Pester Lloyd - esti kiadás, 1942. március (89. évfolyam, 49-73. szám)

1942-03-02 / 49. szám

Montag, 2. märz 1942 PESTER ILOYD László y. Bárdossy über die Berufung der intellektuellen Jugend Eine große Rede des Ministerpräsidenten am Festabend zugunsten eines Koioman v. Darányi Studentenheimes Dem anwesenden Stellvertreter des Reichsverwesers bereitete das Publikum begeisterte Ovationen Der Verband Soli Deo Gloria beabsich­tigt, in der Hauptstadt für die protestan­tische Jugend ein Studentenheim zu errich­ten, das nach dem verstorbenen großen Staatsmann Koioman v. Darányi benannt werden soll. Der Zweck des Studentenhei­mes besieht in der nationalen und religiös­moralischen Ausbildung der ungarischen Jugend im Geiste der Landesverteidigung. Aus den Komitaten und Städten sollen die fähigsten Kinder der ärmsten und kin­derreichsten Familien auserwählt werden, die schlummernden Talente geweckt und aus ihnen seelisch, geistig und praktisch in gleichem Maße hervorragende Werte erzogen werden. Die Bestrebungen des Verbandes wur­den im ganzen Lande mit großem Ver­ständnis aufgenommen. Die Hauptstadt Budapest hat für diesen Zweck ein Grundstück dm Ausmaß von 1300 nv ge­spendet. Die Errichtung des Studentenhei­mes erheischt einen Kostenaufwand von 4.5 Mill. Pengő. Zweidrittel dieser Summe sind bereits sichergestellt und zur Beschaf­fung des Restbetrages hat der Innenmini­ster die Bewilligung zu einer im ganzen Lande durchzuführenden Sammlung er­teilt. Diese Sammlung beginnt am 1. März und die Einleitung dieser Sammlungs­aktion war der Festabend, der Freitag im Hause der Ungarischen Kultur abgehalten wurde. Redner des Festabends war Mini­sterpräsident kgl. ung. Geheimer Rat Dr. László v. Bárdossy. Der Zuschauerraum des Theaters war von einem zahlreichen vornehmen Publi­kum besetzt. Anwesend waren der Herr Stellvertreter des Reichsverwesers Sc. Durchlaucht vitéz Stefan v. Horthy, der am Eingang des Theatergebäudes vom Staalssekretär kgl. ung. Geheimen Rat Dr. Stefan Fay v. Fáj und mehreren Mitglie­dern des Komitees empfangen und in die Loge des Staatsoberhauptes geleitet wurde. Es hatten sich eingefunden: Ministerpräsi­dent kgl. ung. Geheimer Rat Dr. László v. Bárdossy. Innenminister vitéz Dr. Keresz­­tes-Fischer, Kultus- und Unterrichtsmini­ster Dr. Höirian, Industrieminister Dr. Varga, Justizminister Dr. Radocsay, Acker­­bauminister Baron Bánffy, in Vertretung des Honvcdministers Generalmajor Mattya­­sovszky. unter der Führung des Bischofs Dr. László Ravasz die leitenden Persön­lichkeiten der protestantischen Kirche, Oberbürgermeister kgt. ung. Geheimer Rat Dr. Eugen Karafiátb, der Präsident dér Partei Ungarisches Leben vitéz Béla v. Lu­kács, die Staatssekretäre Franz v. Börczay, Stefan v. Bárczy, Dr. Zsindely, Stefan v. Fáy; vitéz Nikolaus v. Bonczos, Ludwig Szász und Stefan v. Lossonczy Sehr zahlreich waren auch die Mitglieder des Oberhauses und des Abgeordnetenhauses erschienen, ferner sah man Frau Dr. Koioman v. Da­rányi mit ihren drei Töchtern, Georg v. Darányi mit Gemahlin und Frau Béla v. Darányi. Ferner waren die Universitäten und Hochschulen des Landes vertreten. Schließlich bemerkte man auch die Pro­fessoren der protestantischen theologischen Fakultäten, sämtliche Mitglieder der Buda­­pester protestantischen Seelsorgerschaft, zahlreiche Obergespkne, Bürgermeister aus der Provinz, unter der Führung des Bür­germeisters Karl Szendy sämtliche haupt­städtischen Magistratsräte, Delegierte der einzelnen Ministerien, der Behörden, der verschiedenen Körperschaften usw. Der Abend war auch in seinen Äußerlich­keiten schön und festlich. Die Herren tru­gen ungarische Kleidung oder einfache schwarze Anzüge, die meisten Damen wa­ren in Abendkleidern mit ungarischen Mo­tiven erschienen. Als Se. Durchlaucht der Herr Stellver­treter des Reiohsverwesers Stefan v. Horthy in der Loge des Staatsoberhauptes erschien, erhoben sich die Anwesenden und bereite­ten ihm minutenlang währende begeisterte Kundgebungen. Sodann gin,« der Vorhang auf und die Universitätschöre stimmten un­ter der Stabführung von Nikolaus Forray das Credo an, das vom Publikum stehend angehört wurde. Hierauf-‘ trugen die Un­­versitätschöre das Lied „Iluszt“ von Kodály vor, worauf Franz Kiss vorn National­­theater das Gedicht „Magányban“ von Arany mit großem Erfolg deklamierte. Die Ansprache des Bischofs Ravasz Sodann betrat kgl. ung. Geheimer Rat Dr. László Ravasz die Rednertribüne, um di« Gedenkrede auf Dr. Koioman v. Da­rányi zu halten. Bischof Dr. Ravasz sprach über die Laufbahn des verstorbenen Staatsmannes und über dessen seelische Eigenschaften. Er bptonte, daß der schweigsame, aber scharf bobaciitende große Staatsmann, der auch gesunden Hu­mor besaß, alle Charaktereigenschaften des wahren ungarischen Gentleman in sich ver­einigte. Am Zenit seiner Laufbahn müßte er das tragische Schicksal erleiden, von dem manche unserer verstorbenen führen den Persönlichkeiten betroffen worden sind. Er starb, bevor er seine Arbeit voll­enden konnte, aber sein Werk war für das Ungartum, hauptsächlich'aber für die un­garische Jugend ein wahres Sämannswerk. Die Rede des Bischofs wurde von den Anwesenden mit stürmischem Beifall auf­­genomrnen. Sodann brachte der Chor der Mädchen­­«rziehiingsansta 11 Baar-Madas unter der Stabführung von Ida T. Szekeres das Lied „Semmit se bánkódjál' von Kódály-Kdfosi zu Gehör, worauf der Klaviervirtpuse Mi­chael Hajdú seine Komposition „Este a székelyeknél“ vorlrug. fen ist, durch deren Übernahme die Jugend eine aufbauende Rolle im Le­ben der Nation erfüllen kann. — Jung zu sein, ist nicht bloß ein physischer, sondern auch vornehmlich ein geistiger Zustand. In der Jugend steckt stets irgend etwas Immaterielles. Der junge Mensch ist noch nicht von den Ranken des Interesses und des Nutzens umsponnen. — Seine Seele wurde von der Sorge noch nicht in Fesseln geschlagen. Er kommt aus dem glücklichen Lande der Spiele. In seiner Seele zeichnen sich noch klar und ungebrochen die Ideale ab, zu denen er mit tapferen Schritten den Weg anlritf. — Die Jugend ist die sich ewig er­neuernde Nation. Und aus diesem Grunde verkörperl sich in ihr irgend­wie die Nation selbst. Sie ist die leben­dige Kette zwischen Gegenwart und Zukunft. Sie lebt nicht mehr ganz in der Gegenwart und hat die Zukunft noch nicht erreicht. Als oh sie irgend­wie jenseits der Zeit lebte, im schwe­benden Flug, gleichsam am Rain zwi­schen Absicht und Verwirklichung Gleichzeitig bildet sie die lebendige Verbindung zwischen den Teilen der Nation, zwischen den verschiedenen Gesellschaftsschichten. Denn wiewohl sich einer auch jung nennt, ist er es nicht, wenn er sich bereits zur beson­deren Gemeinschaft dieser oder jener Gesellschaftsklasse bekennt und nichl zur Gemeinschaft der ganzen ungeteil­ten Nation. — Die Jugend gehört aber nur so lange wirklich der ganzen Nation, als sie. in ihrem zukunftstürmenden Drang für keinen Augenblick aus der Gemein­schaft des ewigen ungarischen Schick­sals herausfällt — so lange, als sie die­ses gemeinsame Schicksal auf sich nimmt, sich als Ungar fühlt und weiß, und als Ungar der Aufgabe gerechl werden will, die sie sich steckt. — Goethe schreibt irgendwo, daß wir nur das wirklich verstehen können, was wir lieben. Und wenn wir unser Ver­ständnis voll, lief und fehlerlos gestalten wollen, so müssen wir unsere Liebe zur Leidenschaft steigern. — Im Leben der Nation kann nur eine Jugend eine aufbauende Rolle haben, die mit dieser Leidenschaft alles 'liebt, was ungarisch ist. Das Volk, das Blut von ihrem Blute ist, den Land­mann, den physischen und geistigen Arbeiter und alle, die in irgendeiner Form, auf irgendwelche Arl der Sache ihrer Nation dienen; die Vergangenheit der Nation, ihre durch Jahrhunderte geheiligten, aber sich im althergebrach­ten Geiste stets erneuernden Lebens­formen. — Die Vergangenheit ist der Spiegel, in dem die Nation sich selbst erblickt. Wehe der Generation, die allzu oft in diesen Spiegel blickt! Aber wehe auch jenem Geschlecht, das niemals einen Blick in ihn wirft! Nur die Generation kann groß werden, die die Größe der ungarischen Vergangenheit nichl ver­gißt. aber sich auch nicht darin ver­senkt. — Glaube, Überzeugung, Dienst — und wenn nötig auch Opferbereit­schaft: aus diesen Elementen setzt sieh das klar erglänzende Metall der Ju­gend zusammen. — Am Leben der Nation kann nun eine Jugend ihren Anteil haben und ein Wort mitreden, die des Glaubens fähig ist, des Glabens an das Ungar tum und an die Zukunft der Nation, des Glaubens an eine höhere Gerech­tigkeit, an die Ideale, die sie zum Han­deln anspornen. Des Glabens daran, daß ihre Ideale verwirklicht werden können und des Glaubens an sich selbst, an die eigene Kraft. —: Dieser. Glaube soll aber, kein ver­flackerndes Licht am Antlitz der Ju­gend bleiben, sondern tief wurzelnde Überzeugung. Der rasch verglimmende Glaube ist kein Glaube, wie es auch keine Liebe ist, die in kurzer Zeit ver­siegt. Darum sind Kraft und Festigkeit der Überzeugung notwendig, denn nur mit ihrer Hilfe kann man auf dem ge­wählten und richtig befundenen Weg harren. Die Nation hat gar keinen Nutzen an denjenigen, die immer wie­der von sich selbst Abschied nehmen und stets neuen und noch neueren Idealen nachjagen. Beharrlichkeit bei­det die Kraft der Seele, und Beharrlich­keit ist die Gewähr für den Erfolg der Arbeit. — Glaube und Überzeugung iun not, nicht aber der nach, ihrem Bilde ver­kleidete Fanatismus, hinter dem zu­meist eitle Überhebung, verblendeter und verbissener Starrsinn lauern. Nur der Schlafwandler wird auf seinem Wege von keinen Zweifeln und Besorg­nissen begleitet. Für den Schlafwand­ler gibt es keine Tiefen und keine Höhen, denn der Schlafwandler sieht nichts. — All das, worüber wir bisher spra­chen: Liebe, Glaube, Überzeugung, Be­harrlichkeit, ist nur darum notwen­dig, damit der Dienst, den die Jugend an der ewigen unvergänglichen Nation auf sich nimmt, je fruchtbarer, je er­folgreicher werde. Dienst: dies ist der Begriff, in dem sich die Berufung der Jugend am stärksten verkörpert. — Heute wird viel, vielleicht zu viel über Opfer gesprochen. Wozu diese großen Worte? Ohne Zweifel hat auch das Opferbringen seine Zeit. Die Na­tion erwartet aber in erster Reihe Dienst von uns, in kleinen wie in gro­ßen Dingen des alltäglichen Lebens, Dieses Wort ist bescheiden, ohne über­flüssige Demut zu enthalten. Es bedeu­tet das Darbieten unseres Verstandes, unserer Hände, unserer Arbeit für uns alle. Für die Gemeinschaft, der wir un­trennbar angehören. In allen kleinen Dingen, auch in unseren eigenen Ange­legenheiten, dienen wir dieser Gemein­schaft. Dienen svir ihr also in Treue, Ehrlichkeit, ■ selbstlos, aber selbst­bewußt und niemals auf Kosten- unse­rer Selbstachtung. Niemals in einer Weise, daß auf die Ehrlichkeit und die Uneigennützigkeit unseres Dienstes ein Fleck oder ein Schatten falle. — Solcher Dienst, und nicht Agita­tion, ist der wahre Weg und die Avahre Art der Verwirklichung der Ideale. Wie wir ja auch, wenn wir unsere Ideale in Taten umsetzen, nicht den äußeren per­sönlichen Erfolg, noch den eigenen Ruhm als Ziel verfolgen, sondern stets das Interesse der nationalen Gemein­schaft. Darum sollen wir noch so schil­lernden, noch so gefälligen Gedanken zuliebe die nüchterne Klugheit — diese altererbte Tugend unserers Volkes — nicht verlassen, die Maß hält und damit rechnet, daß Avir uns zwischen den oft engen Schranken der Möglichkeiten be­wegen. — Was erwartet nun über all dies hinaus die Nation von der ungarischen Jugend? — Sie erwartet von ihr vor allem, daß sie die Keimzelle der nationalen Einheit sei und in den heute noch viel­fach peinlichen und schmerzvollen Mißton der sozialen Differenzen und Gegensätze den Ausgleich bringe und nicht zulasse, daß die in den Seelen be­reits anklingende Einheit durch unduld­same Gehässigkeit aufgelockert oder gar zersetzt werde. Die Nation erwartet, daß die ganze Jugend mit mutiger Hand die Verwirklichung der sozialen Gerechtig­keit vorwärtstrage. — Wir treten am heutigen Tage in den Monat März ein. März ist der Mo­nat des Frühlings und der Jugend. Die Äcker liegen noch unter der weißen Schneedecke, doch unter • ihr entfalten .sich schon die Keime des siegreichen Lebens. Dieser Frühling wird ein sehr schwieriger sein. Wir stehen im Kriege, und das fordert fürwahr Opfer und Entbehrungen von uns. Ich glaube aber unerschütterlich daran, daß die Kraft der Nation und vor allem der beflügelte Schwung der ungarischen Jugend uns über alle Fährnisse und Heimsuchungen hinweghelfen werden. — Der Jugend, die jetzt den schwe­ren Weg des Lebens an tri It, möchte ich noch eine Botschaft mit auf den Weg geben. Eine Botschaft aus der Vergangenheit. Die Botschaft Nikolaus Die Rede des Ministerpräsidenten Nunmehr ergriff Ministerpräsident Dr. László v. Bárdossy zu seiner Fest­rede ,,Uber die Berufung der intel­lektuellen Jugend“ das Wort. — Die Veranstalter der heutigen schönen Feier wünschen von mir, daß ich über die Berufung der ungarischen intellektuellen Jugend spreche. Die Auf­gabe ist nicht leicht. Denn kann man dem Frühjahrswinde, der das Ver­sprechen des fruchtbaren Sommers bringt, einen Weg weisen und seine Richtung bestimmen? Kánn und darf der Mann, der schon mit dem Auge der älteren Generation das Leben, seine Ge­gebenheiten, Möglichkeiten und Schran­ken betrachtet, über die Berufung der Jugend sprechen? — Das, was wir als unsere Berufung empfinden, entspringt der liefsten Schiebt der Seele. Aus jener tiefsten seelischen Tiefe, wohin sie als ein Licht­strahl von himmlischen Kräften proji­ziert worden war. Die Berufung ist keine Rolle, keine Aufgabe, keine Be­trauung, sondern die unveränderliche Form unseres Lebens, die Offenbarung unseres Selbst, die ruhmreich oder tra­gisch sein, Sieg oder Niederlage durch ihre Erfüllung bringen kann, in die dreinzureden aber unmöglich ist. Zu­mindest in der Weise, daß unsere Fest­stellungen eine Änderung oder Wand­lung daran durchführen könnten, was einer in seiner Seele einmal schon als seine wahre Berufung auf sich genom­ment hat. Tat er es aber nicht in dieser Weise, lohnt es sich dann, viel Worte darüber zu verlieren? — Jung zu sein im geistigen Sinne des Wortes, mit gläubiger Seele jung zu sein, für die Überzeugung den Kampf aufzunehmen und mit voller Bereitschaft zu dienen, ist an sich schon eine Berufung, ein Programm. Die Erfüllung oder der Zusammen­bruch dieser Berufung ist nicht mehr unser Schicksal, sondern das Schicksal derjenigen, deren die Arbeit und die Kämpfe zukünftigen Lebens harren. Sie stehen mit ihrem Antlitz der auf­gehenden Sonne gegenüber. Wir stehen auf der Seite, wohin die Schatten fal­len. Schatten, in denen Besorgnisse und Zweifel lauem. — Es wäre demnach klüger, das Problem umzukehren. Wir müßten nicht die Frage untersuchen, worin die Berufung der Jugend bestehen soll, sondern die, wie die Berufung beschaf­ 8

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