Pester Lloyd - esti kiadás, 1927. július (74. évfolyam, 146-171. szám)

1927-07-01 / 146. szám

Anslandscha«. — 1. Juli. — Englische Stimmen über Ungarn. Wir haben kürzlich an leitender Stelle eines in englischer Sprache veröffentlichten Buches gedacht, das Len früheren ungarischen Reichstagsabgeordneten Zsom- Kor SzLß zum Verfasser hat. lieber dieses Buch, das sunter dem Titel „Die Minderheiten i m r u - mänifchen Siebenbürgen" erschienen ist, ver­öffentlicht die l i t e r ar i s ch e B e i l a g e d e r Ti­mes eine ausführliche Anzeige, der wir die folgenden Stellen entnehmen: „Vor etwa sechzig Jahren gab sich Rumänien eine moderne demokratische Verfassung. Das benachbarte Siebenbürgen hing der demokratischen Theorie im gerin­geren Maße an, in der .Praxis war es sedoch moderner. Hier herrschte wenigstens ein starkes Masi bürgerlicher und religiöser Freiheit. Das Kriegsglück hat dann die siebenbürgischen Gebirgsbewohner unter die Verwaltung jund das Regierungssystem Altrumäniens gebeugt. Das jBuch des Herrn Zsombor Száj; schildert nun, wie man ^jeht die beiden Zivilisationen zusammenstimmcn rnöchte, jwie man das ungarische Regierungs­ös y st cm Siebenbürgens auf das niedrige B a lk a NN iv e a u Altrumäniens hinab­­szudrücken trachtet. Der Verfasser begründet das, ^was er schreibt, mit reichlichen Beweisstücken, wobei er hauptsächlich aus rumänischen Quellen schöpft, doch be­­jzieht er sich stellenweise auch auf Beobachtungen auslän­discher Zeugen. Obzwar das meiste von seinem Daten­­smaterial aus den Werken verschiedener Autoren bereits /bekannt ist, kann sein Buch als die lückenloseste Samm­­ilung von Beweisen dafür betrachtet werden, wie das ru­mänische Regime unfähig ist, wie wenig es die Hoff­­mungen fener Staatsmänner rechtfertigt, die daftir ver­antwortlich sind, daß die siebenbürgischen Minoritäten mnter solche Herrschaft gebeugt worden sind." Im weiteren Verlauf dieser Angeige bringt der -Dimesartökel eine Anzahl von schlagkräftigen Daten aus bem Buche, die sich auf die Behandlung der kirchlichen .und sprachlichen Mitroritäten Siebenibürgens beziehen. Der Ärtike'l stellt fest> das; aus Bukarest an­dauernd «in unmittelbarer Front­angriff auf die Sprache, L-te Freiheiten NN d d i e R e lig io n d er M i nor itä t en g er ich­­tet wirb, indem man diese auf einer Seite zu rumani­­sieren und auf anderer Seite tu die Miechisch-orthodoxe Kirche zu zwingen trachtet, ohne sich um Gesetz und Ver­tragsrecht ZU kümmern. Neberdies wird die persönliche Freiheit der Angehörigen der Minoritäten durch willkür­liche Verhaftungen verletzt, und diese Verhaftungen sind in den rneisten Fällen Kos; Vorboten von Miszhandlungen And sotz.ar von Torturen mit glühendem Eisen. Der Tmesartikel schließt mit folgenden Worten: s's „Unter solchen Umständen ist es nicht überraschend, 'daß bl« Minoritäten trotz ihrer numerischen Stärke von etwa 4 Millionen zu keiner entsprechenden Vertretung im Parlament gelangen können, und sich rnit einem unM- rifchen Deputierten, einem südischen aus Bessaivabien und neun deutschen begnützen mußten in der Kammer, die soeben aufgelöst worden^ ist. Angesichts der Nähe der HStzMwärtigen Neuwahlen in Rumänien ist die Schrlde­­^runig, die Herr Szäß von den Wahlpäiken vor fünf Jahren gibt, austerordenÄich interessant, wenn auch nur als Kriterium zur Beurteilung des Fortschrittes, der sich Lei den kommenden Jluliwahlen wird beobachten lassen." Bei dieser Gelegenheit sei auch eines Vorläufers :Lord Nothermeres gedacht, der schon vor fünfviertel sJahren in der englischen Presse eine Lanze für das sUngartum eingelegt hat. Es ist dies der englische sUniversitätsprofessor Lydc, der im März 1926 in den Spalten der Times sich in wärmster Weise ifür die gerechte Sache unseres Landes eingesetzt hat. So sschrieb er u. a.: Das Becken der mittleren Donau stellt eine der Lollkonnnensten Einheiteir Europas dar, worin alle na­­stürlichen uird geographischen Vorbedingungen der ein­heitlichen Lebensweise, des Uuseinandergewiesenseins, der 'Jnteresiengemeinschaft und der Einheit der Geftihle ge­­sgebeii sind. Und dieses gottgesegnete Land hat auch einen sganz eigenartigen Menschenthp hervorgebracht. —- Die Ungarn, obzwar asiatischen Ursprungs, chaben schon längst alle geistigen und körperlichen Zeickfeu sihrer uralaltaiischen Urheimat abgestreift und stehen an ii^terieur wie auch an Bildung in einer Reihe mit den bèen der europäischen Typen. Die Ungarn sind ein altes und stolzes Volk, das in der Wahrung seiner Un­­sabhLngigkeit und seiner Institutionen, wie auch dadurch, Latz es Europa durch Jahrhunderte gegen die Türken verteidigte, eine staunenÄverte Tapferkeit und Zähig­keit bekundet hat. Vor dein Krieg hatten Lie Ungarn viel darunter zu leiden, daß innerhalb der Grerrzen dieses Landes vielerlei Nationalitäten lebten, ivas hauptsäch­lich dem Umstande zuzuschreiben ist, das; Lie Ungarn die svor der tiirkischen Tyrannei Flüchtenden gastfreundlich «ufnahmen. Da nun die Ungarn die Mehrheit der Be- Lölkerung bildeten, wurde das UnMrische ipso knoto die Amtssprache. Doch besaß feder Bürger Las volle Mas; der Bürgerrechte, ohne Rücksicht auf Sprache, Rasse, Re­ligion oder Bildungsgrad. Die verschiedenen Nationali­­itä'ten besaßen ihre eigeneir Schulen und Kirchen und konnten darin ihre eigene Sprache gebrauchen, wofern sie bloß auch dem Unterricht der ungarischen Amts­­sfprache einen entsprechenden Raum sicherten. Im Jahre ll913 standen zwanzig Prozent aller Volksschulen Ungarns im Genuß dieser Rechte — bei einer staatlichen Subvention von 15 Millionen Kronen. Und wie belohnten wir dieses Volk? Im Jahre si920 gestatteten wir den Nachbarstaaten, unbekümmert um die aus Paris kommenden Befehle, alles zu besetzen, was sie zu erkapern wünschten. Rumänien hat sogar Budapst besetzt und Ostungarn derart leergefegt, wie es die Deutschen in Nordfrankreich getan haben. Alsdann wurde Ungarn in territorialer Hinsicht auf den Gebiets­umfang Irlands, seine Bevölkerung aber von 2i Mil­lionen auf 7.5 Millionen reduziert. Es wurden Ungarn sozusagen seine sämtlichen erzhaltigen Gebirge, ssin Aus­gang zur See und über ein Drittel seines besten Acker­bodens, sowie sieben von den zwölf größten Städten abgenommen. Eine Million Ungarn wurden an die Slowakei gegliedert auf der kleinlichen Grundlage, daß die Slowaken am Südhange der Karpathen einen Weg haben müssen zu einer Eisenbahn, die noch gar nicht be­steht, ferner erhielt Rumänien einen ähnlichen Gebiets­­streifen, um Ungarn eine seiner nützlichsten Eisenbahn­linien Wegnehmen zu können, obzwar Rumänien daraus eigentlich gar keinen Nutzen ziehen kann. — Unter solchen Umständen kann Ungarn eine industrielle oder kominerzielle Entwicklung kaum erhof­­ftn. Es hat 43 Prozent seines Ackerlandes, 56 Prozent seiner Hutweiden, infolge des rumänischen Einbruchs 25 Prozent seiner Schafe, 33 Prozent seines Rindviehs und 53 Prozent seiner Schweine verloren. Seine einzige Hoffnung sind nunniehr sein vorzüglicher Boden und seine trefflichen Bauern. Und doch könnte eine ziemlich geringe Grenzberichtigung diesem Lande fast alle seine verlorenen Söhne und auch noch drei Gebietsstreifen wiedergeben, die eine intensive Bewirtschaftung er­heischen. Und die Zurückgabe dieser Gebiete würde Un­garn noch imincr nicht politisch gefährlich machen. Wohl aber würde es dem ungarischen Volke ermöglichen, die Lâbensmittelvorräte Europas in ansehnlichein Maße zu mehren. Vor allem aber würde dies eine Anerkennung des richtigen nationalen Grundprinzips bedeuten. Die polnische Auslandanleihe. Die polnische Regierung hat den Nachrichten, daß die Auslandanleihe gescheitert sei, ein energisches De­menti entgegengesetzt. Aus Len seither eingetrofsenen pol­nischen Blättern geht nun schon klarer hervor, wie die Gerüchte entstanden sind. Tatsächlich kann von einem Scheitern der Ausland anleihe um so weniger die Rede sein, als di« polnische Regierung schon seit Monaten in der Lage war, wann imnier es ihr beliebte, den Anleihe­vertrag zu unterzeichnen; Loch war der Finanzminister auf Weisung Pilsudskis bemüht, auch in Len Ausfüh­rungsbestimmungen einen so klaren Wortlaut zu schaffen, das; Lie polnische Souveränität keinerlei Einbuße erleide. Dies bezog sich vor allem auf die vom Bankers Trust und der Blair-Gruppe anfangs geforderte Schaffung von drei Beobachtern. Schließlich einigte man sich auf einen Beobachter, dessen Befugnisse aber genau um­schrieben wurden. Auch forderten die amerikanischen Geldgeber, daß der Amortisations- und der Zinsendienst Lurch die Zolleinnahnren des polnischen Staates sicher­gestellt werden. Der polnische Kompromißantrag lautete dahin, daß ein Teil der Zolleinnahmen überhaupt nicht an die Staatskasse, sondern gleich an die Bank Polski abgeführt werde, wo er auf das Konto Les Zinsen- und Amortisationsdienstes gebucht werden soll. Die amerikcüniische Finanzgruppe deutete schließlich an, daß die polnische Regierung den Anlsihebetrag erst im Hcvbst erhalten wsüde, da auif dem amerikanischen Geldmarkt bereits die tote Saison für Auslandanleihen begonnen habe. Solcherart entstand dais Gerücht, das; die pokrischen AnleihöverhaüdlungLn überhaupt gescheitert feien, lvas schon aus Lsnr GvuinLe nicht stimnren kann, wsil.>d'ik VevhanMungon fortgafâhrt werden und außerdem auch von einer Reihe an!d-erer amerikanischer Finanz­­igruppen Anbote vorlisgori. Angöflchts der matten Lage auf dem aimeri kan lisch ön Attlsihomarkte hat imn die pol­­nischo Rogierung keinerlei Interesse daran, die Verhand­lungen zu überstürzen, weil sie auch eine etwaige Prestige­­eiübuße durch Mißerfolg der Emission an Am,erika der­­ine'idsn will. Die finanziellen Konsolidierurigserfolge des Re-gimos Pilsudski sind so groß, daß Die Regisrung ruhig warten kann. Die Valutareserve der Bank Polski hat einen R-ekordhochstand erreicht. Was die Passivität der HandelsbilanZ betrifft, so hofft man, daß diese durch Auf­wertung der Zölle und Drosstlung der Einfuhr schon in kurzer Frist ilNs Gleichgewicht gebracht stin wird. Während sciires letzten Aufenthaltes in Paris hat der Vizepräsident der Bank Polski, Mlynarski, mit Vertretern einer Anzahl «uropälscher Emissiousbankc,n verhandelt. Das wichtigste Ergebnis bcistcht darin, daß di« Banken der Bank Polski einen Rediskontkredit in der Höhe von 25 Millionen Dollar eröffnen. Dieser Erfolg wurde Lurch die Protek­tion der Federal Reserve Bank erzielt, ein Beweis dafür, das; Polens ZukunftsaussichtM in Amerika günstig be­urteilt werden. Von einem 'Scheitern der polnüchen Anleih-everhanL- lungen kann um so weniger die Rede sein, als die der­zeitigen Sck)wierigkeiten von Anleiheplacierungen in Amerika bekannt sind. In der Hauptsache sind diese Schwie­rigkeiten darauf zurückzuführen, Laß die amerikanische Finanzwelt eine Milliarde Dollar in die Wiederaufbau­­arb-eiten in dem durch die Ueberschwemmung desMississippi verwüsteten Gebiete investieren muß. Unter diesen Um­ständen forderte der amerikanische Konzern von der pol­nischen Negierung eine weitere Verlängerung der Option um drei Monate. Bezeichnend für die Lage auf dem ame­rikanischen Anleihemärkte ist ferner die Tatsache, daß die Obligationen der kürzlichen südslawischen Anleihe, obwohl Jugoslawien das Geld noch gar nicht erhalten hat, um acht Prozent gefallen sind. Unter diesen Umständen ist es der polnischen Regierung durchaus nicht zu verargen, das; sie an einem überstürzten Abschluß des Anleihevertrages kein Interesse hat, woraus aber noch lange nicht gefolgert werden kann, daß die Anleihe als solche gescheitert sei. è A â ik'roitÄ», ik.TkuIk Schichsgerichtsbairkeilt und natio- s nale Ehre. Die Vereinigung amerikanischer Juristen zur Förf Lerung Les Friedens hat in ihrer jüngsten, in New Nory abgehaktenen Sitzung auf ein« der wenig bekannten Gc-i fahren hingewiesen, die bas große Prinzip Der Schidds-« gerichtsbarkeit bcLrohen. Daß dieses moderne Werfahrenj zur Schlichtung und BeilLgung zwischenstaatlicher Diffe-t renzen noch weit Havon entfernt ist, in dem Bewußtsei:^ der VÄker festgewurzolt zu sein, ist zur Genüge bekannt.; Allerdings Dars man nicht voraussetzen, daß Wötker, Lies ihren eigenen Ruf schätzen, sich je zu Lom Vorgehen ent-« schließen würden. Das Rumänien in dem rumänisch-« un,garischen Streit befolgt hat. Der Balkan reicht ja nichtj über^ die ungarische Ostgrenze, und die brüsken unds reckMverletzeNden MethoDeu rumänischer Staatsmänneif dürften in westliche!: Bsziân kaum je Nachahmung fin* den. Trotzdenr findet man ii: SchieLsgerickAsverträgen«! besonders in solchen. Die Hie Vereinigten Staaten abge-^ schkosssen haben, häufig die merkwürdige Mausel, Lie alles Streitigkeiten, Die „lebenswichtige Fragen, die Unäb-^^ hängiglkeit -und die naliiona-Ie Ehre der Vereinigten! Staaten berichren", von Der allgemeinen Regel aus-s schließt und für Liese Das obligatorrsche fchisdsgerichtlichch Verfahren nicht zuläßt. Diese merkwürdige Klausel ist^s wie Dies auch Der Laie erkennen mutz, so lose gefaßt,; daß es kaunr wichtige P-rosöleme geben mag, auf die sie­­nicht angeüvendet werden könnte. Eine sjkrupelloie Regie-^^ rung findet hier Lie HanÄhabe, auch den unbeLeutend» sten Streitfall als die nationale Ehre berührend zu quali-i fizieren und durch Zurückweisung Les ischisdsgerichtkicheM Mrfahrens Die Beziehungen zu einem anderen StaatSi in gefährlicher Weise zu verschärfen und zu vergiften,! Die amerikanischen Rechtslehrer, die allmählich in wich­tigen diplomatischen und völkerrechtlichen Fragen iw Gegensatz zu dem Staatsdepartement zu geraten scheinen,, haben nun in ihrer jüngsten Versammlung auch in dieseo Frage di« Initiative ergriffen, und Professor Roscoct Pound, Dekan der Nechtsfakultät von Harvard, er-« klärte in seinem Referat, Liese ominöse Klausel müsset im Interesse der Schiedsgerichtsbarkeit und des Friedens aus allen künftigen Verträgen der Vereinigten Staaten­ausgelassen und es müsse in einem klar formulierten Satz­künftig die^ pAnzipielle Entschlossenheit ausgesprochen! werden, daß di« Vereinigten Staaten sich zu einem dem bestehenden völkerrechtlichen Satzungen entsprechendem schiedsgerichtlichen Verfahren verpflichten. Als praktischer- Anfang seien die Schiedsgerichtsverträge mit Frankreich­­und Kanada in diesem Sinne umzugestalten. s Die demonstrative G«st-s der amerikanischen Juristen beweist den festen Willen der öffentlichen Meinungi Amerikas, auf dein Wege der Schiedsgerichtsbarkeit vor-> wärtszuschreiten, ob aber das Staatsdepartement nach den jüngsten Erfahrungen und unter dem Eindrücke deri Behandlung, die der Wlkerbundrat einem in seinem; guten Rechte gekürzten Lande angedeihen ließ, sich ist solche, immerhin gewagte Neuerung cinlassen wird, iW höchst fraglich. Di« Mönchsrepublik Lom Heiligen Berge. Zwei Verordnungsentwürse Lor griechischen Ne« gierung regeln, wie den Times berichtet wird, die Be­ziehungen zwischen Griechenland und der MönKsrepublik vom Berge Athos, «ine Frag«, die seit der Vertreibung der Türken von der Halbinsel Hagion Oros in Schwebe war. Nach der einen Verordnung bildet der Heilige Berg einest administrativ autonomen Teil der hellenischen Republik,! Ler die volle Oberhoheit über die Halbinsel zusteht. In' geisMcher Beziehung wird Die kleine Theokratie der Recht--i spvechuirg des Oekumenifchen Patriarchates in Konftan-­­tinopel direkt unterstellt. èUlle Männer, Lie sich in dis Klöster zurückziehen, «riverben mit -ihrer Zulassung als! Scovizen oder Mönche automatisch die griechische Staats-! bürgèrschast. Weder auf Lie Besitzverliältnisse noch auf; die innere Organisation dieses einzigartigen Gebildes darß die griechisch« Republik Einfluß nehmen. Alle internen! Fragen erledigt die Heilige Synaxis, die Vertretung der' zwanzig Klöster, jedoch unter Mitwirkung Les Vertreters^ des griechischen Staates, der sich lediglich die Verwaltungs-! Hoheit Vorbehalt, um öffentliche Ruhe und Sicherheit'zu! schützen. Aenderungen an der Verfassung der Theokratie find vom Phanar und dem Athener Parlament zu rati-; fizieren. Als Vertreter der Staatsgewalt fungiert ein! Harmost, eine Art Präfekt, dessen Obliegenheiten gesetz­lich geregelt werden. Er hat nach dem zweiten Entwurf,, der auch Lie Ratifikation der Organischen Verfassung füv den Heiligen Berg vorsteht, ein gewisses Kontingent Gen-! damerie und das Verwaltungsperson-al unter sich und ist dem Außenministerium untergeordnet. In Ler Praxis ändert sich Lurch Liese Verordnungen fast nichts in der Mönchsrepublik, die auch weiterhin ihre Weltabgeschiedenheit und Eigengesetzlichkeit bewahrt. Der neue Präfekt tritt an die Stelle des alten türkischen Kai-­­makam, der indessen sein Gehalt von der Synaxis pünkt­lich an jedem Monatserstet: ausbezahlt erhielt und diese Vorzugsstellung wohl zu schätzen wußte. Er kümmerte sich daher absolut nicht um S-tambul. Das Exekutiv­komitee der Synaxis, bestehend -aus den vier Epistatei, die jewin Viertel des Siegels der Synaxis bewahren,^befaß' auch die polizeiliche Geivalt auf Der Halbinsel, ja, seit denr Frieden von London, der den -ersten Balkankrieg abschloß, verfügte es sogar über bewaffnete Küstenwachtfchiffe. Das hat nun ausgehört, indem die Polizeibefugnisse an den griechischen Staat iibergehen. Zu diesem Eingriff entschloß sich die Athener Regierung indessen erst, seit es un: diesen alten Zankapfel Ler Weltpolitik ruhig geworden ist. In der seligen Vorkriegszeit war es nämlich ein ständiges Be­streben der zaristischen Regierungen, das strategisch io günstig gelegene Vorgebirge zu erwerben, und wis es die Methode der Mächtepolitik -gegenüber der alten Türkei

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