Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. August (Jahrgang 8, nr. 2315-2341)

1881-08-02 / nr. 2316

ikedaktionundJldminiflrationx Heltauergasse23. Erscheint mit Ausnahme der zounsrmdzkeier begehrt-Lich- Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 Er., halbjährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. ohne quelung ins Haus, mit Zustellung 1 fl. 3 fl. 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 Fr­­en 7 fl., ganzjährig Für das Ausland: vierteljährig 9 RM. oder 12 Zres., Halbjährig 18 RM. a 24 a 36 RN. oder 8 $red. Unfraniirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. N 23106. Siebenbürg istp­ Deutsches ageblau­. übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergasse Nr. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Fr. Wilhelm Frank, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg C. F. Erler’s Buchhandlung, Bistritz Friedrich Wachs­­­mann Nr. 187, Sächsisch- Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Battoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , C., H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M­­­. L. Daube & C. Snfertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile kostet beim einmaligen Einladen 7 fr., das zimeitental je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 fr. Hermannstadt, Dienstag 2. August Pränumerationen und Inserate Pränumerations-Einladung auf das Siebenbürgisch - Deutsche Tageblatt. Mit 1. August beginnt ein neues Webonnement auf das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt“, Pränumerationen und Inserat3-Aufträge werden entgegen­­­enommen: in Hermannstadt beim Hauptbureau, ranle 23, in der Bud­­­­Ps Franz Michaelis, und E­lisabethgasse Nr. 29 bei Gustav Gürtler, auswärts bei­­­ am Kopfe des Blattes genannten Firmen. Der Verlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts“ (Hermannstadt, Heltauergasse Nr. 23.) feldwirtschaftlicher Glaube und Brand unter den Hadfen.­­ ­ Den Mond und all die fernen Gestirne kann der Mensch nicht eigen­­­mächtig in seinen Dienst zwingen, er muß sich genügen Lassen daran, sie Hüglich zu nügen. Aber neben ihnen walten und schalten zahllose andere nun dar, Land und Luft, durch Wald und Weide, Haus und Hof. Unabläßig ist der kleine Mann bemüht, sie seinem Willen unterthan zu machen, sie gnädig und günstig zu stimmen. Oder warum jäet er denn die von Weihnachten bis zum Dreikönigtag gesam­melte Aiche unter die Saat­­­frucht? Warum fäen verkleidete Knechte zu Gergischdorf und Malmkrog am Faßnachtstage Ajche in die Gassen? Wohl aus demselben Grunde, aus dem man zu Halwelagen die Ajchermittwocharche auf die Kohlpflanzen streut und aus dem man allerorten im alten Sachsengebiete „Reicherchen“ kocht für berufene Kinder. Er muß eine eigene Bauberkraft Liegen in der Aiche gewisser Tage. Schon 1499 verordnete ein Augsburgisches Arzenei­­­büchlein als Mittel wider die Sucht unter dem Vieh das Auflegen einer „benedicirten Archen“ und der „auf Vieler Verlangen und Begehren fortg­­ehegte furiöse Künstler" gibt gegen Kornbrand noch 1705 folgendes ecept: „Nimm einen dürren Birnbaum, brenne ihn zu Aschen und nimm Aschen und Salz darzu, geäß Wasser darauf, . . . hernach nimm einen scheinigen Hahn, schneide ihm die Gurgel ab und lasse das Blut in ob­­­emeldtes Wasser, hernach rühre er wieder unter einander und wenn du en Walzen säen willst, so besprenge ihn damit. Probatum est!“ Gieht das nicht auf ein Haar einem alten heidnischen Opfer gleich? Für besonders wirksam hält man die Arche aus den heiligen Zwölften, aus den Tagen von Christfest bis zum Dreikönig und vor Allem die vom Aschermittwoch. &o ist das die Zeit, in welche bei den heidnischen Germanen die hohen Zelte fielen. Sie haben an mit der winterlichen Sonnenwende, dem nordischen Julfest, aus dessen Scheiterhaufen der freundlich durch die deutsche Welt leuchtende Lichterbaum des Christabends erwachsen, an den vor Kurzem noch die nunmehr auch erloschenen s­­christnächtlichen Freuden­­­feuer a den Bergen bei Malmkrog und Urwegen gemahnten. Wer ein­­­mal vor dem alten Urweger Turm und dem boßen Malmkroger gabe ich die rothen Feuer weithin leuchten jad und Dorf und ins Land, der bedauert, daß diese Sitten und Diese weiter verleichen. Mit dem Sieg des Lichts über die Finsterniß erwachen die in den Todesschlaf verlunfenen Götter und die­­en Tage führen sie wieder zurüc­ in die Lande der harrenden Menschen. Und auf den Bergen zünden Die Priester die Opferfeuer an, den Zorn der Götter zu versöhnen und sie sie gnädig zu erhalten oder gnädig zu machen. Mit diesem Heili­­­gen Sühnfeste ist verbunden ein allgemeiner Gerichtstag ; die großen Sünder werden hingeopfert, jene Menschen aus dem Volke ausgeschieden, zum Sühn­­­tode bestimmt, die seit der rechten allgemeinen Sühnung neue Schuld auf das Volk geladen haben. Wie Nachklänge jener altgermanischen sühnenden Gerichtsfigungen nehmen si die Nichttage der sächsiichen Nachbarschaf­­­ten auf. Weil die Opfer- und Sühnfener das Wolf befreiten von dem Unheil, das aus dem Born der Götter ertwuchs, darum trachtete man, die segnen­­­den Flammen mit alle dem in Berührung zu bringen, was man vor Not und Gefahr geihngt wissen wollte. Wie man auch dem Felde die heil­­­bringende Kraft zugeführt hat, dag konnte man vor etlichen Jahren noch­ zu Malmkfrog gerade so gut wie ehemals in Poitou und in verschiedenen Orten des St­ernlandes sehen: ein mit Stroh und Werg ummundenes Rad ward unter dem „Jubel der Jugend Lodernd von der Bergeshöhe zu Thal getrieben und weit in der Nacht hinein Leuchteten die Flammen. Nahe lag auch­ der Wunsch, das fühnende, vor Schaden bewahrende Feuer in das eigene Haus zu verpflanzen. Anderswärts übliche Bräuche weisen deutlich auf jene altgermanische Gepflogenheit hin, in Siebenbürgen hat sie nur noch eine Leife, statt verwischte Spur davon erhalten. Heinrich berichtet: während der Ganzzeit wird „niemandem Feuer gegeben.“ Schade, daß wir nicht erfahren, wo das Gewohnheit ist und welche An­­­sicht man ihr zu­­grunde legt. Uns will bedingen, es dauere auch in diesem Glaubenstag altheidnische Tradition fort, man wolle den vom heili­­­gen Opferfeuer entrisfenen, heilbringenden Brand nicht aus dem Hang geben. Das euer, das Opferfeuer zumal Hat heilende und entsühnende Kraft. Sp­­ortheilen unsere Väter. Die Arche der Sühnfeuer ward weithin ausgestreut. Es ist heidnische Erbschaft, wenn der katholische Kultus am Archermittwoch eine feierliche Einäscherung der ganzen Gemeinde in der Kirche vornimmt, ein Stad Heidenthum auch, wenn man bei und die Felder mit der Aichermittwochaiche bestreut und dabei glaubt, daß solches „der Saat ersprießlicher sei als drei Tage Regen und drei Tage Sonnenschein.” 1881. ... Moritif de Nebersicht, Hermannstadt, 1. August. Der Ministerpräsident Tipa erhielt in den legten Tagen von der liberalen verfassungstreuen Presse jenseits der Leitha Verbeugungen und Lobererhebungen in an und Fülle, bald wird er als der Teohe­­reich­­­meister eines eventuellen Nationalitätenbrandes gepriesen, bald wird auf die Sank­ung der ungarischen Finanzen unter seinem Regime rühmend hinge­­­wiesen. Man merkt zwar dierjeit der Leitha die Absicht, wird aber nicht im mindesten verstimmt, m­an quittirt allen Ersites die empfangenen Komplimente, und lächelt Hinter den vier Wänden über die­ „Schlauheit” der Deutschen, mit denen übrigens schließlich bessere Ausgleiche, als beispielweise mit den Kroaten, geschlossen werden können. Was die Besseiung der Finanzen an­­­belangt, so liegt man auch­ der Staatshaushalt Ungarns im zweiten Jahres­­­viertel vor. Wir Lassen die Ziffern sprechen. Im Vergleiche gegen das Vor­­­jahr zeigt die Bilanz eine Besseiung von 1 Million und 38.000 Gulden, an und für si schließt jedoch auch dieses Vierteljahr mit einem Defizit, denn die Einnahmen betragen in runder Summe 57 Millionen die Aus­­­gaben dagegen 60 Millionen. ‚Das erste Halbjahr weit, um uns den Staatshaushalt des gegen­­­wärtigen Jahres zu vergegenwärtigen, folgende Zahlen aus: ‚Das Deftizit betrug demnach im ersten Halbjahre 26.528.000 fl.,­­­wobei jedoch zu bemerken ist, daß unter den Staatseinnahmen des ersten Quartals 8,5 Millionen als Erlös der zu Beginn des Jahres emit­­­tirten Papierrente figuriren. In Beft haben die Ministerberat­ungen unter dem Vorsige des Herrn d. Tipa begonnen, welche sich mit der eitstellung der dem Abge­­­ordnetenhause zu ununterbreitenden Gefiegentw­ürfe und des nächstjährigen Budgetentwurfes beschäftigen werden. Der Ausgabeetat dürfte wahrschein­­­lich einen größeren Bedarf ausweisen, da, wie es heißt, der gemeinsame Kriegsminister mit einigen Mehrforderungen hervortreten wird. Der in Süd-Ungarn erscheinende romänische „Luminatorul“ ver­­­öffentlicht ein politisches Programm des hiesigen gr­sorientalischen Metropo­­­liten Miron Roman. Nach demselben soll eine „Constitutionell-romanische Partei” gebildet werden, die sich auf die Basis des öffentlichen Rechtes in Ungarn stellt, und deren Hauptzwec­­k­, für die Konsolidirung des Staates durch die Verwirklichung der europäischen Prinzipien der Freiheit, Gleich­­­heit und Brüderlichkeit einzutreten. „Ellener­ und andere Pester Blätter billigen dieses Vorhaben und äußern sich sehr befriedigt über die Zukunfts­­­musik einer magyarisch-romänischen Entente cordiale. Aus Agram wird ein sehr strammes Auftreten, aus Anlaß der legten Wahlen in den Gemeinderat, gemeldet. Der Finanzlandesdirektor David transferirte mehrere Beamte wegen ihrer incorrecten Parkung, ein ähnliches Vorgehn für auch die Landesregierung im Sinne haben. In Wien hat am 28. v. M. unter dem Borsige Sr. Majestät eine Ministerrathsfigung stattgefunden. Ueber die Beichlupfassungen sind nur Combinationen im Umlaufe. Die Meinitzer haben sie übrigens nach der Situng nach allen Richtungen der Windrose zerstreut. Zur Erklärung der Zusammenkunft Sr. Majestät Franz Sofer’s mit den Monarchen von Baden, Württemberg und Sachsen in Mainau wird der „Tribü­ne” aus Dresden, wie sie sagt, von beachtens­­­werther Seite, Folgendes geschrieben: „ALS die Wogen der Entrüstung in Deutschland über die tschechischen Excefse sehr hoch gingen, schob Bismarck einige deutsche Kleinstaaten vor, welche in Wien den Besorgnissen Aus­­­druck geben sollten, die im Deutschen Reiche der in Oesterreich entbrannte Kampf des Slaventhums gegen das Deutschthum erweckte. Es wurde eine zufällige EDER, deutscher Souveräne in Mainau und Auge gefaßt, und in Wien begegnete dieses Auskunftsmittel zu einer Beruhigung­ der erregten öffentlichen Meinung in Deutschland dem sympathischerten Entge­­­genkommen. . Der Abstecher des­ Kaisers von Oesterreic auf seiner Reise von Vorarlberg nach der Insel Mainau, wo er den Monarchen von Baden, Lachen und Württemberg die Freundeshand drüden wird, kann in Deutsch­­­land seiner anderen Auffassung begegnen, als der, daß das deutsche Element ‚in Oesterreich weder das Stiefkind geworden ist, noch jemals werden wird.” + Dem Fürsten Bigmard ist seine Badekur in Kissingen durch einen Drohbrief gewirzt worden. Derselbe war in Hamburg auf die Post gegeben worden, enthielt neben einer Karikkatur Bismards Ausschnitte aus fortschrittlichen Blättern, und lautet also: „Seiner Durchlauc­ht vom Reichskanzler Fürsten Otto v. Bismarc ! D großer, eiserner, vesp. einfältiger­­­ Reichskanzler, was hört und Liest man blos von Dir, Nichts als Lächerliches. Glaubst Du etwa, daß Du Deiner gefällten Strafe entgehen kannst? Nein! Nein! Was wir Dir einst zugeschworen, wird für Dich sicher in Erfüllung gehen und wenn Du den Polizei-Ring um das zehnfache vermehrt, der Dich etwa swingen soll vor dem Bestrafer Deiner verübten Thrannei. Wie es bei Dir in Kiffingen aus­­­sieht, wissen wir ganz gut. Traurig genug, daß Du es so weit gebracht hast mit Deiner elenden Thrannen- Politik, daß Du jet nicht enmal Deines Lebens sicher bist. Weile nur immer fleißig Mitmenschen aus Deutschland. Desto eher kannst Du Dich mit dem Todtengräber bekannt machen. So wie damals die Würfel für uns fielen, so sind diese auch schon für Dich gefallen, v d. h. vorläufig die Heinen, biß Dich der große Würfel für immer und ewig trifft. Deinem Sohn Wilhelm mit seinen bisherigen massirten und lächerlichen Nebensarten werden wir auch bald was zu schwören, wenn er nicht aufhört, zu wühlen. Die Bismarcsbrut muß ausgerottet werden.“ mann­­­­­en Einnahmen Ausgaben I. Quartal 60.275,000 fl. 84.531,000 fl. DO. Ditartal 57.792,000 ff. 60.064,000 ft. Zufammen 118.067,000 fl. 144.595,000 fl. deuifleton. Der Sündengufden. Ein Wahlbild aus dem Osten. Es ist Wahlzeit in Ungarn. „Ihu’ Geld in deinen Beutel, Roderigo !" Der ago flüstert es seinem Be­­stedtt selbst viel Geld in seinen in der üppigen Hauptstadt zu und Beutel — viel, viel Geld — genuug um zu ftillen den Hunger und zu findern das Elend von Tausend und Tausend zu Grunde gerichteter Menschen. Und fort geht’s in fröhlichem Uebermuth die Straßen entlang, die frohe Botschaft zu bringen­­den Freunden, den fröhlichen, den übermüthigen. Doch noch ehe der Tag graut, in Die Hälfte vergeudet, verloren, ver­­­ielt. — R „Verdammt! doch Muth! die Hälfte thut’s auch. Meine Macht soll das Verlorene erregen." _ · · · Und weiter geht’s mit rasender Hast In den entlegenen Elementakel des Landes,wo deutsches Wort und­ deutsche Lette Jahrhunderte getrotzt den stürmenden Elementen ringsum,bis auf d­en heutigen Tag.· · Der Wahltagnah’t.In feuchter armseliger Hütte sitzt einsamem­ Mann und Elend und Noth und wilde Leidenschaft hatten gebeugt seine hohe Gestalt und entstellt sein rauhes Antlitz,Ietzt aber­ funkeln seine Augen voll wilder Lust und höhnischer Freude.Vor ihm liegt haufen das Geld­—,,die blauen Zehner von der Donau.« »Schön«,murmelt er——»ünfhundert Guldem viel Geld«s;»»Also »,,gehen auch Sie hin,kaufenie uns Stimmen,kaufen Ste schnelL »»kaufen Sie viel und reicht es nicht hin,so kom­men Siexoke den fürchten »Sienichts-Wir schützen Sie schon.—­Wir haben die Macht.Sie ,»,haben ja ein weites Gewissen«·. ·,· »Ja-Herr­,du hast’s errathen,ich hab’ein«wettes Gewissen,du »sollst nicht werden ein Lügner an mir,Herri Zweihundert Gulden dem »weiten Gewissen»!die Uebrigen thunsauchl—­doch nun auch, daß ich »die Andern gewissenhaft verwende,« Und er eilt fort zum Freunde,dem alten Bruder!»Freund!Hier »Past du z­wanzig Gulden,stimmne mituns,Freund!Schweig,nimmund ,,t1·nim’mituns.So leicht hast du nicht bald so schönes Geld verdient ,,Bist du zufrieden?« Der Freund lächelt verschmitzt,greift hastig hin,sackt das Geld ein und schweigt.Ich aber lose seine geheimen Gedanken.»Ja!ja!leichtver­­­,,dient und·dazu ohne Gefahr,ohne Schande­—reingeschenkt.Dummer »Junge!bin ich doch nicht einmal Wähler.« Und weiter geht’s in wilder Hast.—Da liegt ein armer,armer Mann,hoflos und siech—fünf hungernde Kinder—Sammergestalten— Sie schreien um Brod und längst war sie gestorben die erwerbende Hausfrau. »Alter!wollt ihr stimmen mit uns für dreißig Gulden«Nehmt sie »hin und kauft·Euch Brod.« ·»Brod?sag ja!ich will stimmen,Herr!aber verlangt nicht,daß »Ich·rühre an·dieses Blutgeld;legt es dorthin den armen hungerigen »Kleinen,daß sie sich sättigen Ich will stimmen—mit ihnen,Herr!— en — um’ Geld — und dann will ich Elender sterben in „Schande.“ Und fort, fort geht’. Ein Mann figt in der Werkstatt. — Werkzeuge liegen umher, doch fehlt die Arbeit. Noth ist im Zuge, bittere, schrecliche Noth. — Die Gattin rührt emsig das Spinnrad. — „Willst du verdienen „Meister? hier hast du Geld für ein Wort — einen Namen — willst du „Hinmen für uns?“ Rasch, wie der Gedanke, erhebt sich die Frau. Die blauen Zehner, sie fliegen, flatternd ins Feuer — Hell auf Lodert die leuchtende Flamme. „Hinaus Betrachter! daß dich nicht treffe die ewige Vergeltung hier „in meinem Hause. Hinweg mit deinem Schandgeld!" Das ist eine echte sächsische, eine deutsche rau. Weiter, weiter! Da fibt ein Mann beim Wein, — nicht mehr beim ersten Glas — und führt derbe Reden und seine Zunge lästert laut, doch sein Herz ist innen rein und brav und deutsch. „Nimm dreißig Gulden, Freund! stimm’ mit uns, daß wir sie ende „lich einmal umkehren, die falsche Welt, Hohe Zeit ist’s, das der Mann ,der That fomme an’s Muder." Da lächelt der Mann verächtlich und ruft:. „Du treibst das, legte „Handwerk, Elender! Nimm dieren Schilling, fauf’ dir einen Strich und ne dich auf." Doch siehe! Da fliegt die Thür auf und herein tritt eine robiste, ernste Gestalt, sonneverbrannt ist das Antlis, im Gürtel steckt der Revolver, ein schneidig Messer birgt in ihrer Hand. „Gib ihm den Schilling nicht, Freund! er betrügt auch dich und hängt sich doch nicht. Wir Amerikaner hängen unsere Schurken gleich Lieber selber­ — Sprahh ® und stürzt ihm an die Kehle — ein Schrei — ein Nud — ein Tall Wein fließt in Strömen — Ein wildes Gelage­­­—­ er ist Wahltag. Der Schulfreund, der alte, wankt auf seinem Stuhle. Wir Hatten uns geliebt und gebalgt und geprügelt in unsern jungen Tagen. Er war ein gewed­er, fröhlicher Junge gewesen. Doc die Ungunst der Zeiten hatte ihn mildde und zugänglich gemacht. Und jegt fit er da, warzend, beim überströmenden Wein und näßte die Kehle und nähte die Kleider und näßte die Taschen mit funkelndem Wein und siehe da! tiefblau schlägt sie durch, die treulose Farbe der „Hehner“. „Hans, Hans! schämst du Dich nicht?“ ruf ich ihm zu, „stehe doch, „das Stündengeld schlägt durch die nassen Taschen und legt sie blos, deine „Schande. “ „Sa alter Kamerad, ich Hab sie genommen die „Zehner“, Tallte der Freund, „aber bei Gott, ich stimmte doch auf unsern deutschen Mann. — Du sehüttelst das Haupt? nein, es ist nicht Schmählich, denn sieh, seit zehn Jahren nehmen sie mir alljährlich sechs Gulden zu viel Steuer ab u nd all mein Flehen hat nichts geholfen. Nun Hab’ ich dreißig zurück, dreißig bleiben sie mir noch schuldig 6i8 zur nächsten Wahl — —" Der frische Morgenwind des erwachenden Tages stric über mein traumschweres Haupt. Der nächtliche Spud war zerronnen, der böse Traum gefeät wunden, &3 hatte die deutsche Mannerehre gesiegt im a · · umu­eer

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