Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1929. december (76. évfolyam, 274-297. szám)

1929-12-01 / 274. szám

I ilI Gleich darauf hob sie ihre langen Flügel und flog einmal über die Mergelgrube hin. Doch dann kam sie wieder zurück, schoß wie ein Pfeil unter das Huflattichblatt und schnappte den Falter. „Entschuldige!“ sagte sie höflich. „Wärst du deine Mutter gewesen, so hätte ich es mir nie einfal­len lassen, dich zu fangen. Ich weiß, was man der Freundschaft schuldig ist. Und doch ist etwas Wahres an dem, was der Igel gepredigt hat, daß jeder für sich selber sorgen müsse. Und meine Frau liegt leider auf fünf Eiern und schimpft mich immer, wenn ich ihr kein ordentliches Frühstück bringe.“ Damit schlüpfte die Schwalbe in ihr Haus hin­ein. Und die Geschichte von den vier feinen Freun­den ist aus .. .** 15 Hasen. Noch viel wertvoller und poetischer, dabei lebenswahrer als die Bücher Setons und Ewalds ist die neue Dichtung Felix Saltens: „15 Hasen“ (Zsolnay-Verlag, Wien), denn aus diesem Werk spricht ein Kenner des Waldes, ein Freund aller Kreaturen, und vor allem ein Poet zu uns. Meisterhaft ist die Schilderung des Kampfes ums Dasein, den die Tiere führen, und ergreifend die Art und Weise, wie der österreichische Dichter Liebeslust und Todesleid der Hasen und Hirsche darstellt. In manchen Kapiteln zeigt sich eine künst­lerische Vollendung, die es nur zu begreiflich er­scheinen läßt, daß Galsworthy Saltens Tierroman „Bambi“ hoch über alle modernen Tierepen stellte. Aus den „15 Hasen“ seien zwei Schilderungen hier reproduziert, die bezeugen, welche Köstlichkeiten das Buch enthält. „ ... Jetzt aber kam der laut surrende Flug der Rebhühner herein ins Dickicht. Heller Donner rollte hinterdrein von den Feldern her, sieben-, achtmal nacheinander. Ihr zartes Rufen zwitscherte: „Gleich hätten wir hier herein sollen!“ Andere mahnten: „Nur weiter!“ Wieder andere klagten: „Es geht nicht wei­ter... ich bin müde!“ Aus der gehetzten Schar fiel ein Huhn zur Erde. Ganz nahe bei den Hasen. Sie erschraken, wie das kleine Ding plötzlich so hart zu Boden schlug, wie es sich langsam aufrichtete und matt dasaß. „Was ist dir?“ fragte die Häsin. Das Rebhuhn gab keine Antwort, hielt den kur­zen Hals nach rückwärts gebogen. Das winzige Haupt starrte in die Höhe und der feine Schnabel stand schmerzlich weit offen. „Bist du getroffen?“ erkundigte sich der kleine Hase voll Schrecken. Unendlich zart kam der Bescheid: „Ich.., weiß ... nicht —“ Es war eine hinschwindende Stimme. Die Hasen schauten gebannt auf das kleine Rebhuhn, das da vor ihnen saß und kämpfte. Seine Augen waren in Angst, in hoffender Erwartung größer geworden als sonst. Der Kopf blieb in krampfiger Haltung, ohne sich zu regen. Nur der aufgesperrte Schnabel schien die Qual, die den ar­men Leib durchtobte, hinausschreien, oder um Hilfe rufen zu wollen. „Darf ich dir was bringen?“ flüsterte die Häsin zu dem Rebhuhn hinüber und wußte dabei gar nicht, was sie eigentlich bringen könne. Aber das Bewußtsein des Rebhuhns war der Gemeinschaft mit anderen Lebewesen schon ent­rückt. Dieses Bewußtsein hatte sich tief in der ver­wundeten Brust geborgen, oder sich sehr weit ent­fernt. Irgend wohin. Die Augen des Rebhuhns sag­ten jetzt nichts mehr von Erwarten und Angst; sie redeten eine andere, eine fremde traurige Sprache. Es war ihr Abschiednehmen von dieser Welt. Die verkrampfte Haltung wich von dem winzigen Kopf, Der neigte sich sacht, ganz sacht, mit einer unend­lich wehmütigen, unendlich beredsamen Gebärde und sank dann schlaff zur Brust nieder. So starb das Rebhunhn ...“ Nun folge noch die Schilderung der Verfolgung des Hasen Hops: „... Er rannte.“ Der Fuchs war dicht hinter ihm her. Ganz eingenommen von der Beute, die er schon im Fang geglaubt hatte, die ihm nicht mehr verlierbar schien, verfolgte er Hops. Jetzt.. . jetzt... würde er ihn fassen! Jetzt.., jetzt... wird er die Wonne genießen, den warmen Balg zwischen den Zähnen zu spüren, dein zappeln­den Ding das Genick zu zermalmen, daß der kläg­liche Todesschrei wie Festgesang ihm in die Ohren töne. Sonntag, 1. Dezember 1929 iwir wollen Sie nach besten Kräften dabei unter­stützen, die Vereinigten Staaten von dem Schreck­gespenst der Blockade zu befreien. Helfen aber Sie Uns, indem Sie Ihre Erfahrungen auf dem Gebiete praktischer Organisation mit unseren Bemühungen vereinen. Sie, der Sie über eine solche Machtfülle verfügen, helfen Sie uns, die Welt vom Alpdruck des Krieges zu befreien. Das allein führt zum Ziel.“ Nach dem Erdbeben von New-York. (Dr. K—r.) Mehr als ein Monat ist nun ver­strichen, seitdem am „schwarzen Donnerstag“ der Turmbau von Babel an der New-Yorker Börse zusam­mengestürzt ist. Diese vier Wochen hätten genügen sollen, um über die wesentlichsten fmanz- und wirt­schaftspolitischen Folgen des amerikanischen Bör­senkrachs für die Neue und die Alte Welt Klarheit zu schaffen. Die nervöse Angststimmung New-Yorks ist trotz der neuerlichen Kursstürze in der zweiten Novemberwoche einer ruhigeren Beurteilung der Lage gewichen, in Europa wird indessen die Stim­mung des erleichterten Aufatmens infolge der an­dauernden Schwäche der europäischen Börsen von einer besorgteren Nachdenklichkeit über die Zusam­menhänge der amerikanischen und europäischen Wirtschaftsaussichten verdrängt. Amerika, God’s own country, kann nicht allzu lange in dem Seelen­zustand der kleinmütigen Verzweiflung verharren, und wenn irgendwo, so greift in der Wirtschaft die geradezu pflichtmäßig gewordene Konventions­maschinerie des Optimismus durch. In England hätte man vielleicht noch wochenlang zugewartet, in Deutschland eine wissenschaftliche Enquete veran­staltet und die Resultate in drei Bänden zusammen­gefaßt, bei uns vielleicht ein neues Amt zur Ab­schätzung der Schäden des Krachs geschaffen:—in Amerika rief Präsident Hoover unverzüglich die Ver­treter der Industrie, der Finanz, der Eisenbahnen, der Landwirtschaft und der Arbeiterschaft zusam­men, um mit ihnen die Maßnahmen zu vereinbaren, die gegen ein eventuelles Übergreifen der Börsenkrise auf die Wirtschaft zu treffen sein würden. Das Re­sultat dieser Konferenzen faßte ein Kommunique des Weißen Hauses dahin zusammen, daß alle Vorkeh­rungen getroffen werden sollen, um das Baupro­gramm des künftigen Jahres selbst über das des ver­gangenen hinaus zu steigern, um eine große öffent­liche Investitionstätigkeit zu entfalten, und zwar durch Errichtung von Gas-, Wasser- und Elektrizi­tätswerken, deren Finanzierungsmöglichkeiten eben infolge der tollen Börsenhausse des Jahres 1929 nur beschränkte gewesen sind, kurzum, durch eine ent­sprechende Kreditpolitik die abzusinken drohende Konjunktur wieder anzukurbeln, wie das in den Vereinigten Staaten seit den ersten Nachkriegs­jahren so erfolgreich betrieben wurde. Wenn man die Aussichten dieser Politik vom europäischen Standpunkte aus ins Auge faßt, so muß man sich vor allem darüber klar sein, daß eine Aus­breitung der amerikanischen Krise, das Übergreifen (der Börsendepression auf die Wirtschaft keineswegs im europäischen Interesse liegen würde. Denn je mehr der amerikanische innere Markt darnieder -„Es ist wunderbar, wie für uns alle gesorgt ist,“ erklärte die Maus. „Denkt doch einmal daran, ;wie wir alle vier untergebracht wurden, als der Winter kam. Der Nachtfalter mußte sterben und war so aller Sorgen ledig. Der Igel lag im Halb­schlaf unter der Strohmatte und zehrte von seinem Fett. Die Schwalbe floh vor Eis und Schnee und flog in die Ferne, und ich saß warm und behaglich in meinem Nest und lebte von den Nüssen, die ich mir gesammelt hatte. Ist nicht alles in der Welt äußerst vernünftig eingerichtet?“ Die Schwalbe nickte, und die zurückgebliebene Tochter des Nachtfalters stimmte der Maus zu. „Gewiß,“ sagte auch der Igel und rückte ganz langsam noch näher an die Maus heran. „Gewiß ist das vernünftig eingerichtet. Außerordentlich ver­nünftig. Das war eine sehr richtige Bemerkung, liebstes Mäuslein. Aber solche Gedanken hat man eben nur im Herbst, wenn man fett und satt ist. ln der jetzigen Jahreszeit kommt es darauf an, sich für den Winter zu kräftigen, verstehst du . , ., und das will ich nun tun!“ Dabei packte er das unvorsichtige Mäuslein am Nacken und zermalmte es schnell zwischen seinen starken Zähnen. Die Maus schrie jämmerlich, und der Nachtfalter unter dem Huflattich verging schier vor Angst. Aber die Schwalbe flog mit lautem Geschrei empor. Der eine Flügel traf den Igel, so daß er das Gleichgewicht verlor und den Abhang hinabrollte. Plumps! Das Wasser spritzte auf, und Maus und Igel waren verschwunden. Die Schwalbe saß ganz verwirrt da und starrte in die Grube hinunter, wo sich große, runde Ringe bildeten. „Gott erbarme sich! Wer hätte das gedacht, daß die Freundschaft ein solches Ende nehmen würde!“ sagte die Schwalbe. „Wie gemütlich hatten wir’s doch im vorigen Jahr! Und nun sind drei von uns tot!“ Der Nachtfalter sagte nichts, denn er war von sehr zartem Körperbau, und das, was er gesehen, i hatte ihn fürchterlich erschüttert. „Ja, — nun bin ich allein übrig von uns vier Freunden,“ sagte die Schwalbe wieder, und schaute unter das Huflattichblatt, , läge, um so schärfer würden sich Industrie und Landwirtschaft der Union auf den Export ver­legen, und die Folgen eines forcierten amerikani­schen Exports könnten für die Wirtschaft unseres Kontinents verheerende Folgen zeitigen. Die Zeichen einer beginnenden Wirtschaftsdepression waren in Amerika/: schon früher zweifellos vorhanden, die Luxusindustrien, namentlich die Automobil­industrie wiesen einen verminderten Absatz auf und da die Automobilindustrie die größte Auftraggeberin der Schwerindustrie ist, kann eine Konjunkturabschwächung sich von hier aus leicht fortpflanzen. Da soll aber gerade die plan­mäßige Ankurbelungspolitik Hoovers einsetzen, eine Tendenz, die durch die Kreditpolitik der Federal Reserve-Banken weitgehend unterstützt werden solL Die von der Börse zurückströmenden mächtigen Beträge suchen Neuanlagen: die Maklerdarlehen sind in kurzer Zeit von 6.8 auf 3.5 Milliarden Dollar zurückgegangen, und die Depositenbeträge schwel­len im Zusammenhang damit mächtig an. Nach wiederholter Herabsetzung der Diskontrate durch die Federal Reserve-Banken — sie ist zuletzt bis auf 4.5 Prozent ermäßigt worden — werden nun diese Gelder ihren Weg wieder in die Wirtschaft nehmen, vorausgesetzt, daß von der Konsumseite her kein Kaufkraftschwund eintritt und der Glaube an die Konjunktur — kein gering zu schätzender psycholo­gischer Faktor der hochkapitalistischen Wirt­­schaft — nicht gebrochen wird. Diesem letzteren • 3 • PESTER LLOYD Wolle, HÁLT IHRE Händel, SAMTWEICH UND GIBT IHREM Haar OEN SEIDENSCHIMMER DER BACKFISCHJAHRE.

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