Pester Lloyd - esti kiadás, 1943. október (90. évfolyam, 222-246. szám)
1943-10-01 / 222. szám
JPreis M Fillér __________ Budapest, Freitag, 1. Oktober 1948 Nr. 222 mtt PFQTFB I f AYA jtjjtji jin, ijjju l II ABENBBIATT (ffflr AUSLANDSCHAU t. OKTOBER Moskau oder London? Seit der Ankündigung einer Konferenz der Außenminister der drei verkündeten Staaten USA, Großbritannien und der Sowjetunion durch Churchill in seiner Rundfunkrede nach dem Abschluß seiner Besprechungen mit dem Präsidenten Roosevelt in Quebec sind nun mehr als vier Wochen vergangen. Wenn in der Zwischenzeit über diese Konferenz in der Weltöffentlichkeit und in der internationalen Presse auch viel gesprochen und geschrieben wurde, so läßt sich im großen auch heute nicht viel mehr als die bloße 'Tatsache feststellen, daß sie stattfinden soll. Bezüglich des Wann, des Wo und des Wie müssen wir uns hingegen an gesichts der vielfach einander wider sprechenden Nachrichten vorläufig immer noch damit begnügen, diese von einander abweichenden Vermutungen und Kombinationen schön der Reihe nach zu verzeichnen, um schließlich den Versuch zu wagen, aus ihnen jene Schlüsse zu ziehen, die die Höhe ihres Wahrscheinlichkeitskoeffizienten zuzulassen scheint. Während über die aus Washington an diese Konferenz zu entsendende Persönlichkeit ursprünglich verschiedene Versionen auftauchten, scheint nunmehr festzustehen, daß sich der Staatssekretär für Auswärtiges, Cordell Hull, also der oberste Leiter der Außenpolitik der Vereinigten Staaten persönlich zu dieser Konferenz begeben wird. Er hat auch bereits mit dem kürzlich aus Moskau eingetroffenen USA-Botschafter, Siandleij, sowie mit Mr. Hardman und Präsident Roosevelt eingehende Besprechungen über dieses Thema gepflogen, wobei vermerkt werden soll, daß Standley dem Vernehmen nach nicht mehr an seinen Moskauer Posten zurückkehren, sondern durch Ilarriman ersetzt werden soll, der Staatssekretär Hull auf seiner Reise rach Moskau oder „irgendwo in Europa“ begleiten dürfte. Doch hier stoßen wir schon auf die erste Unbekannte. Obwohl es nämlich noch vor kurzem hieß, Staatssekretär Hull habe sich zu einem Erholungsurlaub nach Virginia begeben, um für die weite Reise nach Moskau im vorhinein Kräfte zu sammeln, verlautet nun, Hulls Arzte hätten dem bejahrten und kränklichen Staatsmann davon abgeraten, die Lehrt oder gar einen Flug nach Rußland zu unternehmen, weshalb die Zusammenkunft der drei Außenminister denn auch nicht in Moskau, sondern vielmehr in London stattfinden solle. Wiewohl demnach der angegriffene Gesundheitszustand des immerhin 72- jährigen Staatssekretärs Hull nicht angezweifelt werden soll, so dürfte es doch andererseits kaum geleugnet werden können, daß eine durch diesen l instand motivierte Verlegung der Konferenz von Moskau nach London sowohl in Washington als auch in London gewiß nicht unwillkommen wäre. Der Wunsch, die vielen offenen und ungeklärten Fragen, die es zwischen den Angelsachsen einerseits und den Sowjetrussen andererseits gibt, endlich mit den Vertretern der Sowjetunion gemeinsam zu besprechen und wenn möglich zu bereinigen, kam ursprünglich aus London und Washington, und diesem Verlangen gegenüber verfolgte man in Moskau lange Zeit hindurch eine hinhaltende Taktik. Trotzdem äußerten sowohl Churchill, der ja schon einmal trotz seines vorgerückten Alters den weilen Flug über den Mittleren Osten nach Moskau unternommen hatte, wie auch Roosevelt, ungeachtet seiner körperlichen Behinderung, ihre Bereitschaft, den Ort ihrer Zusammenkunft mit Stalin weit im Osten feslzusetzen, um diesem entgegenzukommen, Stalin jedoch schien bisher wenig Interesse für ein solches Entgegenkommen zu haben. Da Moskau jedoch nunmehr eine Aussprache mit seinen westlichen Verbündeten doch nicht ad Kalendas graeeas verschieben kann, wollte man dort offenbar doch wenigstens den Vorteil der eigenen Atmosphäre für das erste Zusammentreffen von Vertretern der drei Mächte für sich haben, denn nicht nur bei Sportkonkurrenzen, sondern auch in der Arena der internationalen Politik spielt der inkommensurable Faktor des Gefühls, auf eigenem Boden zu stehen, eine nicht zu unterschätzende Rolle. Aus diesem Grunde darf daher wohl angenommen werden, daß man in England und Amerika die Tatsache der Krankheit Hulls nicht ungern als Argument für den Vorschlag verwendete, die Zusammenkunft der drei Außenminister in London abzuhalten. Allerdings besitzen wir zur Stunde noch keinerlei Nachrichten darüber, wie sieh Moskau zu diesem Vorschlag verhält, geschweige denn über den genauen Zeitpunkt der geplanten Konferenz. Indessen wachsen die Probleme, die zwischen den Alliierten der Bereinigung bedürfen, sozusagen im Quadrat der Zeit, die inzwischen vergeht. Im Süden nähert sich die Front der Angelsachsen, wenn auch nur langsam, dem Bereiche des Balkans, den Sowjetrußland als seine eigene Interessensphäre zu betrachten liebt, während sich die Heereskolonnen der Roten Armee näher an das Gebiet des ehemaligen Polen heranschicben, zu dessen Regierung man in Moskau derzeit bekanntlich die diplomatischen Beziehungen immer noch nicht wieder aufgenommen hat. Nachrichten über Kämpfe zwischen polnischen Freischärlern und russischen Partisanen hinter der deutschen Front, die sich freilich vorerst nicht kontrollieren lassen, sind in der Presse erschienen. Andererseits steht eine sowjetfreundliche jugoslawische Partisanengruppe einer anderen, angeblich von angelsächsischen Offizieren geleiteten gegenüber, sowohl in London als auch in Moskau wurden „freie deutsche Bewegungen“ ins Leben gerufen, und abgesehen von all diesen akuten Erscheinungen, die an der Oberfläche auftauchen, scheinen die tiefgehenden Gegensätze bezüglich der großen Probleme, die zwischen Moskau einerseits und den westlichen Demokratien andererseits bestehen, dem Versuch einer Einigung immer größere Hindernisse in den Weg zu legen. Wenn somit einmal wenigstens die primären Fragen des Tagungsortes und des Zeitpunktes der Zusammenkunft der drei Außenminister gelöst werden sollten, so erscheint es gewiß, daß sich die eigentlichen Schwierigkeiten erst auf der Konferenz selbst in ihrer ganzen Größe enthüllen werden. Schwere Machtkämpfe am Sfuban-Briichenkop! KremeaiscliEg geiäosffl *L, Berlin, 30. September lnterinf berichtet zu den Kämpfen im Siidabschnitt der Ostfront: Am Kuban-Brückenhopf lebte die Kampftätigkeit erst in den Abendstunden des 29. September wieder auf. Nach starker Artillerievorbereitung bfcrannten die Sowjets die deutschen Stellungen der Kuban-Niederungen an mehreren Punkten, offenbar in der Absicht, zu einer breiten Entfaltung zu kommen. Das zusammengefaßte deutsche Abwehrfeuer riß aber so tiefe Lücken in die Reihen der Angreifer, daß sie nicht in die Hauptkampflinien' cinzudringen vermochten. Noch in der Nacht zum Donnerstag verstärkten die Sowjets dann ihren Angriff und es kam auf breiter Front zu schwirren Machtkämpfen, über die Einzelheiten noch nicht vorliegen. Nördlich des Asow-Mecres hielten die Kämpfe im Hiigelgebict nördlich Melitopol mit unverminderter Heftigkeit an. Dabei halten sich die deutschen Grenadiere zahlenmäßig stark überlegener Kräfte zu erwehren. Erfolgreiche Vorstöße stärkerer deutscher Panzer-Eingreiftruppen trugen wesentlich dazu dabei, daß die Bolschewisten an keiner Stelle einen Durchbruch zu erzwingen vermochten. örtliche Einbrüche geringen Umfanges wurden abgeriegelt. Eiine durch Stormoviks unterstützte sowjetische Schützendivision verblutete am Ostrand1 eines Ortes, um den den ganzen Tag über gerungen worden war, der aber nacli dem Abflauen der Kämpfe fest fn der Hand der deutschen Verteidiger blieb. Die deutschen Jagdflieger wußten in zahlreichen Einsätzen die angreifenden Stormoviks immer wieder zu vertreiben. Sie schossen dabei 16 sowjetische Schlachtflieiger ab. An der großen Dnjepr-Schleife konnten die deutschen Truppen ihren Abwehrerfolg im Raum des Brückenkopfes von Saporoshje, sowie nördlich davon wiederholen. Sie traten den von Südosten und Nordosten anrennenden Bolschewisten mit wuchtigen Gegenangriffen entgegen, bei denen vor allem die aus Pantern und Sturmgeschülzen zusammengesetzten deutschen Stoßverbände den Bolschewisten ungemein schwere blutige Verluste beizubringen verstanden. Siebzehn Sowjelpanzer, darunter elf vom Muster T-34, drei ; ino.topsjcrte Baltcrien, vier Flakbatterien, .íipíge Pakgeschützc, zahlreiche schwere Maschinengewehre und Panzerbüchsen wurden vernichtet oder erbeutet. Die nördlich des Kampfgebietes übergesetzten sowjetischen Kräfte wurden weiter lokalisiert. Im Gesamtbereich des mittleren Dnjepr von Dnjcpropetrowsk bis zur Pripjet- Miindung lagen die Schwerpunkte der Kämpfe ostwärts Krementschug, sowie bei Kanew, während die Bolschewisten sich im Raum von Kiew jeder Angriffstätigkeit enthielten. Ostwärts Krcmenfschug wußte eine starke deutsche Panzergliederung im Zusammenwirken mit motorisierter Infanterie heranrückende, neu aufgefrischte und von mehreren Panzerbrigaden begleitete Sowjetdivisionen in zusammenhanglose Teile zu zersprengen und insgesamt 25, zum Tel! schwere Sowjettankwagen zu vernichten. Indessen wurde nach dem Übersetzen der letzten Einheiten und der Sprengung der Eisenbahn- und Strombrüdken Krementschug geräumt. Im Raum der Dnjepr-Schleife von Kanew hatte ein Gegenangriff deutscher Panzer- und Infanteriekräfte gegen übergesetzte Bolschewisten vollen Erfolg. Diese wurden unter Abschuß von 10 Sowjetpanzern so weit nach Norden zurückgeworfen, daß die beherrschenden westlichen Höhen sich sämtlich ln deutscher Hand befinden. Nördlich des Raumes von Kiew, sowie in dem Pripjet—Dnjepr-Dreieck behinderten langanhaltende Morgennebel und weitere Rcgenfälle die Kampftätigkeit. Erst von den Mittagsstunden an kam es zu größeren Kämpfen, ohne daß es den Bolschewisten gelang, die deutschen Pripjet- Riegel zu durchbrechen. Unter geschickter Handhabung des schwierigen Geländes setzten die deutschen Sicherungsverbände und schnellen Truppen den Vorstößen der sowjetischen Schützenregimenter, die von einzelnen Panzern unterstützt wurden, zähen Widerstand entgegen. Deutsche Pakund Flakkampftrupps setzten insgesamt neun Sowjetpanzer außer Gefecht. (MTI) Ostfrentliericlit des Hauptamts Sartorius Berlin, 1. Oktober (1MB) Die Schwerpunkte der sowjetischen Offensive liegen nach wie vor auf den beiden Flügeln, im Raum zwischen der Sosa und dem oberen Dnjepr, wo die deutschen Bewegungen auf die neue Widerstandslinie noch im Gange sind, versucht der Gegner immer wieder, unter starkem Panzer- uiiq Infanterieeinsatz zu Durchbrüchen oder 'Überholungen zu gelangen, konnte diese Absicht jedoch dank der ebenso zähen wie wendigen deutschen Kampfführung nicht verwirklichen. Am .Südflügel, zwischen dem großen Dnjeprknie und dem Asowschen Meer, wo sich die durch Reserven verstärkten Verbände des Generalfeldmarschalls von Mannstein dem sowjetischen Ansturm mit äußerster Entschlossenheit enigegenstemmen, zeigt die Schlacht zwar einen mehr stationären, aber nicht minder heftigen Charakter. Der Feind, der mit aller Gewalt sich zwischen die Krim und den Unterlauf des Dnjepr emsclialten will, führt immer neue, frische Divisionen heran. Während er am Mittwoch vergeblich wiederum im Sektor Saporoshje die deutschen Stellungen berannte, hat er seit den frühen Morgenstunden des Donnerstags den Hauptdruck auf den Sektor Melitopol verlegt, wo zurzeit Kämpfe von größter Erbitterung im Gange sind. An der eigentlichen Dnjepr-Front wiederholten die Sowjets an zahlreichen Stellen ihre Versuche, den Strom zu überschreiten, ohne dabei bisher nennenswerte Erfolge zu erzielen. Was die Gesamllage betrifft, so steht sie, abgesehen von dem zwischen Gomel und der Rollbahn Smolensk—Minsk liegenden Abschnitt, wo noch deutsche Absetzbewegungen im Gange sind, sichtlich im Zeichen eines sich mehr und mehr versteifenden deutschen Widerstandes. Man geht wohl nicht fehl, wenn man in 'diesem neuen, für das augenblickliche Kampfgesehehen charakteristischen Moment die Folgeerscheinungen einer überlegten Taktik der deutschen Führung erblickt, die während der letzten Wcche die Ausweichkämpfe ostwärts des Dnjepr im wesentlichen nur noch durch starke Nachhuten 'durchfechten ließ, während die Masse der deutschen Armeen bereits aus der Schlacht herausgezogen und hinter den Dnjepr geführt worden war, wo DieLandhrücke des Nahen Ostens Wie eine Lebensader, die die Staaten des Mittleren Ostens seit Beginn unserer Zeitrechnung verfeindet, führt durch diese Länder als uralter Verbindungsweg von Westen nach Osten die sogenannte „Seiden“-Straße, die die Türkei mit Persien verbindet und diese wirtschaftliche und politische Richtlinie war der Ausdruck einer geschichtlichen und daher natürlichen Lebensäußerung der Staatengebilde im Nahen und Mittleren Osten. In neuester Zeit haben die Länder dieser Staatengruppe ihr politisches Lebensgefühl durch den Abschluß des Saadabad-Paktes Ausdruck gegeben, der die Schicksals- und Lebensgemeinschaft dieser Gebiete in natürlicher Weise Rechnung trug. Es will scheinen, daß dieser Pakt gcopolitisch gleichgerichtet war mit der „Landbrücke nach Indien“, einem Begriff, der von dem vormaligen Vizekönig Indiens, Lord Curzon, geprägt wurde. Die integrierenden politischen Interessen waren aber damals durch die große west-östliche Linie gleichgerichtet, während heute die Ziele der Staaten im Nahen Osten zu denen der englischen und russischen Interessen entgegengesetzt verlaufen. Durch das Zusammengehen der Sowjetunion mit