Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Oktober (Jahrgang 8, nr. 2368-2393)

1881-10-10 / nr. 2375

ited action undzominiftratism Heltauergasse 23. Existeint mit Ausnahme der Honn- und Feier­­tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 fl., halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Bene und Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl., 12 fl. Abonnement mit Postversendung: Kür das Inland: vierteljährig 3 fI. 50 Be Amar 7 f., ganzjährig Kür das Ausland: vierteljährig 9 NM. oder 12 Fres., Halbjährig 18 AM oder 24 Burn gennlährig 36 HM. oder Tcs. Unfrantirte Briefe werden nicht BE­­RN: Manustripte nicht zurückgestellt. Re 2373. ne — Siebenbürgisch-Deutsches ageblau­. Hermannstadt, Montag 10. Oktober Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltanergarte Nr. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresawandt, Fr. Wilhelm Frank, Heinrich Zeidner Mediasch J. Hedrich’s Erben, Bistritz Friedrich, Wachsmann Nr. 187, Sächsisch- Regen Adolf Dengyel Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Breos Paul Batzoni,­­­Zehrer, Wien Otto Maas (Hassen­­­stein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , C., H. Schalek, Past ‘A. V. Goldberger, Frankfurt 8. #. G. L. Daube & C. n­ermdasn Snfertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Germondgeile befitt beim einmaligen Einraden 7 fr., das zweitemal je 6 fr, das drittemal je 5 fr. d, 2. exclusive der Stempelgebühr von je 30 fr. — 1881. Die Verheiligung am öffentlichen Leben. P. Man macht unserer Zeit oft den Vorwurf, daß sie, verlunfen in Materialismus, den Sinn für die idealen Güter des Lebens verloren habe. Wir wollen es dahingestellt sein lassen, ob diese Klage in ihrem vollen Umfange begründet ist. Daß die materiellen Interessen im Vorbder«­­grunde de individuellen Lebens und Streben stehen, wird allerdings Niemand läugnen können, allein wann wäre es je anders gewesen? Vielleicht in dem goldenen Zeitalter des althellenischen Lebens? Man lese die Lust­­­spiele des Wristophanes oder des Demosthenes dritte philippische Rede, um zur Ueberzeugung zu gelangen, daß das griechische Leben und Neueren ge­­­wöhnlich in Hyperidealisirtem Licht erscheint. Auch, übersieht man dabei ge­­­­wöhnlich einen überaus wesentlichen Umstand. Die, wasterblichen Leistungen jener griechischen Philosophen, Nethoren, Historiker, Bildhauer, Staats­­­männer und Dichter waren mir dadurch möglich, daß ein Heer von Sklaven für die materiellen Bedürfnisse einer glückichen Minderzahl sorgen ı und arbeiten mußte,­­ntfielen doch im dem Heinen Attila auf 150,000 reie 400,00 Sklaven. As Um wie viel schwerer ist er ung Neueren gemacht, den Kampf um die Befriedigung der materiellen Bedürfnisse zu bestehen, deren Steigerung die unvermeidliche Ursache sowohl als Wirkung unserer Civilisation ist. eute, wo in vielen Gebieten Europa’s die Volkszahl seit Hundert Jahren ich vervielfacht hat, wo es daher immer s­­chwerer wird, den nöthigen „Elbogenraum" zu gewinnen, heute, wo die ungezählten Milliarden des europäischen öffentlichen Bedarfs aus den Neberschaften der Arbeit des Volkes entnommen werden müssen. · Allein wir wollen, wie gesagt, ‚hier nicht des Nähern erörtern, in wie ferne die Klage über die materialistische Zeitrichtung begründet ist. Wir wollen einen Gegenstand zur Sprache bringen, welcher aber jene Klage zu bekräftigen scheint, nämlich die in unseren Kreisen so häufig wahrzunehmende geringe Betheiligung an Fragen des öffentlichen Lebens. Wir meinen nicht blos Fragen politischer, staatlicher Natur; wir haben ebensowohl die Angelegenheiten des Communallebens und der Comitats­­­verwaltung im Auge, wie die der Kirche und Schule, des Vereinswesens und der Presse. Wie häufig ist in unsern sächsischen Städten die Beobachtung zu machen, daß die ganze schwerwiegende Last dieser vielfältigen Angelegen­­­heiten auf den Schultern von einigen wenigen Männern ruht, Die immer und überall in das Vordertreffen sich stellen müssen, die die eigentliche ernste Arbeit ebenso in der Communität, wie in der Comitatsversammlung und im Presbyterium zu leisten haben, die immer und immer wieder zu Vorständen der verschiedenartigsten Vereine gewählt werden, wo wiederum ihnen die eigentliche Arbeit zu leisten großmüthig überlassen wird. Kein Wunder, wenn diese vielgeplagten „Männer für Alles“ endlich der Last erliegen oder wenigstens jene geistige Spannkraft verlieren, die zuz­­eit öffentlicher Angelegenheiten so unentbehrlich ist. Dazu kommt no, da die die Männer nicht selten ihrem persönlichen Beruf nach ohnehin schon mit ihrer ganzen geistigen Kraft im Dienst der Deffentlichkeit stehen. Wie schwer wird er dem A­dvokaten oder Communalbeamten neben seinem Amte auch roh eine Reihe anderer öffentlicher V Bedienstungen zu übernehmen, die bei ihm nicht ein not­wendiges Gegengewicht gegen die eintönige tägliche Berufsarbeit bilden, wie beim intelligenten Kaufmann, Fabrikanten, Apotheker ır. . w. sondern ein Bugemwicht. » Wie oft kommt es ferner vor,daß öffentliche Korperschaten wegen Nichterscheinens der Mitglieder beschlußunfäig.»sind;«wiehäng geschieht es,daß in wichtigen Parteifragen unser Vertreter in den Comitatsver­­­sammlungen durch eine rührige,von Ober-und Untergespan,Stuhlrichter und Notar energisch dreffk­he Minderheit überstimmt werden, weil jene nicht vollzählig erschienen waren! Wie müssen oft jene paar führenden Männer rennen und laufen, bitten und beschwören, um die Leute zum Erscheinen in einer bevorstehenden Sigung zu bewegen, weil eine­­­ Frage von einschnei­dender Wichtigkeit zur Verhandlung kommen so! Diese Erscheinungen sind allerdings in hohem Maße geeignet, die Richtigkeit jener Klage zu bestätigen, daß heutzutage die Masse der Menschen an dem, was über ihre nächstliegenden persönlichen Interessen hinausgeht, seinen Antheil nehmen. Wir wollen nun allerdings nicht in Abrede stellen, daß Indolenz und sträflicher Indifferentismus leider auch in unseren Kreisen häufig genug sich breit machen, allein wenn wir unser Wolt richtig beurtheilen, glauben wir jene unerquidlichen Erscheinungen doch auch noch andern Uraden zuschreiben zu s­ollen. In­ erster Reihe dem mangelnden Vertrauen auf den Sieg der guten Sache, dem lähmenden Glauben, daß da alle Mühe und Arbeit vergeblich sei, da ja die öffentlichen Verhält­­­nisse augenscheinlich stets zum Schlechteren und nie zum DBefferen sich wenden, furz, dem um sich und an der Welt verzweifelnden Beslimismus, der die Strafe auch des tü­chtigsten Mannes lahmlegen fan. Nicht oft genug können wir dieser matten Steinmüthigkeit gegenüber die alte Lehre wieder­­­holen, daß wahrhaft verloren nur derjenige ist, der sich selber aufgibt. Wer im Kampfe mit den Wellen die Arme hoffnungslos finden läßt, ankatt rüftig auszugreifen, über dessen Kopf werden die Wogen gar bald zusam­­­menschlagen, um ihn in den nassen ?gluthen zu begraben. Und wo gibt es ein Volk, welches aus seiner eigenen Vergangenheit so viel trostreiche Br­­­echung, so viel Muth auch in den schlimmsten Tagen schöpfen konnte, wie dies Meine, seinerzeit an den äußerten Enden der Christenheit vers­­­chlagene Völkchen, dessen Geschichte ein e­wiger, bis zur heutigen Stunde nicht beendeter Kampf ist! Auch wir können von und sagen, daß wir in andere Stürme ges­­­ehen haben. Wie bald wären unsere Väter spurlos vom Erdboden ver­­­schwunden, wenn ihnen ein uunm­eliges Geschich jemals den frohen Glauben an sich selbst, das frische Vertrauen in die eigene Kraft geraubt hätte. Daß e8 uns heute Herzlich schlecht geht — wer wollte e3 Täugnen? So schlecht aber kann e8 niemald um ung stehen, daß wir feige die­­­ ylinte ins Korn werfen müßten. An ihrer Mannheit zu verzweifeln, einmüthig den Kampf aufzugeben und mit fatalistischer Ergebung den To­desstreich zu er­­­warten, ziemt sich nicht für Männer, deren Vorfahren hier in der „Witte” dem Ur und Wisent in hartem Kampf die Aderscholle abgerungen und die traurigsten Zeiten überdauert haben. Außer diesem schwachmüthigen Ressimismus müten wir gar Vielen aus unserem Volle — und es sind nicht gerade die Schlechtesten — auch noch den Vorwurf eines an machen, welcher freilich mehr nur in den Augen des prakttschen Politikers als ein wirklicher Fehler erscheint, da er im Grunde genommen nur der Ausfluß einer feiner organisirten Natur ist. Wir meinen jene mimosenhafte Scheu vor dem Heraustreten aus dem engen Kreise der eigenen Persönlichkeit in das bewegte, nervenaufregende Treiben des öffentlichen Lebens, jene übertriebene Empfindlichkeit, die bei der ersten rauhen Berührung mit der Außenwelt, wo die Sachen hart im Raum sich stoßen, erhebt, die seinen Angriff auf die eigene Person ertragen kan, ohne schmerzlich zusammenzuzuden. Niehl mach die treffende Bemerkung, daß man beim Urtheil über unsere geistigen Culturzustände gewöhnlich die Bedeutung der Nervenkraft übersehe, deren ungebrochene Frische und Fülle Heutzutage nur noch dem echten Bauern aber nicht mehr den sogenannten Gebildeten innewohne.­­n ist allerdings wahr, man braucht Feine übertrieben empfindliche Natur zu sein, um sie von der heute beliebten Kampfesweise der Parteien im öffent­­­lichen Leben häufig genug widerwärtig berührt zu fühlen und allgemach zur Ueberzeugung zu gelangen, daß es wohl auch rein sichere Handtierungen gibt, als z. B. Vertreter in gewissen SKomitatsversammlungen zu sein. Aber im Kampfe szählen sich auch die Nerven — auch sie unterliegen dem Gelege der Anpassung. Die Handnerven des Grobschmiedes werden endlich so unempfindlich, daß die herumsprü­henden glühenden Eisenspänd­en ihm nichts mehr anzuhaben vermögen. · Endlich fehlt es auch,wie gesagt,bei uns leider nicht an engherzigem Indisferentismus öffentlichen Interessen gegenüber.Sollen wir jenen guten Leuten und schlechten Musikanten,die vortrefflich die Faust im Sacke zu die ganze Stadt von einem Ende zum anderen alarmtrt.In Folgedessen war das Haus,wie es Paulette vorhergesagt,gedrängt volle Jedermann war neugierig,die kleine Künstlerin zu sehen,fü­r deren Liebe ein Mensch beinahe sein Leben geopfert hätte,während ein anderer sich dem rächenden Arme der Justiz durch die Flucht zu entziehen gesucht hatte Der Vorhang hob sich.Und in der zweiten Szene kam der Liebling Aller auf die Bretter.Ihre Blässe war mit Schminke verdeckt,ihr goldenes Haar fiel auf ihre blendend weißen Schultern hinab;sie war ein Bild frischer, unschuldsvoller,kindlicher Schönheit.Bei ihrem Anblick ging ein Gemurm­el des Beifalls durch das ganze Haus.Aber von den Galerien zifchte man auch—egging ihr wie Pfeile durche Herz——zum ersten Male in ihrem Leben hökte sie Zifchen—ein langandauerndes,böses Zifchen. Sie blickte zornig um sich.Dann Schien sie einer Ohnmacht nahez aber im nächsten Augenblick hatte sie sich wieder gefaßt,nickte dem Auditorium lächelnd zu und spielte ihre Rolle. Ihr Gehirn war wie im Feuer. Es war ihr, als rausche Waffer vor ihren Ohren, so daß sie ihre eigenen Worte nicht Hörte. Nichtspestoweniger spielte sie, wie sie noch nie zuvor gespielt hatte. Sie sah die vielen Gesichter vor sich gar nicht. Ihre Augen waren nur oft auf einen Punkt gerichtet, und das war der Orchesterfip, ven am Abend vorher Barned inne gehabt. Von diesem Lige aus hatte er ihr das Bracelet zugeworfen, von diesem Site aus hatte er so oft seine Augen mit solcher Innigkeit zu ihr erhoben, als ob er Sie anbete. Auch diesen Abend war der Plan befegt, aber nicht von ihm. Diesen Abend firmrte sie von dort ein anderes Gesicht, das alt war und bronzefarbig, aber auch dieses­­chen wie bezaubert. Das Antlig hatte eine Adlernase, einen buschigen weißen Schnurrbart, der einen freigen und, wie es fehten, herrischen Mund überschattete. Er gehörte einem Manne von soldatischer Haltung und von aristokratischem Aussehen, wie es die lange Ge­­­wohnheit, zu befehlen, schafft. Ein schwerer Meantel, mit Pelzwert gefüttert, war über feine Knie gebreitet, und er beobachtete die kleine Schauspielerin mit einem Blid, der erkennen ließ, daß sie ihn lebhaft interessire. Er schien seinen Bekannten neben sich zu Haben, denn er Sprach mit Niemand. Sie war gekommen, um mit brechendem Herzen Komödie zu spielen. Schauernp und kaum fähig, sich aufrecht zu erhalten, war sie auf die Bühne machen und am Wirthshaustu­ch weidlich über Die „Mißverwaltung“ in Staat und Kirche, in Stadt und Komitat zu schimpfen verstehen, ohne­­­ aktiv einen Finger zu rühren, vorhalten, daß der Werth eines Mannes endgültig nur nach dem Grad seiner Hingebung an die Sache seines Vater­­­landes, seines Wolfe, seiner Kirche, mit Einem Wort an die öffentlichen Sintereffen sich bemißt? Leute, die sich von der persönlichen Betheiligung an öffentlichen Fragen fernhalten, beurtheilen die Wirkung einer getroffenen Maßregel stets von ihrem einseitigen, kurzsichtigen Standpunkt; hätten­­ir an der Berathung darüber theilgenommen, wü­rden sie neue Gesichtspunkte gewonnen und Die dfrage allseitig zu beurtheilen gelernt haben, zugleich aber auch mit den vielfältigen Schwierigkeiten bekannt geworden sein, mit denen die Lösung öffentlicher Fragen in den allermeisten allen verknüpft ist. Für diese Leute sollte man jenes alte solonische @rieg wieder auffrischen, wonach jeder athenische Bürger unter Androhung der Todesstrafe verhalten war, bei einem entstehenden Bürgerstreit sich irgend­­einer Partei, welcher immer, anzuschließen. Um so steuflicher ist aber diese Indolenz je mehr sie mit Wissen und Bildung, überhaupt mit der T­ähigkeit etwas zu leisten gepaart ist. Der miüffige Bei des Wissend, ohne jene sittliche Energie, die das Wissen sofort auch zur Bethätigung in praktischen Wirken treibt, ist werthlos umb ein Zeichen von verwerflichem Egoismus. a verwerflich unter uns, denn ein kleines Wölfchen wie wir, darf Feine Kräfte brach Liegen Taffen. Einem Menschen, der sich beim bloßen Willen begnügt, der ohne den Trieb ins Große zu wirken nur sich und seinen Meinlichen Interesen Lebt, sollte man stets die Frage vorhalten, wie es um unsere Civilisation und wie es um ihn selber stehen würde, wenn von jeher alle Menschen der gleichen Gesinnung gewesen wären. Wahre­­rcheinlich wü­rde er Heute noch im Urwald von Eicheln sich nähren und in einer Höhle seine Behausung haben. Jeder tüchtige Mensch mu die Ueber­­­zeugung m­­­ii tragen, daß er nicht nur sich allein eben darf, daß er aile Verpflichtungen der Gesammtheit gegenüber hat, gerade so, wie er als Familienglied gewissen Ansprüchen der Familie gerecht zu werden hat. Schon Cicero spricht das schöne Wort aus: Der Mensc hat sein Leben nicht für sich allein empfangen; einen Theil seines Daseins nimmt der Staat in Anspruch, einen andern die Gesellschaft. Porfitiiche Nebersicht. Hermannstadt, 9. October. Wie Hoc die Wogen der Erregung im Kroatischen Lande­­tage bei der fest stattgefundenen Moreßdebatte gegangen sind, dafü­r regt Beugniß ab die Bemerkung eines der Mebner, der überzeugt ist, daß die frontische Nation nicht unterlassen werde, ihre Rechte auf Dalmatien und Siume mit der Jauft zu wehren. In Belt ist man natürlich über diese in Agram geführte Sprache auf das tiefste entrüstet, und die Regierungspresse entwickelt eine Schneidigkeit, die der in der Affaire Lendl- Löczl zu Tage geförderten nichts nachgibt. „Hon“ meint, es werde nichts Anderes übrig bleiben, als der Reihe nach gegen alle jene Agitatoren Staatsprozesse anhängig zu machen, wenn sie fortfahren sollten, gegen die Integrität der Länder der Stefanzfrone zu w­ühlen. Die Agitationen könnten Länger nicht geduldet werden, und falls in den eigen diese Even­­­tualität nicht Dora wäre, so milse unverweilt in dieser Richtung etwas geschehen. „Belti Naplo“ schreibt, mit den Sindslaven und Kroaten könne man auf vernünftige Weise nicht verhandeln, man müsse sofort zu Thaten schreiten. Abgesehen von der sofort definitiv zu Lösenden Finmaner Benilleton. Das Wuttermal. (14. Sortießung.) dem Direktor gehen, um ihm zu sagen, daß Sie krank sind.” „Nein, nein! Sei ruhig! Die Schwäche geht vorüber. Sie sollen an diesem Abend sehen, was ich zu Letzten vermag; denn ich werde dann niemals wieder vor ihnen spielen — niemals!“ Und dann ging sie. Das Gerücht, das auf Wärme geschaffen worden, hatte in der That „Hilf mir in meine Kleider!” befahl sie. „Ich werde zu spät kommen, um zu spielen.” „Spielen! Ins Theater!" rief die Frau entregt: „Dieu! Dade­­­moiselle können doch nicht im Exnst diese Absicht haben, zu spielen nach allem, was geschehen ist, und während Sie aussehen, wie ein Gespenst aus dem Grabe ?" Mit schnellem Entschluß wendete fi Paulette einem Spiegel zu. Ein Dutend Fahre schienen in den legten Stunden über sie dahingegangen zu sein. Sie kannte kaum ihr eigenes Gesicht. Entfegt betrachtete sie ihre asch­­­farbenen Wangen, ihren breichen Mund, ihre glanzlosen Augen. „Ich sehe aus wie ein Schmetterling mit gebrochenen Flügeln,“ sagte sie, „aber e8 hilft nichts, ich muß auftreten. Die Leute werden heute in Maffen herbeiströmen, denn mein Name ist jegt in aller Welt Mund — mein Ruf ist für immer dahin. E 8 hilft aber nichts, ich muß meine Rolle spielen. Megrim, mein Kleid! Eile! Ich will thun, was in meinen Kräften stegt. — Rouge für meine Wangen — fein menschliches Wesen sol mich in biesem jammervollen Zustande sehen — und ein Glas Wein!“ Die alte Frau holte eilig das Getränk und hielt es Paulette an die farblosen Lippen, die es gierig aufsogen. „Mabdemoiselle, Sie werden es nicht aushalten. Lasfen Sie mich zu Roman und beim Englischen. Deutsch von Raver Riedl. Frage, könne den Phantasien und Forderungen der Kroaten nur dann ein rasches Ende­ bereitet werden, wenn man si entschließe, die Einver­­­leibung Bosniens in Ungarn auszusprechen. „Pefti Naplo” läßt hiebei auch die Rakete steigen, daß der ungarische Staatsgedrbante im Orient der erobernde sei, und wenn die Staaten bieted gewahr genommen, und am Schluffe des zweiten Aktes empfing sie die Lebhaftesten Komplimente in dem Salon der Schauspieler. „Excellent!" sagte der Direktor, „excellent, Diß Bass! Sie übertreffen sich selber. Wir Hätten kaum so viel Fassung erwartet nah — nun, nach der unangenehmen Affaire von heute!" Noch nach Fahren konnte sich Paulette an diesen Abend nicht ohne Schauber erinnern — an die sie anstarrenden Menschen, die heiße Luft, die Lichter, Die Mufti des Dorchesters und vor allem an den alten Aristokraten auf Varner’s Sig, kurz an das ganze Haus, das sie damals so düster ges­­­ehen, wie durch ein schwarzgefärbtes Glas. Es war im legten Alt. Todtenbleich, mit Ausnahme derjenigen Stellen­­­ der Wangen, welche die rothe Schminke deckte, war sie scheinbar voll Lebens­­­luft und Freude, nahezu bis an das Ende ihrer Rolle gekommen. Das elektrisirte Haus konnte nicht anders, es mußte applausiren. Und jegt mischte sich kein Zischen mehr in die lauten Zeichen des Beifuls. Iegt trat sie vorwärts und stand an der Lampenreihe, — sie drängte sich ganz nahe an die fladernden Gasflammen, wie eine jede, feuertrunkene Motte, ihre wirbelnden Augen sahen nichts — alles schwanen ineinander vor ihren Dliden. Al sie so dastand, fladerten die Lichter plöglich von einem Luft« zuge auf — eine Heine schlangenförmige Feuerlinie züngelte empor und er­­­reichte den Saum ihres Kleides. Im nächsten Dioment war Paulette vom Kopf 618 zu den Füßen in eine Flammengarbe gehüllt. „Almächtiger Gott! Rettet fiel” riefen hundert Stimmen. Eine Menge Menschen aus dem Auditorium sprangen auf die Bühne, aber der Erste, welcher Paulette erreichte, war der alte Aristokrat von dem Orgesterfige. Er hatte seinen schweren Mantel in einer Faust. Der Beifall war rasch in ein fürchterliches Geschrei verwandelt worden. Durch einen Schleier und Rau sah sie das bronzefarbige Gesicht mit dem weißen Schnurrbart, fühlte, wie die Arme dieses Deannes sie umschlossen, ihr das leichte, brennende Spigengewebe abrissen und wie sie dann in den leichten Pelzmantel gebracht wurde. So stand sie noch einen Moment, fest umhüllt, während er alle Flammen erftiche, dann hob er sie wie ein Rind an seine­­r Bruft und eilte mit ihr in das Schauspieler- Zimmer. Der Vorhang fiel. _

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