Pester Lloyd - esti kiadás, 1929. december (76. évfolyam, 274-297. szám)

1929-12-02 / 274. szám

Montag, 2. Dezember 1929 • 3 * DEUTSCHLAND. Kampf mit Stahlhelmleuten. (Telegramm des Pester Lloyd.) Frankfurt a. Main, 2. Dezember. Als etwa 260 Frankfurter Stahlhelmleute Sonntag abend von Darmstadt nach Frankfurt a. Main zurückfahren wollten, kam es auf dem Bahnhof zwischen ihnen und Stahlhelmgegner zu einer schweren Schlägerei. Kriminal­beamte versuchten den Streit zu schlichten, wurden aber selbst verprügelt. Nachdem die Stahlhelmleute schließlich den Zug bestiegen hatten, kam es zu neuen Reibereien, bei denen der Leiter der hessischen Kriminalpolizei Regie­rungsrat Bach aus dem Zug heraus einen Schlag auf die Brille erhielt, die ihm eine schwere Augenverletzung bei­brachte. Die Darmstädter Polizei benachrichtigte die Polizei in Frankfurt, die die Stahlhelmleute bei ihrer An­kunft am Bahnhof auf hielt. Darmstädter Polizisten haben sich nach Frankfurt a. Main begeben, um womöglich die jTäter festzustellcn, die sich bei der Schlägerei hervortaten. FRAI^REICH. Thomas für die Annäherung an Deutschland. (Telegramm des Pester Lloyd.) Paris, 2. Dezember. Auf der Sonntag im Pariser Vorort Champigng am Grabe der im Jahre 1871 gefallenen französischen und deutschen Soldaten veranstalteten sozialistischen Friedens­kundgebung für die deutsch-französische Annäherung er­griff unter anderem Albert Thomas, der Leiter des Inter­nationalen Arbeitsamtes, das Wort. Er erklärte, daß nie­mals im Leben der Völker eine Verständigung notwendiger gewesen sei, als zwischen Deutschland und Frankreich. Der Vorsitzende der deutschen Sozialdemokraten Wels antwortete darauf in demselben Sinne in deutscher Sprache. Paris, 1. Dezember. (Havas.) In Champigng versuchten die Sozialisten heute im Interesse der französisch-deutschen Annäherung und des Friedens einen großzügigen Aufzug zu veranstal­ten. Die Kommunisten kündeten im voraus an, daß sie den Aufzug der Sozialisten durch eine Gegendemonstra­tion stören werden. Um die Ruhe zu wahren, verboten die Behörden Aufzüge aller Art und gestatteten bloß, daß die Sozialisten das Heldendenkmal bekränzen. Aus Anlaß der Sozialistenversammlung sind sowohl aus Paris wie auch aus dem Auslande zahlreiche sozialistische Nota­­bilitäten in der Stadt eingetroffen. Trotz aller Wach­samkeit der Polizei gelang es den Kommunisten, in die sozialistischen Reihen einzudringen. Während der Feier­lichkeiten am Heldendenkmal wurden die Reden des Direktors des Internationalen Arbeitsamtes Albert Thomas und des deutschen Reichstagsabgeordneten Wels mit Lärmszenen begleitet. Als dann Blum, der Führer der Sozialistenpartei, das Wort ergriff, veranstalteten die Kommunisten einen solchen Lärm, daß von seinen Wor­ten keine Silbe verstanden werden konnte. Während des Auseinandergehens ereignete sich zwischen Kommunisten und Sozialisten ein Zusammenstoß. Die Polizei war zum Eingreifen genötigt. Mehrere Kommunisten wurden leicht verletzt. Die Ruhe konnte erst gegen Abend wieder her­­gestellt werden. Das Andenken Clemenceaus. Paris, 1. Dezember. (Ung. Tel.-Korr.-Bureau.) Die Kriegsteilnehmer, die Kriegswitwen und die Kriegswaisen huldigten dem An­denken Clemenceaus durch einen großartigen Aufmarsch vor dem Triumphbogen. Beim Etoile-Platz stellte sich der Staatspräsident an die Spitze des Zuges, der sich dann nach dem Grabe des Unbekannten Soldaten bewegte. Der Präsident legte seinen Kranz unter Kanonendonner am Grabe nieder; nach diesem Akt herrschte einen Augen­blick lang tiefe, andächtige Stille. Dem Aufmarsch sah eine riesige Menge zu. Der rumänische Außenminister Mironescu nahm ebenfalls an der Huldigung teil und legte einen Kranz am Grabe des Unbekannten Soldaten nieder. Auf Anordnung des Ministers für schöne Künste wurde im großen Museumssaal im Innern des Triumph­bogens Clemenceaus Büste neben denen der Marschälle Gallieni und Fach aufgestellt. Auch in einzelnen Provinzstädten wurden Huldi­gungsaufzüge veranstaltet. i Lesen Sie täglich die Kleinen Anzeigen im Pester Lloyd (Morgen blatt), Sie finden da in den verschiedenen Rubriken wichtige Anzeigen, die Sie interessieren werden. GROSSBRITANNIEN. Maxton gegen die Regierung. ' London, 2. Dezember. (U. T.-K.-B.) Abgeordneter Maxton, der Präsident der Unabhängigen Arbeiterpartei, erklärte in einer Glasgower Rede, man habe trotz der beschwichtigenden amtlichen Äußerungen auf der Konferenz der parlamen­tarischen Arbeiterpartei Disziplinarmaßnahmen gegen ihn und vier seiner Gesinnungsgenossen in Vorschlag ge­bracht. Doch kann man mit uns — so fuhr Maxton fort — nicht so leicht fertig werden. Es ist geradezu grotesk, daß durch die Stimmen des Lord Parmoor oder des Kapitäns Kennworthy just wir aus der Arbeiterpartei ausgeschlossen werden sollen. Jeder möge es zur Kennt­nis nehmen, daß -wir als geduldetes Element nicht weiter in der Partei verbleiben wollen, doch wer uns schlägt, vergeht sich gegen die Massen. Zum Schluß erklärte Maxton, er fordere von der Parteileitung eine öffentliche Entschuldigung. Ernennung Ponsonbys zum Staatssekretär. London, 2. Dezember. (U. T.-K.-B.) Zur Vermeidung dessen, daß das Unter­haus Unt er Staatssekretäre über dem Präsenzstand habe, ernannte die Regierung den Unterstaatssekretär für die Dominien, Ponsonby, zum parlamentarischen Staatssekre­tär des Verkehrsministers. Im übrigen nahm die Regie­rung auf der ganzen Linie einen Umtausch der Unter­­staatssekretöre vor. Chamberlains Erinnerungen über den Kriegs­ausbruch. London, 1. Dezember. (U. T.-K.-B.) Der gewesene Außenminister Sir Austen Chamberlain veröffentlicht in den Sunday Times über die läge, die der Kriegserklärung unmittelbar vorange­gangen waren, Aufzeichnungen, aus denen die Unent­schlossenheit der Regierung und der Parteien hervorgeht. Der französische Botschafter Cambon habe am 1. August Lloyd George besucht und ihm wegen Englands Untätig­keit die bittersten Vorwürfe gemacht. — Wir haben zwar keinen schriftlichen Vertrag ab­geschlossen — soll er gesagt haben —, doch können wir uns auf weit wichtigere Tatsachen berufen. Sie kennen alle unsere Pläne und Vorbereitungen. Infolge des mit Ihnen getroffenen Abkommens haben wir unsere ganze Flotte nach dem Mittelmeer geschickt, so daß unsere Nordküste unbeschützt daliegt. Sie haben uns ausge­liefert! Cambon soll nachher erklärt haben, falls Frankreich und Rußland siegreich den Krieg beendigten, würden sie England nie verzeihen und es kaltblütig der Vernichtung preisgeben. Zum Schluß soll er noch gerufen haben: — Oh, die Ehre! Weiß England, was Ehre ist? Die Arbeitszeit in den Kohlenbergwerken. London, 2. Dezember. (U. T.-K.-B.) Handelsminister Graham gab vor dem Berichterstatter des Daily Herald der Hoffnung Ausdruck, das Parlament werde die Kohlengesetzentwürfe zu Be­ginn des nächsten Jahres erledigen. Die Grubenbesitzer dürften wohl auch in Hinkunft gegen die Herabsetzung der Arbeitszeit und die Lolmfestsetzungskommission Stel­lung nehmen, hingegen bei Bildung der Verkaufsorgani­sation mit der Regierung kooperieren. Sollten sich die parlamentarischen Verhandlungen in die Länge ziehen, so müßte das Inkrafttreten des auf die verkürzte Arbeits­zeit bezüglichen Gesetzes verschoben werden. Die Regie­rung ist der Ansicht, die Löhne dürfen nicht herabgesetzt werden und die Produzenten müssen vor den übermäßig hohen Preisen geschützt werden. Jahreskongreß der indischen Gewerkschaften. London, 2. Dezember. (U. T.-K.-B.) Gestern hat der ordentliche Jahres­­kongreß der indischen Gewerkschaften in Nagpur begon­nen. Der Sitzungssaal war mit Fahnen geschmückt, die folgende Aufschriften trugen: „Es lebe die Revolution!“ „Gedenkt Euerer Genossen, die im Gefängnis von Meerut schmachten!“ Vor der öffentlichen Sitzung beschloß das Exekutivkomitee in einer vertraulichen Session, die zum Studium der indischen Arbeiterfrage entsendete Kommis­sion zu boykottieren. Nach Eröffnung der öffentlichen Sitzung empfahl der Präsident des Kongresses die Annahme des Boykottbe­schlusses und richtete einen scharfen Angriff gegen die englische Arbeiterregierung, die ebenso nationalistisch und imperialistisch sei, wie ihre konservative Vorgängerin. Der einzige Wunsch der Mitglieder der gegenwärtigen engli­schen Regierung sei, der Welt zu beweisen, daß sich das englische Regierungssystem seit der konservativen Regie­rung nicht verändert habe. Die australischen Wahlen. London, 2. Dezember. (U. T.-K.-B.) Im australischen Viktoriastaate wurden die Wahlen soeben durchgeführt. Das Ergebnis ist das folgende: Arbeiterpartei 30 (bisher 28), Nationalisten 18 (20), Landespartei 9 (10), Parteilose 8 (10). Die Unruhen in Palästina. (Telegramm des Pester Lloyd.) Jerusalem, 1. Dezember. In der Bevölkerung wird ein kommunistischer Auf­ruf verbreitet, der die arabischen und jüdischen Arbeiter zum Aufstand gegen die britische Vervjoltung auffordert. Alle Behörden sollen vertrieben und sofort ein Steuer- Streik in Szene gesetzt werden. BELGIEN. Die Regierungskrise. Brüssel, 2. Dezember. (U. T.-K.-B.) Der Landesrat der Liberalen Partei hielt gestern eine Sitzung, die den zurückgetretenen liberalen Ministern Vertrauen aussprach und seine Zu­stimmung dazu erteilte, daß die Vertreter der Partei in I dem mit der katholischen Partei gemeinsam zu bilden­­• den Kabinett Portefeuilles übernehmen. Die Krise kann PESTER LLOYE^ PMÄCI KÁVÉHÁZBAN m inden «st*« a külföldről visszaérkezett ZÖLDESI—WALDMANN • FÁZZ zenekar játszik 7eoa als gelöst betrachtet werden. Jaspar dürfte hoch dies*. Woche seine Regierung bilden. GRIECHENLAND. Attentat gegen den ehemaligen albanischen Justiz« minister. Athen, 1. Dezember. (Havas.) Eine unbekannte Person hat auf den in, Athen wohnhaften ehemaligen albanischen Justizministerj Kozetase aus einem Revolver vier Schüsse abgefeuert, die; diesen jedoch nur leicht verletzten. Hinter dem Attentat: werden politische Gründe vermutet. Kozetase erklärte,] seiner Ansicht nach müsse man den Attentäter in der;Um<] gebung des albanischen Gesandten suchen. 'fall ....... LITAUEN. Ein politisches Bombenattentat. (Telegramm des Pester Lloyd.) Kowno, I. Dezember. In der Nacht zum Sonntag wurde gegen die Redak-t tion der landwirtschaftlichen Zeitschrift Musu Rytojuä ein Sprengstoffattentat verübt. Die Bombe war unter einem Fenstersims untergebracht und ist durch eint* Zündschnur zur Explosion gebracht worden. Die Explo­sion zertrümmerte Mauerteile und zahlreiche Fenster« scheiben des Hauses und der Nachbargebäude, unter an-: deren auch die der Universität. Personen kamen nicht zu Schaden. Obwohl der Tatort neben der Hauptverkehrsader; von Kowno liegt, die zur Zeit des Attentats stark belebt war, gelang es den Tätern, unbemerkt zu entkommen. Über das bisherige Ergebnis der sofort aufgenommenen polizeilichen Erhebungen wird bis jetzt Stillschweigen be­wahrt. Es handelt sich bei dem Attentat um die größte Zeit« schrift von ganz Litauen, mit einer Auflage von 80.000 Exemplaren, die der Politik der Tautiminkai nahesteht, aber sehr wenig politisch hervorgetreten ist. ln den bei­den letzten Wochen war die Zeitschrift nicht erschienen, weil eine Umordnung der Redaktion vorgenommen wurde. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß sich das Attentat gegen die Zeitung selbst gerichtet hat. Wahr­scheinlich war es gegen ganz bestimmte politische Kreise gerichtet, die in der Redaktion der Zeitschrift häufig zusammenzukommen pflegen. Die Täter dürften in rechts­radikalen Kreisen zu suchen sein, unter denen in letzter Zeit eine starke Meinungsverschiedenheit über die Haltung der Regierung eingetreten war. RUSSLAND. Die Auswanderung der deutschen Kolonisten. (Telegramm des Pester Lloyd.) Riga, 1. Dezember. Sonntag, vormittags 9 Uhr, traf von der russischen Grenze der Zug mit deutschen Bauern aus Rußland in Riga ein. Auf dem Nebengeleise wurde der aus Königs­berg eingetroffene Sonderzug empfangen, der nach drei­stündigem Aufenthalt in Riga die Kolonisten nach Deutschland transportierte. Die Kolonisten erzählten, daß sie ihren ganzen Besitz zu Geld gemacht und den Erlös zur Bezahlung der hohen Paßgebühren und anderer Ab­gaben, sowie der Reisekosten verwendet haben. Der Rest des Geldes, den sie noch bei sich hatten, wurde ihnen bei der Durchsuchung durch Agenten der OGPU an der, lettländischen Grenze abgenommen. Verhaftung der Fürstin Lieven. London, 2. Dezember. Wie der Maily Mail aus Riga gemeldet wird, hat dia GPU in Moskau die Schwägerin des ehemaligen Lord- Mayors von London, Sir Kynasten Stood, die Fürstin; Sophie Lieven, verhaftet. Die Verhaftete wurde ‘ nach dem Lubianka-Gefängnis gebracht. CHINA. Hungersnot in den Nordprovinzen. (Telegramm des Pester Lloyd.) Peking, 1. Dezember. Die Lage der hungernden chinesischen Bauern in den Nordprovinzen hat sich in der letzten Zeit verhält­nismäßig verschlimmert. Nach Mitteilung der amerikani­schen Mission in Sanzi beträgt die Zahl der hungernden Bauern zwanzig Millionen. Die chinesische Regierung ist nicht imstande, den Hungernden Hilfe zu leisten. Dia infolge des Hungers ausgebrochene Typhusepidemie hat mehrere hunderttausend Personen weggerafft. Die chine­sische Regierung hat es abgelehnt, für die Hungerleiden­­den aus dem Auslande Getreide einzuführen, da sie keine Mittel dafür habe. Die Gebäude der amerikanischen Roten Kreuz-Mission wurden schon wiederholt von den Hungernden gestürmt und Lebensmittel und Medikamente verlangt. Für den Fall, daß die chinesische Regierung keine Maßnahmen trifft, muß damit gerechnet werden, daß die hungernden Bauern ihre Dörfer verlassen und nach Peking und andere große Städte flüchten, wo sia die Lebensmittelgeschäfte stürmen und plündern werden.

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