Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1851 (Jahrgang 61, nr. 104-207)

1851-08-04 / nr. 123

588 lieber ihre Feder ruhen.Und doch wäre es eben da wichtigste,ge­­rade über die Verhältnisse in der nächsten Nähe in klarer,fortdauern­­der Kenntniß zu bleiben,wäre so wünschenswerth,daß sich in allen Gegenden unserer Heimat Menschen fänden,die getreue,wahrheitsges­mäße Schilderungen der lokalen Vorkommnisse gäben,und­ alle Uebel­­stände,Mißbräuchenanewürfnisse­»ne1türlich ohne der Privatgehäs­­sigkeit oder anderen trüben Leidenschaften Raum zu gewähren—­öffent­­­lich’zur Sprache brächten.Das isk sjaebethwas die Presse in E­ng­­land so mächtig,so einflußreich und wohlthätig wirkend macht,daß alle Kreise an dem Worte und dem­ Urtheile der Presse Theilnehilten,Daß Jedermann das größte Interesse an den heimischen Zuständen trägt un­d die Feintung derselben zu fördern hilft. So wäre es auch und noths wendiger zu wissen, wie es im eigenen Hause aussieht, als jenseits der Alpen und der Pyrenäen. Dieß ist aber wie gesagt,­ nicht möglich, so lange jene Scheu vor der Oeffentlichkeit nicht gewindet,. — hoffen wir, daß auch sie einmal und zwar bald das 2008 so vieler anderer Vorurs­theile finden wird, die im Laufe der Zeit einer richtigeren Ueberzeugung gewichen sind. Kronstadt, 1. August. Die Sonne­­ hat uns Diese Woche zwei üble Streiche gespielt, zuerst, daß sie uns ihre eigene Verfinsterung nicht sehen ließ, und dann, Daß sie und das Honterusfell, welches auch auf ihre Gunst angewiesen war, beinahe vereitelt hätte. Wenn der Mensch Ursache hat, auf irgend­einen Zweig seines Wissens Bewegungen fast aller Himmelskörper sind so genau berechnet, Daß jener Stern müsse women war Die Astronomie wegen der Sicherheit ihrer Resultate. Astronom fühn sein Fernrohr in diesem oder jenem Zeitpunkte den Gesicht öften­ desselben passiren, und die V­orausbestimmung der Sonnenfinsternisse ist schon eine der ältesten Errungenschaften des menschlichen Wissens. Da­­ hatten wir nun eine solche Sonnenfinsterniß zu erwarten, wir wurden im vorhinein auf alles Mögliche aufmerksam gemacht, was sich in Dies­­em Zeitpunkte im Gebiete der gesammten Natur werde beobachten lassen, die Astronomen pußten ihre Beinröhre und hielten sich fertig, Dame ihre Saunen hat, Bestimmtheit auf ihre Verfinsterung rechnete, sie wollte zeigen, wie tnd­­nicht es sei, und entzog die Wege einer Frau auch und ihren Glanz im vorhinein, das figerste Mittel, jeder Berfinsterung zu begegnen, ‚gab, für welche wir ich nun ‚anders sein darf, so will Also zum ma ak­e8 nicht, sie frei halten, hierüber so viel­ als möglich Furz verhüllte sich ja ber stellen und behaupten Tann, Dieser oder folgenden Tag das Phä­­Die wie jede eh zu verdrießen, daß man mit solcher nur auf eine Minute im vor­­hinein bestimmen zu tollen, in einen Wolfenschleier, eine gute Lehre­ihe immerhin dankbar sein konnen. Doch ich spüre, Herr Redakteur! Sie erwarten von mir einen Be­­richt über das Honterusfest, und ich schwäge Ihnen da über die Son­­nenfinsterniß, über welche Ihr Publikum, wie ich aus Ihrem gefrägten Blatte ersah, ohnehin des Langen und Breiten bereits unterhalten wurde. Obikon weiß, daß die Geduld zu Ihren Cardinal-Tugenden gehört, wie es bei einem Redakteur besonders in jeniger Zeit gar nicht sie doch nicht länger auf die­­ Brobe stellen. dv. M. folfen, unmittelbar nach dem Schluffe des Schuljahrs, indem er seiner Hauptrichtung nach ein Schulfest is. Allein wie gesagt, der “Sonne beliebte dieses Fest, welches natürlich im Freien abge zu begünstigen; aus welchen Gründen ist mir unbekannt, und es wäre auch unartig, bei einer Dame darnach zu fragen. Daher wurde­ das Fest auf den verlegt, und­­ Statter gewann einen Tag Zeit, sich über das Historische dieses Bettes zu belehren, und über dessen Sinn und Bedeutung­ nachzudenken. So gut nun Das vielleicht für ihm sein möchte, so wenig werden Ihre Leser Damit zufrieden sein; denn wenn wir Berichterstatter etwas willen oder­­ gar denken, so können wir unser Publikum unmöglich damit verschonen, ‚ja Manche schreiben sogar mehr als sie willen. Doch von diesem Behs­ler will ich mich ‚heute ich verspreche Ihnen sogar, mir größte. Verdienst "erssorben: Zeitgenosse und lanchthong, schaffte er danfe sich um das Burgenland in mehrfacher Hinsicht das dem Werke­ eine Unterbrechung herbei, auch im Briefwechsel *) stand, vers der Reformation eines solchen Mannes durch Test alljährlich zu begehen, ein Fest, und insbesondere durch ein Schuss so daß Freund Luthers und Mes hier ingang, er­ brachte die erste Buchbruderpresse Hierher und war Begründer des hiesigen evangel. Gymnasiums. Der Gedanke mußte daher fest im Volke lebendig zu erhalten, nahe liegen. Das Andenken Im Jahre 1845 wurde dieser Ges gebracht und beschlossen, das­s. 1848 führten aber erst im heutigen Jahre an die Wies derbegehung des Heftes gedacht werden konnte, und auch diesmal wäre­ ed beinahe an der Ungunst des Wetters gescheitert,­­denn ungeachtet es um einen Tag verschoben wurde, war doch der Vortrag so ungünstig, dag am Tage selbst, als in der Frühe die Schuljugend ihren festlichen Auszug aus der Stadt halten sollte, von den­ Leitern des Festes der Beichlag gefaßt wurde, es auf den Wiederbeginn des Schuljahres zu verschieben. Allein Die Vorbereitungen zum­­ Feste waren mit Aufwand von Zeit und Kosten bereits getroffen, die Mitglieder des Gewerbe, und betseiligen, waren an Diesen Tag angewiesen, und da sich das Wetter ettwag zu er­heitern schien, so gelang es, die Abhaltung des Festes noch an Diesem Zuge stellte erquidender Srifche, liegt. Der eröffnete ungeachtet das Yet mit einigen wie Zelten, wovon eines für sie sonst Die lobenden Klänge erschallen, die Trommeln der Kinder wirbelten durch die Straßen, um ihre Kameraden zum Hefte zu rufen, sie in solcher Anzahl gelang es nicht mehr, bei diesem Heste er­­schienen, wo ihrer wohl an die 300 zusammenkamen, es waren diesmal fan­n 200. Nach 9 Uhr fegte sich den Klängen der Mufti mit flatternden Fahnen in und gelangte gegen 11 Uhr auf den Honterusplag, eine reizende Waldwiese am Eingange einer romantischen Bergseplacht hinter dem Kapelk­enberge, noch weiter zurück der Honterusbrunnen, speiste an ihre Vorräthe für die Studirenden errichtet «war, der übrigen Inland. frystallreine Duelle voll des hiesigen Gymnasiums passenden Worten an die Kinder, die sich hierauf vertpeilten, und zum Theile an den Schaufeln unterhielten, zum Theile sich hätten nicht zu gedenfen. Nach Tiihe ging machten­ alle Spiele der Kindheit, jener glücklichen Zeit, oder Die kleineren übrige. Gesellschaft Professoren des ‚hiesigen Gymnasiums, eines desselben und ein größeres, in welchem dann auch getanzt wurde, für die Theilnehmer aus dem Handelsstande es, da sich das Wetter immer günstiger gestaltete, und sehmerzlichen Erinnerung Zelte dann wieder störenden Nässe des Bodens, an die Spiele der Jugend. Wer könnte sie beschreiben, diese heiteren wo man sich­ der Luft des Augenblicks noch­ stetd mit voller Seele hinzugeben vermag, ohne Dabei einer einer bangen Sorge für die Zuk­­­unft zu­ begegnen. — Mehr gegen Abend wurde dann auch geturnt, wobei die Leistungen der hiesigen Gymmnastasten, namentlich des Obers­gymnasiums, wirklich ausgezeichnete zu nennen waren; höchst anerkens­nungswerth und in solcher Allgemeinheit selten zu finden ist auch die Gesangsbildung derselben, welche sie durch den Vortrag mehrer eben­so gut gewählten als ausgeführten Lieder bewährten. Inzwischen hatte die so unerwartete Gunst des Wetters ein immer antwachsendes P­ublis­kum aus der Stadt gelobt, eine endlose Reihe von Wägen zog daher, und bald wimmelte der ‘Blag von Menschen, die sich zum Seile am Abhange des Berges unter den Bäumen sehr, malerisch lagerten und geuppirten, zum Theile um die verschiedenen Spiele­ und Tänze sam­­melten. Auch die Blüthe des schönen Geschlechtes fand sich ein, und man muß gestehm, daß Sronstadt an Schönheiten dieser Art nicht mins­ter reich ist, als an Naturschönheiten. *) Bei Sonnenuntergang wurde das Fest geschlossen, und zwar mit der Vertheilung von Pfeisen an die besten Schüler, und Schülerinnen, worauf noch ein Snabe von höchteng 9 bis 10 Jahren die in der Mitte des Plages aufgerichtete, 6 Klass­ter hohe Tanne erkletterte, und si­­e vom Gipfel­ derselben Die dort wehende sächsliche Bahnen holte­ ein dreimaliges Hoch seiner Kameraden und der Zuschauer begrüßte den fühnen Kletterer nach der glücklichen Ausführung seines Unternehmens. Hierauf ging­ der Zug­ wieder mit Mufti, in die Stadt zurück. So endete ein Bett, welches kaum Einen­ unbefriedigt gelassen haben wird. Als Volks- und Schulfest sol­gl insbesondere den innigen Zus­­ammenhang,­ die nothwendige Verschmelzung der Schule mit dem Leben darstellen. Die Schule ist Die Blüthe, Das Leben Die Frucht, das Leben ohne die Schule, wäre Frucht ohne Blüthe, Genuß ohne­ Geschmach, ohne Schönheit des Genusses; die Schule ohne Zusammenhang mit dem Leben wäre eine Blüthe ohne Frucht, eitel Spiel und­­ Zänpelei. Möge dieser Gedanke dur dieses­ und ähnliche Feste, stets lebendig ers halten werden! SR: « Wien, 26. Juli. Die Ministerien des­ Innern, des Kriegs und der Finanzen haben eine Abänderung bezüglich der Militäreinquartier­runggebühren für Stallungen und Wagenschöpfen einverständlich be­fehlosien, welche für sänmtliche Kronländer mit­ Ausnahme der Militärg­renze giftig ist und bereit am 1. August in Wirksamkeit treten wird. — Das so dringende und allersehnte Gejeg bezüglich der Regelung des Volksschulwesens ist kaum noch im Ent­wurfe vorhanden. Möchte doch *­ Um Diesen Gegentag zu rechtfertigen und Mißverständnissen vor­­zubeugen, bemerke ich, dag­ ich Hier unter Naturschönheiten nur die der leblosen Natur verstanden wissen will, u­­nd gewiß halten wird, stattfinden Honterus hatte zum mit welchen ich stolz zu sein, unausbleiblich, und doch — Dame Sonne, fehren womit beiden fre und zu fallen. er übrigens Dieses hätte, wie Sie willen, ersten Male zur Ausführung die Ereignisse des = am 30. fo Die Ihr Berichters und mehrere 4.0.8. Handelsstandes, zu bewirken, der hin die fi an Diesem Die von Militärbande lieg vor unter dem zu versammeln, Feste leider gleichfalls dem Hrn. Obersten zur Disposition Gymnasialgebäude der Zug unter Bewegung eine Hr. Rektor ihre in welcher ge: und Laubs *) In dem Werte des hiesigen Hrn. ‘Brofessors und „zur Säkulars­feier des Kronstädter evangelischen Gymnasiums* finden sich nebst an­­dern interessanten Dokumenten auch 2 Briefe Luthers Briefe Melanchthony an Honterus abgedruckt. ad. &, #

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