbeiter nach Paris zog, um die verldrekw Sache unseres Vaterlandes zu vertreten. Für mich, der ich keine Illusionen halte, war es ein .Schmrirz, die Kundgâmgen des Vertrausns entgegen­­zMehmen, mit Lenen in Budapest sowohl, wie auf allen Zwischenstationen wackere ungarische Mitbürger mich Mehrt, Vertrauenstundgebungon, in die'sich Hoffnungen «rffchten, die ich M teilen nicht tmstanbe war. Nur für eines konnte ich dis Bürgschaft übernehnren: daß die Würde des Landes keine Einbuße erleiden werde. Darüber KinaiG war ich nicht iMstande, irgend etwas in Aussicht izu stellen; und doch war es mir nicht gestattet, der Hoff­­uungslostgkâ die in niir wohnte, offen Ausdruck zu ^eben; denn schließlich ist man ja nicht unfehlbar, und stbsolute llnmöglichkeiten gibt es ebsnsoivenig, wie absolute Sichocheiten im politischen Leben; gab es wirklich einen sHoffrmn-gsschiMMer, so durfte ihn am all-erwenigsten der sPrästdent der Friedensdelegation durch pessimistisch^ Ueußerungen zertreten. , Nun denn, das Resultat ist bekannt. Bezüglich Der Würde Les Landes habe ich nwin Wort eingclöst, im übrigen aber sehr wenig, sozusagen nichts erreichst. Das Land aber war großmütig; es trug seinen BevollmächW- sten den Mißerfolg, den sie nicht abzuwenden vermochten, nicht nach; ja es zeigte uns gegenüber sogar eine Auerkon­­^nung, die unser ehrliches Bestreben in reichlichem Maße belohnte. In Lieser Haltung der ungarischtzn Nation zeigt sich â Seelengröße, die veTdient, hervorgehoben zu werden. Haben doch andere Nationen Generale, die Schlachten verloren hattm, enthaupten lasten. Und jetzt ziehe ich wiâer mich Paris in einer viel bescheideneren Miffion und mit nur zn»ei Begleiterm Auch das Ziâ, düs wir un^ vorMsetzt haben, ist ein weit Le­­grenzteres. Es handskt sich nicht nm den Kampf für einen festeren Frieden, fondöM lediglich um die Geltendmachung des wenigen Guten oder sagen wir lieber: der Linderungs­momente, die die Friedensverträge, wie sie nun einmal sind, für das llnheil enchakten, das über uns herein­­^Mbrochen ist. Mit.meinen beiden Genosten reife ich als Delegierter der Ungarischen WKerbundgescllschast zur ,DireMonssitzu>ng der Weltliga für den Mlkerbund. Es ist nicht der VMerbirnSd selbst: Liefer hat nns seine Pfor­ten noch nicht Möffnet. Wir haben Ech noch nicht ange- Kopft; es ist sozusagen die Vorhalle des Völkerbundes, eine Weltliga von Vereinigungen, wie. sie ^bei allen WIkem zur Propagierung der großen Idee und zur UnierstützMy der offiziellen VölkerbundorgMiWon geschaffen worden sind. In diese Weltliga ist unsere Vereinigung, nicht ohne eini­gen Widerstand, ausgenommen worden; es ist der erste Schritt ins Freie, die erste halboffizielle Begegnung mit den Vertretern jener Nationen, denen Wir im KrieM gegenübevstanden. Dort soll in zwangloser, unverbindlicher Besprechung alles erörtert werden, was geeignet ist, die Sache des Weltstiedens, der Verständigung imd der Ver­söhnung zu fördern. Dort soll ^r wirkliche Friede ange­bahnt iverden; dort sollen aus den großen BeMtern der öffentlichen Meinung in Len^ zivilisierten Ländem die Ideen und Anregungen hervorgcholt werden, die der offi­zielle Völkerbund, wenn er sie sich zu eiMn macht, ins Leben übersetzen nmg. Weit enffernt ist alles, was dort an Ideen entstehm kann, noch vwn Ziele der Verwirklichung; aber "es ist ein erstes Erwachen nach langer Starrheit, ein erstes Ausatmen nach der peinlichen Asphyxie, in die die Stickluft der^fogenaunten FriedenAverträge uns verscht hatte. Es wäre nicht am Platze, wenn ich hier alle An­regungen mi-tteilen wollte, mit denen meine Kollegen und ich an die Völkerbundliga und, sofern wir dort Zustim­mung finden, an den Völkerbund selbst herantwten möchten. Die Versammlung, zu der wir reffeu, lM ein Anrecht darauf, die erste zu fein, Äe unsere MitwilunMn entMgennimmt. Aber eimM AndeutMWSn dürften zur Aufklärung der öffentlichen Meinung doch nützlich sein. Ich halte solck)e AâutUMN um so mehr für nötig, als zahlreiche Besucher und Zuschvisten, die ich täglich er­halte, fest es bekannt geworden ist, daß ich in irgend einer internationalen AngeleMNhsit wiâer nach Paris reise, den Eindruck in mv erwecken, daß man Mnsigt ist, sich Hoffnungen hinzugeben, die derzâ URerMbar siâ und infolgkdesfen nur zu EnttäuschunMN und noch tieferer NiedeMschlagcnheit fühvM können. Es handelt sich jetzt gar nicht um die Revision des Friedensvertmges. Diese wird b. men, muß konmren. «ÄMptome ihres Heranreifens sind schon vielfach zu beobcrchten. Aber die Reife ist noch nicht da; die psycholoMchen Voraussetzun­gen dastür, die Revision auf Tagesordnung zu fetzen, sind noch nicht Mgeben, kőimen noch nicht gegeben fein, derm es liegt in der Natur des Mensch«: mW der Völker, daß die Erbitterung des Kampfes forvohl, wie der Sieges­­rcmsch und der Freudentaumel über den unerhoffteu Lä»­­dereriverb rwch nicht verflogen sâ können. Und so lange dieser Exaltationszustand dcMert, ist kein Platz für nüch­terne Eüvägung. Aber eben weil es ExaltationszuMnde sind, müssen und werden sie verflieMN, und mit .tzUfe der Erfahrung, daß die Sieger ebenso wie die Besiegten unter der Unnatur der jetzt geschaffenen Zustände leiden, wird die erwägende Vernunft wieder in ihre Reihte treten, und dann wird der Moment da sein, wo alles Unnatürliche zusammenbrechen und die Natur der Mnge in ihrer ewigen Geltung wieder aufersteheu wird. Und das wird die Ailferftehungsstunde unseres Vaterlandes fern. Diese Siunde kann aber nicht beschleunigt, sondern nur hinausgeschoben werden, wenn man die Frucht unreff pflücken will, wenn man der natürlichen psychologischen Entwicklung gewaltsam vorzugreifen versucht. Die inter­nationale Aufgabe Ungarns in der heutigen Stunde besteht darin, Vertrauen in die innere Konsolidierungs- und Fort­­schrittsfähigkeit zu erwecken, jede Besorgnis, als körmtenj wir Abenteurerpolitik treiben, zu zerstreuen, und» auf dem Boden der bestehenden Friederisvertrâge sichend, die Ver-; wirklichung alles besten zu fordern, chas in denselben MÄ und unseren Stammesgenosten in den losgeristenen^ Landesteilen Existmzmöglichkeit gewährleistet; wirtschast­­liche Verbindungen anMknüpfen, am geistigen Lchen der gchildeten Mmschheit regen Anteil zu nehmen und alles, anzustreben, was durch die bestchenden FriedensvertrüM nicht geradezu auLgeschlosten ist. , In diesem beschekdenen Rahmen wüd' suH msterÄ Tätigkeit auf dsr Pariser Diräronssttzung der Vö^-^ bundligä abspielen; aber innerhalb lMselben habe ich viel Nwhr Hoffnung, Tatsächliches zu erreichen» als ich fir! hcchen konnte in der Zeit vor einem Jcchre, wo wir mit einem großen Apparat und weitgehenden Vollmachten cmZtzvgen und formell unbegrenzte Entschließungsfreiheib hatten. Me dem cKer cmch imm«: fern möge, was jetzt in Paris geschicht, ist kein Abschluß, sondern ein Anfang; es bcheutet den ersten Stritt cmf dem Wege eines Ve^ schwerlichen Aufstieges, dm wir aber, dm Blick stets auf das hohe Ziel gerichtet, dabei aber auch von Zeit zu Zeit vor unseM Füße schln^end, um nicht zu stolpern und zu fallm, mit Vorstcht, Ausdauer und EntschlossenHoit Mhen' müssm. Feuilleton. ^Die Gezeichneten" in Berlin. / Von Gisella Selden-Goth. Frakz Schrekers berühmte große Oper, bie seit ihrer seilsariEllen Frarckfurter UrLuffilhrMg über fast alle deutscher! Mrrsitbichnen scht, hat rum endlich auch den Weg IM» Berkin gsfmân. Eine mdlose Prodenzeit nut Mmer rmtzder verjchânen Premierenterminen, nut Auf­regungen «â.R^enzusammerrbrüchen liegt hirrter derir angestrengten Personal der Staatsoper; es sollte ein Boinbenerfolg werden, wie ihn jâr dem synrpathischen Hochschuldirektor gönnte. Es wrrrde eine Enttäuschung; sie kann trotz des stürmischen Verlanses der EnstauMhnmg Micht geleugnet werden. Warum? Dor allem natürlich, weil die Erwartungen Zu hoch gespannt waren. Schreier hat in Deutschland seinen Äpchiel, dessen autoritatives Wort Hn zur einzigen,/der Art nach Wagner ähnlichen Begabung, zürn gleichen Dhänomen gestempelt hat. Daß dem Messias mit dieser .Verkündigung vielleicht ein Dienst von zweifelhaftem Wert ierwiefen wurde, hat er freilich selbst geahnt. Das ganze Musikvevständsge, ja das ganze intellektuelle Berlin ging /diesmal ins Theater in der besten Disposition, sich erschüt­tern, faszinieren, begeistern zu hassen. Es war reif für neue L^fenbarimgen, cs hungerte nach neuen Gesichten, nach, einer Visiow, die den Satz von der Umnöglichkeit der Oper Wnstoßen sollte. Und sah'sich einem Kunstwerk gegenüber, bas Wies und Neues, Gutes und Schlechtes mit großem .Aufwand von Mitteln vermengt, das als Aeußerung einer 'stark phantasievollen Persönlichkeit immer interessiert, oft packt, manchmal hinreißt, aber nichts weniger als e^mn iMarfftein oder Wr einen Wendepunkt in der Geschichte der iOper darstellt. Wer sich durch Studium des Klavisrauszuges vor­bereitet hatte, bemerkte zunächst mit Staunen, daß diel Werte von Text und Musik dabei stärker wirckten als im Glanz aller szenischen, darstellerischen und orchestralen Aufmachung. Namentlich der Text — Schreker hat sein wirkungsvolles, oft dichterisch feines, rmr mlairgerrehm überhitztes Opernbuch geschickt in die eigene Musik­atmosphäre hineinkonstrmert — ist in feinen Voraus­setzungen so verwickelt, daß er wohl als Lektüre, doch kaum je in der nun einmal nicht zu überwindenden Ilnverstündlichkeit des gesungenen Wortes begriffen wer­­derr kann. So gelangt das einzige und eigentliche Neue des Werkes nicht zur Wirkung: der Versuch, höchst komplizierte, in dunklen SexMlregionm wurzelnde Seelenregimgen musikalisch zu fassen und auszudeuten. „Ich male Seelen," sagt Carlotta, die problematische Frauenfigur der Oper. Schreker malt die il)re in brünsti­gen, irisierenden Klangfarbenmelodien; die Seele eines wunderschönen, Herzkranken, nnmnstollen Weib^, das, halb Künstlerin, halb Dirne, den häßlichen verkebten Krüppel zur rasenden Begierde aufreizt, .um seine flehen­den Aug»n zu malerr; dann seine ängstliche intâktuelle Liebe in einer Aufwallung des Ekels von sich stößt, um inmitten einer Orgie auf der Last^ätte „Elysium" einem schönen, brünstigen Männchen in die Arme zu sinken und dort berauscht zu sterben. Sie wld jener Krüppel Wviano, dessen imbefriedigte Triebe sich' in der Schaffung eines Paradieses der Sinnenlust auszu­leben suchen, sind die körperlich und seelisch „Gezeichneten"; ihre Veziehungen zueinander tragen die farbige Ne­­naiffancesabsl, die mit Tod, Mord und Wahnsinn endet. Bon der Bühne strömt ständig ein erotischer Dunst, der auch in der Musik des Werkes ermüdend wirkt. Sie kennt nur den einzigen Ton von Erregung und Pathos; sie be­rauscht sich am eigenen Klang, an ihrer reizvollen Fülle, und schwächt die Wirkung der einen Ekstase durch die andere. Vier Stunden lang tost das kochende Tomnecr, unaufhörlich brandet das ganze Orchester gegen die Mchne, und den vom Tonschwall übcrinannten Zuhörer überkommt gar bald die Sehnsucht nach etwas Ruhe und Einfachheit, nach einer klarm Stelle, wo die SinMimme sich un­beschwert von der unten wühlenden Polyphonie in ihrem eigenen reinen Ausdruck aufschwstcgm kömcte. Der Invention nach ist Schrâs Musik wenn auch nicht neu, so doch der Ausfluß eines stark schöpferischen Naturells. Sie mtbehrt mit ihrer schillernden Harmonik mW eirrer eigenartzigen Süße des melodischen Ausdrucks nicht der persönlichen Note, trotzdem sie von italienischen Einflüssm durchtränkt ist und in Manchen feinen Unter­malungen auch an Debussy erinnert. Was ihr fehlt, ist in erster Änie rhythmisck)e Schlagkraft» deren ManMl na­mentlich in dem blutleer geratenen Bacchanale auffällt. Von höchstem Raffinement ist die Behandlung des riesigen Orchesters, desten subtile KombinaLronen eigentlich nur der Blick in die Partitur enthüllt. Es deckt auch niemals die Singstimmm,' sondern läßt sie frei und sieghaft über sich Hinwegströmen. In dm ungemein dankbaren und ef­fektvollen GesimgspaÄien dürfte vielleicht der Hauptgrund für die bisherigm großm Erfok;e der Oper zu finden sein. Die Berliner Stacrtsoper hatte für das unsagbar schwierige Werk — der Komponist bezeichnet es selbst als das schwierigste der gesamten Opernliteratur — ihre besten Solisten ins Treffen geschickt. Fran Kemp sowie die' Her-^ ren Mann rrnd Schlusnus boten Leistungm von einer ge­­sangffchen Kultur, wie sie auf dmtschen Bühmn heute nur sehr seltm anzutreffen ist. Dr. Stiedry dirigi«te mit Mi­stiger Beherrschung des ungeheirren Stoffes. Hingegen versagten Inszenierung und Regie in beschämendem Maße und die unfähige Gestaltung der orgiastischen Vorgänge auf dem paradiesischen Eiland „Elysium" trug mit Schuld an dem starken Abfall des letzten Aktes. Immerhin kam es für den Komponisten zu einem ebenso lärmenden, wie aufrichtigen Erfolg» der ihm nunmehr in Berlin auch außerhalb des Kreises seiiwr anhänglichen Schüler eine begeisterte Gemeinde zuführen dürfte. W " «NA, »WkM W WW »8^ « s W 8 W KUMM WM t'm! «<»» «orx»»>>I»tt â!»: rsa WSiSM WS WI, 8» 8W 'WM W« W« l.»<I«Ig »SMl.-o». So>>«a»r. 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