Pester Lloyd - esti kiadás, 1926. október (73. évfolyam, 222-247. szám)

1926-10-01 / 222. szám

die nicht nur konservativ ist, sondern gsro'degu - die Re­­oktion der imperialistischen Fremdmächte pogenÄer der nationalen Bemepung vertritt. Die zlveite unleugdare Tatsache ist die, daß die Aktionen der revolutionären Generale, die bisher stets durch deren höchst persönliche Interessen geleitet waren, diesmal ideelleren Ziel­setzungen dienen: die Südarmee der Anrrtonregierung. die ihren Elan von der Agitation der jungchinesischen Studentenschaft hat, kämpft programmäßig für den Auf­bau eines einheitlichen, nationalen Reiches, fiir die Neu­geburt des Jahrtausende alten Reiches der Mitte. Und endlich noch eine Tatsache, daß nämlich die Kantonregie­rung disher durch eine zielbewußte Zeitungspropaganda in Europa und Anrerika zu unrecht als bolschewistisch verschrien wurde,- sie hat unleugbar viel sozialistische Elemente in ihrem Regierungsprogramm, doch hat ihr Sozialismus nicht einmal mit 'dem Marxismus etwas gemein, vom Leninismus ganz zu schweigen. Moskau versuchte zwar durch seinen Gesandten in Kanton, Karachan, die Regierung und die Massen in ihrem Sinne zu beeinflussen, doch mußte dieser, eben seiner partei­­poiltlschen Agitatio.n halber, abberufen werden, da die KanionreFierung es peinlichst verineiden will, in der Welt als eine bolfchew'istische Parteiregierung zu gelten. Die Kantonregierung stützt sich bekanntlich auf die Kuo-Min-Tang-Partei (d. h. Volkspartei), die ursprüng­lich Hsing-Dschung-Hul (das 'erwachende China) hiesz, und als solche schon eine Vergangenheit von annähernd vierzig Jahren hat. Sie bezeichnet sich heute auch als Partei der Sun-Nat-Senisten, da bekanntlich chr bedeu­tendster Führer, der zugleich auch Ideologe war und das staatliche und gesellschaftliche Programm der Partei Lusarbeitete, der vor einigen Jahren verstorbene, auch als Denker hervorragende Dr. Sun-Aat-Sen Ivar. Seine , Lehre, die in vielen Werken niedergelegt ist, enthält nicht nur die politischen, wirtschaftlichen und sozialen An­schauungen, sowie praktisch-realisierende Methoden, son­dern auch die philosophischen und ethischen Grundlagen eines Systems. Enne genaue Anallise dieses Systems er­gibt tatsächlich die llnhaltbarkeit der Anklage âf bol­­schewisierende Tendenzen der Kuo-Min-Tang-Leute. Sun-Pat-Sen ging von folgender historischen An­­nahnw aus: Das chinesische Volk lebte während der letz­ten Jahrzehnte unter dem Joche der Mandschudynastte und der mit ihr verbundenen fremden, iinperialistischen - Mächte. Die Dynastie und die Fremdmächte dienten sich gegenseitig als Werkzeuge zur llnterdrückung des chine­sischen Volkes. Zum Beweise führt Sun-Aat-Sen den gro­ßen Taipingäufstand vom Jahre 1853—1864 an. Fran­zösische und englische Expedition kämpften auf feiten der kaiserlichen Regierung gegen deren eigenes Volk. Der auch in der europäischen Geschichte gut bewanderte Dr. Sun-Aat-Sen beruft sich aus Len An-alogiefall der .Habsburger, die etwa ein Jahrzehnt vorher die Truppen des russischen Generals Paskiewitsch etwa unter denselben Vovbsdingungen gegen das eigene Volk verwendeten... Von dieser Annahme, als Grundlage, ausgehend, entwickelt dann Sun-Nat-S-en die doppelte Aufgabe der Kuo-Min-Tang-Niedlerkämpfung des fremden Imperia­lismus und des inländischen Militarismus der Generale (die in Sachen der Fremdendienerei und Eigennützigkeit an Stelle der Dynastie traten) einerseits, und anderer­seits im positiven Sinne Schaffung einer Regierung nach dem republikanischen Prinzip: Regierung des Volkes, Lurch das Volk, für das Volk. W i e er aber dieses Prin­zip durchfichren und der tausendjährigen Kultur Chinas anpassen, wie er diesem Schlagwort einen praktischen In­halt verleihen will, darin liegt eben die selbst europäische Maßstäbe überragende Größe dieses Mannes, dessen Be­deutung für die pölitische Theorie auch auf internatio­nalem Gebiete durch kommende Generationen sicher noch entsprechend gewürdigt werden dürfte. Irr diesem Memorandum richten die Bergleute cm die Rsgi-erung -bas Ersuchen, eine Reihe von gravaminosen Be­­stl.nmuugen aus dem Entwurf bezüglich der Reform der Bruderiaden zu -eliMinieren. Die Führer der AborLimng er­klärten!. daß naântlich jene Bestimmung qravaminös sei, wmrach die Bergleute die volle Penisivn erst nach 40jjähriger Dienstzeit erhalten. Dr. Bass erklärte u. a., daß er in dieser An-gelgenheit in der allernächsten Zeit eine Enquete einderufen werde und ver­wies darauf, daß es namentlich in der Frage des Altersversiche­rung der Bergleute manche Schwierigkeiten zu überwinden gebe. Die Abordnung nahm die Antwort des Bolkswohlfahr:­­ministers zur Kenntnis. Usm Tage. Der heutige Ministerrat. Ministerpräsident Graf Bethle n l)a't die Minister des Kabinetts?für h-eute abend zu einer Sitzung des Minislerrats einberufen. Tas ist seit drei Monaten die erste Sitzung Les Ministerrats, in der Ministerpräsident Gras BLth!>en Len Lorsitz führen wird. Der Muristerrat wird ztmächst die A l e i n w o h NU ti g s a k t io n der Negierung der Erlsdi­­gunig zuführen und sich dann mit außenpolitische n nZele g enheiten b-rf-asseu. Ter Handels- und inlerimi­­istische Außenminister Ludwig Walkö wird über den Gang der Prager handelspolitischen Verhandlun­gen, über die jüngst abgeschlossene Defsioit des Völkerbundes, sowie -über seine Besprechungen mit dem jugoslei.-oischen Nußenminifter Nin estes Bericht erstatten. Schließlich wird der Nlinisterrat auch den Zeitpunkt für den Zusam­mentritt der N ati onalversa m ml ttng feststellen und die Arbeitsordnung s ü r die Herb st f e s f i o n des Hauses ausarbeiten. Erwachende Bergbauarbeiter beitn Bolkswohlfahrt­­ininister. .,;!t den Straßen der Hauptstadt erregte heute vormittag eine Gruppe vott Bergleuten in schwarzer Paradeuniform einiges Aufsehen. Die aris etwa 40 Personen bestehende Gruppe begab sich zum Vvlkswohlsahrtministerinm, wo sich inzwischen der Landespräsidcnt des Vereins der Erwachenden Ungarn. Nationalversammlungsabgcordneter Eckhardt, zu ihrem Empfange cingefunden hatte. Es hatte sich inzwischen herauSgestellt, daß die Bergleute eine Abordnung der Salgü­­tarjäner christlichsozialen -Organisation und Mitglieder des Vereins der Erwachenden Ungarn seien. Fiinfuiiddreißig Mann nahnien vor dem Gebäude des Wolkswohlsahrtmimsteriums in Reih und Glied Aufstellttug und fünf Mann begaben sich unter der Führung Aladár Baranyays und Les Lkbgeordneten Eckhardt zum Volkswohlsahrtminister Dr. Bass, dem sie ein Memoran­dum in Angelegenheit der R e fo rm d e r B r u L e r l a d e n überreichte. »ZE Oestervsich. Beschlagnahmtes Kriegämaterial. Wien, 1. Oktober. fUng. Tel.-Korr.-Bureau.) Die interalliierte militärische Kommission hat — wie die Wiener Neuesten Nachrichten erfahren — vor einigen Tagen Lai Wien mehrere Hundert Maschinen, im ganzen Lttva 30 Waggonladungen beschlagnahmt, weil sie an­­gkblich für Kriegszwecke verwendet werden könnten. Die Maschinen stammen aus den ehemaligerr Beständen von Wollersdorfs und sollten auf Grund der früheren Verhand­lungen mit dev Militärkominission industriellen Zwecken zu­­gefichrt werdwl. Es handelt sich um sehr bedeutende Werte. Wie das Blatt erfährt, hat die österreichische Regie­rung gegen die Beschlagnahme Einspruch erhoben. Jeulschland. Streik der Hamburger Hafenarbeiter. Hamburg, 1. Oktober. sWolff.) Trotz der Verbindlichkeitserklärung des letzten Schiedsspruches der Schlichtekammer durch den Arbeits­minister haben die Hafenarbeiter die Arbeit heute morgen nicht ausgenommen. Durch den Ausstand ist auch der Eisenbahnverkehr und der Verkehr des Hamburger Hafens in Mitleidenschaft gezogen. Zu Ruhe­störungen ist es nicht gekommen. Frankreich. Die Paktverhandlungen mit JiDoslawien. Loudon, 1. Oktober. tWol-ff.) Der diplonratische Berichterstatter des Daily Dele-graph schreibt -zu -der Tat-sachr, Latz der s-erbis-che Minister des ÄeuHeru Niucsics in Paris zurückgâeben ist, es würde aug-enom-men, daß der Quai d'-Orsay bald -den Abschluß des länge verzögerten franzöfi sch-serbi sche n Paktes mitteilen wird, der Serbien rn die Reihe der for­­melleu Alliiertei: FvaUkreichs einbezieht, denen 'bereits Bel­gien, Polen, die Tschechv-Slowakei und Rumänien an-gehören. lT e l e g r a m m d è s P e st e r 2! o 8 d.1 Der jugoslawische Außenminister N-inesics wurde heute von Briand empfangen. Kelgien. Die Stabilisierung der Währung. Paris, 4. Oktober. lWalff.j Ter Brüsseler Korrespondent Les Echo de Paris berichtet, daß die belgische Regierung, da es Mtnöglich sei, die frairzösische Regierung zu einer gemeinsamen HanÄung hinsichtlich der S t ab il ils i e r u n g Les Franc zu be­wegen, sich entschlossen habe, allein die Stabilisierung ihver Währung du r ch z u f ü h r e n. Daraus erkläre sich die Reise Les Finanzministers Francqui und des Gouver­neurs Ler Nat'ionakbank Frank nach London. Die Stabili­­sicrnngsanleihe sei noch nicht abzeschlossen, aber man ver­­sicheref daß die eingeleiteten Verhandlungen sehr ermutigend feien. Ilalistt. Die Entrevue Mussolini—Chamberlain. London, 1. Oktober. sWolff.j Chamberlai ir empfing gestern nachmittag an Bord der Jacht „Delphin" kurz vor dec Abfahrt den Berichterstatter des Daily Telegraph und erklärte ihm, die Zusammenkunft mit Mussolini habe ihm große Freude bereitet. Als Mussolini gehört habe, Laß er seine Ferien in italienischen Gewässern verlebe, habe der italienische Ministerpräsident den Wunsch ausgesprochen, ihn zu treffen, und er habe gern zugestimmt. Er halte Mussolini für eine sehr beachtenswerte Persönlichkeit. Auf die Frage des Berichterstatters, ob die Unterredung mit Mussolini auch wichtige politische Probleme, beispiels­weise die Besprcchu n g en in Tho irt). berührt h a b e, erwiderte Ehanrbcrlain, Thoiry wurde über­­haupt während der Unterredung nicht er­­wähnt. „Wenn Sie das amtl'che Kommuniguè gelesen haben," sagte Chamberlain, „so wissen Sie alles, tvas wir erörtert haben." Auf die weitere Frage'deS Korrespon­­denteu, ob denn keiu Bezug auf Genf und die europäische Lage genommen worden sei, antwortete Chamberlain: „Wir haben sehr tvenig über Politik gesproch en und unsere Unterredung war zum größten Teil wie die von zwei FreimLeu." Chamberlain sagte schließlich, daß er zu Schiff nach Genua fahre, voir wo er nach Paris und London nlit der Eisenbahn Weiterreisen werde. Nach einer Agenturmeldung aus Rom hat der italienische Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten Grandi der Presse erklärt, die Veranlassung zu der Kon­­fe re n z zw i schen Ch ambe r l ain und Musso­lini sei nicht Tanger gewesen, sondern aw dere Fragen von weit größeres Bedeu-tunZ-^ 1. Oktvdsr 1926 Das Oberkommando der Nathrnalnrili;. Rom, 30. September. Nach einigen fasziistifchen Blättern hätte der Generailkom­­inandant der nationalen Miliz F ü r st Gonzaga seine Entlassung einge reicht. Mussolini wird selbst das Kommando der Nationalmilix­­übernehmen. Spanien. Degradierung von Offizieren. Madrid, 1. Oktober. sWolffst Auf Grund des Urteil-sspruchs Les Kriegs­gerichtes siiw vier Oberste, drei Oberst­leutnants, zwölf Majore, achtzehn Haupt­leute und fünf Lentnants der Artillerie wegen Betèili'gun-g an der jüngsten An.fstandsbewe» g'Ung degradiert worden. Türkei. Freundschaftsvertrag init China. London, 1. Oktober. jWosf.j Nach einer Agentu-rmeldunig aus Konstan­tinopel hat die Türkei mit China einen Vertrag der Freundschaft und gege nse i t-i'g e r Unter­stützung abgeschlossen. Rrrmâie». Die angebliche Abdankung des Königs. Bukarest, 1. Oktober. Die Agentur Orient-Radio erklärt die MeldnM über einst­­angebliche Abdankung des Königs als reine Phan­tasie. Der Gesundh-èitSzustoird des Königs ist ausgezeichnet. Die Königin wird Anfang nächster Woche nach Ainerika abreisen. Volen. Die Regierungskrise. Warschau, 1. Oktober. Infolge des Rücktritts der Rsgierung B-artel hab Präsident Rataj die Sitzung des Sejrns am Donnerstaa, sofort schließen lassen. Aus der Ta-gesordnung befand sich der BeschluHantrag der Wyzwalenie, in dem verlangt wird, daß der Präsident der Republik die Kammer an flöse. Die Debatte -wird erst nach der Ernennung Les ne-ueir Kabi-i netts fortgesetzt werden. Verhaftung eines russischen Enngranten. Warschau, 1. Oktober. " sBud. Korr.j Auf Beraulass-ung des GeueralstaLes! wurde der russijsche Emigrant Graf Wladimir Schuwa-»! l o w, Gutsvertvalter des polnischen Graf-en Branicki, ver-' hastet. Die Maßnahme, die großes Auffehen erregt, wird-i nicht näher erklärt. Schuwalow war früher GardMfsiAiei!­­des -Gen'eralstabes. Neberfall auf den gewesenen Finanzminister Zdzicchowski^^ -Warschau, 1. Oktâr. sWoffst) Heute morg-sn drangen etwa fiinfzehn be-­­waffnete polnische Offiziere in das Innere­­der Wohnung Les -nationaldc'mokratischen Mgeo-r-dnetea' und gewesenen Finauzmiuisters Zdzie-^' chowski. Sie bedrohten den Abgeordneten mit Revol-* Vern, tvähvend-anders mit Fäusten -und S-âbeln so langL' auf ihn losgingen, bis er blutüberströmt und be­wußtlos zusammenbrach. Pie O.ffiziere leg-kÈ te'N s oda NU eine Bombe in die Wohnung und! entfernten sich. Der herbsi-gerufenen Hilfe gelang es, die Bombe noch rechtzeitig zu Leseiti-geru Nach der ä-rzticheu Meinung sind die Verletzun­gen des Ubgsordueteu nicht lebensgefährlich. DaZ­­Atteutat ist, wie aN'genomMen wird, die FokgS einer RÄ»L­­Zdziechv'wMZ.___________ Uersierr. Das Kornplott gegen den Schah. Paris, 1. Oktober. jWolff.) Nach einer dNeldung der Chicago Tribüne auA Teheran wird die Untersuchung des sich gegen den Schah gerichteten Komplotts fortgeführt. Eine weitere Anzahl hochstehender Persönlichkeiten sei ver­haftet worden. Zahkrerche Selbstmorde von höheren -Offizieren werden berichtet, die der Ver­­hastunq wegen ihrer Bete!limm-g au dem Konrplott hätten entgehen wollen. . Paris, 1. Oktober. (Telegr-amm der BuL. Korr.) Mch einer lllieldung auZ Teheran nahiuen an der Verschwörung gegen den Scha h Riza auch Offiziere seiner nächsten Umgebung teil. Es wurden bisher 2 5 Personen verhaftet, darunter ein Oberst, der Kommandant der Leibgarde. Die im Dienste der russischen Gesandtschaft stehen-deir Blätter bel)<rupten, daß die englische Gesandtschaft von der Verschwöruuz vor­herige Kenntnis hatte. Amerika. Das Alkoholabkornrnen niit England. - Washington, 1. Oktober. (Wolsf.j Tas neue Al koho-lfchmug gs laL kom­­men zwis-ch-en Amerika und England ist durch einen Notenaustausch als vom 25. Sept-ember wirksam erklärt worden. Es sicht die administrative Zisiammen­­arbeit der Behörden beider Regterung-en zur Verhinderung unZes-etzlicheu Alkohol-Handels Mischen Grotzbritannien und Amerika vor. Die Wirren in China. Moskau, 1. Oktober. sWolff.) Der Bevollmächtigte der UniE der Sowjet­republiken in Lettland, Tscher'Ny, der zum zeitweUigen Stellvertreter Karachans ernannt wurde, ist nach Peking ab-gereist.

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