Pester Lloyd - esti kiadás, 1928. június (75. évfolyam, 123-146. szám)

1928-06-01 / 123. szám

1. Jrm! 1428 wirbt und dadurch eher Mißtrauen als Freundschaft aus­löst, hat der Marschall sofort eine energische Tat fmgen lassen. Er steht auf dem Standpunkte, daß Polens Kon­­folidierungsarbeit nicht fene phantastische Gefühlsponit. verträgt, die von den Naiionaldemokraten in zähem ChauvinisinuL sestgehalten wurde, und die allzu weit den 'Wünschen. Frankreichs und der Kleinen Entente Rech­nung trug. Pitsudskis Politik ist viel realer und versteht es dabei, auch die alten Freundschaften nicht zu opfern. Solcherart wird er von beiden Richtungen ^des Entente­lagers freundschaftlich unterstützt und überläßt beiden das Vergnügen, ihir für. sich zu reklamieren. Von Roman Knoll weiß man in Berlin genau, daß er aus realen polnischen Gründen Freund einer pol­­'nisch-deutfchen Annäherung ist. Er gehörte bekanntlich iin Oktober 1918 dein vom Fürsteir Januß Radziwill ge­leiteten Staatsdepartement des polnischen Regentschasts­­states in Warschau an,, der mit der deutschen Besatzungs­behörde zusammenarbeitete. Er blieb dann bis zum Be­ginn des Jahres 1926 inr diplomatischen Dienst, wurde vom Grafen -Skrzynski zur Disposition gestellt, aber von Pilsudskr, für dessen Wiederkehr er gearbeitet hatte, nach 'dem Gelingen der Maiaktioir sofort reaktiviert und zum 'Staatssekretär im Außenministerium ernannt. Anfang 1927 wurde Roman Knoll Gesandter in Nom und wirkte :etwas später, während der Erkrankung Zaleskis als idefsen Stellvertreter. Falls der derzeitige Außenminister «einmal amtsmnde sein sollte, gilt Roman Knoll als iNachfolger. Deutschland kann also in der Personenwahl, 'die Pilsudski getroffen hat, einen deutlicheir Beweis da­­'für erblicken, daß die polnische Außenpolitik ernste und ehrliche Absichten hat, die noch bestehenden Schwierig­­ckerten aus dem Wege zu räumen. Man hat die Geste in .Berlin verstanden, und damit hat der Marschall seinem 'Gesandten auch den Weg zum Erfolg geebnet, der gewiß auch in Genf mit freudiger Anerkennung begrüßt wurde. !Die Völker wären gut, wenn die Hetzer nicht wären. Pil­­fsudÄi und Roman Knoll gehören zu jenen, die das Trei- Ken unverantwortlicher Hetzer hassen. Uom Tage. Der ungarisch-rumänische Optantenstreit. Aus Genf wird uns telegraphiert: Die rumä­nische Regierung hstt dem Völkerbund­­^sekret ariat eine Note zugehen lassen, worm sie mitteilt, daß sie im un g a r i s ch - rum ä n r s Ke n Opjtantenstreit die Empfehlungen Les Völkerbundrates vom März nicht an­­meh men könne, das gemischte ungarisch-rumänische ^Schiedsgericht wieder herzustellen und durch zwei neutrale sSchredsrichter zu erweitem. Zur Erläuterung der sür diS ^rumänische Regierung maßgebenden Grüiide wird, wie werlautet, nun doch Außenminister Titulescu an der 'Ratssitzung teilnehmen, der sich jetzt trotz seiner Krank­­!heit entschlossen hat, nach Genf zu kommen. Die unga­­jrische Regierimg hat die drei Entschließungen Les Rates ^bekanntlich bereits angenommen, jedoch bleibt durch den snegativen rumänischen Bescheid das gesamte Problem iauch weiterhin offen. ' Aits Paris wird gemeldet: In den Syaiien des Echo de iParis führt Pertinax aus, daß drei oder vier Problem«, srarunter di« Szentgottharder Affäre und der Optantenprozeß, den VAberbund bereits seit dem Herbst Irritieren. In Angelegenheit der Maschineiigewehre wird der Rat jgenöligt sein — selbst in der Abweseicheit Brionds und Strese­­.manns einen gewissen Beschluß zu fassen. Die Ungarn nützen !«S nun aus, daß die Entscheidung im Optantenstreit im März «ertwgt wurde und fordern, der Rat mög « ci n en Rich­ter designieren, oder sich um ein Fachurteil »an das Haager Schiedsgericht wenden. Der Rat hat die Entscheidung bereits so oft hinausgeschoben, daß es nun Mwer halten wird, einer solchen anSzuweichen. Aus den Munizipalausschüssen. Aus Mâtèßalka wird gemeldet: Heute hielt der Munizipalausschuß der vereinigten Komitate Szatmâr und Bereg im neuen Komitatshause seine erste General­versammlung ab. Obergespan Ladislaus v. Pèchy gab in seiner Eröffnungsrede der Hoffnung Ausdruck, daß die ab­getrennten Gebiete des Komitats je eher wieder angeschlossen werden. Die Generalversammlung beschloß, den Reichs- Derwefer aus Anlaß der achten Jahreswende seiner Mmtsführung, sowie zu seinem baldigen sechzigsten Geburts­tage, den Ministerpräsidenten Grafen Stefan Bethlen Aber zu seinem nunmehr siebenjährigen, an Erfolgen reichen! Amtswalten telegraphisch zu begrüßen. Auf Antrag Emanuel D. Pèchys wurden für den S t e f a n - T i ß a - De n k m a l­­fonds 2V00 Pengő votiert. Bischöflicher Vikar Julius Székely würdigte die im Interesse des Komitats entfaltete z Tätigkeit des Oberhausmitgliedes Barons Siegmund Kende, der jetzt das 50. Jahr seiner Mitgliedschaft im Munizipalausschuß begeht. Die Generalversammlung be- i griißte gleichzeitig auf Antrag Ladislaus Ièkeys den Baron Siegmund Perènyi zu der erfolgreichen Füihrung ! 'der Amerikafahrt der Kossuthpilger. Ein englischer Kommentar zur Ungarnreise Esmond Harmsworths. Aus London wird gemeldet: Morn ing Post be­schäftigt sich mit den: Aufenthalt dcs Wgeordnetcn Esmond Harms Worth in Ungarn und knüpft n. a. folgenden .Kommentar daran: „Niemand wird in.England die Freund- > .schäft der Ungarn geringschätzen, doch ^man neu.ß befürchten, daß die den Ueb e r trei b.ung en folgenden unver­meidlichen E n t tä ufchan n g e n nrchr Schaden anrich­ten, als sie dem Verhältnis zu Ungarn nützen. Es kann ge­­sichehsn, daß nian Ungarn noch glauben macht, Rothsrmere bringe tcchfächlich die Ideen des englischen Volkes zum Aus­druck. Es ist deshalb erwünscht, zu betonen, daß England unter den gegenwärtigen Ulnständen die Revision des Trianoner Friedens n ich t a ls a k t u e 1 l e F r age b e t.r a -ch te t. Wir bedauern aufrichtig den Schlag, den der Caro l f ch e Zwi - sschenfak'l der Rothermerepropaganda zugesügt hat, denn' .3» I»L8rLLr H0H> der .komsiche Pnhschversuch des che-motiiqen rwnänischen Thranfolgers stand eigentümlicherweise mit seinem auf die Revision Tr iwnons abzi elend en Ver­sprechen in Verbindung." Die antiilaliemsche« KâdgeirUNSett in InKostnWiöN» (Telegramm des Pestcr Lloyd.) Belgrad, 1. Juni. Politika meldet aus Ragusa, daß nach Mitteilun­gen mehrerer aus B ar i eingetroffeneir Reisenden gestern in Bari anläßlich der antijugoslawischen Demonstratio­nen das jugoslawische Konsulat angegrif­­f e n und das Staatswappen heruntergeris­sen wurde. Die llteisenden behaupten, daß die italieni­schen Behörden sich dabei Passiv verhalten hätten. Während in Belgrad gestern verhältnismäßig Ruhe herrschte, istesinmehrerenProvinzst ä d­­ten zu neuen Unruhen gekommen. In Ueskü b demonstrierten mehrere- tausend Menschen gegen die Rati­fizierung der Nettuno-Verträge und die Polizei konnte nur mit Mühe die Menge daran verhindern, vor das ita­lienische Konsulat zu ziehen. In Ragusa hielt der Stadtrat eine Sitzung ab, in der eine feierliche Pro­­testkundgebung gegen die Ratifizie­rung der Nettuno-Konventionen angenom­men wurde. Das Organ des Innenministers Koro sec in Laibach stellt mit Genugtuung fest, daß die letzten De­monstrationen in verschiedenen jugoslawischen Städten bewiesen haben, daß zwischen allen Stämmen und Gebieten des jugoslawischen Reiches vollkommene Einmütigkeit herrsche. Der Feind von außen möge wisien, daß es keine speziellen slowenischen, kroatischen oder serbischen Interessen gebe, daß ganz Jugoslawien sich als eine Einheit fühlt: Belgrad, 1. Juni.­(Atta'la.) Infolge der blutigen Zufammenstöße zwi­schen Stu'denten und Polizisten wurdsn die Voásungen an der Belgrader Universität für die Dauer von drei Ta-gen füstiért. Dissc Frift ist bereits aibgeiliaufen und der Unterricht wur'de von neuem aufgenom­­m e n. Der gestrige Tag veiilief in Belgrad ohne Z'wbschen­­fälle. Die Poilizei traf ftrengeMv ß n ahme n, u.m jedsn Versuch zu Zuljammenrottungen beizeitcn- vereiteln zu können. Nach den Blättern kam es in Uesküb und Sarajevo gestern abe n 'd zu erneuten D e - m.onstrationen. Mchrere Demonstranten wurden von der Poilizei verhaftet. — Telegramm unseres Korrespondenten. —­ Wien, 1. Juni. Die S t ub e n t e nfch a f t der Universität Innsbruck b.ck aus Belgrad .solq^rndes Telegramm er­halten: „Solidarisch mit eurem energi.fchen Vorgehen gegen uitseren gemcinsameni Nachbarn, der durch Entrechtung eurer und unserer Brüder feine Kohorten und sein -degeneriertes römisches Blut aufzufrischs.u sucht, reichen wir euch in Freundschaft nnsere Hand mit dem Rufe: Vorwärts für die Rechte unserer Stammesgenossen und brüderliches Heil!.Die Studenten von Belgrad." London, 1. Juni. M. T.-K.-B.) D ie i tal i enisch - j ug o s l a w i s ch L Lage wird durch die-englische Presse nach wie vor a 1 s bedenklich bezeichnet. Laut der Time-s können die EreiWisse nicht vorauAgrfehen werden, da die Ver­­füguirg-en der Rejgie-rung in jedem Autzenblick durch schwere Ausschreitungen umg-rftoßen werden. Die AMre Kims. iTelc gramm des Pestcr Lloyd.) Wien, 1. Juni. Die beiden Vertreter des Komitees zur Bekärnpsung des weißen Terrors auf dem Balkan, Villard und Goudrin, sprachen gestern beim Bürgermeister Dr. Seitz vor und stellten, wie die Neue Freie Presse be­richtet, an ihn die Frage, ob er in der Angelegenheit Bèla Kuns und der anderen verhafteten Ungarn etwas un­ternommen habe. Der Bürgermeifter erwiderte, er habe als Obmann des SozialdemoUntischen Klubs der Regierung ' klar zu machen versucht, daß eine Auslieferung ^Bèla Kuns, ganz abgesehen vom Standpunkte des Rechtes, schon aus rein menschlichen Grün­den ganz unmügli ch wäre, weil man ihn danrit Greueln preisgeben würde, vor denen sogar die Schreck­nisse des weißen Terrors verblassen würden. Die Delegierten fragten sodann den Bürgermeister, ob das Asylrccht im Falle Bèla Kuns respektiert würde. Der Bürgermeister meinte, Bundeskanzler Dr. Seipel gelte als Pazifist,, der sowohl aus Gründen seiner Welt­anschauung, als auch aus Opportunitätsgründen d'.e Auslieferung Bèla Kuns für unmöglich halten dürfte. Weiter bemerkte der Bürgermeister auf eirre diesbezügliche Anfrage, man könne wohl nicht i annehmen, daß die Regierung nicht genügend Vor­kehrungen treffen werde, um Bèla Kuns Person gegen verbrecherische Anschläge zu schützen. Bisheivsei noch nie­mals in Oesterreich eine aus irgendeinem Grunde ver­haftete Person einer Lynchjustiz zum Opfer gefallen. Das Neue Wiener Tagblatt gibt eine Meldung der Korrespondenz Hervay wieder, wonach gestern aus Paris ein von Henry Barbusse unterzeichnetes Tele­gramm an den B u n d e sm i n i ste r für Iuftiz - wesen abgesandt wurde, in dem das Komitee zur Be­kämpfung des weißen Terrors seiner Bestürzung dar­über Ausdruck gibt, daß die gewünschte Audienz der bei­den Delegierten abgelebt wurde. Das Telegramm stellt fest, daß die beiden Delegierten seine Mitarbeiter sind, und daß sie die fortschrittlichen Intellektuellen Frank­reichs repräsentieren. Das Komitee ersucht die öster­reichische Regierung nachdrücklichst, den beiden Delegier­ten die unerläßlichen Erleichterungen zu gewähren, damit sie ihre Mission erfüllen können. Telegramm unseres Korrespondente». —. Wien, 1. Juni. Der Rat der. Internationalen Vereini­gung gegen die III. Internationale hat auf seiner Genfer Tagung vom 16. und 17. Mai, zu der aus dreizehn europäischen Ländern Vertreter erschienen waren, einstimmig folgende Resolution angenommen: Der Rat verwahrt sich gegen die Bemühun­­g e n, den im Auslieferungsbegehren der ungarischen Regierung angeführten gemeinen Verbrechen Belg Kuns politischen Charakter bei» zu le gen, und spricht die Ueberzeuqung aus, daß die österreichische Regierung unbeirrt durch die Treibereien­­dem im internationalen Recht begründeten Ausliefe­­rungsbegehren entsprechen werde. Der Mlkeröuttd» Paris, 1. Juni. jWolff.) Wie die Morgenblätter berichten, wird a« Stelle von Briand Paul-Boncour Frankreich auf de, Völkerbundratstagung vertreteii. Oestrwertlk/. Das erste Luftexpreßschiff Berlin—Wien. Besuch des deutschen Reichsvcrkehrsministers Dr. Koch. — Telegramm unseres Korrespondenten. -­W ien, 1. Juni. vorunittag 11 Uhr ist mit dem ersten Luftexpreß» fchisf „Hermann Köhl" aus Berlin ReiâKverkehrsminister Dr. Ko ch mit Begleitung in Wien eingetroffen zur Erwiderung des Besuches des Wiener HündetsuiinisterS Dr. Schürff in Berlin. Die Reise hat Privaten Cl)ara!kter. Nach Mitteilunge.n der FlrMesoLschaf't war der erste Flug des Lustexpreßfchiffes sehr schwierig, weil Las Nugzeug über zwrü Stunden über eine dichte Wollendecke .flog. Die Elektrifizierung der Staatsbahnen. Wien, 1. Juni.. Das auf Grund eines parlamentarische Beschlusses seinerzeit eingesetzte S achve rft än d i g e n k am i te e sprach sich für dre Fortsetzung der Et ektrisizierun der österreichischen Bundesbahnen aus, weil diese auch bei gleicher Rentabilität dem LampsbetriLb vor­zuziehen sei. Der Neubau des Justizpalastes. Wien, 1. Juni. Md. Korr.) Es ist nuir endgültig beschlossen wurden, das während der sozic.s!istischen Ausschreitungen im vorigen Juli in Brand gesteckte Justizpalais ab Sep­tember wiederhcrzustelleii. Die für 1928 ins Budget auf­­genommeiien zwei Millioner: Schilliiig> hätten nicht genügt, die Arbeiteir ausführcn zu lassen, doch mit der spätM Jnan­­gvijffnchme der Herstellungsarbeiien wird auch die Verwen­dung der für das nächste Jahr hiezu bestimmten Suinme niöglich. Sa es sich meist um Jnnenarbeiten handelt, wird die Herstellungsarbeit den ganzen Winter fortgesetzt werden. Deutsri/land. Die Haniburger Gasvergistungskatastrophe. jTele gramm des Pest er Lloyd.) Berlin, 1. Juni. I n der Sitzung des Re i chs kabiné tts, in der der Bericht dcs nach Homburg entsaiidten Beamten zur Un­tersuchung des Phosgenunglücks entgegengenommcn wurde, ist fesigestellt worden, daß eine Verletzung der Gesetze über Kriegsvorräte nicht vorliege. Eine Herstellung von Phosgen diirch Stolzenberg hat überhaupt nicht ftattgefunden. Das Unglück sei nicht anders zu beurteilen, als andere Unglücksfälle, di^ durch Zufall in unvorhergesehener Weise eingetreten sind. Trotzdem hat der Hamburger Senat di« Unschädlichmachung der Re st bestände singckitet und hiezu di« Hilfe der Reichs­wehr erbeten. GroßöriLmLttiett. Irland und die Kelloggnote. London, 1. 2'uni. (Wolff.) Die R«!gi«rmig des irischen FreifloateS gibt ihre Antwort auf die Kelloggnote bebannt. Sie begrüßt die amerilmnifche Einbâ-ng herzlich und ist in vollkommenem Einverständnis mit den Haupt­­grundfähcn des Vertragsentwurfes, von dem sie erhofft, daß er bi« friedliche Regelung künftiger internationaler Streitigkeiten sichern werde. Die Regierung der irischen Freistaates nimmt die Einladung der amerikanischen Regierung, gemeinsam mit den anderen Staaten Bersammlungstcilnehmer zu werden, ohne Vorbehalte an. Rumarrierr. Eine Gedächtnisfeier fiir König Ferdinand. Bukarest, 31. Mai. -(OrientMadio.) Die rumänische Akademie hielt eine F-sstsitzuvg, um dem Andenken des verfiorbenen Königs Fer­dinand zu huldigen. An der Festsitzung nahmen die Köni­gin-Witwe, die PrinMnnen E l i sa b eth. He l e n a und Jleana, Prinz Nikolaus, die Mitglieder des Regenl­­schaftsrates und der R-eg-ierung, Vertreter des Klerus, des Gensralstabs Und der Zivilbehörden teil. Profesfor Rakv-

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