Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1928. július (75. évfolyam, 147-172. szám)

1928-07-01 / 147. szám

KormtLA, 1. 2M 1328 Vor em Paar Jchren noch hat er Lem Vorwärts ein radi­kaleres Konkurrenzblatt entgegengestellt. Weil der gute üÜe Vorwärts des Revisionismus und des Ausgleichs mit der Bourgeoisie sehr verdächtig war. Heute werfen Ine Gralshüter des Klassenkampfes dem Genossen Hrlfer-^ Ling Revisionismus und Ausgleichsbereitschast vor. Er ßetzt sich, mehr als einmal, mit Unternehmervertretem an denselben Tisch, — man denke! Aber er setzt sich an Liesen Tisch nur, um auf dem ^Woge der Verhandlung und Verständigung mchr Macht zu erobern. Er ist lächelnd entschlossen, auch diesmal wieder mehr Macht zu erobern. Seine Feinde tun gut Laran, auf der Hut vor chm zu sein. Seine Freunde, tun Loch bester daran. Jeatt-Iacques R<»usteair. Zur 150. Jahreswende seines Todes. (2. Jnli 1778.) Von Georg Kecskeméti. Die Lnderichakb Jahrhunderte, die seit seinem Tode verflossen sind, brachten große Umiwälzungen mit sich; zumal gegen das Ende dieses Zeitabschnittes hat sich das Tempo des Veraltens geistiger Dinge in riesenhafteN Maße beschleunigt. Die Brücke, die vom Heute ins Gestern zurücksührt, dehnte sich zu übermäßiger Länge aus: brennendste Aktualität der vorhergehenden Gene­ration mütet uns heute wie haMerklungene Sage aus ^grauer Vorzeit an. Die Frage, welche geistigen Erschei­nungen des 18. und 19. Jahrhunderts noch heute iw I ihren Nachwirkungen lebendig siud, werfen wir nicht auf; Wir wollen zunächst nur das beachten, was für uns un­­smittelbare, bewußte Gegenwart 'besitzt aus dem Kultur­­^gute jener Zeit; und wir fühlen uns beinahe vor ein leeres Nichts gestellt. Es ist -geradezu erschütternd,, wie arm das heu^tige Kulturbewußtsein an lebendiger histori­scher Hinterlassenschaft ist. Die Toten scheinen uns ver­lassen zu haben, und es blieben uns kaum ihre Namew lzurück. Nur die wenigsten sind mehr -als ein leerer Schall; -und Jean-Jacques Rousseau ge^rt unstreitig zu diesen, ^in Name hatte von scher eine magische Kraft, und ^enso räts-elhäft, wie er die Mitlëbenden zu bestricken wußte, drängt er sich noch der späten Nachwelt auf. ^chon zur Zeit seines Lebens begann sich die Rousseau- Legende zu bilden; seitdem rankt -sie sich fort von Gene­­^rcklion zu Generation, -und Rousseau ist ein ständiger Bestandteil des -Denkens weitester Kreise. Freilich ist diese Art von Acktualität keineswegs -auf genaue Wahr­haftigkeit eingestellt.'Die abgegriffene Münze der Rous­seau-Legende, die ein jedes Zeitalter seit seinem Tode ,'dem folgenden überreichte, weift -kaum noch Züge des släbendigen Utbildes auf. Dies ist sein Schicksal: er ist jfür uns noch heute nächste Nähe und vertraute Selbst­­perständlickLeit, aber sein Bild ist, -eben durch diese allzu Uroße Nähe, durchaus gefälscht. Die Rousseau-Legende der breitesten öffentlichen Meinung unserer Zeit setzt sich etwa aus den folgenden Zügen zusammen: Er sei ein Kämpfer gewesen, einer der Helden, die der Menschheit voranschritten, neue Bahnen landen und neue Wahrheiten entdeckten. Durch die bunt­schillernde Fäulnis allzu verfeinerter Kultur angeekelt, 'habe er das erlösende Prinzip der Rückkehr zur Natur ^gefunden; in einer unfruchtbaren, starren Welt des ädesten Rationalismus sei er es gewesen, der sich sür das Recht Les Herzens eingesetzt, Ler die ganze neue Welt des Gefühls und seiner Wonnen seinen Mitmenschen er-, ischlossen habe. Er sei der erste große Apostel der Gesund­heit gewesen; den eingschlossenen, gefangenen Geist habè in die freie Welt der Berge und Täler hinausgeführt; ier habe die zur Sklavennatur verkümmerte Menschheit ' -- i--, Wahrheit, volle Wahrheir! Das Volk dürse nicht ge­­ltäuscht, nicht irregesührt werden, war ihre Forderung. -Dennoch hat man unter offizieller Marke verschiedene Versionen über den Tod des Kronprinzen Rudolf ver­breitet, und Lies ift wohl auch die Ursache, daß noch -immer gewissenlose SkrMer den Schatren zweier un­­tzlücklick>en Toten in ihren Skandalromanen fruktifi­­itzier-en wollen. Es wäre hoch an der Zeit, endlich durch die Aussagen der wenigen -Eingeweihten und, die Publi­kation aller -amtlichen Dokumente volle Klarheit über Len Tod des Kronprinzen -zu verbreiten. -Ebenso wie ich ßel-bst, ist auch Frau Kätharina Schratt — die die Könr- Kin Elisabeth oft als ihre -verläßlichste Freundin bezeich­nete — über alle Einzelheuen unierrichiSv Wenn die D-emokratie sich häufig über die Verlo-genh-eit d-er höfi­schen Politik beklagr, jetzt wäre es -die Pflicht der öster­reichischen -Repüblik, die -volle -Wahrheit über die zahl­reichen Tragödien im Königshause zu sagen. Man öffne alle Archive! Das Ergebnis wird wahrhaftig der jetzt häufig ungerechtevweise angegriffenen Dynastie Ehre Machen...! * Noch ei-ne kleine und ch-arakteristifche Episode sei «erzeichnet. „In Wien und m Budapest," so erzählt iJda Ferenczy, „verbreitete sich eines Tages die Nach­richt, daß der Geist der Königin u-mnachtet sei. D-ie Mär fand Glauben. Da Ihre Majestät sich selten der Menge zeigte, Spaziergänge nur tn unwirtlich scheineüden Ge­genden machte, konnte -die Böswilligkeit mancherlei De­­'tails zur lLrhärtung der infamen Schmähung erfinden. In meiner Verzwe-iflung eilte ich zu Max Falk und ,fragte, wie das nichtswürdr-ge Gerlicht b-ekämpst werden !könne? Er antwortete, klug wie immer: „Durch Wahr­heit!" Ich verstand ihn. Wenige Minuten später wagte ich, der Königin offen zu sagen, daß man sie für geistes­gestört halte und daß sie ihre geliobte Einsarnk-eit Preis­geben -müsse, um die Machenschaften ihrer Feinde zu ver­nichten. Sie lächelte, wie nur sie lächeln konnte. Es lag darin Schmerz und Vem-chtung, aber -auch Weichheit und Nachsicht. Und sie zeigte sich dem VoUe ! Einige Tage seines Zeitalters die große Idee der Freiheit wieder schätzen gelehrt und sei damit zum Vater aller neuen, unseren heutigen demokratischen Systemen zugrunde liegenden staatsrechtlichen Voraussetzungen geworden. Als Staatsphilosoph habe -er, der sich stolz als „Bürger war sie in den Straßen zu sehen, ja sogar bei Festlich­keiten. Der Zweck war erreicht: das Gerircht verstummte. Tmß dieser Zwischenfall ihr Gemüt nicht eben erheiterte, ist gewiß. Dennoch bewies sie wieder, daß sie nicht nur anderen stets die volle Wahrheit sagen will, sondern auch wünsche, daß andere das gleiche tun..." Die Worte verklingen. Wie eine Silberglocke schwingt diese Stimme, und nran begreift, warum jeder­­man-n beivundernde Syinsi-athi-e für Jd-a Ferenczy emp­fand, wenn er sie auch nur einmal sprechen hörte. Schilvach und krank war Ida Ferenczy seit Jahren. Sie empfing nur selten Gäste, wollte keine neuen Ge­sichter sehen, hegte jedoch den Wunsch, Dr. Ignaz Seipel, den österreichischen Bundeskanzler, kennenznlernen, um bei ihm die Veröffentlichung der amtlichen Dâmente über den Tod des Kronprinzen Rudolf und der^Königin Elisabeth anzuregen. Der Verfasfer dieses Aufsatzes konnte -den Wunsch der greisen Hofdame dem österreichi­schen Premier noch rechtzeitig zur Kenntnis bringen. Hoffentlich wird ihrer Bitte Erfüllung werden. In den jüngsten Wochen, kurz vor ihrem zw-eiund­­achtzigften Geburtstag brach sie körperlich zusammen. Geistig blieb sie stark bis zum letzten Atemzug. Sie be­trachtete die Bilder -der Königin in ihrem kleinen Salon mit ebenso ehrfurchtsvoller Liebe Tag für Tag und Stunde für Stunde, ließ sich oft ans Fenster tragen, da­mit sie das Schönbrunner Schloß sehen könne, worin sie Jahrzehnte hindurch an der Seite der Königin Elisabeth lebte. Mit einem letzten Blick auf das Bildnis der an-gei beteten Herrin hauchte die treue, die treueste Dienerin ihre edle Seele aus. Sie wollte, solange nur ein Funken Leben in ihr war, nichts von Dank und Rühm wiffen und wies ängftlich jedes Zeichen der wohlverdienten, bewundernden Anerkennung von sich. Nun da sie stumm und starr im Sarge liegt, darf, j-a muß man, wenii auch nur in einigen Sätzen, sagen, was Ungam in Ida Fe­renczy befaß und was es mit ihr verlor. ^n Genf" bekannte, zuerst und am stärksten die geistige Bewegung angeregt, die zur Revolution von 1789 unh zur Umgestaltung der europäischen StaatsstrükturemZum Verschwinden des feudalistischen Staatsgefüges und' zur Herrschaft der neuzeitlichen bürgerlich-liberalen Ordnung führte; als Pädagoge sei er der Urheber aller modernen Richtungen und Bestrebungen gewesen, indem er an^ Stelle des trockenen und mechanischen Wort- und Tat­sachenunterrichts die Heranbildung des Besseren im Menschen, des Gefühls, zum Ziel gesetzt habe; als Dichter endlich sei er der erste Romantiker gewesen, der Erste, für den Dichten kein kaltes Berechnen schulmäßiger Regulari­tät, aber freies Herausströmen warmer, lebendiger Ge­fühle gewesen sei. Er sei dabei noch der erste Bürger der Menschheit gewesen, der nicht nur zu seiner eigenen Nation, sondern zu allen Völkern Europas im Namen einer uni?,­­versellen europäischen Kulturidee gesprochen habe. Nun beruht diese Legende, so fa-lisch und so wirklich-i keitswidrig sie auch sei, keineswegs auf der Mllkür deâ- Zufalls oder -auf bewußter Fälschung. Sie entspricht fast­­genau der Art, wie Rousseau feine eigene Sendung auf-! faßte, und die eigenartige Größe dieses Mannes besteht­­eben darin, daß er dieses übersteigerte Wunschbild dâ­­ei'genen Wesens nicht nur selber als Wirklichkeit hinnahm, sondern auch auf die Mit- und Nachwelt als sein wirk­­tiches Bild zu übertragen vermochte. Diese dämonis-che Suggestivität ist seine -größte Gabe; seine ganze Lebens­haltung wie seine Prosa besitzt etwas Unwiderstehlich- Bestrickendes. Dem hinreißendön Schwung feines Stils vermag sich nicht einmal der kühle Kritiker zu -entziehen.­­der diesen Schwung genau in seine Elemente zerlegen undj nachweisen kann, daß -diese pathetische Wortma-cht eigent­lich nur das Wchrmitte-l einer gepeinigten Seele war, nm sich und die anderen Wer die eig-sn-e sckswache, ungesicherte Stellung hiirwegzutäuschen. Und wenn dem so ist, so kann man sich nicht verwundern, daß sich die Menge durch ihn suggerieren ließ, ihn als uWewußt gefordertes Jdealbild^ mit heißem Willkommen ausinahm; denn, irgendwie­­entsprach seine Grundlosigkeit, -seine Schwäche einer analogen Unsicherheit im iMeren Aufbau der aufstrebenden Gesellschaftsschicht, die zur Trä­­g-erin seiner Ideen und seines persönlichen ÄultrW wurde, und seine Mittel zur Bemäntelung dieser Schwäche waren das Beste, was er den Ungesicherten als Moralis<!^ Sicherung und GrundlaüL M biete« vernl-oÄL. iMMWM LMUM Ä/ie sllez Zkânrt, rímmel-seine ISuncie msciittKemM/eitei-, üer's-llim Äeixk-! tut. cienn V!m ist ciss einrige klittel, clss slles !m Secterimmei-sm.einfsciistsn-tmcirssckeLtsn putrt. Ä/enn 5!e V!m venoen^en, vercten Äe sük líir becierimmei-edenso stolr sein wie suk clie üdnZen kâume Ibsei- ^obnunZ. Kscbeln, Hoir. Liss, llmsii. diiclcel, clie bsetewaime. slies wiscl diitren wie riie ruvon lltwss Vim suk einen keuctiten tsppen -— mscbt siles siânrencl. Vessuxben bie's Zleicki Vl/siten-hie nicbt, dis es ibnen sncjsret^snmten i VIW llsrxsstsllt m âsn I,vx-I''Lbriksll. . 3 »

Next