Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1851 (Jahrgang 61, nr. 104-207)

1851-09-12 / nr. 145

« 702 Wien,1.September­.Der Staatsvoranschlag des österr.Kai­­ser­staates ist für das im Ablaufen begriffen Verwaltungsjahrlsöo und«51,ist soeben aus der k.k.Staatsdruckerei hervorgegangen und bildet eine ebenso fleißige als umfassende Ar­beit,in welcher alle­ Posi­­tionen gehörige Aufnahme gefunden haben.Das gehörige Erforderniß ist mit 277,029,527fl.angesetzt,und zwar für die Staatsschuld mit 61,038,092fl.,den Hofstaat mit 4,900,084fl.,den Reichstag,Reichs­­rath und das Reichsgericht even­tuell mit 600,000fl.,den Ministerrath 136,810fl.,das Ministerium des Reußern mit 1,692,265fl.,twan­­nern mit 25,300,518fl.,des Krieges m­it 103,362,606fl.,der Finan­­zen mit 20,227,747fl.der Juäiz mit 18,000,000fl.,des Cultus un­d Unterrichts mit 4,916,766fl.,des Handels m­it­ 33,786,755fl.,der Landeskulmr mit 341,668fl.,endlich fü­r die Kontrollbehörden mit 2,725,206fl.Cs))sc’.Zur Bedeckung sind 208,172,580fl(«d­ M.veran­­schlagt,und zwar direkte Steuern mit 76,104,214fl.,indirekte Abga­­ben mit 114,281,188fl.,Staatsgüter,Münze und Bergwesen mit 5,721,5«38fl.,Tilgungsfond­sleberschüsse mit 10,609,305fl.und diverse Einnahmen mit 1,456,345fl.C912.Das Deficit benöüge demnach 68,846,947fl.CM.,ein Ergebniß,ds 18 im Vergleiche mit dem Jahre 1850 verhältnismäßig günstig erscheint und bei dem Zuflusse der neuen ungarischen Steuern fccr das Jahr 1852 einemnschieden vortheilhafte Wendung mit Recht voraussetzen läßt. «« « —Die österr.Regierung,schreibt die L.«­3.C.,hat die Richtung ihrer Handelspolitik bis jetzt nicht im Mindesten verändert Die­ Her­­stellung einer allgemeinen Zolleinigung bleibt noch«imm­er ein Bestand­­theil des Strebens Oesterreichs,und es wird versichert daß die dies­­fälligen­ Verh­andlungen mit einigen deutschen Staaten nichts weniger als abgebrochen­ sind. «« « —Im Monate November werden,insofern sich Prüfungskandida­ten melden,die Staatsprüfungen von Forstwirthen in Wien,­Prag, Pest,Lemberg,Herm­annstadt,Krak«111,Salzburg,Graz­ und Agram ab­­gehalten werden.va.J-x wurden 76 Kandidaten geprüft,von wel­­chert15 die Befähigung zur selbstständigen Forstwirthschaftsführung zu­­erkannt worden ist. « « « Wien,Z.Sept.Dem Herausgeber des»komm­nitionellen Han­s Jörgel,««Hr11.AntokkLanger,dessen Blatt«aux«3 Moskate suspendirt wurde,ist die noch übrige zeit der Suspension seines Journals nach­­gesehen worden.Die­ Zeitschrift erscheint demnach wieder mit Anfang dieses Monats. —Wie schon bekonnt,werden dem im k.­3.erscheinenden Staats­­schematismus statistische Daten beigegeben sein.Der­ erste­,im Jahre 1657 erschienene Hof-und Staatsscheman stmks war gleichfalls mit derlei Daten versehen.Es heißt unter Anderen Idarick:»Wien ist überaus bevölkert,Und IUanglauby daß es sam­it den Vorstädter 160,000 Fäl­le, doch ist es äußerst schwer,l­ier1"über«Gewißheit zu erzielen.»(Gegen­­wärtig hat die Residenz ohne Garnison eine Bevölkerung von 375,000 Einwohner. — Am 4. d. it Herr Dr. Hedscher aus Hamburg (zur Zeit des­ deutschen Parlaments Minister Des Auswärtigen) in Preit angelangt und im Hotel zur Königin von England abgestiegen. — Am 4. um 9 Uhe Vormittags wurde die XIV. Versammlung der Deutschen Land- und Korstwirthe von St. Jafferl. Hoheit der Exil­herzoge Johann in Salzburg eröffnet. Wien, 4. Sept. Der­ Bundestag Hat die Organisation einer Bundes-Zentral-Polizei beschlossen, die ihren Sig in Leipzig haben wird. Dem FE füh­l. Regierungsrath Eberhardt ist bei dieser Behörde eine hervorragende Stellung zugerackt. — Fürst Metternich wird fünfzige Woche hier erwartet. —Die Regierung hat der Stadt Temeswar eine Anleihe im Be­­trage von 100.000 fl. EM. bewilligt. — Die amerikanische Dampffregatte „Mississippi“, welche zur Ab­­holung Kossuth’s bestimmt ist, geriet­ am 21. v. M. vor Smyrna auf den Sand, so daß eine völlige Ausschiffung der Gebhüge und des Koh­­lenvorrathes vorgenommen werden mußte. Großdem war es bis zum 25. v. M. noch nicht gelungen, sie wieder flott zu machen. — Nach einer Verordnung des Finanzministeriums werden Die Kupferscheidemengen zu 1, 4 und Y Kreuzer mit dem Gepräge 1816, dann die nach demselben Systeme ausgeprägten Kupfermünzen zu 2 fr. EM. in allen Kronländern, mit Ausnahme des Lomb.venetianischen Königreiches mit Ende Dezember 1852 außer Umlauf gelegt. — Im omb.zvenetianischen Königreiche Haben die Kupfersfzeuger vom Jahre 4816 und die zwei Kreuzerstücke mit Ende Dezember 1851 außer Uml­auf zu treten. Die Silber-Scheidemünzen zu 6 fr. EM. mit den Jah­­reszahlen 1848 und 1849 werden in diesem Königreiche gleichfalls mit Ende Dezember 1851 außer Umlauf gefegt. Die Kupfermünzen zu 3, 2,1, % und 1% fr. EM. mit der Jahreszahl 1851 werden vorläufig im­ lombardisch venetianischen Königreiche nicht ausgegeben.­­ Diese außer Umlauf gefegten Münzen können vor Ablauf­ der festgefegten Sriften bei Zahlungen an öffentlichen Karten bis zu dem Betrage von 2 fl. EM, oder von 6 österreichischen Liren verwendet werden. Nach Ablauf des Monats Dezember 1852 werden Diese Münzen nur bei den je. £ Münzämtern als Kupfermateriale nach dem Gewichte angenommen. — Der reformirte Superintendent des Kreises jenseits der Donau, Herr Michael Nagy, hat dem Heren Statthalter Geringer, betreffs je­ner ministeriellen Verordnungen, welche die Gymnasten von Papa und Esurgo als Privatanstalten erklärten, eröffnet, daß die Organisirung der genannten Gymnasten nach dem Regierungsplane bereits im Werte sei.. Der Herr Statthalter fol Heren Nagy über die Zukunft jener Gymnasten die beruhigegplle Zusicherung gegeben haben. — Der „Neuen ZU” wird folgender empörende Vorfall gemel­­det: Im Tarnopoler Kreise begab sich ein Bauer, der ein Vergehen durch­ geiegliche Buße geführt hatte, in das Dorf Ehmielissa, um einen dortigen Bewohner, der alle Dieb blos im V­erdachte stand, zu besuchen. Dies hörte kaum der Ortsrichter, als er sich in jene Wohnung begab, und beide Männer zu den grausamsten Martern verurtheilte. Der ents­­asfene Sträfling wurde so lange mit den Füßen gestoßen , bis ihm die Hirnschale eingebrochen war und er seinen Geist aufgab — und der Verdächtige wurde durch Staditreiche so zugerichtet, Daß er am dritten Tage starb. — Von dem bekannten Anführer der slowakischen Freischaaren und f.­­ Major Baron Lerwartowetz wird nächstens ein Werk: Sfitzen aus dem Feldzuge der slowakischen Freischaaren in den Jahren 1848 u. 1849 erscheinen. Es dürfte einen werthvollen Beitrag zur Geschichte der denfs wirdigen Zeitepoche bilden. 7. Der „Württembergische Staatsanzeiger” meldet amtlich: Se. Fönigl. Maj. haben dem FE. F. öfter. FM. Grafen Radegfu das Groß­­kreuz Höchst ihres Ordens der M Württembergischen Krone, so wie Das­­jenige des Militär-Verdienstordens unterm 21. August d. J. verliehen. ‚SIG, 2. Sept. Seit Samstag regnet es hier unaufhörlich und diese ungünstige Witterung hat alle projestischen Ausflüge der a. $. Herrschaften in die Umgegend vereitelt. Se. 1. Hoheit der Großherzog von Heffendarmstadt ist ebenfalls zum Besuche Sr. Maj. des Königs von­­ Preußen hier eingetroffen. Brag, 2. September. Die praktischen Staatsprüfungen werden bei dem f. £. Ober» Landesgerichte im September an jedem Samstage, und net­igenfalls auch an Mittwochen früh 9 Uhr abgehalten. ‚ Kolin, 30. August. Gestern Abends um 7 Uhr (wird der prager Zeitung von dort geschrieben) fand in dem nächst Kolin gelegenen Dorfe Sendrazig aus Anlaß des Einschreitens eines f. £. Gensd’armen gegen ‚Jagdercedenten ein Auflauf statt, bei welchem der f. f. Gensd’arm von seinen Waffen Gebrauch machte, und einen Ercedenten mit der Schuß­­zwei andere mit der Stoßwaffe leicht verwundete. Vier andere zu Hilfe geeilte Gensd’armen, dann eine mitgenommene­­ Batrouille von 5 Mann Infanterie hatten den Haufen schnell zerstreut und die Schuldigen zur Haft gebracht, wodurch Die Ruhe im Orte gänzlich­ hergestellt wurde. Da der Zusammenlauf durch das passive Verhalten des dortigen Orts­­vorstehers zu dieser Bedeutung herammwuchs, so wurde — um die Auf­­regung der Gemüther vollends zu beschwichtigen — die Gemeindever­­waltung indeß an den nicht kompromittirten ersten Gemeinderath über­tragen, demselben eine Gensd’armerie- Patrouille beigegeben, und das f. $. Graf Schlit Husaren- Esfadrong- Kommando zu Eibeteinig aufge­­fordert. Den in seinem Bequartierungsrayon gelegenen Ort GSendrazig noch vor dem hierzu bestimmten Zeitpunkte, und zwar so bald ald mög­­lich mit der betimmten Mannschaft zu belegen. Agrvam, 1. September. In der gestrigen Sigung des Gemein­­derathes wurde der Herr Minister des Innern Dr. Bach einstimmig zum Ehrenbürger der Stadt erwählt. zashau, 19. August. In heutiger Magistrats- und Gemeinde­­rathöfigung wurde Se. Ereellenz der interim. Statthalter, Freiherr v. Geringer, in wirdiger Anerkennung feiner um das Land durch sein un­­ermüdet thätiges, Durchgreifendes Wirken, zugleich mildes und menschen­­freundliches Verfahren sich rühmlich erworbenen W Verdienste, als Zeichen unbegrenzter Hochachtung zum Ehrenbürger dieser Stadt ernannt, und der zierlich auszustellende Ehrenbürgerbrief demselben durch eine Depu­­tation zuzustellen beschlossen. Triest, 30. August. Unter den neuen Maßregeln, die Graf Wimpffen in Bezug auf die Marine getroffen hat, machte die eine einen besonders erfreulichen Eindruck, daß viele Stellen, die in der legten Zeit mit Infanterie- Offizieren belegt waren, wieder mit Marine - Offi­­zieren ausgefüllt werden.­­ Der Kriegsdampfer „Marianna“ wird vearmirt und erhält den Major Wohlgemuth zum Kommandanten. Mailand, 29. August. Das hier erscheinende Blatt „Tesoro“ ist wegen eines, in Form und Inhalt anstößigen Artikels vom E 1. Mi­­litärkommando für die Dauer von 8 Tagen suspendirt worden. Berona, 24. August. Auf unserem­­ Plateau, knapp vor dem Ihore St. Zeno, sieht man seit wenigen Tagen eine zweite umfang­­reiche Leinwandstadt erstehen, das große Zeltlager wird dort errichtet und in dem größeren Theile nach schon vollendet. Wir finden hier Zelte von allen drei, Kategorien, die alten Heinen für je acht Mann, die großen länglicht runden und die großen kreisförmig gebauten, jedes für fünfig Mann. Da die Ortschaften um Verona, dem Central, ‚ ‚ ‚

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