Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1927. január (74. évfolyam, 1-24. szám)

1927-01-01 / 1. szám

Gewiß wurden auch wirtschaftspolitische Wsurditäten ge­schaffen, allein von diesen hat die Rückkehr bereits be­gonnen, denn die natürlichen Wirtschaftsgesetze kommen schneller zum Durchbruch als die seelischen. Man kann einen nagenden Kunrmer oft lange ertragen, aber den Hunger muß man jeden Tag stillen. Indes, wenn sie auch langsamer zum Durchbruch kom-inen, wirke« L-ie psychologischen Gesetze des' Völker­lebens mit ebensolcher Noturnot-wendigkeit wie die wirt­schaftlichen. Die Völkerpsychologie ist eine viel unbe­­din'gtere Kraft als die Psychologie des Einzelmenschen. Durch Einsicht, Willenskraft und Sel-bstbeherrschu-ng kann der Ein-zelmensch dessen, was sich in ihm regt, Herr werden. WèafsLn können es nicht, denn Massen stellen stets dm Durchschnitt vor; nur auf Augenblicke -erheben sie sich über, — oder sinken sie unter dieses Niveau; ihr bleibender Zustand ist der Les Durchschnittes, was j-a in -der Natur der Dinge li-ogt. Dauernde politische Einrichtungen sind daher nur unter Berücksichtigung der Volkspsychologie zu schassen: gegeit sie niemals. Sie ist hier der wesentliche Fa-ktor, der -über Möglich oder Unmöglich entscheidet. Weil aber die Mass-enpsychologie in beständiger Evolution b^,if-fen ist, deren Fortschritte — besonders wenn sie für alte Angewöhnungen unbequem sind — nicht immer rechtzeitig wahrgeirommen werden, ferner, weil die Re­aktion der psychologischen Kräfte gegen d-asjen-ige, was !ihr-er Natur widerstrebt, lan-gsam-sr auftritt als die R-e­­vkt-ion der wirtschaftlichen Gesetze gegen ilM Ver­­lchung-en, sin-d d-i-e psychologischen Jrrt-üm-er in- der Poli­­itik die allerhäu-fi-gsten. Man kann wohl sagen., -daß gut zw-ei Drittel aller politischen Fehler solche der verkannten Volkspsycholo-gie sind. Ja es gibt sogenannte positive Geister, „Männer der Praxis" nennen sie sich gern den „Träumerrr" gegenüber, als welche vor ihnen alle gelten, die nach tieferer Einsicht in das innere Getriebe des! Völkerlöbens streben, welche Betrachtungen dieser Art von vornher-ein als doktrinäres Gerede mit einem mitlei-di-gen Achs-elz-ucken abtun; das ist -die Sort-e, -die Mrklich­­keit ni-it Greisbarkeit vertoechselt und in ihrer Beschränkt­heit die wirksamste Vorarb-eit für die Revolution leistet. Es ist daher im höchsten Grade dringend. Laß die politische Psychologie in der Reihe -der po-litischen Wissen­­fchafben größere Berücksichtigun-g fiitde und auch die prak-­­kische Staatskunst sich in ihr Studiu-rn verliefe. In der -tmieren wie in der auswärtigen Politik ist -die Frage: was kann man den Völkern psychologisch zum-ut-en? ein w-es-en'tlicher Bestandteil der Frage nach -dem Pèöglick)en -oder Unmöglichen überhaupt; sie ist es — ich kann es nicht genug oft wiederholen — heute, infolge der wachsen­­b-en Selbstb-ew-ußtheit der Massen, in zunehmender Weise, so s-ehr, -daß ich sie sogar als das schlecht-hiir Ausschlag­gebende bezeichnen möchte, wenn nicht heute, so Loch morgen. So war z. B. die Leibei-gensck-aft, oder doch Hörigkeit, vor etwa hundert Jahren noch eine Möglich­keit; hübsch war sie auch; damals nicht, aber sie konnte a-uff-öcheirhalten werden, weil die Massen resigniert waren; später wurde sie zur Unmöglichkeit, nicht bldß wegen 'der damit verbunidenen wirtschaftlichen Nachteile, sondern h-auptsächlich weil die Leute es sich einfach nicht mehr ge­fallen ließen. So waren getvisse Wa-HIpmktiken, durch welche die aufrichtige Aeußer'ung des Bo-lkswillens unter­drückt wurde, zwar stets abscheulich, aber in der Vor­kriegszeit doch nröglich, weil der Durchschnittswähler sxch, roenn auch murren-d, doch schließlich damih-a-öfa-n-d; er tut es auch heute noch; aber wer auf das Murren zu horchen versteht, muß wahrnehmen, daß dies morgen nicht mehr der Fall sein tvird, daß -es d-ahèr dringend ist, dem wirklichen Volkswillen die Wege legaler Kundgebung zu öffnen, wenn man ihn nicht aus illegale Bahnen drän­­-gen will. Die außenpolitische Lage aber, nicht nur die Ungarns, fondevn j-ene -ganz Europas,, wimmelt von sol­chen psycholog-ischen Unmö-gl-ichkeitcn,' wie sie eben iin Zäs-arMvaufche von -der Sie-germacht geschaffen tvurde, als der Blick getrübt war und ,-alles mit d-em Maßstabe des 7nommton materiell Möglichen âinessen wurde. Daß ein Volk fremde militärifche Besetzung ruhig hinnehme, daß ein Volk die einseitige Entwaffnung, also den Zu­stand der Wehrlosigkeit bewaffneten Nachbarn gegenüber ch^tmge, daß überHaupt ein Volk es sich ohne beständige innere Auflehnung gefallen lasse, -durch völkerrechtliche Ausnahmebestimmungen (fremde Militärkontrolle, Be­schränkung der FreHoit seiner Gesetzgeburvg in gewissen wichtigen Angelegenheiten, und iiberhaupt seiner Ent­schließungen in Verfassungsfragen) in einen Zustand bleibender Inferiorität gefetzt zu werden, daß ein Völk der willkiiblichen Losreißung und Eirtnationalisierung von Millionen seiner Stammesbrüder vom eigen-en, ur­alten Stanlskörper innerlich zustimme und dies als de­finitiv betrachte: das alles sind einfach psychologische Un­möglichkeiten, die mit dem Begriffe des Friedens­­. Zustandes, d. h. des Einvernehmens der Völker, in un­lösbarem Widerspruche stehen. Das Materielle an solchen Zuständen kann nur durch beständige, tatsächliche, Fder virtuelle Gewaltanwendung erhalten werden, durch die Gewaltherrschaft eines Teiles Europas über den anderen. Das ist aber von heute auf morgen. Fühlt man denn nicht schon heute, wie das Machtgeäiude, das diese Getvaltherrschaft schuf und bisher ftützte, ins WaNkm -gekommen fft? Noch ein wenig Zuwarten, und da oder dort bröckelt etwas davon ab. Ist denn etwas anderes zu envarten, als daß die moralisch gemarterten, in psychologische Unmöglichkeiten hineingezwungenen Völker bei jedem Nachlassen des Druckes emporschnellen und sich in jede Bresche hineinwerfen? Dieser Vorgang ist einfach naturnotwendig. Wer also wirklich den Frieden will, wer ihn auf sichere, -dauernde Grundlagen zu stellen entschlossen ist, der -muß in sich den Mut aufbringen, die psychologischen Un­möglichkeiten der gegenwärtigen Lage nach Möglichkeit zu korrigieren. Man hat vor zwei Ja-Hrsn in Genf, beim Völkerbund, einen großen Anlauf genomnien, um den ewigen Frieden zu sichern, den Krieg ertdgültig zu bannen. Man hat itN' Verlause der hierauf bezüg-lichen Verhand­lungen, -an denen ich reg-en Anteil nahm, eine mit großern Scharfsinn aüsgebaute Maschineri-e zur Hintanhaltui,g be­waffneter Konflikte geschaffen, das berühmte totgeborene Genfer Protokoll; die Mi-tarbeit an diesem Werke in Ge­sellschaft hervorragender Völkerrechtslehrer war gewiß ein geistiger Genuß ersten Ranges, aber dabei blieb es auch. Denn das g-anze Werk -litt an einem logischen Grundfehler: es wollte der Unsicherheit der Weltlage durch eine bis zum ältßersten Raffinenrent gediehene Vervoll­kommnung des internati-ona-len Prozeßrechtes abhelfen, aber d-as i-m Wege dieses Prozeßrechtes zur Geltung zu bringende materielle Recht unberührt lassen. Nun ist es bloß gerade dieses materielle Recht, in dem die Uebelstände und die daraus entstehende llrtsicherheit wur­zeln, und kein Hrozeßvecht ist -imstande, die Fehl-er des ' materiellen Re,-ües zu korrigieren, es kkann sie höchstens, erschweren. Ich hielt es dmnals nicht fiir opportun, mit der einfachen, aber systematisch unterdrückten Wahrheit hera-uszurücken, daß der unerläßliche, entscheidende Schritt zum wirklichon Frieden eine Korrektur des materiellen lliechtes sein muß, wie es durch -die Gcwalt­­friedensinstrumente geschaffen war. Die Geister waren noch nicht reif, um solche Wahrheit, deren Erkenntnis in manchem von ihnen gedäm-in-ert haben Mag, offen anzuer­­ken-nen. Sind sie -es heute mehr als damals? Oder reifen sie doch einem solchen ZustäNd der Ernüchterung zu? Werden diejenigen, die aller-dings hiezu viel Selbstver­leugnung aufbringen müssen, die Geistesgröße haben, um der Sünde wider den heiligen Geist, welche heißt: „der erkannten Wahrheit ividerstreben", zu entgehen? Von der Antwort, die diese Fmge in nicht allzu­ferner Zukunft erhalten wird, hängt die Zukunft Euro­pas ab. Der General. Novelle. Von Gisela v. Berger. Dar schön-e, sta-ttliche General mit den silbrig crgrau­­èn 'Schläfelr, der einstens der schn-eidigste Offizier des Regimentes war, bewegt sich heute auf ein-em Weg, auf Lmr -er säit' Jahren sich nicht nrehr bewegt hat. In dein kleinen Ankl-eiderau-m seiner -eleganten Wohnung -nämlich schve-iiet er Isöchst angel-egsntlich — von Spi-eg-el zu Spie­gel. Von -denr dr-eitoiligen Fvisters-piegel inr Fenster zu dem großen Stehspicgel in der'Ecke.'von -dnn großen St-ehspieg-el z-u dem .Handfpi-egel -auf dem Toilettentisch und von'diesem wieder zu denl kleinen Wandspiegel am Pf-eil-er. Und in jede der Hellen Flächen blickt -er -hinein, blickt ^n das bronzene, stven-grasierte HelL-öugesicht, das ihm da entgögenschaut, mit den imm.or noch leuchtenden, stahl­grauen Augen, dem etw-as herben Mund und den mancherlei Keinen Linien und Strick)rn allerdings, wie die Jahre und a-uch schwere T-at-en sie oinzeichnm. lind in jede der. schimmernden Flä-cheir stellt er bald kritisch, bald resigniert, bald hoffend, bald gläubig, bald zwei­felnd, bald lächelnd, bald seufzend, bald sieghaft und bald bedrückt die Frage: „Bin ich — zu alt?" ; Ex hat Peter, Len Friseurgehilfen, als dieser heute bei ihm Dienst -getan hat, g-efr-agt: „Nun, was nreinen Sie, Peter? Man wird schließ­lich alt. Nicht lvahr?" „Slber, Herr General," hat Peter gesagt, als gölte es, -eine Blastzhemie abzuwchren. „Wie körmén der Herr Genèr-al nur so etroas sagen? Wo doch der Herr Geneml noch immer der schönste u-iid statt-lichste Mann sind, den es gibt? Und olle Damen noch immer -Hinschauen und sich anstoßen, wenn der Herr General vorüb-ergchen?" Ja. Las hat Peter, der Friseurgchilfe, -ges-ogt und Las klingt ganz gut. Aber das ist eben Peter,ider Friseurge­­hilfe-gèweseril Dann hat er einen K-anreradeir und Wltersgenossen getroffen. Einen, jener Art von Altersgen-osscir allerdings, die gute zchrr Jahre älter, sind -als mau selbft. '„Was mein'st Lu, Paul?" hat -er dm scherzend ge­fragt. „Die Zeit des Freiens ist vorüber, was?" „Uassö, M886," ha-t der rnißmuti-g gekrächzt. „Wir wissen es selbst mir bestcw, wie alt wir -sind!" Ja, so hat der Kainera-d und Altersgenosse gesagt, uird das hat nicht gut g-ekluirgen.. Aber -das ist eben der Kamerad und Altersgenosie gewesen! Dän-hat er irgendwo bei einein B-:such am dritten OrfMwWdn Tür und Angc-l seine Schwester, erne imincr noch frische und hübsche Frau, in rascher Begegnung auf die Wan-ge geküßt. „Was glaubst du. Amri," hat er lächelnd gesragr. "Kanil ich noch -eine -schöne, junge Fr-a-u bekoinmen?" Und A-nni hat ihn bei beiden Ohren- gepackt und ihn noch einmal lachend geküßt­„Du bist ein -entzückender Narr, Herbert, warst es immer! Du kannst noch/heute die Jüngste und Schönste bekommen!" Ja, -Las hat Anni, die.-Schwester, gesagt, und -Las klingt geradezu anfeuernL. Aber das ist eben Anni, die -Schtbestcr, getocs-en! Und der schöne, stattliche General bewegt sich Weiler in seinem eleganten, kleinen Ankleidez-imrner auf jenem Wege, der ihn: seit Jahren ungeivoynt ist, -dein Weg von Spiegel zu S-Piegel, und fragt es bald kritisch, bald resi­­gii-iert, bald hoffend, bald'gläubig, bald ztoeifelnd, bald lächelnd, bald seufzend, bald sieghaft und ^ld bedri'ickt in jede der Hellen, schiiinneriiden Flächen hinein: „Bin ich — bin ich zu alt?" Herbert v. Rehwald Hatte, mit . zwanzig .Jahren in­­m-i'ttcn all seiner Jugendstreiche die Liebe er-wartet als das große Wunder Les Lebens. Das große'Wunder-des Le­bens aber war nichtHkvinmen. Er hatte mit dreißig Jah­ren -inlnitten all seiner Wenteu-er die Liebe erwartet -als das gxoße Schicksal des Lebens. Das große Schicksal des Lebens äber war nichf gekommen. Er hatte mit vierzig Jahren -die Liebe erivartet als das große Spiel des Le­bens, das all die kleinen Spiele wettmachen sollte. Das große Spiel 'des Lebens -aber war nicht gekommen. Und nun' inmittetr der Fünfzig, La Jugendftre-ick)e, Spiel und- Schicksalserlvarten vorüber waren, nun kam, -an -die er längst nickst mehr geglaubt, nun kam noch spät zu ihm als wunderbare Torheit — die L-iebe! Lili v. Hölderlr heißt die wunderbare Torheit und ist ein schlankes, seines Geschöpf, halb Kind, chatb Weib, halb Engel, halb Kobold, bald keck, bakd träumerisch, bald ungestüm, bald sinnig, mit den blonden Locken und lachei:­­den Lippen eines Wildfangs und zweit tiefen, Lunklen» schimmernden Augen, in denen noch ahnungsvoll uner­blüht das weltumfassende Geheimnis alles wundervollen Frauerßtums liegt. Dein General wär es wi-e ein Schlag aufs Herz, als er dfeses wundervolle Geschöpf zuerst erbuickte. Er wollre an ihr vorbei wie a-n oin-er kösKiche-rr Blüte, die ftir ihn nicht mehr wuchs, und — konnte es micht. Er schält sich, nannte sich einen Toren, biß die Zähne zufamnrcn, riß sich weg v-o-n ihr. suchte Gleichgü-ltigke-it ^zu erzwingen-, sagte sich Wahrheiten, wie er sie nie gehört, litt unsag­bare Quälen, wie er sie nie gekannt, um endlich, achtlos gegen alle Gefahr, eine lächerliche Gestalt zu spielen, in Sehnsucht und leiser Scham ihr dennoch imchzuzi-ehen in­mitten d-es Schwarmes all der jungen Bewerber und Der­­chrer, machtlos gegen sein Gefühl wie ein junger Knabe, und wie ein junger Kncrbe sei-n Schicksal erwartend.. Hoffnung, 'Absturz, Qua-l, Sel-bstspott uich — Hoff­­nun-g' wieder Hoffnung... 'Das ist die tägliche, —- stündliche, cM-lvolle Stufen­leiter seines Empfindens seither. Er pronreni-ert mit i^ im Foyer d'es Thâ-ters wäh­rend der großen Pairse, eine Strecke hiv-ter dey Éltem. . 2 . 8a,mstLg', ^AQULr 1927 Die ReladUeruug der Kch«»«egeeich1e Ein Sondervotum. Voll Hofrat JllcS Pollâk. Der ausgezeichnete Publizist und Rechtsgelehrte, aus dessen Feder dieser Auffatz sta-mmt, äußert hier, vWwar ein Liberaler aus echtonl Schrot und Korn, seine Bedenken gegen die Wiedereinführung der Sturgerichtsbarkeit s-ür politische und Preßdelikte. OvMvar die Anvogung, den Nornialilsierlm-ysprogeß auch in diaser Hinsicht zu vollenden, von unS ausge­­gangen ist, verosfentlichen wir -dennoch bereitwillig die-hegten echobenen Einwendungeit, weil wir der Ansicht sind, daß eine Debatte über diese wichtige Fr-a^ ntw eine willkommene Klärung der ein­­schlägigen Ausfasfung Au-ni Ertr-iW haben kann. - ^Dsnr Vernehmen nach soll sich der Jusiizmirièster mik ver Absicht tragen, die Institution -der Lai-enaerichte wieder ins Leben treten zu lassen. Von einem 'Äile der zwar kritiklosen, aber tiberaus öffentlichen Meinung gedrängt, soll sich die Regierung entschlossen haben, -die Geschwornen w-l-eder funktsonieren zu lassen. Gerade jetzt, wo keiner den Kopf anp rechten Meck hat und alles ,in Parteien zer- Mftet ist, die einander a-usfressen, sollen sie-in Preß- und lon-siigen Delikten inaPpellaiAe Urteile fällen. Just zur rech­­ffn Zeit... Ich bin kein Freund der Gcs-chwornen-gerichte. Viele Jahre Erfahrung haben Mich belehrt und LekeW,­­-daß auf diese Jnistitution kein Verlaß ist. Plan lva-r seit der alten Griechen Zeit davon ousgegangen, daß Volkes Stimme Goik-eZstimnre sei; mit der Zeit aber wu-ode man allmählich -gewahr, einmail: daß die Stinrme Gottes nicht eruiertar ist, La-nn, Laß die Prätention, die Stimme des Volkes könne sich jemals zur Höhe des götisichen Willens erheben» eine anthropozentrische Selbistüberhkbung sei, und^ endlich, daß zwölf Mnner noch lange nicht das Volk b-e-! deuten. - Ich gehe jedoch noch tveiter -und bchau-pt-e, daß­­se.llst wenn alles Volk -zu Gericht säße, dies noch i-mm-er> nicht den Willen d-es Volkes verkörperte, denn wie dieser Wille des Vâes aussieht, das schm wir ja in der Politik. Es sin-d immer 'Mo-ß einzelne Rufer im Streit. Stimm­führer und autoritäre Mü-nner, die die Massen. führen, -und denerr die Massen, wenn sie sie nicht führten, den­noch nachliefen, deren Wille entscheidet und in diesem' Sinne ist -es -auch tatsächlich -ohne B-edeutung, ob das ganze' Volk oder bloß -eiri-e ausgeloste Anzahl zu Gerichte sitzt. Man ko-nrmt ,in der gesamten Külturivelt MmLhlich' zu dèvselb-eil Ue-L-erz-eugung, Der sogenannte gesundes Mens-cheiwevsta-nd, der sich -geltend machen sollte, ^t sich längst als zu lllichtersprüchen unzulänglich erwiesm, und Jherings farbiges Wort von dem „Recht, das dort an­­-fängt, wo -der gesunde Menschenverstaind aufhört", erschien !olo-ß anfänglich äls eine Satire auf das RE, seit langean­­schon ist man aber daraus gekommen, daß es eine t-iefe- Mißachtung des sogmannten gesunlden Menschenversta-n-' des s-eiii sollte, der sich a-ufspielt-e, als wäre er wer. Das- Recht ist eben â Iseberverstand, dem der allgemeine, Weil­er in je-dem gsgc-benen Falle zerfällt und Autoritäten unds Führern!, oder -was noch ärger: Vorurteilen und Partei-' hadern na-chgehh, und znm Opfer ^llt, keineswegs genügt, sondern -der -aus dem Rechte der e-inzÄnen die Rechte aller herausbildet. Das alles hat nun freilich a-uch für die FachgerWe Geltung, -und ivenn jetzt diie liioeral-e Welt nach den Ge­­schlvornen ruft, so liegt dies in der temporären Unzu-. län-gli-ckfkeit auch der F-a-chgerichte. Es sicht «der Satz, jedes Land habe die R-i-chter. -die es verdient, nicht bloß a-uf Richter aus dem Volke. Wer es ist .ein anderes, -wenn' diese sich von Recht und Gesetz -aKösen und zum Lynch wcrd-en, und ein anderes, wenn Fachrichier es tun. Der- Mann von der Stra-ße, -wenn er über einen Fall richten soll, hat vorerst eine Evolution durckN-umachen, die auf­­d-as Ganze -im Menschen geht: a-uf Urteil, ChaMkier, Er-, zichung, Milieu und alle Vorurteile, in denen er bis -ülbev. den Kopf steckt. Solch ein Dlann aus -dem Volke soll nun

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