Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1850 (Jahrgang 60, nr. 108-206)

1850-10-19 / nr. 166

F 750 Gestehen wir es offen, der konstitutionelle Herrscher mit, im­provisirten verantwortlichen Räthen ist ein Zrugbild, denn bei fol’ einer Regierungsform verwaltet die Schwäche mit ewig wechselnden Systemen, oder es herrschen absolute Minister mit einem vor Gott und der Nachwelt verantwortlichen dürften!“ . Eine ganz vorzügliche Kritik gibt der Lloyd.Er sagt unter Ande­­ren:Die,,Bekenntnisse eines Soldaten««,welche kürzlich erschienen sind, hätten treffender als die»Bekenntn­isse eines Soldaten««bezeichnet werden sollen,für dessen Gedanken die Armee verantwortlich zu m­achen, wir weder Die Luft, noch das echt haben. Wenn Eine Schwalbe seinen Sommer macht, so wird auch ein Absolutist schwerlich den Abs­­olutismus zuwege bringen. Hätten wir solche „Bekenntnisse‘ zu mas­chen, wir würden uns in einem­ Beichtstuhle für dieselben die Absolus­tion demüthigst erbitten, aber uns wohl hüten, mit einer Konfession so­­vieler Irrthümer vor ein großes und aufgeklärtes Publikum zu treten. 68 ist etwas starr für einen Offizier in der Armee, der noch seine Fe­­stung erobert und seine Schlacht gewonnen hat, den sein Vaterland noch nicht unter seine ersten Helden zählt, seinem Saiser verstehen zu geben, daß Derselbe sich wohl ein wenig übereilt habe, als er aus eigenem freiem Antriebe seinen Völkern eine Verfassung verliehen, und dem Ministerium, welches von dem Monarchen selbst zur Regierung­­ des Landes berufen worden, anzuzeigen, daß es sein Mißtrauen genieße. Ein Radesky hätte sich wohl zwei Mal besonnen, bevor er mit einer solchen freimüthigen Manifestation vor Die Welt getreten wäre. Die italienische Armee hat anders gedacht. Sie verpflichtete sich selbst die Gefege jener Volksvertreter zu respektiven, deren Mehrheit nicht die Armee geachtet hatte, und daher auf deren Gegenachtung kei­­nen Anspruch machen durfte. „Die Armee wird mit dem legten Bluts­­tropfen die Institutionen vertheidigen, die Eure Majestät mit den Ver­­treten Ihrer Völker der Monarchie ertheilen werden,“ diese Worte der glorreichen italienischen Armee, echt und schwer wie Gold, legen wir in die eine Wagschale, und die „Bekenntnisse“ leicht wie Spreu, wer­den von ihrem Gewichte hoch in die Lüfte geschnellt. Hermannstadt, 19. Ort. Heute Mittags reisten Se. Ercel. der Hr. Zivil- und Militärgouverneur Freih. v. Wohlgemuth in Ber­gleitung des Hrn. Sektionsrathes Glanz nach Hagen, um diesen Be­zieh zu inspie­ren: Die Abwesenheit Sr. Ercell. dürfte von einer fünf­­bis sechstägigen Dauer sein. ** Hermannstadt, 19. Ost. Lieb. Boten, wird Montag den 21. d. M. Die schöne Oper „Montechi und Capuletti“ zum Barthelle der braven Sängerin Mad. Stoll ge­geben. Wir machen das fünftsinnige Bublistum auf dieses liebliche Ton­­stück des großen italienischen Maestro zu wiederholten Malen aufmerksam. Inland. Wien, 12. Ort. Die Adjutantur Sr. Majestät des Kaisers wird mit 1. November d. h. um ein Departement vermehrt, welches sich mit Berbefferung der Exerzier- und Dienst- Reglements, mit Reformen in der Adjustirung und Ausrüstung der Armee, endlich mit dem höheren und niederen militärischen Unterrichts­wesen beschäftigt. —Die heutige»Wiener­ Zeitung«enthält einen Steckbrief zu­r Ver­­folgung des bekannten­ Betrügers,der sich für einen Fürsten Altiers und Hausprälaten Sr.päpstlichen Heiligkeit ausgibt.Und ein offenes Be­­glaubigungsschreiben auf Pergament mit täuschend ähnlicher Unterschrift und Siegel Sr.päpstlichen Heiligkeit bei sich führt.Derselbe wird in diesem Steckbriefc auf folgende Weise1n"11)er bezeichnet:Er ist sehr un­­terrichtet in den kirchlicher­ Angelegenheiten aller Länder,spricht italie­­­nisch als seine­ M­uttersprache,lateinisch und französisch sehr geläufig, auch etwas englisch und etwas deutsch,zeigt auch ein anständiges äuße­­res Benehmen Derselbe ist von kleiner Statur,beiläufigZ0 Jah­re alt, hat lange schwarze Haare, echt italienischen Teint und Ausbruch und sehr sonnengebräunte Hände. Er trug ein schwarzes römisches Abbekleid mit einer Reihe von Knöpfen, einen runden Hut mit auffal­­­lend breitem Rande und bischöflichen Quasten, grün und gold, lange Stiefel mit goldenen Kappen und Quasten; bei Tuiche trug er violette Strümpfe und Schuhe mit sehr großen silbernen Schnallen. Wien, 12. Ort. Die Angaben einiger Blätter, als fei von Seite der F. f. Gesandtschaft in London gar Fein Schritt in der Sache des FSZM. Haynau geschehen, it durchaus falsch,. Wenn auch der Feld­­zeugmeister selbst auf gerichtliche Schritte verzichtete, so räumte jedoch Baron Koller nicht, Klage bei der englischen Regierung zu erheben. Lord Balmerston hat nun auf die Note des Baron Koller durch eine Zuschrift an denselben geantwortet. Er bezeichnet darin den Anfall auf TIM. Haynau als eine schandvolle Verunglimpfung, brüht im Namen der englischen Regierung das tiefste Bedauern darüber aus, und er­­sucht den Wiener Hof, sowie den Feldzeugmeister selbst, den Ausdrug dieses Gefühle zu genehmigen. — Dem Bernehmen nach ist am 9. d. die erste telegraphische Des­petche von Wien nach Belz gelangt. — Die Petition um Einberufung des Landtages, „welche in Böh­­men zirkulirte, blieb ohne Unterschriften, das Unternehmen mußte daher aufgegeben werden. Bemerkenswerth ist, daß Dies bereit. Die z­weite verunglückte Petition in dieser Angelegenheit ist. ———Die Errichtung einer Korn-und Melbörse­ für Wiens ist im sofern nahe bevorstehend, als er sich nur noch um Ausmittlung eines geeigneten Lofald für selbe Handelt. — Münzsammlern theilen wir zur Wissenschaft mit, daß von dem reichen Funde römischer Prachtgoldtüde der Finder und Eigenthümer zu Birfovic, nächst Kranichsfeld, Station der F. f. südlichen Staats­­eisenbahn, noch immer einen ziemlichen Vorrath, den er gegen ent­­sprechende Preise in klingender Münze wegzugeben bereit ist, besißt. — Die jedesmalige Auflage des Neichegejeg> und N Regierungse­blattes beträgt circa 75000 Gremplare. — Eine Instruktion für die Gemeindevorsteher über die ihnen ob­­liegende Einhebung und Abfuhr von direkten Steuern ist im Meinistes rium entworfen worden, und d­ürfte ehestens zur Kundmachung gelangen. — Die Gemeindevorsteher sind angewiesen worden, zur Handhas­bung der Marktpolizei ein eigenes Individuum aus dem Vorstande zu wählen, welches außer dem V­erlaufe der Ehwaaren, auch die vorhan­­denen Mengen und Lebensmittel zu üiberwachen, und dafür zu sorgen hat, daß bei den unentbehrlichsten Lebensmitteln nicht Mangel eintrete. — Zum Beten des f. f. Militär bestehen gegenwärtig 259 ver­­schiedene, von Privaten und Corporationen gegründete Militär-Stiftun­­gen. Im Jahre 1848 und 1849 sind zwölf Stiftungen zugewaschen. — Das f. f. Konsulat zu Sfutari hat hieher berichtet, daß öster­­reichische Rapier- Fabrikate am dortigen Plage sehr vortheilhafte Abfat­­quellen finden können. — Die Koncursual-P­rozesse, welche in Ungarn in Folge Ministe­­rial-Verordnung zeitweilig eingestellt waren, können nun wieder aufges­nommen werden. — 13. Ort. Der Fürsten-Kongreß wird nicht in Bregenz sondern in Hohenschwangau statt­finden. Bei demselben werden der König von Baiern, der König von Sachsen, der König von Würtemberg und uns­­er Kaiser sich einfinden. Von Hohenschwangau begeben sich Ihre Ma­­jestäten nach München, um dort der feierlichen Begehung des Namens Jetes Sr. Majestät des Königs von Baiern beizumahnen. — Der Herr Justizminister von Schmerling hat den Heren Jo­­hann Majoresco, einen Romanen von Siebenbürgen, zum Redakteur des Reichsgeieg- und Negierungsblattes für den romanischen Tert mit dem Charakter eines Ministerial-Konzipisten ernannt. « —Nacheiffer a.h.Entschließur­g ist die Gerichtsbarkeit über alle Gens’darmerie-Regimenter an den General-Inspektor der Gens’darm­e­rie, FML.von Kempen,mit der Ermächtigung übertragen worden,dieses Jurisdiktionsrecht mit oder ohne Einschränkung an die einzelnen Kom­­mandanten der Gens’darmerie-Regimenter­ zur"übertragen. —Der Herr Kultusminister hat an die Kreisregieru­­rg Galiziens den Befehl ertheilt,Vertrauensmänner aus den jüdischen Gemeinden zu berufen,­welche ih­r Gutachten über die Reform der Kultusgemein­­den,über Synagoge 1­-und Schulwesen abgeben sollen­. —Die beiden päpstlichen Nobelgarden Fürst Friedrich Barberini und Fürst Ghigi sind hier angekommen und werden sich nach Kremsier begeben,um dem­ neu ernannten­ Kardinal,Fürst Erzbischof von Olm­ütz, Baron Som­erau-Beec­kh,den KardinalshrItzer überbringen. —Für die Kriegsdampfboote s­ird ein eigenes Dampfmaschini­sten- Korps mit militärischer Organisation errichtet werden. — &8 ist im Plane, das ehemalige landwirthschaftliche Institut in Keßthely wieder einzurichten, und als Staatsanstalt zu erklären. — Baron Kübed ist bereit­s von Frankfurt abgereist, während ME. Baron Schönhals noch einige Zeit d­aselbst zu verweilen gedenkt. Baron Nel und Major Nzifowsky, die E. E. Kommissionsmitglieder zur Verwaltung des Bundeseigenthums, haben­ ihr Amt bereits ange­­treten. Ofen, 5. Ort. Die Zahl der in meinem gestrigen Schreiben er­­wähnten Opfer des Unglückes auf der Donau rechiek­t sich nach den heute erhobenen, genauesten Daten auf drei. Sieben Personen, von den im Ganzen auf dem Boote gewesenen zehn, wurden gerettet. Gro­­te Lob gebührt dem Kapitän des Dampfschiffs, der beim­ ech­ten Ge­­wahrwerfen der Gefahr mit großer Gegenwart das Rad sperren ließ. An diesem Fletterten ma­n 4 Personen, die sonst zermalmt worden wären, den Weg zur Rettung empor. vier der Glüclichen hatte noch die Cigare im Munde. Drei Andere wurden am Better Ufer gebors gen. Die Ueberfuhr sol in Folge dieses Falls eingestellt werden. Bet. 5. Ort. Seit gestern ist an allen Straßeneden unserer Hauptstadt ein Placat des Inhalts zu lefen: Alle Amnestirten, jedoch nach Bet nicht zuständigen Compromittirten haben­­ sich bis 12. Oft. l. 3. von hier in ihre Heimat zu begeben, widrigenfalls sie nach Abs­­auf dies8 legten Termini unter Eskorte auf eigene Kosten würden abgeschoben werden. — 14. Oft. Einem neuen Stadtgerüchte zu Folge fjoll Seine Nach dem N Repertoir Nr. 164 des · . ·­­

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