Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1921. december (68. évfolyam, 270-293. szám)

1921-12-01 / 270. szám

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Wenn unlänc;st an dieser Stelle iin Hinblick auf diese Gegeirsätze bloß von einem Wetterleuchten die Rede war, so darf heute schon gesagt werden, daß mittlerrvoilc die Sturmwolken näher­gezogen sind und init leisem lltollen auch die ersten Don­ner sich ankünLigerr. In der Tat hat der Graben, der in den Fragen des nahm Ostens die Politik der beiden Westmächte seit scher voneiriander trennte, sich mit über­raschender i^nelligbeit zu einer Kluft eüveitert, der sich an allen Punkten auftut, an denen im Bereiche der Well­politik französische und englische Jnteresien sich mitein­ander berühren. Und wäre es auch durchaus verfchlt, weil weitaus verfrüht, eine Auflösung der großen Entente für die unmittelbare Zukunft ins Auge zu fassen, so erschiene es als nicht minder leichtfertig, an diesen Erscheinungen achtlos vorbeizugehen. In der Lage, in der Ungarn sich seit dem düsteren Tage von Trianon befindet, hat es an­dauernd auf dem Auslug zu stchen, dre Eirtwicklung der Dinge IN den verschiedensten Belangen der intermationalen Politik mit Aufinerksamkeit zu verfolgen, denn nur auf solè Art kann es ihm gelingen, sich aus denl bösen Bann­kreise seiner Jsoliert>heit mit der Zeit herauLzuarbeiten und durch eine Politik der Regsamkeit und der Geistes­gegenwart sich den ihnl gebührenden Platz im Völkerleben S^tt für Schritt zu erftreiten. Die jüngsten Vorgänge in unserem Vaterlande haben klar genug gezeigt, in welch hohem Maße jetzt und für absehbare Zeit die Haltung ausivärriger Aèachtfakroren die Gestaltung unserer Schicksale beeinflußt. Sie haben uns dariiber belehrt, daß, mag auch der eiserne Ning, den die kleine Entente um uns geschmiedet, da und dort nicht ohne Lücken sein, Ungarn, wenn überhaupt irgendwo, so nur bei dm Großmächten Schutz gegen die Gewaltpläne seiner unmittelbaren Nachbarn zu suchen vermag. Wir 'sprechen vorsätzlich von den Großmächten, nicht von der Gesellschaftsfirma der großen Entente. Denn das eben ist die wichtigr Erkenntnis, die sich aus einer unvoreingenom­menen Beobachtung der weltpolitischen Ereignisse der jüngsten Zeit ergibt, daß. der organische Zusanuiienschluß der âoßmächte zu einer Einheit, die planmäßig den Wcrdeprozeß einer neuen europäischen Ordnung lenkt, in der Welt der Tatsachen bereits hinfällig geworden und davon kaum mehr als ein' trügerischer Schein übrig­geblieben ist. Trat der Zwiespalt zwischen den französischen und den briUschen Interessen vor kurzem vorwicaeuL bloß in dm fragen des nahen Ostens zutage, so gebiihrt der Konfe­renz von Washington das Verdienst, die Gegensätzlichkeit Ker beiderseitigen Jnteresien auch an anderen wichtigen Punkten mit aller Klarheit aufgedeckt zu haben. So hatte die von Staatssekretär Hughes vorgeschlagene Einschrän­kung der Seerüftungen vor der Eröffnung der Konferenz als ein Thema gegolten, an dem Frankreich sich als völlig desinteressiert erklären könnte. Man hatte eben angenommen, daß cs dem französischen Ehr­geiz genüge, die stärkste LanLrnacht zu sein-, und darum meinte man, Frankreich würde sich mit einer Flottenstärke zufrieden geben, die es in den Stand setzt, seine bisherige Stellung ini Mittelmeer zu wahren und seinen Kolonienbesit; zu verteidigen. Allein schon diese Annahme sollte sich bald als irrig erweifem Frankreich bekämpfte den auf seine Flotte bezüglichen Vorschlag, indem es zwei Gegenforderungen aufstellte. Erstens verlangte es ein stärkeres Kontingent an Groß­kampfschiffen mit der Begründung, nur auf solche Art seine Vorherrschaft im Mittelmeer behaupten zu können. Dadurch rief es den Widerspruch Italiens hervor, das begreiflicherweise eine französische Vormachtstellung im französischen Mittelmeerbecken grunbsätzlich nicht zu­lassen mag, und das wohl auch berechtigt ist, mit Rück­sicht auf die außerordentliche Länge seiner unbefestigten Küstenstriche für sich eine Flottenmacht zu beanspruchen, die derjenigen Frankreichs wenigstens nicht unterlegen sei. Die zweite Gegenforderung Frankreichs bezog sich auf die ihm zugestandene Gesamttonnage der Unterseefahr­zeuge. Hier machte Frankreich geltend, daß es in Würdi­­gulig der britischen Weltmachtstellung zwar bereit sei, den Engländern eine größere Anzahl von Schlachtschiffen cinzuräumen, dagegen müsse es jedoch fordern, daß sein Kontingent an Untersee­booten erhöht werde, weil es dieser Verteidigungs­­ivaffe für den Schutz seiner Kolonien bedürfe. Wie die erste Gegenforderung iic Italien Verstimmung und Widerspruch auslösen niußte, so hat die zweite natur­gemäß Ginsprache und Aergernis auf englischer Seite hervorgerufen. In der englischen -Presse wurde in geradezu rücksichtsloser.Weise gegen den französischen Standpunkt scharf gemacht mid betont, daß auch England seine Groß­­kampfsüsiffe lediglich zu defensiven.Zwecken benötige, eine starke französische llnterseeflottc aber eine ständige Be­drohung der englischen Küste durch den französischen Nachbar ermöglichen würde. DatNkt nicht genug, sprach inan in der englischen Presse von Taktlosigkeiten der fran­zösischen Flottensachverständigcn, offenbar um den Cnn­­druck zu erwecken, daß der Stccchel solcher Polemik sich nicht gegen Herrn Miaud selbst kehre. Allein der französische Nffnisterpräsident ließ sich durch solchen taktischen Be­­gütigungsversuch nicht beirren und lehnte die englische Kritik mit einer Bemerkung ab, deren beißende Ironie wühl am treffendsten die Zugespitztheit der französisch­englischen Beziehungen keimzeichnet. Er sagte tnii spöt­­tischein Lächeln, zu deir amerikanischen Journalisten ge­wendet, die vor seiner Einschiffung nach Europa Abschied von ihm nahmen: Wenn England seine großen Schlacht­schiffe nur brauckst, um init ihnen auf Sardinenfang aus­­zusahren, so benötigt Frankreich seine Unterseeboote, um init ihnen die Untecheeflora zu erforschem Ohne zu weit­gehende Schlüsse aus solchem Geplänkel zu ziehen, darf inan immerhin feststellen, daß das nicht der Ton ist, iii deni enge Verbündete sonst sich initeinander zu unter­halten Pflegen. Ein gröberes Geschütz wurde von englischer Seite gegen Frankreich in der Frage der Abrüstung der Land­heere aufgefahren. Man eviniiert sich der heftigeil Rede Lord Curzons, in der der englische Minister des Aeußerii den Satz aufftellte. daß, weiin das Britenreich seine mari­time Hauptwaffe reduziert, es auch von Frankreich for­­derii köime, seiii Laiidheer in gleichein Maße herabzu­mindern, und zwar schon deshalb, weil Deutschland praktisch und faktisch völlig eiitwaffiiet sei und Frankreich von dieser Seite keinerlei Angriffsgefahr zu befürchten habe. In der englischen Presse wurde der Standpunkt Curzons gebilligt und, noch stark unterstrichen. Man machte geltend, daß Frankreich über ein Landheer verfüge, dessen Friedensstärke nahezu eine Million Mamr betrage und das dilrch einen Mobilmachungsbefehl binnen kürzester Zeit auf die sechsfache Stärke erhobm werden könne, eine Militärmacht, die allein mehr ausmache, als alle übrigen Heere Europas zusammengenommen. Es begreift sich durchaus, dciß in Frankreich Rsgiemng und Prasse diese Stelluncpiahnie nicht eben als freundlichen Akt ausgenommen haben. Der Streit hierüber dauert noch immer an, wird auch nicht so bald wieder ein Ende nehmen. Demi es spielt in diese ganze Sache auch noch die Gegensätzlichkeit der beiderseitigen Jnteresien in der Frage der Bchandlung Deutschlands hineim Frankreich besteht -in bezug auf die nächstfälligen Zah­lungsverpflichtungen Deutschlands auf seinem Schein urch will vorerst von einer Stundung der in Geld abzustatten-^ den Reparationsleistungen nichts hören. England dagegen^ tritt für ein verständnisvolles Eingehen auf die schwie-i rige Finanz- und Wirtschaftslage des Deutschen Neii^s ein und trachtet auf Frankreich einen Druck in solchemi Sinne auszuübem Die englische Oessentlichkeit sagt dem französischen Volke, daß die von Briand geforderte mora» liche Entwaffnung des deutschen Volkes erst eintreten könne, wenn diesem eine Behandlung zuteil wird, aus der es ersieht, daß man nicht auf seinen völligen Zusarmncn­­bruch-hinarbeite. Ein dem Deutschen Reiche zu gewähren-, des Moratorium würde nach englischer Auffassung nicht so sehr dem deutschen Volke als vielmehr den Alliierten und unter ihnen in erster Reihe Frankreich zugute kom­men. An diesem Punkte wird den Franzosen von engli­scher Seite auch wieder der Vorwurf mangelhafter Loya-^ lität gegen den britischen Bundesgenossen gemacht. Man. sagt in England, daß es in Frankreich geradezu Regie­rungsmethode geworden sei, sich mit den gemein- Feuilleton. Lck emer^alse Lee. / Bon ^ax Viola. Seit sechs Wochei^k^en sie alle Tage viele Stunden ?!ang beimmmei^: kleine Abzweigung jener inM-matiönalen GeiâljjAml, ^ie sich im „.Hotel Vendome in ! Paris, im „Hotel Cecil" in London, iuc „Ercelsior" und !bei „Danteii" in Venedig, in Aokohama oder Tokio, in den ^E^Preßzügen oder iin Speisesaal eines Schiffes bcgegnei. ^Lürusmenschen, die alles ausgekostet, und ermüdei und übersättigt neuen Sensationen nachjagen, um deni schalen -Leben Inhalt zu verleihen. Eine^Tigcrjagd, ein Fest ni Lahore, eine sich zerfleischende ^klc in Rußland, ein Kampf entfesselter Ricsen'chlangen, im Tanz schäunrcnde Bajaderen, die Opiuinhöhlen in Cochinchina. , In einer halbdunklen Ecke des „Hotels Ercelpor' faßen sie und nahmen Tee. Nur drei Personen: Graf Montorne, ein Mann von etwa sechsunddreißig Jahren, choch, sehnig, ttefgebräunt, blitzende Augen und Zähne. Er blieb längstens drei Moiwtc an einem Ort, reiste stets umher, so daß auch seine besten Freunde niemals lvußten, wo er zu sinden wäre. Gräfin Mary, eine königliche Ge­stalt von wunderbaren Formen, glühende Augen, die zu­weilen Funken sprühmi, und ihre Cousine, eine Witwe: eine junge, bleiche Frau mit traurigen Augen und einem leisen Zucken in den Mundwinkeln. Die Gräfin harre ihre Tasse geleeA und die zur -Hälfte gerauchte Zigarette in die Aschenschale gestoßen. Mit großen brennenden Augen sah sie Montorne ins Ant­litz und sagte in verhaltenen: Ton: „Ich denke. Sie wer­den in zwei, drei Tagen spurlos verschwinden. Ihre Zeit ist nun Nicht wahr?" Er lächelte. „Sie sind eirre große Menscheirkemrerin, -Gräffn." „Desien bedarf es nicht. Der weibliche Instinkt ge­nügt vollkommen, um festzustellen. ob uns ein Mann liebt oder nicht, llnd Sie, lieber Graf, Sie.. ..Ich liebe Sie. Gräfin?" „Seit fünf Tagen iveiß ich es. Seit jenem Abend bei Albizzi, als ich das tiefdekolletierte schwarze Kleid mit großen goldenen Weiublättern trug. Sie halfen mir aus der Gondel und Ihre Hand zitterte und Ihre Augen leuchteten." „Ich liebe Sie, Gräfin." „Sie scherzen vergeblich. Ernst ist es allerdings erst, wenn Sie die Flucht ergreiscn, als ob Sie ein beschwertes Gewissen hätten. Die Flucht ist Ihr Geständnis. Ich weiß es von Nora Felsberg uick> von Lola AnLran. Sie haben beide verehrt, die erste vor vier Jahren, die andere vor zwei. Und als eine wie die andere bereit war, an Ihre Brust zu sinken und Ihre Frau zu werben, als cs nur noch eines Wortes bedurfte, um das Siegel zu lösen, waren Sie spurlos verschwunden. Aicgeblich hätte Sic ein Tclc­­granun nach .Üairo oder nach Loudon berufen." „Napoleon behauptete, cs gäbe vor der Liebe keine andere Rettung als die Flucht." „Feigling!" „Napoleon?" „Sie! Doch mir sollen Sie nicht eittriuncu, von mir werden Sie sich nicht mit einigen Zeilen verabschieden. Ich crtvarte ein tadelloses Geständnis. .Höreir Sie?" „Ich höre," sagte der Graf lachend. „Wann befehlen Sie es?" Sic schwieg, und machte böse Aiigen. Da Hub er völlig ruhig au: „Ich habe niemals ein Liebcsgeständnis c^gelegt. Niemals!" „Äe haben niemals geliebt?" fragte schüchtern die bleiche Frau. „O doch. Allein, ich liebe die Freiheit über alles, die Unabhängigkeit, keinerlei Hemmung in meinen Plänen, in meiner Sucht, die Welt zu durchwandern, zu kommen und zu gehen, wann es mir beliebt. Und so wäre die Ehe eine Fessel, die ich nicht ertrüge, sie würde meine Ent­­schlüsie unterdrücken, würde mich töten." „Die Ehe?" ftagie die Gräfin. Er tat, als ob er nicht gehört hätte, blickte verloren vor sich hin. „S'e irren, Gräfin," sagte er nach einer Weile, „ich liebe Sic nicht und vermöchte sonach ruhigen Herzens von Ihnen Abschied zu nehmen. Würde ich trotz­dem die Ungezogenheit begehen, ohne Abschied spurlos zll verschwinden, so müßte eine andere die Ursache sein, eine Frau, von der ich nicht Abschied zu nehmen wage, aus Furcht, nttch zu verraten, durch ein Wort, einen Blickp eine Bewegung mich hinreißen zu lasien, ein Geständnis­­abzulegen. In diesem Augeriblick sehe ich mir diese Gefahr'! nirgend drohen, und wenn ich trotzdem plötzlich abreisen! würde, so wüßte ich keinen anderen Grund als msinei Unstetheit." Die Gräfin biß die Zähiw zusammen. Laß sie eirii lvenitz knirschten. Da-nn lachte sie plötzlich, lachte lcmt,^ anhaltend, brannte eine Zigarette an, lehrtte sich tief in' den Korbstuhl zurück und schien äußerst vergiuigt. EnÄich ineinte sie: „Wem: ich es nicht bin, so ist es Agathe.^ Hörst Tu?" tvandte sie sich an die bleiche, schweigsames Frau. „Montorne liebt Dich. Morgen oder icherinorgen wird er sprrrlos verschwinden, ulU> La er nicht mich liÄt, kannst nur Du es sein, die er in Las Herz geschloffem. Ha, ha, ha! Bist Du nicht gerührt, Agctthe? â war ja hier nicinalä in Gesellschaft anderer Frauen! Uebrigens: Adieu! Ich will Papa einigec Zeilen schreiben. Vielleicht teilt Ihr Euch inzwischen Euer Geheimnis mit." Sie erhob sich lachend und ging mit festen Schritten in Len Lesesaal. Tiefe Sttlle. Der Graf rauchte, Gräfin Agaths hielt das Haupt gssenkt und schien schwer in Gedankem Die Stille war peinlich, sie mochten das beide empfinden undj sprachen trotzdon: reicht. Ohne auszuschen sa^e Agathe nach langen'fiinf Minuten: „Ich werde morgen heim­­reiseiu" „Nach Waltersdorf?" „Ja. Ich hätte es nicht verlassen sollen, Loch Mctth bat und flehte." „Ich dachte. Sie wollen in ihrer Gesellschaft nach Sjwnien und hierauf nach England?" „Nein, ich reise nach Waltersdorf zunick." Er erwiderte nichts. „Sie bleiben doch noch so lange hier, Laß icb von Jhrren Abschied nehmen kann?"

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