Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Oktober (Jahrgang 9, nr. 2673-2698)

1882-10-18 / nr. 2687

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Hed­­­rich’s Erben, Schässburg Heinrich Zeidner’s Siliale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Breos Paul Batzoni, Lehrer, “ler Otto Manz (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , C., H. Schalek Fest A. V. Goldberger, Frankfurt .%. Q@. L. Danbe & C, Der Naum einer einspaltigen Garmondzeile Lofkit beim einmeligen Einraden 7 fr. da3 zweitemal je 6 fr., da3 drittentel je 5 fr. 5. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1882. Bom Magyarisirungsverein im Scharof der Komitate. € ist ein trauriges Verdienst des gewesenen B Vizepräsidenten des ungarischen Abgeordnetenhauses Herrn Zosef d. Bao, die Verbindung zwischen der Negierung und den aggressiven Magyarisirungsbestrebungen der magyarischen Gesellschaft — eine Verbindung, die auch bisher beispiels­­­weise in der Genehmigung der Namendmagyarisirungsvereine seitens der Regierung und in der durch die Gereggebung bewirkten Herablegung der Stempelgebühr für die Namensänderungen an den Tag getreten ist — noch offenfundiger gestaltet zu haben. Vor einem Jahre entwickelte Herr v. Bano in der öffentlichen Versammlung der Scharoscher Komitatsvertretung den Plan, die nichtmagyarischen Volkselemente durch Schulen, Belohnungen, Anzeige ihrer nationalen Bestrebungen ihrer Nationalität abtrünnig zu machen und zu magyarisiren; die Komitatsversammlung machte unter dem Vorste des Obergespans, des ‚Vertreters der Regierung, den Plan Bano’z zu dem ihrigen und entsendete aus ihrer eigenen Mitte einen Ausschuß zur Realisirung dieses Planes. Der Minister hat diesen, den­­­ rieden unter den Nationalitäten störenden Vorgang der Scharoicher Komitatsvertretung nicht desavouirt, sondern die von dem Komitat Zauzichuffe ausgearbeiteten Statuten eines Magyarisirungsvereines genehmigt. Die Konstituirung dieses Vereines fand unter dem Vorfige des Scharoicher Obergespang­­s also wieder unter offizieller Theilnahme — am 2. Oktober I. 3. statt. Bei dieser Gelegenheit hielt der zum Präsidenten des Vereines gewählte Kofer v. Bano eine Rede, deren Mittheilung (aus Nr. 276 des „M­elli Naplo“ vom 7. Oktober d. 3.) zur Charakterisirung des herrschenden Racen- Fanatismus angezeigt erleint. Die Rede lautet in deutscher Heberregung : „Geehrte Generalversammlung ! „Ich Tage Ihnen Herzlichen Dank, auch im Namen der eben jet Ge­­­wählten; was meine P­erson betrifft, so glaube ich, es wäre im Interesse des Vereins gewesen auf eine jüngere Kraft die Augen zu werfen, denn ich habe während meines ganzen Lebens erfahren, daß wahre Begeisterung, Energie, Wärme und Ausdauer nur der Jugend eigen ist. Hier aber bedarf es der Begeisterung, Energie, Wärme, Ausdauer. „Denn, meine Herren, jene Vorauslegungen und Bedürfnise, melden ich Hinsichtlich unserer nationalen Existenz vor 14 Monaten hier an diesem Orte Anspruch gegeben habe, haben sich allerdings erfüllt. Es ist, als ob si unsere Gegner im Aus- und Inlande, gehörten sie zu welcher Nation immer, gegen ung SRRTNEIRMOENN hätten; mit einer solchen Heftigkeit ist v der Angriff erfolgt, last „Aber al­­le Dies anerkennen müssen und das Dasein der Gefahr si fat vor unseren Augen offenbart, waren wir gleichzeitig Zeugen der erfreulichsten Erscheinung. Wir sind nicht so eitel und anmaßend, um zu glauben, daß in Folge dieser Scharoiger Bewegung die Aktion im ganzen Land be­­­onnen habe. . „&8 gibt Ideen, deren Nothwendigkeit Hunderttausend Menschen auf einmal fühlen, die von selbst entstehen, in der Luft geboren werden, weil durch die Macht der Umstände Verstand und Herz fs gleichermaßen damit beschäf­­­tigen. Für eine solche Jdee halte ich die Sache der Magyaristrung und Vollz­­­iehung in diesem Lande, 2 ah magharische Herzen haben die Nothwendigkeit davon erkannt, denn der Feind ist riesig groß; mit großer Vehemenz geschah der Angriff; großmäulig wurde der Handschuh uns Hingeworfen, wir heben von Handschuh auf und nehmen den und aufgezwungenen Kampf an. „Denn man kann besonders den Kleinmüthigen gegenüber nicht oft genug wiederholen: heffen ungeachtet, daß wir es mit Recht thun könnten, weil in jedem fühlenden Wesen der Selbsterhaltungstrieb ist, aber vielleicht in Folge unserer orientalischen Subolenz hat nicht unsere Aktion ‚die Reaktion erzeugt und kann sie nicht erzeugen, sondern das alte und mächtige Auftreten unserer Gegner hat in uns den Selbsterhaltungstrieb entwickelt. Wenn der Maayar auch unter solchen Umständen nicht erwachen würde, so würde er in der That den jämmerlichsten­­­ Tos verdiente. „Das Erwachen ist also die eine erfreuliche Erscheinung. „Die andere ist die massenhafte Erklärung unserer d­eutschen Vater­­­landsgenossen und das energische Auftreten der protestantischen Kirche. Die Sache muß und mußte so kommen, nac­hdem die Bewegung begonnen hat; die Zweifler fürchteten sich immer vor dem Schreden der Reaktion ; ich hatte hierauf immer die Antwort, daß dies sein Uebel sei; wir lernen wenigstens unsere Freunde und Gegner kennen und so wird die Vertheidigung viel leichter sein. „Die dritte sehr erfreuliche Erscheinung ist das entschiedene Auf­­­treten der Regierung. Ich habe nicht die Absicht, über den Vorgang der Regierung überhaupt ein Urtheil auszusprechen — die Sache gehört nicht bieher, sie ist nicht auf der­­­ Tagesordnung, — aber in jedem Fall spreche ich meine Anerkennung über ihr in der legtern Zeit im Interesse unserer Nationalität und der ungarischen Staatsidee befolgtes Vorgehen aus, wäre dies früher geschehen, — wir wären gewiß schon viel weiter. „Seit vierzehn Monaten entschädigen uns biete drei werthvollen Er­­­scheinungen für Die verlorene Zeit, denn es läßt sich, wenn wir blos das Interesse des Scharoscher Komitats in Betracht ziehen, nicht leugnen, daß uns viele Vortheile d­adurch aus der Hand entschlüpft sind, daß wir nicht 8 bis 10 Monate früher unsere Funktion beginnen konnten. Ich will jedoch nicht die Gründe der Verhinderung aufzählen; heute erfüllt nur ein Gefühl meine Brust: die Freude darüber, daß der Verein gegründet ist und seine Funktion beginnt, und die Freude darüber, daß wir Erscheinungen erblidhen, welche unsere Seele‘ mit Fröhlichkeit und Selbstvertrauen erfüllen. Wir sehen, daß wir nicht Holter dastehen und daß wir von unten und oben der Unterfrügung theilhaftig werden. „Aber diese haben wir auch sehr nöthig, denn Die Aufgabe ist riefig, und wir sind, wie es scheint, im Vergleiche mit unsern Vorfahren sehr s­­chwache Epigonen. „Ich weiß nicht, ob noch andere Menschen so sind, wie ich, aber mich erfaßt das Gefühl des Staumens, der Bewunderung, so oft ich auf die Ver­­­gangenheit dieses­ magyarischen Stammes biice. “Di­ Recht ruft Ungarns genialer Dichter (Petöft) aus: „Es ist ein Gottes Wunder, daß unser Vaterland no steht". „Wahrlich Gottes Wunder ! Mit ein paar hunderttausenden aus einem andern Welttheil aufbrechen und schon unterwegs becimirt werden, ein neues Vaterland erobern, tausend Jahre hindurch bluten, zu Hunderttausenden von den Zartaren und Türken an die Sklavenrette gebunden werden, Jahrhunderte hindurch in großen auswärtigen und Bürgerfragen verderben und dennoch leben und zunehmen, mit der einen Hand ganz Europa gegen den Barbaris­­­mus fliügen und den goldnen Faden der Freiheit und Berfaffungsmäßigkeit niemals aus der andern Hand fallen Lasfen, dies scheint wahrlich an ein Wunder zu grenzen. „Wunder aber, meine Herren, gibt es nicht. Dies hat unfehlbare, tief psychologische Gründe. Und mir scheint es, daß wir genügende Gründe in unsrer Geschichte diesbezüglich nicht finden, und es wird neueren Fors­­­chungen überlassen bleiben auch in dieser Beziehung Klarheit zu Schaffen und die Gründe des tausendjährigen Bestandes des magyarischen Stammes auf natürliche Grundlagen zurückzuführen. „Und diese natürliche Grundlage kann keine andere sein, als die Weis­­­heit unserer Vorfahren, die Lebensfähigkeit der Nation, die Liebe zur Freiheit und Berfaffungsmäßigkeit, der Heldenmuth ihrer Söhne und in Sprache, Charakter und Gebräucen jenes unerklärbare Etwas, das unfreiwillig er­­­obert und das überall und unter allen Umständen aus einer reinen Nation eine große schaffen kann. „Dies ist nicht Selbstberäucherung für uns; das Lob gebührt nicht uns, es gebührt unsern Vorfahren. Wir haben blos die Pflicht, den Spuren unsrer Vorfahren zu folgen. „Indessen kann man Alles in Allem genommen — obwohl wir unsern Verfahren gegenüber Zwerge sind — nachdem der Grund gelegt ist und in ver­­legten Zeit günstigere Zeichen hervortreten — vielleicht zu dem Schluß gelangen, daß Diejenigen, welche Feinde der magyarischen Nation sind, dennoch früher hätten aufstehen müssen ; heute sind wir über die Gefahr des Untergangs, wie ich glaube, schon hinaus; heute kann nur das die Frage sein: ob wir geschwindet oder langsamer fortschreiten und zunehmen? Eine Nation, welche tausend Jahre hindurch mit so riesigen Hindernissen zu sümpfen vermochte, welche ihre Sprache, ihre Literatur in der leten Zeit so sehr entwickln­­onnte, welche auch in der legten Zeit troß ihrer verfassungs­­­mäßigen Meiferen beinahe ausschließlich auf sozialem Wege von selbst und in sich selbst einen so riesigen Fortschritt bewirken konnte, eine solche Nation kann, wenn sie das nicht durch ihre Schuld Versäumte nachholen und den vom Schicsal gegebenen Umständen sich richtig anzupassen versteht, nicht mehr ausgerottet werden. „Mögen das Diejenigen gut bedenken, welche es lieben, die magya­­­rische Nation im Ausland und auch hier barbarisch zu nennen. „Mögen es gut bedenken alle Diejenigen, welche Hier im Innern die Feinde unseres Stammes sind und deren Beruf es ist mit uns zu leben. Wenn sie dies in ihren vernünftigen Stunden bedeuken, gelangen sie viel­­­leicht zu einer andern Meinung und Entschließung. „Sie werden einsehen, daß sie unabänderlich mit uns zusammenleben müssen, daß die Macht der vergangenen und der gegenwärtigen Umstände sehr groß ist und daß die die leitende Rolle spielende Nation im Lande feine andere sein kann als die magharische, denn wenn dies anders wäre, würde feine Nation einen Gewinn davon haben, die Anarchie nicht auf­­­hören und die Monarchie sich auflösen. „Der Magyare spielt also nicht blos eine selbsterhaltende, sondern eine berufene, prosidentielle Rolle, wenn er seinen Einfluß, seine Macht zu erhalten strebt und gleichzeitig für eine numerische­­ermehrung folgt. „Wenn wir aber sehen, meine Herren, auf welche Art beispielsweise die Trümmer des römischen Reiches zu neuen Nationen und Sprachen sich gestaltet haben, so muß zugegeben werden, daß die Entwiclung, welche bez­­ag soll8 er größer werden will, burgmachen muß, viel schwerer ein wird. „Der Branzose, Italener, Spanier ist aus mehreren Nationen und Sprachen entstanden, welche theils verwandt waren, theild durch hundert­­­jährige Zusammenleben verwandt geworden sind. Der magyarische Stamm, besonders die magyarische Sprache hat sich seit tausend Jahren auf diesem fremden, großen Ozean beinahe unberührt ihre Eigenthümlichkeiten erhalten. Ihr Organismus, ihr Charakter ist verschieden von jeder anderen europäi­­­schen Sprache. Der Maghare wird also, wenn er zunehmen wird, wie er es wird, in biefem Geist und unter biefen Formen wie bisher es thun, oder gar nicht, wie die Pflanze, die in den Boden gelegt wird, entweder in solcher Form und Farbe, mit solchen Laub und Dufte wächst, wie die Elemente ihres Samens dies gebieten, oder gar nicht. « »Dies ist an und für sich eine sehr schöne Sache;es kann ein Trost für die jetzt lebende Generation sein aber es erschwert die Ausgabe ungeheuer. « »Die Durchführung dieser großen Aufgabe übernehmen wir in diesem Komitat,in diesem äußersten Grenzkomitat.Die Elemente sind da,wir haben sie gezeigt und immer zahlreichere und neuere Daten beweisen,daß wir die Bevölkerung dieses Komitats welche sich einst vom magyarischen Stamm losgerissen hat,diesem Stamm wieder zurückgeben werden. »Im Interesse dieser­ großen Ausgabe nehmen wir das Mandat am begrüße ich die geehrten Mitglieder des Vereins und in dem ich für ihre men Heuilleton. Gedichte von Br. Wilhelm Häuser. Verlag von Karl Zul, Haberfang in Schäßburg.) Bon Morik Zitter. Tedes Volk hat seine Dichter, welche er vor allen Anderen Hochthägt und werth hält. Auch das fähhfifche Volt hat sie, und darf mit Hecht feinen Stel; darin suchen, sie zu ehren. Aber feltsanerweise sind die Werke seiner Poeten nicht auch tes Volkes geistiges Eigenthum geworden. Und wenn ein aufmerksamer Beobachter hier und dort forscht, so findet faffung und wärmere Liebe zum Vaterlande und zur Kultursprache schöpfen, als indem es auch seine gottbegnadeten Sänger hört und sie andächtig ver­­­stehen lernt. Denn nur da ist Kraft und Muth und Begeisterung für die nationale Sache zu suchen, wo die Wärme aus dem innersten Herzen, wiederum zum Herzen strömt. „Die nachfolgenden Gedichte mögen es versuchen durchzubringen in einer Zeit, die Innisschen Erzeugnissen noch weniger als andern Dichtunge­­­­­­et, daß Schiller und Göthe, Wolff und Scheffel u. f.w. u.f. w. sich einer größeren Bekanntschaft erfreuen, als unsere heimischen Schriftsteller. Wenn e6 nun jedenfalls auch Lobenswerth ist, die Werke der angeführten und noch viel zahlreicherer großer Geister zu fennen und si in dieselben hineingelebt zu haben, so ist es darum um so weniger verzeihlich, sich stolz und gleich­­­giltig von den Heimlschen ferne zu halten. Daß­ der Prophet in seinem Vaterlande Nichts gilt, wird allerdings ans in diesem Falle zur traurigen Wahrheit; um so trauriger aber ist die Folge, daß die Dichter dadurch auch unseren detitsclten Brüdern im Auslande fremd Bleiben, welche dann mit Recht uns Unproduktivität verwerfen. Der Grund zu dieser Gleichgiltigkeit trifft wohl meist mit der Gleichgiltigkeit zusammen, welche unsere fächsischen Schulen den Verfassern gegenüber beweisen. Diese Schulen, vom sächsischen Bolfe erhalten, dürften sich wahrlich nicht scienen, den Herzen ihrer jungen Zöglinge, die Liebe für die vaterländischen, deutschen Dichter einzuflößen, denn aus sich selbst muß das Volk die Kraft schöpfen für seinen ferneren Bestand. Und woraus könnte es mehr gefunden Sinn, richtigere Auf­­­arten geneigt ist«,schrieb Wilhelm Schuster in sein Vorwort am 24.April 1858,als seine­ Gedichte erschienen.Ob hierin wohl eine Ahnung lag,daß sie nicht durchdringen werden?Daß es nicht des Verfassers Schuld ist, beweisen seine Erzeugnisse,welche das Beste sind,was je ein siebenbürgisch- sächsischer Dichter hervorgebracht hat.In einem etwaL00 Seitenstarken Bändchen erschienen in klarer Sichtung:Lieder,Elegieen und Tändeleien. Während meines Wiener Aufenthaltes hatte ich das Glück mitten in die frische deutsch-nationale Strömung hineinzugerathen,und mit warmer Liebe und lebendigem Interesse begann ich zunächst im engeren Kreise meines Verkehrs,unterstützt von zwei sieben Freunden,auf die Deutschen in Siebens­­bürgern welche alleinstehend,durch Jahrhunderte ihre Muttersprache unvek« fälscht erhalten habet,hinzuweisen Und nicht vielser Worte bedurfte es dazu,man glaubte gerne und war stolz auf die fernen Brüder.Als ich dann später Gelegenheit hatte in der»deutschen Gesellschaft« unter dem Vorsitzerwessor Schröer’s,des bekannten Faust-Commentators, einen Vortrag zu halten,da stand in mir der Entschluß fest,nun auch im weiteren Kreise für Siebenbürgens Deutsche zu sprechen.Und wodurch konnte ich hoffen mehr Erfolg zu haben,als indem ich unseren besten Dichter sprechen ließ:da beschloß ich Gedichte von Fr.Wilhelm Schuster vorzutragen Mit warmen Worten gedachte mein schlesischer Freund dieses Tages,indem er zur Würdigung dieses Mannes eine anerkennende Kritik für die»Freie schlesische Presse«in Troppau schrieb. Mit aufrichtigen Worten begrüßte Schuster meinen Vortrag in der freundlichsten Weise „zumal — wie er schrieb — wenn damit wirklich dem Deutschthm­m — welches meine höchste Liebe ist — mit ein Dienst geschähe.” Und gewiß, wenn wir von unseren Brüdern im Auslande fordern in dem reichen Strome Literarischer Erzeugnisse unsere noch insbesondere zu be­­­achten, so müssen wir wefür selbst Interesse Haben und zu ermweden schen. m Wer die Heinen, einfachen, anspruchslosen Geschichte Liest, empfängt zunnächst den Eindruck, den etwa eine hübssche Landivylle auf ihn machen würde. Die Töne, die der Dichter anschlägt, sind allgemeine Töne der Liebe und Liebeslust, und seltener, viel seltener Töne des Leids und Des Schmerzes, welche eigentlich den allgemein idyllischen Charakter stören. Kindliche Naivität, Einfachheit und Natürlichkeit, wie wir sie so bei Göthe finden, zeichnen sie aus. Die und da finden sich Gelegenheitsgeschichte und solche, welche von einer warmen Naturanschauung zeugen. Selten stimmungs­­­reich ist das schöne Nachtlied (S. 68) mit den zwei legten Strophen: „Aus der Schläfer Yaufen wehet Sanft des Athems Hauch hervor, Ueber ihrem Haupte gehet Emw’ger Sterne Glanz empor. „Wie sie sill vom Himmel bliden, Diese trüber, andre Kar, Sleih den menschlichen Geschicen Meannigfach und wunderbar.“ Besonders wirksam sind die patriotischen Gedichte, die vielleicht einen anderen Pla haben könnten, da sie den rührend einfachen Liebesliedern gegenüber, troßig und kampfbereit ihr Haupt erheben. Ich meine, gerade diese Sammlung trägt, wenn al in den spätern Elegieen oft ein schwerer Ernst nicht zu verkennen ist, wennoch im Ganzen einen meist heiteren, nedischen, da je­denfalls friedfertigen Charakter. Da plöglich finden wir ihn in Harnisch, bepanzert und das Schwert an der Seite, ja ein heller Zorn lodert in dem bekannten „Gelübde“ auf: „Im Sachsenlande treu und frei, bin ich ein Sachs geboren“, wo er am Ende ausruft: „Und nahet ihr mir facht und fein Auf fammetweihen Sohlen, Und wähnet mich mit Schmeichelei’n Zu federn ganz verstohlen — Ich will nicht! Ich will nicht! Der Geier soll euch holen.“ Der wahre Bolfeton Mingt­­ung aus dem Gedichte „Meirienburg” ent­­­gegen, das wir hier seines besonderen Werthes wegen zum Theile wieder­­­geben und auf welches schon in der obengenannten Apfeftischen Zeitung aufe­­merksam gemacht wurde: „Bei Marienburg, bei Dearienburg im leichenvollen Feld, Da nahm manch guter Sache Abschied von der Welt.“ Dann: „O Marienburg! o M­arienburg ! &ib deine Tobten her!­­ ­Herausgegeben 1858. _

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