Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1924. október (71. évfolyam, 205-231. szám)

1924-10-01 / 205. szám

1. Oktober 1924. 3 . xLSrLL bezeichnet, denen gegeniiber der der Kontrolle unter­­liegen^de Staat die Verpflichtung übernornmen hat, sich der JWöstipation zu unterwerfen. Ungarn und die übrigen besiegten Lärtder haben solche Pflicht bloß dem Völkerbund gegeniiLer auf sich genommen, nicht aber einzelnm Staaten uttd noch weniger beftimmten Stanten­­tateigorien gegenüber. Derartigen Staaten kann daher in der AuZübung der Kontrolle eine besonders gesicherte Rolle rechtmäßig gar nicht zukomrnen. Eine weitere Eimvendung, die sich im allgemeinm gegen das neue Kontrollsiistem erheben läßt, besteht darin, daß in der „ständigen beratenden Kommission" ein Zen­tralorgan geschaffen wird, das in .Hinkunft alle Beschwer­den und Anzeigen militärischer Natur gegen die besiegten Staaten entgegenzunehmen und aufzuarbeiten haben wird. Es liegt auf der Hand, daß Denunziationen und Spionage das Material zu diesen Beschwerden und An­zeigen liefern werden. Der Völkerbund gibt sich also als Werkzeug dazu her, daß Spionage und Denunziationen, die dem friedlichen Einvernehmen zwischen den Staaten nicht eben förderlich find, im Schoße des Völkerbundes selbst zu einem Zentralorgan gelangen. Um nun auf Einzelheiten überzugehen, soll in der schon erwähnten ständigen beratenden Kommission auch der im Völkerbundrate nicht vertretene Nachbarstaat eine Vertretung erhalten, der in der konkreten Frage der Kontrolle interessiert erscheint. Allerdings ist Rese Rolle der sogenannten Nachbarstaaten nach zwei Richtungen hin beschränkt. Erstens dadurch, daß die Nachbarstaaten in der Kommission nur vertreten sein können, wenn sie in der konkreten Kontrollsrage interessiert sind, d. h. wenn die der Investigation zugrunde liegende Anzeige von ihnen ausgegangen ist. Zweitens dadurch, daß auch in solchem Falle ihnen bloß eine berateirde Stimme zu­kommt; an der Entscheidung selbst können sie daher nicht teilnehmen. Nun läßt sich jedoch unschwer voraussehen, Laß alle Nachbarstaaten sich den jeweiligen Anzeigen schon aus dem Grunde anschließen werden, um unter die­sem Rechtstitel in der ständigen beratenden Kommission -vertreten zu sein. Die gleiche Rolle ist den Nachbarstaaten auch in den sogenannten Jnvestigationskommissioncn zugedacht. Zwar sollen in diese Jnvestigationskommissionen grundsätzlich bloß Vertreter der im Völkerbundrat vertretenen Staaten ensendet werden; wenn jedoch unter den letzteren sich kein Staat befindet, der dem der Jnvefbigation zu unterziehen­den Staat benachbart ist, so hat der Rat auch aus der Reihe der Vertreter dieser Nachbarstaaten ein Mitglied zu bezeichnen. Nur sehr wenig gemildert erscheint diese Bestimmung dadurch, daß der Rat verpflichtet ist, auch aus den Reihen der neutralen Staaten einen Vertreter zu bezeichnen, wofern kein neutraler Staat im Rate vertre­ten wäre. ' Wie man sieht, ist der verivickelte neue Apparat der Militärkontrolle nur geeignet, neue Reibungsflächen zwi­schen den Staaten zu schaffen, und folglich steht er in diametralem Gegensatz zu den idealen Bestrebungen, dmen der Völkerbund sich zur Sicherung des dauernden Friedens zu widmen hätte. daß das 3. Dragoner-Regiment, welches seit seiner Errich­­tung den Namen Sachsen führt, auch künfiig diesen Namen behalte. Dazu gibt es zwei Modalitäten. Entweder ich Litte Dich, das 3. Dragoner-Regiment als Inhaber anzunehmen, wobei ich Deinen Bruder zum Inhaber Deines bisherigen, des 11. Infanterie-Regiments ernennen würde, oder Du behältst Dein jetziges Regiment und Dein Bruder wird In­haber des 3. Dragoner-Regiments. Ich bitte Dich also, mir zu sagen, was Dir lieber ist, und im Sinne Deiner Ent­scheidung werde ich dann sogleich Vorgehen. Jnnigst danke ich Dir nochmals für Dein so herzliches Telegramul zu meinein Jmbiläum, das mich unendlich freute und rührte. Wir haben jetzi einige recht anstrengende Tage in Ofen und Wieil durchgeUlacht, aber viel Freude und Trost habe ich dabei gehabt, denn die Thcil­­nahmewar eine große und allgemeine. Es war ein wahres Familienfest und nichts Gemach­tes bei der ganzen Feier. Ich danke Dir vielmals, daß Tll uns den Fürsten Schön­burg, eineil guten alten Bekanntcul, hieher geschickt hast. Es freute mich sehr, ihn wieder zu sehen. Mit dem treuesten Mit­gefühle habe ich in dissen, für Dich so schweren Zeiten, recht viel an Dich und die Deinen gedacht, und doch ist es mir, wie allen Gutdenkenden, eine große Beruhigung, Dein Land in so sicheren und bewährten Händen zu wissen. List grüßt Dich und Carola herzlichst, und indem ich Dich bitte, mich Deiner Frau zu Füßen zu legen, bleibe ich, mit der Versicherung treuester Freundschaft 7 Dein treuer Vetter Franz Joseph m/p. Z Köttig Krartf Iosof rw seinrn Kâfen und Telsgrnmmrn. — Urkundliche Enthüllungen aus dem 'vormaligen k. u. k. geheimen Hofarchiv. — l'esti IlirlLp. Weitere Briefe an Albert von Sachsen. I. Gödöllő, den 2H. Oktober 1873. tüebster Mberi! Innigsten Dank für Deinen lieben Brief vom 23., der mir doppelt wertvoll ist, weil Dir mir Nachricht über das Befinden Deines ihenern Vaters gibst. Ich Lenke beständig an Dich und die Deinen und leide mit Tir in diesen für Dich so entsetzlichen Tagen. Gott gebe Euch und besonders Deiner so viel geprüften Mutter Kraft, um den langen, langen Kanrpf und den bevorstehenden unersetzlichen Verlust zu er­tragen. Tu keimst meine Verehruiig iiind Aiilsiinglichkeit für Deinen Vater, und kannst daher denken, mit wclcheir schmer^p­­lichen Gefühleir ich der leider stündlich zu erwarlendeir Älach­­richt von feineir Hiiischeiden entgegensehe. Lisi theilt meinen Schmerz und bittet mich, sie auch iir diesem Augenblicke Euch in Erinnerung zu bringen. Wegen des Rittincisters von Stenglin werde ich lnich gleich erkundigen, uiid sehen, was für ihir zil inachen seiir ivird. Leider ift die Zahl der Friedensanstellungeir jetzt bei uns eine sehr vernrinderte, die Zahl der Vorgemcrkten, und d.rrimter sehr verdienswolle Offiziere, eine sehr Mwße. Jedenfalls werde ich bei Behandlung der Angelegenl)eit Deine Rccoinmandaiion nicht vergessen. Nach glücklich überstandenem Sèjour des Kaisers Wilhelm in Wien biir ich seit gestern hier und habe, Gottlob, L'isi viel Wohler gesunden, als ich sie verlassen hatte. Sie erholt sich nur langsam von ihrem Unwohlsein, das sie sehr hergeironrmen hat. Ich bitte Dich, Carola und Alle herzlichst von mir zu grüßen. Tein treuer Vetter Franz Josef m. II. Godöllö, den 6. Dezember 1873. Liebster Albert! Ich wollte Dich in der ersten Zeit Deines Schmerzes und Teiner vielen Sorgen nicht stören, und so komme ich erst heute mit einer Anfrage, um deren vollkommen aufrichtige Beant­wortung ich Dich bitte. Ich würde großen Wert darauf legen. Wien, den 25. März 1878. Liebster Albert! Innigsten Dank für Deine freundlichen Zeilen vom 20. und für Deine Teilnahme an dem mcersetzlichen und so un­endlich schmerzlichen Verluste, der uns so unertvartet ge­troffen hat.^j l Die Sendung TeineS Bruders iiaar für niich ein rechter Trost in jenen schweren Tagen und bin ich Dir und ihm sehr dankbar basür. Sobald ich das Gesuch des . Generals von Schottendors erhalte, was bis jetzt noch nicht der Fall ist, werde ich sehen, toas ich tun kann, uiu Teiner Empfehlung nach Möglichkeit zu cn!sprecl/en, und muß nur bemerken, daß für die selten erlodigten Plätze in der Garde viele ausgezeichnete und eben­falls blessierte Offiziere bereits lange in Vormerkung sind. Rittmeister von Scl)otteudorf ist übrigens ein sehr guter Osfizier. Dein Bchich in Berlin war gewiß sehr interessant. Wir haben bisher alle Ursache, mit der dortigen äußeren Poli­tik zufrieden zu sein, und das Verl)ältnis zu uns ist das beste. Auch Rudolph wurde dort mit ganz beson­der e r G ii t e und Freundschaft empfangen. Die Politik macht mir jetzt viele Sorge, doch habe ich den Trost, daß wir sehr loyal vorgc­­gangen sind, was man nicht von Allen sagen kann. Wir haben manche unerwartete Enttäuschung erlebt. Ter berühmte, oder vielmehr berüchtigte Jgnatieff ist auf dem Wege hierher, und ich bin neugierig, was dieser „Vater der Lüg e", tvie ihn die Türken nennen, upZ bringen wird. Lebewohl, liebster Albert, ich bitte Dich, Carola herzlichst von mir zu grüßen. Dein treuer Vetter und Freund Franz Joseph m. x. *1 Das bczlcst. sich auf d-n Tod dcS Erzherzogs Franz Karl, des Vaters Franz Joscss. ... r Ischl, den 15. Juli-1875. Liebster Albert! Innigsten Dank fiir Deineir lieben Brief vom 10., deir ich gesterll hier erhielt. Du bist tvirklich zu gut. Dich wegen der Nichtsendung Georgs zur Leichenfeier zu entschuldigen, und sehe ich dariir mit herzlichem Danke einen neuen Betveis Deiner Freundschaft für mich. Ich habe es ganz natürlich und den Verhältnissen angemessen gefunden, lwß Du Deinen Bruder nicht geschickt hast, um so mehr, als es sich, tvie Du richtig bemerktest, um eine Herzsnstrauer in dem gegebenen Falle nicht handeln konnte, und als ich wenige Tage vorher die Freude hatte, Georg in Bodenbach zu sehen. Uebrigens war es für mich ein tvahres Vergnügen, einen so guten, alten Be­kannten, wie General Habrich, wieder zu sehen. Ich bin seit vorgestern hier und hoffe mich durch 14 Tage in der Gebirgs­luft von der vielen Hetze und der grenzenlosen Hitze der letzten Zeit auszurithen. Zum er st en Male in meinem Le­ben fühle ich ncich sehr müde und ruhebedlirf - t i g. Heute erivartcn tvir den Kciisc; Wilhelnp der bis morgen nach Tisch bleibt, und morgen Abend komint. Gisela mit ihrenr Mann und ihrer älteren Kleinen aus 14 Tage. Leider ist auch diese Familieiwercinigung durch Rudolfs Erkrankung an den Varioliden gestört, denn, obwohl er seit gestern wieder außer Bett ist, so wird er doch noch länger iir Schönbrunn bleiben nrüssen und wegen der Ansteckungsgefahr kaum mehr während unseres Hierseins hierher kommen können. Wenn ich wegen der Herbftjagden etwas Bestiinmtes werde sagen können, werde ich es Dir sogleich melden. Leider habe ich dieses Jahr tvenig Zeit. Lisi grüßt Dich herzlichst, und ich bleibe in treuer Freundschaft Dein treuer Vetter Franz Jccseph m. p. IV. ......... iV. Wien, den 6. Februar 1879. Liebster Albert! Dein freundliches Schreiben, mit welchem Du mir die Sängerin Schuch empfiehlst, ist mir richtig zugekominen, und ich spreche Dir für dasselbe meieren herzlichsten Dank aus. Bereits gestern hörten wir sie- in Traviata bei vollem Hause^ was jetzt zu den großen Seltenheiten gehört, und sie .gefiel mir sehr gut. Herzlichst danke ich Dir für die Güte und Gnade, welche Du für Rudolph hattest. Er schrieb mir ganz entzückt von seinem Dresdner Aufenthalte und von allem Schönen und Interessanten, das er gesehen kmt. Ich habe sehr bedauert, daß es mir dieses Jahr nicht möglich war. Dich in gewohnter Weise zu meinen Jagden einzuladen, und daß wir uns daher so lange nicht sahen. Allein ich konnte den ganzen Sommer und Herbst wegen u n s e r er b 0 s n i s che n Ex p e d i ti 0 n von hier nicht abkommen, habe daher dieses Jahr nicht eine Gemse gesehen und nur einen Hirsch in Gödöllő geschossen, und erst in dM ersten Tagen Jänner war ich in Mürzsteg, um Thier­jagden abzuhalten. Hoffentlich werden wir im laufenden Jahre . das Versäumte nachholen, und Du wirst mir die Freude, machen, wieder zu uns zu kommen. In alior Anhänglichkeit bleibe ich Dein treuer Vetter und Freund - ° .. Franz Joseph m. x. . VI. . ' . Wien, den 5. Mai 1881. ' Lieber Albert! In diesen Tagen mehr als jemals in Aifipruch genom­men, möchte ich doch nicht zögern. Dir fü-v-Dein vertrauliches Schreiben vom 30. v. M. wenigstens meinen herzlichsten Dank zu sagen, die mir freundschaftlichst mitgeteilten Wahrnehmun­gen und Ansichten mit einigen Worten zu besprechen und Deine Beforgnisse durch Andeutung des augenblicklichen Standes .de-c wichtigen Angelegenheit zu zerstreuen. So wie Du, lege auch ich i nr Interesse d e.s Frieldens den höchsten Wert auf ein engere-s Znsammen schlie ß en der drei Mächte; ldie Initiative des Fürsten Bismarck zur Erreichung dieses Zieles häbe ich daher froudiq^begrüßt und unterstützt. Schon in F-riedrichsruh hat mein Minister den Reichskanzler darüber nicht in Zweifel gelassen. Von den einzelnen Phasen, welche die diesfälligen Verhandlungen bis zu deren Unterbrechung in Folge der furchtbaren Katastrophe vom 13. März durch­­gemacht haben, scheinst Du unterrichtet. -Vor einigen Tagen sind dieselben wieder Mifgenommen worden. Der Entwurf, der ihnen jetzt zu Grunde liegt, wurde ohne direkte Mitwir­­kung meiner Regierung in Petersburg verfaßt. Daß darin vorwiegend den Wünschen der russischen Regierung Ausdruck gegeben wird, , nehme ich dieser nicht übel, nur gibt es auch für uns gewisse Politische Nottvendigkeiten, die billiger­­weise nicht außer Rechnung bleiben dürfen. Wesentliche Aerrde­­rnngen sind überhaupt nicht gemacht worden. Auch diese wurden jetzt fallen gelassen, und die letzten russischen Vorschläge bis auf einen, Bosnien betref­fenden Punkt angen 0 nlmen, über welchen noch zu Ls^bzeiten Kaiser Alexanders Einverständnis erzielt war. In den letzten Vorschlägen Rußlands fehlt jedoch dieser Punkt. Ich muß annehmen, daß hier nur ein Verschen vorliegt, da die Sache kein direktes Jmteresse Rußlands berührt, für uns aber von ernster Bedeutung ist. Mein Streben ging in erster Linie dahin, denr Abkom­men eine wahrhaft friedliche Wendung zu geben. Eben weil cs im Westen so unsicher ans sieht und a l l c n tha l b e n . böse Geister sich regen, muß meine Sorge dahin gehen, daß die nächsten Jahre keine Komplikation im Orient bringen, die einen Gegensatz mit Rußland Hervorrufen könn­­t e n. Ich glsanbe, daß der nunniehr allein noch übrig gebliebene Stein des Anstoßes sich leicht werde beseitigen lassen. Ist dieses gcschchen, bin ich zum Abschlüsse bereit. Unfer festes inniges Einverständnis mit Deutschland liegt mir am Herzen, ich will cs über alle Wechselfcille hinausgeschoben sehen. Wenn dasselbe im Westen zum Frieden inahnt und von Rußland neue Friedensgarantien erwirkt, >hat es bereits gute Resultate gezeitigt. Ich hoffe in unser aller Interesse auf einen baldigen Mschluß der wieder aufgenom­menen Verhandlungen und tvünsche nichts aufrichtiger, als daß damit die besten und vertrauensvollsten Beziehungen zu Rußland angebahnt und gesichert werden. Mit nochmaligem Danke für den neuen Beweis Deiner Freundschaft und den Herzlichstep Grüßen Dein treuer Vetter rFranz Joseph m. I). VII. Schönbrunn, den 18. Mai 1882. Liebster Albert! Vorgestern erhielt ich Nandos Antwort, von tvelcher ich Dir, da sic italienisch ist, eine Uebersctzung beiliegend un­terbreite. Obgleich dieselbe eine zienstich unklare Politische Phrase entlchlt, und obwohl er diplomatisch vermeidet, Ja zu sagen, so ift doch cuis dem Briefe Nandos innigster Wunsch zu lesen, daß die Verbindung zu Stande komme. Er scheint gewissermaßen aus dem Spiele bleiben zu wollen, und nack)­­dem er die Angelcacnheit in meine Hände legt, so wäre ich gerne bereit, dieselbe dem erwünschten Ende zuzuführen. Großhcrzog Ferdinand -von Toâna.

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