Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1943. július (90. évfolyam, 145-171. szám)

1943-07-01 / 145. szám

DONNERSTAG, 1. JULI 1943 PESTER ILOYD MORGENBLATT —. ' Italienische Betrachtungen Uber die Invasionsfrage Nüchterne Erwägung der feindlichen Pläne Telephonische Meldung unseres Berichterstatter! Born, 30. Juni Die Gründe, weshalb die Anglo-Ameri­kaner ihre gegen den europäischen Konti­nent gerichteten Landungsversuche gerade tn Italien und nirgendsonst unternehmen dürften, werden hier von einer Reihe von Blättern mit Ausführlichkeit und Logik dargelegt. Nach der Eliminierung von Spa­nien und der Türkei, 'deren Neutralität die Anglo-Amerikaner, wie man hier meint, doch nicht zu verletzen wagen werden, und der Beiseitelassung Norwegens, verbleiben, nach hiesiger Ansicht, lediglich drei Ge­biete, wo der Gegner einen Landungsver­such unternehmen konnte. Diese drei Ge­biete seien: Italien mit den ihm vorgelager­ten Inseln, die französische Seeküste und die Balkanhalbinsel. Um einen Überfall auf die französische Südküste zu unter­nehmen, so lautet die hiesige Argumentie­rung, müßte der Feind vorerst von Sar­dinien und Korsika Besitz ergreifen; um einen Angriff auf die Balkan-Halbinsel zu wagen, müsse er zunächst Sizilien erobern, damit er auf diese Weise zuvor vollkom­mene Freiheit und Sicherheit für seine Schiffstransporte nach dem östlichen Mittel­meer erhalle. Aus dieser Beweisführung folge, daß, von welcher Seite man das Pro­blem auch betrachten wolle, der Gegner unter allen Umständen zuerst Italien bzw. die ihm vorgelagerten Inseln angreifen müsse. Hiezu komme noch die Tatsache, meint Pavolini im Messaggero, daß die Amerika­ner nun endgültig erkannt hätten, daß an der Ostfront vorläufig weder die Russen noch die Deutschen zu einer Offensive übergehen werden. Die Deutschen wollen ihre Kräfte, 'die sie für die Abwehr einer Invasion im Westen benötigen, im Osten nicht vergeuden, und die Sowjetrussen wollen nichts unternehmen, ehe die Anglo- Amerikaner durch eine geglückte Landung die zweite Front eröffnet halben, und sie ihre Aktionen auf diejenigen ihrer Verbün­deten abstimmen können. Dieser Sachver­halt, meint Pavolini, drängt geradezu die Anglo-Amerikaner dazu, so rasch als mög­lich einen Landungsversuch, und das gerade in Italien, zu unternehmen, einen solchen An­griff, den man als „unmittelbar bevor­stehend“ betrachtet. Diese Feststellung, er­klärt Pavolini abschließend, treffe man italienischerseits, ohne im geringsten zu befürchten, den Wirkungen des Nerven­krieges zu erliegen. Man trifft sie vielmehr in aller Ruhe und Nüchternheit, um die Nation daran zu gemahnen, daß man, da man nun am Vorabend des feindlichen Angriffs stehe, auch die Wachsamkeit ver­doppeln und verdreifachen müsse, ebenso wie alle Anstrengungen darauf gerichtet sein sollen, zu verhindern, daß eine Lan­dung des Feindes, die ihm vorübergehend glücken könnte, von einem weiteren Vor­dringen in das Innere des Landes gefolgt werde. - Georg Popoff Vor einer Umbildung der USü-Regierung? New York Times: Unlösbares Dilemma der innenpolitischen Lage London, 30. Juni (INB) Die mit dem Konflikt zwischen dem Vizepräsidenten Wallace und dem Wirtschaftsminister Jones in der USA­­Regierung ausgebrochene Krise hat in Lon­don peinlich überrascht. Die Londoner Blätter veröffentlichen ausführliche Berichte ihrer Washingtoner Korrespondenten zur Entwicklung, die meinen, daß angesichts der engen Beziehungen zwischen Wallace und Roosevelt kaum ein Zweifel daran be­stehen könne, daß Wallace Roosevelfs Zu­stimmung hatte, als er den Wirtschafts­minister öffentlich obstruktionistischer Tak­tiken beschuldigte. In englischen politischen Kreisen mißt man den Auseinandersetzungen zwischen Wallace und Jones erhebliche grundsätzliche Bedeutung bei und sicht darin ein weiteres Anzeichen dafür, daß die USA schweren Erschütterungen entgegengeben. Mit einer Umbildung der USA-Regierung sei zu rech­nen. Berlin, 30. Juni (TP) In der Wilhelmstraße wies man auf eine Auseinandersetzung zwischen dem USA-Präsidenlen Wallace und dem Handels­­minisler Jones hin. Wallace beschuldigte in einer Erklärung, die er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Amtes für wirtschaft­liche Kriegsführung abgab, den Handcls­­minister, daß er um eigener Vorteile willen wichtige Kriegsaufgaben vernachlässigt habe, worauf Jones antwortete, die Erklä­rungen von Wallace zeugten von Bosheit und beruhten auf falschen Behauptungen. Diese Auseinandersetzung sei, so meint man in der Wilhelmstraße bemerkenswert, als ein Symptom der Gegensätze, die in den USA zwischen den Dilettanten und den Fachleuten bestünden. Jones sei zweifellos ein Mann, der von seinem Ressort etwas verstehe; gegen ihn erhebe nun Wallace als Repräsentant der Rooseveltschen Dilet­­tantenclique den Vorwurf, daß er an dem Nicht funktionieren der Kriegsproduktion schuld sei. Diese Spannung, die über den erwähnten Einzelfall hinaus in dem Sektor der Kriegsproduktion der USA allgemein fcstzustellen sei, sei1 zusammen mit den sozialpolitischen Spannungen, gegen die Roosevelt ebenfalls machtlos sei, für die weitere Entwicklung der amerikanischen Kriegsführung von Bedeutung. Genf, 30. Juni Aus Washington wird gemeldet: (DNB) Die Blitzabstimmung, mit der der Kongreß das Veto Roosevelts zum Anti­streikgesetz überstimmte, war der Höhe­punkt einer Kongreßrebellion gegen die innere Politik Roosevelts — schreibt New York Times in einem Artikel, in dem das Blatt die innere Lage der USA als ein „un­lösbares Dilemma“ bezeichnet, das durch das konstitutionelle System der Teilung der Regierungsgewalt verursacht worden sei. Das Blatt kritisiert die Einstellung des Kongresses, da — wie es ausführt — das ganze Land in der Patsche sitze, wenn Roosevelt in der Patsche sitze. Diese Mit­arbeiter Roosevelts seien es nämlich, die den Kongreß wegen jeder Meinungsäuße­rung, die gegen die Meinung des Präsiden­ten steht, beschimpften und jede Ableh­nung Rooseveltscher Vorschläge durch den Kongreß werde von ihnen als ein Fehler angeprangert. Das konstitutionelle System der Teilung der Regierungsgewalt verhin­dere es, daß der Präsident den Kongreß zur Annahme seiner Politik zwingen könne. Der Kongreß seinerseits aber könne den Präsidenten hindern, das zu tun, was er wolle. Er könne ihn aber nicht seinen Wünschen gefügig machen. Bei dieser Sach­lage könne die Öffentlichkeit — so stellt das Blatt fest — für Mißerfolge keine Ver­antwortlichen festlegen. Das Blatt sieht eine Lösung aus diesem Dilemma nur, wenn sich Präsident, sowie Kongreß vom Parteigeist und von den politischen Manö­vern freimachten, denn nur dieser Weg führe, so meint das Blatt, aus dieser poli­tischen Tragödie unberechenbaren Aus­maßes heraus. Straßensperrung für Pilger in Arabien Straffreiheit für Massendesertierungen im Iran Mersina, 30. Juni (Interinf) Die ganze Wüste zwischen Damaskus, Amman und Mekka ist heute militärische Zone geworden. Dies geht aus der neuesten saudi-arabischen Verfügung hervor, die die von Syrien und Palästina längst des Roten Meeres nach Mekka füh­rende alte Pilgerst'raße für Kamel-Reisende sperrt. Die Benützung der Straße soll nur noch mit Kraftwagen gestattet sein. Die Verordnung erinnert an eine etwa vor einem Jahr bekannt gewordene Meldung, wonach diese für den strategischen An­schluß der arabischen Halbinsel an das ägytisch-vorderasiatische Netz wichtige Straße, die bereits im letzten Weltkrieg eine Rolle gespielt hat, für heutige An­sprüche ausgebaut und asphaltiert werden soll. Die neue Pilgerverfügung sieht weiter die Ausstellung von dessen für kainelrei­­sende Pilger vor, in die die einzuschlagcnde Route genau eingetragen wird. Derartige Pässe können verweigert werden, wenn der Reisende nicht den gültigen Anforde­rungen politischer Zuverlässigkeit ent­spricht. Die Pilgerreise auf der neuen Ifeer- straße soll künftighin in geschlossenen Transporten in Kraftwagen erfolgen. (MTI) Ankara, 30. Juni (INB) Der irakische Regent Abdul lllah hat, nach hier vorliegenden Meldungen, entsprechend einen Vorschlag des iraki­schen Ministerpräsidenten Nuri Said eine Amnestie erlassen, derzufolge alle diejeni­gen Offiziere und Mannschaften der iraki­schen Armee, die eigenmächtig ihren Truppenteil verlassen haben, straffrei blei-ben, jwenn sie innerhalb einer gewisser! Frist wieder zu ihren Truppenteil zurück* kehren. Wie dazu aus Bagdad bekannt wird, sind während der letzten Monate seit dem iraki* sehen Kriegseintritt mindestens 20 Prozent des gesamten Armeebestandes desertiert. Ein ganzes Beduinenregiment habe sich’ nach- dem Aufruf Nuri Saids über den be­vorstehenden Einsatz der irakischen Armee in alle Winde zerstreut, so daß es praktisch nicht mehr besteht. Churchill kündigt schwere Kämpfe an „Ehe die Blätter des Herbstes fallen“ Amsterdam, 30. Juni (DNB) Winston Churchill hat heute, wie der britische Nachrichtendienst meldet, an­läßlich seiner Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt London eine Rede gehalten, die mit der Prophezeiung begann, daß „schwere Kämpfe im Mittelmeer und anderswo sich ereignen werden, ehe die Blätter des Herb­stes fallen“. Weiter wiederholte er, daß England von seinen Gegnern „bedingungs­lose Unterwerfung“ verlangen wolle und daß sie sich seiner „absoluten Rechtsspre­chung und Gnade unterwerfen müßten“. England selbst, so fuhr er dann fort, „suche keinen Gewinn, wolle keine Gebiete oder Vergrößerung, erwarte keinen Lohn und werde keinen Kompromiß annehmen“. Nachdem Churchill über die angeblichen U-Boot-Verluste der Achsenmächte im Mo­nat Mai gesprochen hatte, erklärte er unter Bezugnahme auf die Bombardierung des Ruhrgebietes, daß sobald die Nächte länger würden und sich die Luftflotte der Ver­einigten Staaten vergrößern würde, es in Deutschland „keine Industrie oder kein militärisches Ziel mehr geben werde“, das nicht den Angriffen bis zum äußersten aus­gesetzt sein werde. (MTI) Amsterdam, 30. Juni (DNB) Wie aus dem englischen Nach­richtendienst hervorgeht, erklärte Churchill im weiteren Verlaufe seiner Rede, daß die Macht der USA in England keine Furcht 3uslöse und daß „die Vorrangstellung der USA in der britischen Brust keine Eifer­sucht aufkommen läßt“. Die Zukunft der Welt, führte er weiter aus, hänge von der Genauigkeit der Abstimmung der Politik der USA und des britischen Empire ab. Wenn sie vereint marschieren würden, werde alles gut werden. Sollte, so ver­sicherte er weiter, ein Sieg über die Achsen­mächte errungen werden können, ehe Japan am Boden liege, so erkläre er erneut, daß jeder Mann, jedes Schiff und jedes Flugzeug Englands, die nach dem Pazifik überge­bracht werden könnten, dorthin gehen und dort in Aktion verbleiben würden, so viel Jahre lang, wie es notwendig sein würde, um Japan zur Kapitulation zu zwingen, oder „ins Gras beißen“ zu lassen. Churchill behauptet weiter, daß es ge­lungen sei, die U-Boot-Gefahr wesentlich einzudämmen. Churchill rühmte dann die Menge von Spreng- und Brandbomben, die die RAF auf deutsche Städte ab werfen, und fand anerkennende Worte für den Einsatz der USA-Luftflotte bei den Terror­­angriffen auf die deutsche Zivilbevölke­rung. Er kündigte die Absicht an, nach den Angriffen auf die großen Städte Deutsch­lands auch die kleinen Städte mit Bomben zu belegen. Churchill gab in diesem Zu­sammenhang zu, daß es sich um einen „Generalangriff auf die deutsche Moral“ handele. Anschließend richtete er jedoch „war­nende Worte an die englische Bevölkerung“. Zunächst seien, so sagte er, alle großen mi­litärischen Operationen dem Risiko und den Zufällen des Kriegsglücks ausgesetzt. Jede Zustimmung, die sich in übermäßigem Ver­trauen äußere, müsse mit aller Härte unter­drückt werden. Alle großangelegten Land­­und Seeoperationen benötigten lange Mo­nate der Orgnaisalion. (MTI) Zunehmende Wirtschaftsscimierigheiten in Mittel- und Südamerika Bericht des Expertamtes der USA Buenos Aires, 29. Juni (DNB) Der Chef der Ausfuhrabteilung des USA-Amtes für den Wirtschaftskrieg, Lazo, stellte die äußerst bedenkliche Lage mehrerer sücamerikanischer Länder in einem ausführlichen Bericht über seine Reise durch den größten Teil des Kon­tinents fest. Danach nähmen besonders in Zentralamerika die Wirtsohaflsschwierig­­keiten ständig zu. In Costarica beispiels­weise seien die Lebenshaltungskosten un­geheuer gestiegen, besonders weil das dort stationierte USA-Militär jeden Preis zahle. Costarica exportiere, was immer es könne, nach der Panamakanalzone. Die Bevöl­kerung leide daher selbst größten Mangel. So halbe es z. B. in der Hauptstadt San Jósé wochenlang kein Brot Xder Mehl ge­geben. Auch in Panama sei diie Lage ähn­lich. Die Preise seien schwindelhaft ge­stiegen, während der Lebensstandard zu­rückgehe. Die Lebensmittelvorräte seien aufgebraucht und die Kaufleute nicht im­stande, diese zu ergänzen. Auch dort würde dem USA-Militär alles zur Verfügung ge­stellt. Ebenfalls seien Ekuador und Bolivien schlimm daran. Lazo vergleicht Bolivien mit Chicago, das etwa die gleiche Ein­wohnerzahl hat. Der Umsatz des Einzel­handels in Chicago sei um etwa 15 Prozent höher als das gesamte Staatseinkommen Boliviens. In Brasilien, Uruguag und Chile sei vor allem der Brennstoffmangel be­denklich, da diese Länder selbst kein Erd­öl erzeugten. Sie erhielten durchschnittlich nur vierzig Prozent der benötigten Mengen aus dem nordamerikanischen Gesamtvorrat. Chile werde — nach Ansicht Lazos — vor allem nach Kriegsende mit großen Wirt­schaftsschwierigkeiten zu kämpfen haben. Zurzeit sei der Außenhandel besonders auf Nitrat und Kupferförderung eingestellt. Bei einem Rückgang dieser Industrien nach Friedensschluß würden vermutlich 60.000 Mann arbeitslos. Dies bedeute außerordent­lich viel für ein Land mit einer relativ ge­ringen Einwohnerzahl. Lazo gab schließlich zu, daß ein großer Prozentsatz der von Südamerika geforder­ten Waren, insbesondere Lebensmittel, Ma­schinen und Zeitungspapier, sehr wichtig, ja sogar dringlich sei. Jedoch müßten die südamerikanischen Republiken sich damit abfinden, daß die Krjegsbedürfnisse an er­ster Stelle zu berücksichtigen seien. (MTI) BIÍITISCHMS IÍ MICH Geplante Neueinteilung der Wahl­bezirke Genf, 29. Juni (DNB) Aus London wird gemeldet; Um den „Ungleichmäßigkeiten“ des engli­schen Wahlsystems ein Ende zu machen, erwägt die britische Regierung eine Neu­einteilung derWahlbezirke. Der von Morri­son ausgearbeitete Plan sieht vor, die Wahlkreise so zu begrenzen, daß sie durchschnittlich 50.000 Wähler umfassen, so daß die großen Unterschiede, die es bisher gab — im Jahre 1939 bestanden Wahlkreise mit 28.000 Wählern und an­dere mit 190.000 Wählern — vermieden würden. (MTI) 8 mm

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