Pester Lloyd - esti kiadás, 1929. június (76. évfolyam, 121-144. szám)
1929-06-01 / 121. szám
Samstag, 1. Juni 192a bar auch weiterhin in Schwebe bleiben soll, nicht auch weiterhin stark genug sein werden, um hier keinerlei Entscheidungen zustande kommen zu lassen, mag dahingestellt bleiben. Hier genügt die Feststellung, daß die Frage der Reparationsschuld der Nachfolgestaaten eine Angelegenheit ist, die in erster Linie die Tschecho-Slowakei und Italien interessieren dürfte. Luden Romier über die wirtschaftliche Zukunft Mitteleuropas. Lucien Romier braucht dem Leserkreis dieses Blattes wohl kaum vorgestellt zu werden. Nicht nur seine publizistische Stellung — er war langjähriger Chefredakteur des Figaro —, sondern die Tiefe seiner Gedanken und die echt gallische Feinheit seines Stils lassen ihn als einen der bedeutendsten politischen Essayisten Frankreichs erscheinen. Er betrachtet die Probleme der Weltwirtschaft und Wcltpolitik stets von einem universellen Gesichtspunkte, und gehört zu den Publizisten, die fähig sind, konkret in Kontinenten zu denken. Lucien Romier hielt nun dieser Tage einen Vortrag in dem Pariser Hause der europäischen Carnegie-Stiftung über die wirtschaftliche Zukunft Mitteleuropas, der infolge der Objektivität seines Gedankenganges, wie kraft der Originalität seiner Gesichtspunkte auf das größte Interesse in allen mitteleuropäischen Ländern Anspruch erheben darf. Romier wies zunächst auf die schwierige wirtschaftliche Lage hin, in die die europäischen Staaten gegenüber der amerikanischen Konkurrenz geraten sind, und innerhalb Europas auf das Handikap, das Süden und Mitte Europas gegenüber Nordeuropa, zu dem er auch wohl ganz Deutschland rechnet, erleiden. Das Wirtschaftsleben der Mittelmeerhäfen, sowie der südosteuropäischen Ländere leidet sichtbar unter dieser Konkurrenz. Nur Länder können prosperieren, die gegenüber ihrer Einfuhr sofort Export zur Verfügung haben, und dabei spielen oft Fragen des Verkehrs eine ausschlaggebende Rolle. Zwecks Verbilligung des Verkehrs wäre die Schaffung einer neuen wirtschaftlichen Schlagader durch Europa, beziehungsweise durch die Welt notwendig, die, von New York ausgehend, über Antwerpen und die Rhein-Main-Donau- Linie bis Port-Said reichen würde. Diese Linie gehört nicht ins Land der Utopien, und an ihrer Verwirklichung wirken bereits mehrere Länder zusammen. Die Notwendigkeit der Entwicklung des Donauverkehrs wurde aber bisher nur durch zwei Länder zur Maxime ihrer praktischen Politik gemacht: durch die Tschecho-Slowakei und durch Ungarn. Der Verkehr des Preßburger Hafens hat sich verzehnfacht, und der jüngst eröffnete Csepeler Freihafen gibt ebenfáUs Grund zu schönsten Hoffnungen. Nach Romier wird der Csepeler Hafen eine der wichtigsten Stationen des bald einen großen Aufschwung nehmenden Donauverkehrs sein. Soweit der französische Publizist. Neben seinen vielfachen Positionen ist er auch Leiter des „Redressement frangais“, einer Organistaion der französischen Großindustrie, die die wirtschaftliche Aufklärung der französischen öffentlichen Meinung zum Ziele hat. Es ist zu begrüßen, daß der hervorragende französische Schriftsteller die wirtschaftliche Wichtigkeit der Donauländer und namentlich Ungarns für die europäische Wirtschaft so klar darstellt, und man darf vielleicht hoffen, daß er seine Thesen durch die ihm unterstehende Organisation in das Bewußtsein der gesamten französischen Wirtschaft einimpfen wird. Vom Tage* Die Optantenfrage. Aus Bukarest meldet U. T.-K.-B. Das Auoenministerium hat in der Optantenfragc das nachstehende amtliche Kommuniqué veröffentlicht: 1. Vollkommen grundlos ist die Nachricht, wonach in der ungarischen Optantenfrage zwischen Rumänien und der Tschecho-Slowakei einerseits und Jugoslawien andererseits Meinungsverschiedenheiten aufgetaucht wären. Bei den die Kleine Entente bildenden drei Staaten herrscht in dieser Frage das vollste Einvernehmen. 2. Die Optantenfrage kann von zwei Gesichtspunkten aus behandelt werden: im eigentlichen Sinne und in bezug auf das zu befolgende Verfahren. In dem einen Falle sind die drei Staaten der Kleinen Entente der Ansicht, daß keinem Staate das Recht streitig gemacht werden kann, unter, mit der Ausübung seiner Souveränität im Einklang stehenden Bedingungen soziale Reformen zu verwirklichen, die als Vermögens’iquidation oder -beschlagnahme angesehen werden. Die Fremden können keine Privilegien für sich in Anspruch nehmen, sondern höchstens gleiche Behandlung fordern. 3. Bezüglich des gegenwärtigen Verfahrens wäre cs vielleicht vorteilhaft gewesen, wenn die drei Staaten von allem Anfänge an sich über ein gemeinsames Vorgehen geeinigt hätten. Da diese Einigung aber seinerzeit nicht erfolgt ist, hat jeder Staat den ihm am besten scheinenden Weg gewählt. Es wäre jetzt auch schon physisch ganz unmöglich, bezüglich des Verfahrens ein einheitliches Vorgehen zwischen den drei Staaten fcstzustellen. Gelegentlich der Belgrader Konferenz sind aber alle drei Staaten dahin übcreinqekommen, in der Optantenfrage ein Verfahren einzuschlagen, das geeignet wäre, zu dem gleichen Ergebnis zu führen. 4. Die auf Empfehlung des Völkerbundes zwischen Rumänien und Ungarn eingeleiteten Verhandlungen werden unter Befolgung der Prinzipien geführt, die der Vertreter Rumäniens vor dem Völkerbundrate vertreten • 3 * hat. Dtc Verhandlungen werden also fortgesetzt, um, der Empfehlung des Völkerbundes entsprechend, zu einer praktischen Einigung zu gelangen. 5. Die Verhandlungen werden gegenwärtig in Wien geführt und solange sie nicht beendet sind, können hierüber andere Aufklärungen nicht erteilt werden. Der Völkerbund. Berlin, 1. Juni. Der Vorwärts meldet: Nach dem Beschluß der Freitagssitzung des Reichskabinetts wird Reichsminister des Äußern Dr. Stresemann an der Völkerbundratstagung in Madrid teilnehmcn. Demgegenüber erklärt die Deutsche Allgemeine Zeitung, daß eine Entscheidung über die Reise Dr. Stresemanns erst in den nächsten Tagen fallen wird. Genf, 1. Juni. (Wolff.) Zu gewissen, von Genf ausgehenden Darstellungen in der Presse, die eine genaue Inhaltsangabe des Berichtes des Dreier-Komitees über die Minderheitenfrage geben wollen, ist festzustellen, daß dieser Bericht, der nur als Vorarbeit für die Beratungen in Madrid zu bewerten ist, hier weiter als streng vertraulich betrachtet wird. * __________ FRANKREICH. Kommunistischer Überfall auf einen Abgeordneten. Paris, 1. Juni. (U. T.-K.-B.) Der Pariser Abgeordnete Brandon wurde gestern in Choisy-le-Boi aus Anlaß einer Versammlung durch Kommunisten überfallen, mißhandelt und zu Boden geworfen. Einer der Angreifer wurde verhaftet. HOLLAND. Bevorstehende Demission des Außenministers. Amsterdam, 1. Juni. (Havas.) Der Parlamentsberichterstatter des Telegraaf meldet angeblich auf Grund von Informationen aus ein geweihten Kreisen, daß Außenminister Beelaerts zurückzutreten beabsichtige. Die halbamtliche holländische Telegraphenagentur hat sich an den Minister um Aufklärung gewandt, doch war dieser nicht geneigt, sich zu äußern. TSCHECHOSLOWAKEI. Maßregelung des ungarischen Kredos. Prag, 1. Juni. (Ung. Tel.-Korr. Bur.) Prágai Magyar Hírlap schreibt: Der katholische Leseverein von Rimaszombat ist bekanntlich bestraft worden, weil er auch das Budapester Radioprogramm übertragen hat, darunter auch die ungarische Nationalhymne. Nun hat die Post- und Telegrapliendirektion von Kassa dem Rimaszombatéi- Zuckerbäcker Ludwig Miskolczy ohne jede Begründung die Radiolizenz entzogen. Die Kunden der Konditorei benützen schon seit über einem Jahr das Radio der Firma Miskolczy, das auf Wunsch des Publikums installiert worden ist. Natürlich fordern die Rimaszombater Ungarn zumeist das Budapester Programm. Seit dem Radioskandal des Katholischen Klubs war der Besitzer der Konditorei peinlich darauf bedacht, daß die ungarische Nationalhymne, der Szózat oder das nationale Kredo, nicht vernommen werden sollen und wenn Budapest eine dieser Hymnen sandte, schaltete er den Apparat regelmäßig aus. Im Zuge des internationalen Programmaustausches haben nun vor kurzem die Stationen von Prag, Pozsony und Brünn das Budapester Programm übertragen. Dieses begann natürlich mit der Hymne, die anzuhören keinerlei gesetzliche Verfügung verhindern konnte. Die Maßnahme der Kassaer Postdirektion ist also augenscheinlich auf eine Denunziation zurückzuführen. RUMÄNIEN. Die Beschwerden der ungarischen Minderheiten. Bukarest, 1. Juni. (Tel. der Bud. Korr.) Die ungarischen Abgeordneten beabsichtigen, einen aus drei Abschnitten bestehenden Gesetzentwurf in Angelegenheit des Minderheitsschulwesens dem Parlament zu unterbreiten. Die wesentlichen Bestimmungen der Gesetzesnovelle sollen die folgenden sein: 1. Die Eltern haben das Recht, ohne Rücksicht auf Nationalität oder Konfession ihre Kinder in jede beliebige Schule cinschreiben zu lassen. 2. Jede Schule hat das Recht, Zöglinge, ohne Rücksicht auf Nationalität und Konfession einzuschreiben. 3. Jede Handlung, die gegen diese Grundbestimmungen verstößt, soll als strafbar bezeichnet werden. Die ungarischen Abgeordneten erwarten von der Unterbreitung dieses Vorschlages ein günstiges Ergebnis. Bukarest, 1. Juni. (Tel. der Bud. Korr.) Der Oberrabbiner von Nagyvárad Leopold Kecskeméti erschien beim Ministerpräsidenten Mania in Audienz und ersuchte um die Zulassung des Unterrichts der ungarischen Sprache in den jüdischen Schulen.- Die derzeit in Geltung befindlichen Gesetze schreiben nämlich den jüdischen konfessionellen Schulen den Unterricht in rumänischer oder hebräischer Sprache obligatorisch vor. Leopold Kecskeméti begründete sein Ansuchen damit, daß die Muttersprache der jüdischen Zöglinge weder die hebräische noch die rumänische ist, weshalb ihr Unterricht äußerst erschwert ist. Der Kongreß der lateinischen Presse. Bukarest, 1. Juni. (U. T.-K.-B.) Der heutige Curenlul schreibt: Ein Privattelegramm meldet lakonisch, daß der Kongreß der lateinischen Presse in diesem Jahre in Budapest stattfinden und daß daran auch 50 französische Journalisten teilnehmen werden. Wir Rumänen stehen dieser Nachricht gegenüber natürlich vollkommen uninfermiert da. Warum wird der lateinische Pressekongreß in Budapest, warum nicht etwa in Sophia oder gar in Moskau abgehalten? Bisher haben diese Kongresse immer in lateinischen Ländern stattgefunden. Sollte sich die obige PESTE«R LLOYD Meldung bewahrheiten, so hätten die Rumänen darauf nur eine Antwort, daß nämlich kein rumänischer Journalist an dem Kongreß der lateinischen Presse teilnehmen dürfte. TORKEL Das französisch-türkische Abkommen über Syrien, „ . Paris, 1. Juni. Der türkische Außenminister Tewfik Ruschdy Bei erklärte einem nach Angora entsandten Berichterstatter des Matin, er werde morgen, Sonntag, in der Kammer den Abschluß des französisch-türkischen Abkommens über Syrien bekanntgeben. Dieses Abkommen sei für beide Länder befriedigend ausgefallen. Nach weiteren Blättermeldungen aus Konstantinopel wird das syrische Grenzabkommen sofort ratifiziert und Ende nächster Woche in Kraft treten. CHINA. Reise des Marsehalis Feng nach Amerika Schanghai, 1. Juni. Die Meldungen von einer Reise des Marschalls Feng. und des Gouverneurs der Provinz Schansi nach Amerika werden nunmehr bestätigt. Auf einem Dampfer, der sie zunächst nach Japan bringen wird, wurden bereits Kabinen bestellt. Von Japan werden sich die heiden Militärs nach Vancouver und von dort nach den Vereinigten Staaten begeben. Ihr Gepäck wurde bereits nach Tien- Tsin gebracht. Im Ausland wollen die beiden angeblich sich einer speziellen ärz»ichen Behandlung unterziehen. Die politischen Hintergründe dieser überraschenden Reise sind noch nicht klar. In Nordchina bestehen ernste Zweifel, ob General Feng diesen Plan tatsächlich verwirklichen wird. AMERIKA. Eine Erklärung Hoovers. Washington, 1. Juni. (Havas.) Präsident Hoover erklärte, daß die Regelung der Reparationsfragen einen großen Schritt zur KonsolF dierung der allgemeinen politischen Lage bedeute. Staatssekretär Stimson über die Abrüstung. Washington, 1. Juni. Staatssekretär Stimson erklärte gestern, daß das Flottenbauprogramm der Vereinigten Staaten insgesamt 1.170,800.000 Dollar Unkosten verursachen werde. Es sei zu beklagen, daß durch das Wettrüsten zur See der Welt derart ungeheure Lasten auferlegt werden. Wenn die Vereinigten Staaten die bereits bewilligten 15 Kreuzer in Rau geben, so würden zweifellos die anderen Seemächte diesem Beispiel folgen. In politischen Kreisen hat diese Erklärung große Überraschung hervorgerufen. Man legt sie als ein Anzeichen dafür aus, daß Präsident Hoover, der sich schon Donnerstag in seiner Rede für die Abrüstung ausgesprochen hat, vielleicht schon früher, als man erwarte, die Initiative in der Abrüstungsfrage ergreifen werde. Ferner glaubt man aus seiner Rede entnehmen zu können, daß Präsident Hoover gegen die Durchführung des bereits bewilligten Flottenbauprogramms der Vereinigten Staaten ist. Die Äußerungen Stimsons gewinnen auch im Hinblick auf den Ausgang der englischen Wahlen besondere Bedeutung. Man glaubt, daß seine Worte, nach denen eine Fortsetzung des Marinebauprogramms eine unnütze Belastung des Budgets und eine ungünstige Wendung in der Politik anderer Länder bedeuten würde, sich bereits an die Adresse der neuen Regierung in England .wende, nm neue Abrüstun ^Verhandlungen einzuleiten, - T agessaemg’kelf en. Die neuerliche Erkrankung des Königs von England. London, 1. Juni. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Nach Daily Express wurde der; Abszeß des Königs an der Stelle, wo er schon einmal operiert worden ist, aufs neue vom Eiter gereinigt. Der Eingriff hatte vollen Erfolg. Mittels der eingeführten Röhren ist es gelungen, den größten Teil des Eiters zu entfernen, worauf das Fieber bedeutend zurückgegangen ist. Nach Windsor wurde neues Pflegepersonal berufen. Die Königin weilt unausgesetzt am Krankenbett. Der Prinz von Wales hat gestern abend seinen kranken Vater besucht. _ Jahrestag der Unterfertigung des Trianoner Friedensvertrages. Am 4. d. jährt sich der Tag, an dem der Trianoner Friedensvertrag unterfertigt worden ist. Aus diesem Anlaß verfügte der Erzbischof von Kalocsa, Graf Julius Zichy, daß morgen, Sonntag, in allen katholischen Kirchen seiner Erzdiözese dieses traurigen Ereignisses in der Predigt gedacht werde, und daß man in allen Kirchen der Erzdiözese nach der morgigen Hauptmesse die Glocken eine Viertelstunde lang läute. Ordensverleihungen an deutsche Künstler. Der Berliner Professor der Philosophie, Geheimrat Stumpf, und die Berliner Malerin Frau Professor Käthe Kollwiiz, sowie der Kapellmeister Furtwängler haben den Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste von der Freien Vereinigung für Gelehrte und Künstler erhalten. Inspektionsreise des evangelischen Bischofs Kapi. Aus Gyönl: wird gemeldet: Der evangelische Bischof Béla Kapi ist auf seiner Inspektionsreise in Gyönk eingetroffen. Der Bischof, dem ein feierlicher Empfang bereitet wurde, hielt eine Predigt, in der er für den interkonfessionellen Frieden eintrat. Jubiläum der ungarischen Verleger und Buchhändler. Der Landesverein ungarischer Verleger und Buchhändler hält anläßlich der fünfzigsten Jahreswende seiner Gründung Sonntag, 2. d., um 12 Uhr, im großen Saale der Akademie der Wissenschaften eine Festsitzung.