Siebenbürger Bote, Januar-Juni 1850 (Jahrgang 60, nr. 1-102)

1850-02-25 / nr. 32

"148 soviel steht fest,­aß unsere Stadtverordn­eten Mittel allesinnig machen m­ü­ssen,um nicht nur die,durch die Macht der Zeitgebietekisch geforderten Mehraufgaben zur Erzielung der nothwendigen Reinsichtert alt aurhanrerer dringenden Bedürfnisse unserer Stadt aufzubringen,unvergleichviel ist,au­f welche Art diese Mittel aufgebracht werden-wenn sie nur ausrae Princ ihrer­­­Gleichbesteuerung basirt sind,wod­urch die Aushebung der Schanffreiheit am allerwenigsten erreicht wird. Würde die Schanfgerechtigkeit verpachtet­, wer würde denn besteuert? fürs erste die große Zahl der Beamten, welche wegen ihrer Unstabilität nicht in der Lage sind, sih­ren Wein Faßweise in den Keller zu legen, und dann die Waffe der Ärmeren Bürgerschaft, welche fi den Wein :Geißlwerfe aus dem Wirthe­­haus holen, diese müssen dann den Weinshant Pacht bezahlen, während große Zahl der wohlhabenden Bürger, die Kapitalisten und Wein-Spekulanten fi ins Fäufchen laden und nit nur einen mehlfeileren Wein, den­ sie mit 4 Kreuzer versceift haben, trinken, fontern auch bedeutenden Gewinn vom Weinfhant-Pächter zögen, welcher von ihnen den Wein oft gut t­euer abzu­­kaufen gezwungen wäre. Eine­­ gleichmässigere und eben­so ergiebinere Besteuerung wie die Schanf­­verpachtung, würde meiner unmaßgeblichen Meinung nach, der einzuführende Wein selbst darbieten. Wenn die Accife des einzuführenden Weines, Brandtweines, Bierd, Meths verpachtet würde, diese Verpachtung alle Jahr mit Ende September vorgenom­­­­men, und­­ die Arcise von Wein auf 4 fr. pr. Eimer, des­­ Brandtweins auf 16 fr., Bier auf 12 fr. festgelegt und Ievermann ohne Unterscpied zu zahlen verpflichtet würde, fFäme gewiß eine eben fo große Summe zur Disposition, als durch die Verpachtung des Treifh­anfes und wäre eine gleichere Besteuerung. So­ höre ich einen wohlhabenden Bürger rufen, soll ich vor meinen Haus­­gebrauch nicht dürfen ein Fäßchen Wein oder ein Faßl Bier unentgeldlic her­­einbringen ? nein lieber freund, denn auch Du willst wie Alle anderen in rei­­ner Gasse gehn und tri­fft dann deinen Wein und dein Bier au wenn du selbe verach­t doch no immer viel wohlfeiter aus deinem Keller, als viele Beamte, und die meisten deiner Mitbürger, welche aus dem Wirthshaus boten. Nehmen wir an, es seien in dem unweinreichen Herbst 1848 beiläufig 6000 Gulden ©. DM. eingegangen, wo jeder Eimer nur pr. 4 Er. veraceift wurde, wobei gewiß mehr als ein Drittel unverraceift hereingeführt worden ist, so würde wenn die Accife auf A over 6 Kreuzer erhoben würde, eine solche Summe ein­­fließen, daß ein­ Theil davon auf die Erhaltung der Kaserne vermentet, tod) noch eine hübsche Summe zu anderen nothwendigen Zmeden übrig­ bliebe. Eben­so­ würde es für das Prblitum nur vortheilhaft sein, wenn das Bier einer Accife unterzogen und das Bräuhaus zu anderen täglichen Zwecken verwendet würde, denn in Kurzem würden in Hermannstadt und in der Umgegend meh­­rere Bräuhäuser entfliehen, und das Publikum besüme dur) die Concurrenz ein besseres Bier. Es werfen in Hermannstadt circas OOO Faßl BiergetrunlemierezFaß pr.2si.verateisigieht jährlich 6000 sl.,während derjehige Pächter nur 401itsl.an Pacht gahlt und hievon noch die Haupt und Utensilienreparatur ab­­gezogen werden mü­ssen. Klallfettbillig­ 20·Febr.Der Kommandan­t des 12.Armeejurvs, Se.Excellenz der­ here Feldmarschalls Lieutenant Ramnberg ist gestern Nach­­mittag in unserer Stadt glücklich angelangt. (11.L.) Wien,9.Februar.Das Finanzm­inisterium hat verordnet,inpile den politischen Fon­en­ und öffentlichen Anstalt einer geistlichen Orgeln,Pfrün­­den u.d.gl.gehörigen zur Anlegung geeigneten­ Gieb­er,für welches eine höhes­te Verzinsung gesunken werden kann,ver Tilgung eseinslasse ein­zusinden sein­, welche angetriesen ist 4 IX2dtt.Staatsschuh­verschreibun­g en von betreffenden­ Pars­teien dafür zu ü­berm­itteln. Gestein hielt anon Würth seine vierte Vorlesung.,Nach einerluri­gen Rekapitulationrur bereits früher entwickelten Materien,"versuchte er ia­­französische Staatsverfahren mit dem i niereiösterreichischen zu parallelisiren, und führte den Nachweis,­daß dem­ Beschuldigten bei une auegiebigereNechtes­mittel als in Frankreich zu Gebote sieben.Di­e zweite Hauptstück deo neuen Gesetzen handelt von den Gerichtebehörden.In dieser Besiehung glaubte sich der Redner nur kurgsassen zu"sollen,racer Druck des neu­eri Geseged sehen soweit vorgeschritten sei,daß eo bereite in den ersten Tagen der nächsten Woche aufgegeben werden du­rfte.Schwurgesichtssitzungen können sowohl in­ außerordentlichen Term­inen abgehalten,alonöichigenfalls auch nach anderer­ Orten­ verlegt weerden.Der Kassatinnehosiviivale oberste Instanz bei vor­­kommenden Beschwerden gei­en dir Eitenntnissener Geschworenengesichte zu ents­­cheiden haben­.Hr.v.Wü­rth hob noch hervor,raponieren Strafgerichte den Vorzug vor den französischen verdienen,indem sie furchtweg unter mis­­kundigen u­nd besser besoldeten Richtern besetzt sein werden.Der In­halt der nächste­n Vorlesung wird das Wesen und der Bekuf per Staatsanwaltschaft bilden.Schließlich zward erwähn­t,daß der Gerichtsstand deo Militijrs voll­­kommen aufrechterhalten bieibt. Denif­l.Generalkonsu­late zu Pariet werden m­ehrere Häfen­terspanis schau­ trinkt.Generationsuiate zu Warschau mehrere Ostseehäfem namentlich Danzig zugewiesen werden. Aus sicherer Quelle vernehmten wir,daß das neue Stempelgeseg sich bei­reito unter der Presse befindet.Man hasst davon einen reichlichen Ertrag und toire sich den­ Bestimmungen desselben umsotwilligerfü­gen,alsdann­­ ieit noch gültige Gesetz weder vom Standpunkt erne Moral noch von dem der Oelonoui­e und finanziellen Rentabilität haltbar­ erscheint- Bien, 15. Februar. Der ehemalige Hofrath bei der nunmehr auf­­gelösten ungarischen Hofkanzlei v. Torkos, ver tabulae baro Johann Graf v.. Szirály, die­ ehemaligen Beifiger der königl. Septemviraltafel Franz v. Bäghy, Emericd SzEl, Ignaz Nosylopy, der ehemalige Hofkanzleiramh Remetházdy, der BVicepräsident des Wechselgerichtes v. 38­0 1d68, der Bei­­siger der ehemaligen Jünigl. Tafel Markovics und der ehemalige causa­­rum director (Kronfiskal) v. Steinbach sind sämmtlich zu M­äthen bei der ungarischen Abtheilung des obersten Gerichtshofes ernannt worden. Die Senannten zählen nichts weniger als zur sogenannten altkonservativen ungari­­fen Partei, sondern haben sie während der gesammten Dauer der für Un­­garn, wie für Oesterreich gleich verhängnißvollen Epoche dur ihr freies und strenges Beithalten an dem Gedanken der österreichhigen Einheit rühmlich her­­vorgeh­ban, *­ (Der Kipdz.) *,* Die politische Organisation Galliziens wird binnen Kurzem veröffentlicht. Gallizien sol demnach in drei­­ Verwaltungsgebiete mit den Städten Lemberg, T­arnoniw und Krakau zerfallen. (Lloyd) Sie, I Ein Blick auf die Lage Frankreichs. Die Haltlosigkeit, die Zerfahrenheit, die trostlose Unerquick­ckfeit der po­­litishen und sozialen Zustände Stanfreichs treten mit jeder Minute larer zu Zage, dagegen aber au der entschlossene Wille aller das Prinzip der Er­­haltung Vertretenden, die Konsequenzen viefer Sachlage mit­ Entschiedenheit zu bestimpfen. Der Verlauf der Pariser Duariemente am 4A. d. M. hat beides bis zur Evidenz nachge­wiesen. Diese permanente Furcht vor einer Katastrophe wird nachgera­de unerträglich, die Parteien seinen selbst die Wechselfälle des Kampfes den ewigen Schwankungen vorzuziehen, von denen das gegenwärtige Provisorium unthätiger Furt und zweckloser Neigungen inter den Schran­­fen der Diskussion begleitet ist. Die demokratisischen S Journale ermangeln nicht die Vorgänge auf dem Plage St. Martin eine von den Organen der Regierung theitweise erzwungene Provokation zu nennen, sie behaupten, die französische Regierung wolle die Nuhe absichtlich stören, um sie dann desto energischer mit Hilfe des Belage­­rungszustandes aufrecht­erhalten zu können. Beide Anschuldigungen kringen nit nur un­wahrm­einlich, so find­en auch, insbesondere den zur Zeit noch nit widerlegten Thatsachen gegenüber, daß bekannte Emeutenführer die Erze­­denten lenften, daß unter ven 248 DVerhafteten zweih­undert begnadigte Juni-Insurgenten si befanden, und daß endlich, wenn nicht wirklich ein vemokratisch-sogialer Putsch von den Tumultuanten beabsichtigt gewesen wäre, die aufgestaelten Maffen den wehrlosen General Lamoriziere nir mit solcher Moroluft­ infulsirt haben würden. Das Manöver bietet Blätter, welche die Maffen zur Ruhe unter gleichzeitiger Aufforderung zum Skupe der bedrohten Freiheit mahnen, is zu verbraucht, hat schon zu oft blutige Früscte getragen, als daß es die Elemente der Ordnung io ferner täuschen könnte über die Natur eines verunglücten Infurrestionsversuches. Die Emente am 4. Februar war ein solcher, die rasche Art, mit welcher er unterprüdt wurde ein Beweis mehr, daß man seine Gefährlichkeit erfannt. Es gilt in Branfreich den Entfeheidungstampf, was verhehrt fi. Niemand, man fürchtet den Brand, darum zertritt man den Briten, Dean parlamentirt nicht mehr mit den Angriffsfofonnen des sozialen Um­­schwunges wie vor zwei Jahren, wo die Ra’kiofigfeit, die behäbige Sicherheit am Nueer saß, man fennt die Kraft des Feindes, weiß was auf dem Spiel steht, und handelt wemgemäß! Die Musßregeln zur Wiederherstellung der gefährdeten Ordnung werden mit einer Energie getroffen, welche der Gefahr ebenbürtig ist, die man zu bek­rümpfen hat. Das Gefärei der Montagne trafft ab von einer Regierung, deren vorzüglichste Aufgabe auf lange Zeit hinaus bleiben wird, die Topfeinde der­ bestehenden Ordnung unschänlich zu machen. Dir beneiden den Mann nicht, der gegenwärtig das furmaepeirfähte Staats­­chiff Brankreichs lenkt, aber wir freuen uns, daß er die Popularität seines Namens der Net­wentigkeit der ihm gewordenen Aufgabe unterordnet, da er lieber seine Zukunft als die des ganzen Landes opfert. „Die Gesrllschaft hat bis zum gegenwärtigen Augenblicke* sagt Michel Shevalier in der Eröffnungsrede seiner Berlefungen in College de France „ver­­möge einer Providentischen Macht, der in den Begihungen ver Denker zu wenig .) Diese Anerkennung is überrafgend. Die öffentlichen Blätter, so Sanstagsschriften haben uns die im Texte­ niedergelegte Ueberzeugung nit beigebracht. DR. wie bie

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