Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. május (85. évfolyam, 97-121. szám)

1938-05-12 / 106. szám

Donnerstag, 12. Mái 1938 • 3 • PESTER LLOYD Prinzipielle Einigung zwischen Frankreich und Italien. Das neue Mittelmeerabkommen, London, 12. Märiz. (MTI) Daily Mail läßt sich aus Rom melden, daß Außenminister Graf Ciano und der französische Geschäftsträger in Rom Blonde! in Angelegenheit des Mittelmeeres gestern abend zu einer grundsätz­lichen Einigung gekommen seien. Die Verhand­lungen über die Textierung des Abkommens laufen weiter. Die wichtigsten Punkte seien: 1. Beide Parteien betonen, daß sie eine Ände­rung des Statusquos im mediterranischen Gebiete rieht wünschen; 2. sie anerkennen die beiderseitigen lebenswich­tigen Interessen für die freie Schiffahrt im Mittel­­meer im Hinblick auf ihre afrikanischen Kolonien; 3. sie versprechen, die gegenseitigen maritimen Rechte im Mittelmeer anzuerkennen, und Italien werde die Propaganda auf Korsika nicht unter­stützen; schließlich werden 4. Libyen und Tunis miteinander Abkommen 6cbließen. Telegramm des Pester Lloyd Paris, 12. Mai. Mit Genugtuung bericlhtet die Presse von der Wiederaufnahme der französisch-italienischen Aus­gleichsverhandlungen in Rom zwischen dem ita­lienischen Außenminister Grafen Ciano und dem französischen Geschäftsträger Blondel und hebt deren zufriedenstellenden Verlauf hervor. Nach Ansicht der Epoque bestünden zwischen Frankreich und Italien keine ernsthaften Meinungs- Unterschiede. Es handle sich darum, zwischen den beiden Völkern eine vertrauensvolle Zusammenar­beit zu schaffen. Die römischen Berichterstatter der Pariser Presse sind der Meinung, die Ankunft des Exnegus in Genf vermöchte die französisch-italienischen Ausgleichsverhandlungen nicht zu beeinträchtigen, da man in Rom das Auftreten des Exnegus auf der Genfer Bühne nicht tragisch nehme, sondern die Anschauung vertrete, England und Frankreich wür­den nichts unversucht lassen, um in der abessini­­schen Frage zu einer endgültigen Regelung zu ge­langen. In politischen Kreisen nimmt man an, daß un­mittelbar nach der Rückkehr des Außenministers Bonnet aus Genf, die für kommenden Freitag er­wartet wird, die Frage der Besetzung des Botschaf­terpostens in Rom entschieden werden wird. Dem neuen Botschafter beim Quirinal würde Vorbehalten sein, nach der schon erfolgten Beseitigung der Miß­verständnisse zwischen 'Frankreich und Italien zu einer Bereinigung der sachlichen Meinungsverschie­denheiten zu schreiteni. Der Botschafterposten in Rom ist nach Ansicht der Blätter noch völlig va­kant. Man ist sich darüber einig, daß wahrschein­lich ein Berufsdiplomat nach Rom entsandt werden wird, und hält als aussichtsreichsten Kandidaten den Botschafter in Warschau, Noel, und den Bot­schafter in Berlin, Francois-Poncet. Verabschiedung der Investitionsvorlage im Oberhaus* Im Abgeordnetenhaus Fortsetzung der Judendebatte. I. Sitzung des Oberhauses. Das Oberhaus erledigte heute nach einer zwei­­tätigen, auf hohem Niveau stehenden staatsrecht­lichen Debatte die Investitionsvorlage. Die Debatte schloß Finanzminister Da Remenyi-Schncller, der heute im Oberhause debütierte, mit einer fast ein­­stündigen Rede ab, in der er sich auf. alle Probleme des Gesetztenwurfes erstreckte, J, ; , , . , Das Oberhaus wird in der nächsten Woche die beiden anderen, gegenwärtig im Vordergrund stehenden wichtigen Gesetzentwürfe, die Vorlage über die preßpolizeilichen Maßnahmen und die Judenvorlage, in Verhandlung ziehen. Das Oberhaus setzte heute die Debatte über die Investitionsvorlage fort. Als erster sprach Oberhausmitglied Dr. Koós, 'der zunächst darauf himvies, daß die gesamte öffentliche Meinung, auch durch die Beitragsleistumgen am meisten in Anspruch genommenen Kreise, mit höchster Beruhi­gung die Durchführung des Investitionsprogramms be­grüßen. Bei den Investitionen, sagte er, handelt es sich um Bedürfnisse, die sich von Zeit zu Zeit melden, und zur Befriedigung dieser Bedürfnisse können nur die nor­malen finanzielle« Hilfsmittel des Staates in Anspruch genommen werden. Infolge der raschen Verhandlung des Investitionsgesetzes sind die darin enthaltenen Probleme nicht so erschöpfend behandelt worden, als es diese Fragen erheischen, und insbesondere ist die Frage nicht genügend erörtert worden, ob der Staat nicht andere Mittel zur Deckung der Investititonskosten gefunden hätte als eine Vermögensabgabe? 350 Millionen müssen die Unternehmungen zahlen, was nach den Einkommens­ziffern der letzten Steuerstatistiken bedeutet, daß die Ge­sellschaften 15 Prozent ihres Kapitals in fünf Jahren ab­geben müssen. Das ist die'Öhrchsotmif'tsziffer. Der bilanz­mäßige Gewinn der Unternehmungen beträgt insgesamt 61 Millionen., der bilanzmäßige Verlust 47 Millionen, und abgeliefert werden müssen jährlich 70 Millionen. Ein Teil der Unternehmungen wird daher das Gesamteinkommen fünf Jahre hindurch zur Verfügung stellen müssen; an­dere, die mit Verlust arbeiten, werden einer finanziellen Unterstützung bedürfen. Mit 250 Millionen ist das Privat­vermögen belastet. Dieses muß also ein Drittel seines Ein­kommens opfern. Eine solche Belastung des Vermögens ist nur erträglich, wenn zur Finanzierung entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt werden. Zu diesem Zwecke müssen also ein Teil der Ersparnisse und ein Prozentsatz des nichtvemvendelcu Teils des Einkommens heran­gezogen werden. Nach den Berechnungen des Konjunktur­­forsebungsinstituts beläuft sich der zur Kapitalsbildung verwendete Betrag auf 300 Millionen. Es müßten also hievon 200 Millionen zur Finanzierung des Investitions- V dhäsSty - P,e-f%SÍ6fv V,; Deák Ferenc-u* 16 TELEPHON: 183-94 0* im Zentrum der Inneren Stadt ERÖFFNET Sie ist mit vornehmem und modernem Komfort eingerichtet und genügt allen Ansprüchen. Erkerzimmer nach dem Erzsébet-tér in nächster Nähe des Donau-Korsos. bedarf es verwendet werden. Der Regierung wären in­dessen auch andere Mittel zur Verfügung gestanden, umt das zweifellos anstrebenswerte Ziel zu erreichen. Sie hätte die ganze Milliarde in Form einer Anleihe auftreiben können, das hätte, wenn wir die Bedingungen der Völker­­hundanleihe zur Grundlage nehmen, eine Verzinsung von 5!/j Prozent, auf 33 Jahre verteilt. . einen jährlichen Zinsendienst von 33 Millionen erfordert. Davon wären nach der Verhältniszahl des vorliegenden Entwurfes 19.25 Millionen auf die Unternehmungen und 13.75 Millionen auf die individuellen Vermögen entfallen, was also eine viel schwächere Belastung bedeutet hätte, ohne das an­­geslrebte Ziel irgendwie zu beeinträchtigen. Eine andere Lösung wäre gewesen, wenn die ungarischen Kreditorga­nisationen, natürlich ohne jeden Zwang, 30 Prozent des Einlagenstandes sowie 9 Prozent der laufenden Konti dem Staate gegen Slaatspapicre zur Verfügung gestellt hätten. Ohne jede besondere Belastung der Finanzinsti­­tufe würde bei dem derzeitigen Einlagenstand ein Betrag von 380 Millionen zur Verfügung stehen. Auch könnten auf dieselbe Weise wesentliche Beträge von der Postspar­kasse in Anspruch genommen werden. Nach seinen Be­rechnungen würden auf diese. Weise 957 Millionen auf­gebracht werden können, so daß die restlichen 45—50 Millionen in 4—5 Jahren leicht von der Privatwirtschaft hätten hereingebracht werden können. Indessen nehme Redner, wenn er auoh die Art der technischen Durchfüh­rung nicht vollkommen billigen könne, die Vorlage an, da er die Auffassung vertrete, daß die gesteckten Ziele unbedingt verwirklicht werden. (Lebhafter Beifall.)’ Oberhausmilglied Biró begrüßte im Namen des Ingenieurstanries die Vorlage mit großer Freude. Es seien wohl der Regierung allzu große Voll,machten eingeräumt, allein mit der Vorlage über­nehme auch die Regierung eine riesige Verantwortung, so daß sie mit Recht mit einem erweiterten Wirkungs­kreise ausgestattet werden müsse. Er bát den Finanz­­minister, insbesondere für die Aufforstung entsprechende Beträge aufzunehmen, denn es sei viel wuchtiger, daß sich unser Importbedarf verringere, als daß sich Unser Export vermehre. Er bedauere, daß das Einkommen nicht progressiv zur Beitragsleislung herangezogen'. werde, und ersuchte schließlich die Regierung, bei der Vergebung der Investitionsafibeiten auoh das christliche Kleinge­werbe zu unterstützen. Oberhausmitglied Höpfner erklärte, daß der Hausbesitz in übertriebenem Maße be­lastet werde. Infolgedessen sei zu befürchten, daß viele Hausbesitzer infolge dieser Vorlage zugrunde gehen wer­den Um so unverständlicher sei das Vorgehen der Re­gierung, als heute bereits ein großer Teil des Haus­besitzes sich in christlichen Händen befinde. Er nehme indessen die Vorlage an, da darin große nationale Inter­essen auf dem Spiele stehen. Auch Newton, Roland v. Eötvös und die Relativitätstheorie* Von Friedrich ECKSTEIN. Nach der Lehre des Aristoteles ist jede Bewegung der Übergang aus einem nur möglichen Zustande in einen wirklichen. Dies ist jene teleologisch-biologische Auffas­sung alles natürlichen Geschehens, demzufolge die mate­riellen Vorgänge eine „Bntelechie“ därstellem, die Erfül­lung eines vcrauslbestimmten Zweckes, so daß ein jeg­liches Ding sich unaufhörlich dlem von Gott gewollten Ort und Endzustand entgegenbewegt. Diese Anschauung beherrschte als ein religiöser Glaubensartikel das ganze Mittelalter, und erst den Geistern der Renaissamcezeit gelang es allmählich, sich von ihr loszusagen, als ihnen die Relativität von Bewegung und Ruhe aufeudämmern begann. Entscheidend hiefür war vor allem Galileis Erkennt­nis, daß mechanische Vorgänge die gleichen bleiben, ob sie nun in einem ruhenden oder einem gleichförmig be­wegten Räume vor sich gehen. Wenn in meinem Zim­mer der Lüster herabstürzt, so befindet er sich nach dem Fäll senkrecht unter der Aufhängestelle. Dies aus dem Grunde, weil der Raum während des Abstürzen» in Ruhe verblieben war. Geschieht das gleiche aber in der Kabine eines gleichförmig ohne Beschleunigung bewegten Bootes, so stürzt der Lüster zwar für den mitfährenden Beob­achter ebenfalls senkrecht herab; für einen am Ufer un­bewegt Zusehenden aber nicht, weil er die inzwischen von dem Boote euriiokgelegte Fahrt mitbeobachtet. Darum kann man auch auf einem gleichförmig be­wegten Boote ebensogut Billard spielen, wie in einem Unbewegten Zimmer. Man weiß ja, daß Huyghens diesen Umstand und die Fiktion eines gleitenden Bootes benützt bat, um aus jener Relativität der Bewegung die Gesetze ries elastischen Stoßes abzuleiten. Aber nicht allein für éie Mechanik gilt dieser Grundsatz dter Relativität; auch die eltromagnet.ischen Vorgänge folgen ihm, und dies ist eine von den wichtigsten Erkenntnissen der modernen Physik. Gilt nun aber das Prinzip von der Relativität der Bewegung bloß für gleichförmig-unbeschleunigte Ver­schiebungen des Beöbaohtimgsfeldes, wie die „spezielle“ Relativitätstheorie es behauptete, oder gilt es auch für be­schleunigte und rotierende Bewegur.gssysteme? Daß nun auch diese Erweiterung der ..speziellen“ zur „allgemeinen“ Relativitätstheorie vollkommen berechtigt sei, unterliegt jetzt keinem Zweifel mehr. Dieses Prinzip wird vielleicht am besten durch Sir Isaaie Newtons berühmten „Eimer­versuch“ deutlich gemacht. Für Newton war jede Rota­tion in ihrer Beziehung zum unendlichen, unbewegten Raum eine absolute und keineswegs bloß relative Be­wegung. Die Bestätigung hiefür erblickte er in der Ab­plattung der Erde an den Polen, die er aus dieser Rotation und den daraus folgenden Fliehkräften erklärte. Denn reale Fliehkräfte können doch unmöglich durch einen bloß vorgestellten Wechsel der Beziehung zum Raum­system entstehen. Dem experimentellen Nachweise dieser Biebauptung sollte nun der „Eimerversuch“ dienen. Das in einem zylindrischen Kübel ruhig stehende Wasser behält seine ebene Oberfläche, solange die Flüssig­keit nicht in Rotation versetzt wird; geschieht dies aber, so steigt das Wasser an den Rändern des Eimers empor, weil die nun in der Flüssigkeit auf tretenden Fliehkräfte das Wasser von der Drebungsaxe hinwegtreiben. Newton versetzte nun das Gefäß in rasche Umdrehung, während eine Zeitlang hindurch das Wasser darin, von der Rota­tion noch nicht mitgenommen, in Ruhe verblieb. Aus dem Umstande, daß der rotierende Eimer auf das noch ruhend gebliebene Wasser keine Fliehkräfte ausübte, schloß Newton, daß die rotierende Bewegung eine absolute sein müsse. Gegen Newtons Meinung, mit dem Eimerversuch sei die Relativität rotierender Bewegungen experimentell widerlegt, hat aber schon Ernst Mach eingewendet, der Versuch -beweise nichts; weil die Masse des Eimers viel zu gering gewesen sei, als daß solche sichtbare Schwere» Einwirkungen auf das Wasser hätte erwartet werden kön­nen. „Niemand kann sagen,“ heißt es in Machs „Mecha­nik“,. „wie der Versuch verlaufen würde, wenn die Gefäß­wände immer dicker und massiger, zuletzt mehrere Meile« dick würden.“ Es leuchtet Cin, daß Mach mit dieser Bemerkung einen der Grundgedanken der „allge­meinen Relativitätstheorie“ vorweggienommen hat. Es müßte also auch in Erwägung gezogen werden, ob nicht die Abplattung der Erde an den Polen bei einer still­­stehend gedachten Erde zustande kommen könnte, wenn das Universum als sie im entgegengesetzten Sinne um­kreisend vorgestellt würdte, ähnlich wie bei Newtons Eimer das Wasser. Anders ausgedrückt, ob nicht das durch Flieh­kräfte erzeugte „Trägheitsfeld“ der Erde durch ein mit ihm identisches „Schwerefeld“ ersetzt werden könne? Um hier Klarheit zu schaffen, ist versucht worden, Newtons „Eimerversüch“ mit neuen, weitaus vollkom­menerer. Hilfsmitteln zu wiederholen, um endlich die Acjuivalenz der trägen und der schweren Masse auch bei Rotationsbewegungen nachzuweisen. Es ist versucht wor­den, diese Frage im Sinne von Mach dadurch zu lösen, daß man höchst empfindliche Torsionswaagen in der Achsenrichtung gewaltiger Schwungräder montierte,.um ZU beobachten, oh die Drehwaage von der gravitierenden Masse des schnell laufenden Rades eine Einwirkung er­fahre. Aber auch die größten Schwungräder, die bisher zur Verfügung standen, waren noch immer nicht schwer genug, um einen sichtbaren Ausschlag der Drehwaage zu erzielen. Viel erfolgreicher waren jedoch die Versuche, dia Roland Eötvös, der Sohn des berühmten Schriftstellers,, gleichfalls mit sehr empfindlichen Torsionswaagen, ange­­s teilt hat. Für ihn, der schon vorher mit seinem „Schwere-, Variometer“ die Größe der Erdschwere an vielen Orten festgesteltt halte und damit sogar die geologischen Ver­hältnisse in den Tiefen der Erde zu erforschen vermochte, kam es nun vor allem darauf an, die Identität des Träg- , beitsfeldes der Erde mit ihrem Gravitatiomsfelde nachzu­­weisen, was ja gerade auch das Problem bej . Newtoni u Eimer versuch“ gewesen war.

Next