Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. November (Jahrgang 9, nr. 2699-2724)

1882-11-08 / nr. 2705

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Tausende von Händen gehn der heimischen produktiven­­rbeit verloren, Hunderte von jungen Leuten ent­­­ziehn sich der Militärpflicht. So gab es unter den 4459 Auswanderern allein aus dem Scharaicher Komitate, welche in den Jahren 1879 bis 1881 das Land verließen, 171 Personen welche der gemeinsamen Armee und 125 welche der Landwehr angehörten. Der Enquete ist massenhaftes Arten­­­material zur Verfügung gestellt worden, es wird ihr auch nicht an Fleiß und gutem Willen fehlen das Uebel zu beseitigen, und doc wird es jawer gelingen. Der Sig der Krankheit liegt so, daß er selbst durch eine mit allem Eifer für das Gute ausgerüsteten Enquete kaum gehoben werden kann. Woran es nun Noth thut, lesen wir in einem beachtenswerthen Mittel des „Vaterland“ vom 4.d. Wird man das darin Gejagte beherzigen ? Der betreffende Artikel lautet folgendermaßen: „Man sagt dem neuen ungarischen Aderbauminister, dem Grafen Paul E Szechenyi, nach, daß er es st zur Aufgabe gestellt hat, die Lage der­­­ aders bautreibenden Bevölkerung in Ungarn zu verbessern. Um der erste Schritt hiezu wird der Gelegentwurf Über die Steuerbefreiung der Taglöhner und über den Wucher bezeichnet; andere Entwürfe derselben Tendenz sollen folgen. Insbesondere nennt man von offieidter Seite einen Entwurf, der das Befigminimum des Grundbefiges regeln sol, und einen zweiten, dessen Aufgabe darin bestünde, diese Minima vor der zwangswerten Veräußerung zu Iringen; auch heißt es, daß von einer solchen Veräußerung die land­­­wirts­­chaften Geräthigparten stets ausgenommen sein sollen: „Wir willen nicht, inwieferne diese legteren Meldungen auf Wahrheit beruhen; so viel ist jedoch unzweifelhaft, daß im Interesse der landwirth­­­schaftlichen Bevölkerung bald etwas Durchgreifendes gestehen muß, oder Ungarns Agricultur geht einer Katastrophe mit unabsehbaren Folgen ent­­­g­­egen. Wie schlimm die Dinge hier stehen, offenbart gerade da heutige fruchtbare Sa Trog der reichsten Ernte gerlehen im Lande großes Elend und wachsende Erbitterung. Diese Unzufriedenheit ist im Wesentlichen ein Produkt des unerträglich gewordenen Drudes, den Wuchrer­­n und Steuerschulden der agricolaren Bevölkerung ausgelastet haben. Die Antisemiten-Bewegung ist im Wesentlichen eine Reaction gegen Die jüdischen Wucherer. Zu keiner Zeit war ferner Die Aufregung des Volkes gegen die Steuererection zu solcher Höhe gestiegen als gerade fest; fast jeder Tag bringt Meldungen von Konflikten der Bevölkerung mit den Steuerorganen, und die Ermordung von Steuererefutoren hat in schreehafter Weise Nac­­­­mungen gefunden. »· . S Diesgers Zustand ist doppelt bedenklich in einem Lande,«dessen ein­­­heimische Bevölkerung zum überwiegendsten Theile der Ucproduktion obliegt, in einem Agriculturstaate,wo die Industrie trotz Ausstellungen und Reclamen nach wie vor nur ein exotisches Gewächs ist und zumeist nur fremdechive begründet­ von fremden Hänven zu frremdem Nu­tzenganortyeile bemeren wird.Oder soll das ein gesunder«8ustand seinz bei «welchem die Urpro­­­duktion hunderttausende von Arbeitercisten einbüßt,die»Intelligenz«,­die persönlichen Dienstleistungen und die embryonale Industrie aber numetisch anehmen ? al Ungarns Landbevölkerung in den Jahren von 1870 bis Ende 1880 um mehrere hunderttausend Seelen abgenommen hat, ist eine bekannte Thatsache. Diesen Ausfall deute die Zunahme der städtischen Bevölkerung , d. h. Ungarns Städte vermehren ss auf Kosten der Agricultur. Aber erst die näheren Daten der legten Volkszählung gestatteten einen tieferen Einblick in diese Verhältnisse. Wir geben hier die betreffenden Ziffern. Danach beschäftigten ss im Jahre 1870 mit Landwirthschaft und Forstcultur in Ungarn» Siebenbürgen (und Yiume) 4.338.631 Seelen; im­­­ Jahre 1880 betrug­­­­iese Bevölkerungsschichte blos 3,669.117 Seelen, war also um 669.504 Seelen oder um 154 Perzent geringer. Während im Jahre 1870 die mit der Yeld- und Waldeultic besänftigten Personen 32 Percent der Gesammtbevölkerung ausmachten, war dieses Verhältniß im Jahre 1880 =­­er Perzent, also um 5 Perzent im Gesammtstatus der Population­­­en. „Bei näherer Vergleichung ergeben Gruppen: &8 Soon I Jahre B vr­­ne „Die Grundbefiger Haben somit der absoluten Zahl nach am meisten abgenommen; in der relativen Abnahme stehen die Pächter an der ersten Stelle. Die erstere Zahl zeigt an, daß der Grundbefig in weniger Hände zusammengefaßt wurde ; aber dieser Umstand bemeist noch immer nicht, daß etwa die ungesunden Zwergwirthschaften produktiveren Bauern- und größeren Grundbefigen Pla gemacht haben. In Ungarn gibt es nur wenige Zwerggüter; Siebenbü­rgen ist allerdings in seinem fiüchtlichen heile ziemlich­ weich an solchen „zerbiffelten" Grundbefigen. Doch gerade in diesen Landestheilen ist eine Zusammenlegung der Giter, somit eine Ver­­­minderung der Befiger, nicht bekannt. Diese Verminderung betrifft haupts­­ächlich das eigentliche Ungarn und bedeutet einen recht empfindlichen Rüdgeang in der bäuerlichen Bevölkerung. Die meisten der obigen vers­­chwundenen 497.985 Grundbefiger gehörten dem Heinen und mittleren Stande der Urproduzenten an, bildeten somit einen erheblichen Theil der eigentlichen Gesellschaftsbasis. Auch die übermäßig­ große Abnahme der Päc­hter beweist das Verschwinden der mittleren Schichte in der agricolaren Bevölkerung. Dieser Rückgang wird durch die ebenfalls bedeutend zurück­­­gegangene Zahl der Oekonomiebeamten noch verstärkt. „Die geringere Anzahl von Beamten und die gefundene Zahl der eigentligen agricolaren Arbeiter (Rechte, Taglöhner, Familienmitglieder) befindet de3 Yenieren, daß die größere Konzentrirung des Grundbefiges seineswegs zugleich von einer intelligenteren Bodenbeiwirthiehaftung begleitet ft. Denn obgleich ein Theil der menschlichen Arbeitskraft bei der Land­­­wirthschaft durch den Gebrauch der Maschinen verringert wird, so darf dieser Abfall doch niemals die obigen Dimensionen annehmen, weil ja duch diese Verringerung eine wahrhafte Flucht der Veröfferung von der Agrikultur konstatirt wird. Und so ist es im der That: Ungarns Bevölkerung flieht die Lande wirthigaft; doc ist diese Flucht in den meisten Fällen keine freiwillige, sondern sie wird duch den Verkauf (in der Regel Bmangsverlauf) des Grundbesiges veranlaßt. Die von Haus, Hof und tyeld entblößten Bei­­wohner flüchten in die Städte, treten in persönliche Dienstverhältnisse oder werden Zuglöhner, Lohnarbeiter oder gar Proletarier, Bettler, Landstreicher u.­­­. w. Leben doch in dem gesegneten Ungarn nahe an 50.000 Personen nur von Almosen. Ein erheblicher T­eil der flüchtig gewordenen Agriko­­­larbevölkerung ergreift jedoch den Wanderstab und kehrt dem Vaterlande den Rüden. Die zunehmende Auswanderung in den nördlichen, südlichen und südöstlichen Landestheilen, denen in neuester Zeit auch der Westen sich zugesellt, bildet schon Heute eine bedenkliche Kalamität. „Was nügen all die schönen Redenzarten von der unverwäftlichen Kraft, von der politischen Geschiclichkeit der Nation, von deren Beruf zur „Führung der Monarchie“, von der Kulturmission Ungarns im Oriente, und wie dergleichen mehr hauptnistliche als wahrheitsgetreue Phrasen lauten, wenn die eigene Bevölkerung all diese Rodomontaden dadurch Lügen straft, daß jährlich Tausende das ohnehin dünn bevölkerte Land verlassen ? Wahrlich, die ernsten Politiker und Staatsmänner Ungarns sollten doc endlich diese Frage in aller Gründlichkeit und Objektivität untersuchen und sodann mit Energie und Ausdauer die Verbesserung dieses krankhaften Zustandes in Angriff nehmen. Gehen die Dinge noch weiter ihren jegigen Gang, dann hat Ungarn wohl eine künftlich herausgepußte und gewaltsam großgezogene Hauptstadt und einige exotische Industrie-Unternehmungen, aber 63 wird dem Lande die agritolare Arbeiterbevölkerung fehlen und der ganze „Staat“ sinkt zum Protemkin’schen Dorfe herab.“ Politische Webersicht. Hermannfabt, 7. November. 63 ist als ob ein böses Verhängniß die Hand im Spiele hätte, denn al heuer ist, diesmal­ gab Anlaß die Verprechung der unterbliebenen Monarchenreise nach Italien im ungarischen Delegationsausschuffe, auf die „herzlichen Beziehungen“ zwischen den beiden Nachbarreichen Oesterreiche Ungarn und Italien ein reiner Schatten gefallen. Wohl nur aus dem Grunde, damit derselbe nicht etwa mehr an Stärke gewinne, haben sie Die Delegirten der „Rechten“ der österreichischen Delegation geeinigt, und Die Rechte befigt jet in der österreichischen Delegation die M­ajorität, sich bei Besprechung der auswärtigen Dinge gelegentlich der Debatte über das Budget des Minister’s des Auswärtigen möglichst Reserve aufzulegen, und sol namentlich die Frage des Kaiserbesuches in Italien in dem österreichischen Delegationsausschusse nicht aufgeworfen werden. Diese Zurückhaltung ist gewiß num Hug, denn in Paris verfolgt man mit Aufmerksamkeit Die Vor­­­gänge, und wirft bei Zeiten das Weg nach Italien aus. Die „Republique Tranqaise”, das Ergebniß der italienischen en besprechend, meint,­­­ werde sich wohl der Fall nicht wiederholen, daß ein Minister des Neußern Hilfe und Schuß auf einer Seite tue, wo nur Kälte und gering«­­­ihägige Höflichkeit feiner harre, und fährt dann fort: „‚Italien ist unter den jungen oder alten Nationen ein bevorzugtes Land. Niemand macht ihm seinen Befig streitig, sein furchtbarer Gegner lauert an seinen Thoren, und heute, wie ehedem, lächelt ihm das Glüh, Wird er die nöthige Kaltblütigkeit heffen, zu erkennen, wo er seine wahren Freunde findet, welche Bolitit nicht mal seine Wohlfahrt, sondern seinen Auf­­schwung als Macht fördern fan? Die Wahlen lassen dies­­en Ueber die Zustände im Difsupationsgebiete veröffentlicht die „Agramer Zeitung“ einen Bericht, in dem es heißt: „Die in Montenegro "internirten" S Injurgentenführer halten Zusammenkünfte und Berathungen; Boten kommen und gehen und Alles deutet darauf hin, daß der blutige Tanz bald und ernster als je von neuem beginnen sol.­­­Aufgehört haben die Unruhen ja seit dem Ausbruche Des­­m­e­­no nicht, und erst vor wenigen Tagen hatten unsere Truppen bei der Verfolgung von Insur­­­genten auf montenegrinischem Gebiete ein Gefecht. Die Unsicherheit reicht bis an die Gemarkung der Hauptstadt, denn erst vor kurzer Zeit wurde eine Stunde westlich von Serajewo auf einen Oberlieutenant und einen Militär-Bü­chsenmacher geschaffen, wobei Legterer verwundet und die Kugel, welche dem Offizier zugedacht war, nur durch einen glücklichen Zufall un­ ME gemacht wurde, indem sie an seiner Tasche, in der er Gelder trug, abprallte.“ In Brünn ist dieser Tage ein „Bauerntag“ abgehalten worden. Derselbe war von mehr als 1200 Bauern aus allen Gegenden Mährens besucht. Unter den vorgeschlagenen und angenommenen Revolutionen befand sr auch die nachstehende:­­n ,,Die zu dem allgemeinen mährischen Bauerntage in Brünn versam­­­melten Bauern sprechen ihre Ueberzeugung dahin aus,daß sie,ausharrend »Ich will es ihnen sagen,wie ein alter Raubvogeh ver meinen Käfig gesetzt wird,«erwiderte er.»Er versucht anfange einen Ausgang zu finden und stößt sich den Kopf an den Stäben des Käfigc blutig.Sieht er ein,daß ihm dies nichts hilft so setzt er sich stoll auf einen Stab, nimmt kein Futter zu sich und stirbt!—Doch Tyorheitlich werde nie in ein Gefängniß kommen,denn staatsgefährliche Bücher schreibe ich nicht, meine Bilder sind stete harmlos,und zum Verbrecher fehlt mir jeve Berü­bung.« Der Wein erhöhte die Stimmung bald noch mehr,auch Lilli und ihre Mutter mußten sich zu den Zechenden setzen,und Kolbe war so lustig, wie er seit langer Zeit nicht gewesen war.Er liebte Merkel wirklich und freute sich,daß er ihn nun wieder hatte.Er hatte die Hand seines jungen Freundes erfasst und hielt dieselbe so fest,als ob er ihn nie wieder von sich lassen wolle. »Be ist mir ebenso ergangen,ab­ ihnen,«sprach er.»Der Doktor hat uns während der Zeit sehr vernachlässigt.Giebert war ver­­reist ,und Lilli machte ein betrübtes Gesicht;da bin auch ich meistens allein geween.« w­­äie hätte ich ein betrübtes Gesicht machen sollen?“ unterbrach­­en . »Weil Merkel im Gefängniß saß.« »Du h­est,ich bin sogar sehr heiter gewesen,«fahr daö Mädchen sorch eifrig bemüht,ihre Verlegenheit zu verbergen.»Und wenn ich dann und wann wirklich betrübt war,so hatte das wahrlich einen anderen Grund.Ich war sogar der festen Ueberzeugung,daß vier Wochen Gefängniß einen sehr wohl­­­thuenden Einfluß ausüben würden.” „Merkel, sie verstellt sich, sie Heucelt!" fiel Kolbe ein. „Sehen Sie nicht, daß­ ihre Wangen bleicher geworden sind? Sie hat während der ganzen Zeit nur schwermüthige Sachen gespielt; e8 Hang immer wie Trauermusil." fich fü­r Die beiden Bähljahre folgend / Benilleton. Das Ringen nach Glük. Roman von %. Friedrid. (71. Zortfegung.) Kolde führte Merkel wie im Triumphe in sein Haus. Bolten beh nußte den Weg, um dem Freunde mitzutheilen, daß an Wanda jeßt bei dem Alten weile und duch weldh’ erschütterndes Ereigniß sie zu ihm gebracht war. „Negander, Du hast ihr nun zweimal das Leben gerettet und Haft deshalb eigentlich einen Anspruch auf sie," bemerkte Merkel herzen. Ueber Bolten’s Gesicht glitt eine leichte M­öthe hin. „Wohin würde das führen, wenn ich auf jeden, dessen Leben ich als Arzt rette, einen Anspruc erheben wolltel“ erwiderte er l­ächelnd. „Ich habe als Arzt meine Pflicht gethan und freue mir, daß es mir gelungen ist, sie ganz zu erfüllen.“ Merkel spüttelte zweifelnd mit dem Kopfe. . „Freund, dies paßt im biesern alle nicht gang,“ bemerkte er. „Daß Du die unglückliche Frau mit Gefahr für Dein eigenes L­eben aus dem Zimmer befreit, geht eigentlich über die Pflicht des Arztes hinaus.“ „Aber nicht über die Pflicht des Wienschen! Ich denke, ein guter Firzt muß zugleich und zuerst an Diensch sein!“ « »Gut,waß es nicht umgekehrt ist!«rief Kolb einheit erster Stimmung. »Wohin wü­rden wir gelangen,wenn jeder Mensch zuerst Arzt wäre? Doktor,daraus am worten Sie einmal ganz aufrichtigt« »Die ganze Menschheit würde bald krank sein,«erwiderte Bolten lächelnd..,jeder würde glauben,sich selbst heilen zu können­ und das kostet nicht. « Während Kolbe,Boltenimnd Merkel ihrer heiteren Stimmung freien Lquließen,schritt»Gisbert still und in sich­ gezehrt neben ihnen,senter und schienenänmig aus anderen wegsendmmensu habem Si »Was ist mit Gisbert geschehen?«fragte Merkel,indem er Bolten zur etezog.­­­»Ich weiß es nicht,er ist schon seit Tagen so still.Ich glaube sein Herz ist dabei im Spiele,und in dieser Beziehung ist er sehr verschlossen und nicht auszuforschen.Einen Verliebten muß man kluger Weise sich selbst überlassen,wenn liebt er glücklich,so braucht man ihm nicht zu helfe­n und liebt er unglücklich,so ka­n man ihm nicht helfen.« Sie langten in dem Hause des Malers an. Als Merkel und Lilli sich entgegentraten und ihre Augen ineinander ruhten,ergoß sich über Beider Gesicht eine Reihe,und selbst Merkel konnte ein befangenes Gefühl nicht beherrschen. »Sie dürfen mir dreift die Hand geben,Lilli,denn ich habe den Staub des Gefängnisses bereits abgeschüttelt,«sprachen dem Mädchen die Rechte entgegenstreckend.»Ich weiß,daß Sie vom Gefängnisse eine schlechte Meinung haben,ich kann Ihnen indessen die Versicherung geben,daß zwischen einem gewöhnlichen Verbrecher und mir noch immer ein kleiner Unterschied ist.« Lilli hatte Zeit gewonnen,sich zu fassen. Ich »Nun,ich hoffe,daß die Strafe Sie gebessert­««erwiderte sie erzend. „Ich glaube es kaum," warf Merkel, auf den feherzenden Ton eingehend ein. „Das Gefängniß ist nicht der Ort um sich zu bessern, weil man zu viel Zeit in ihm hat, um nicht boshaft zu werden.“ Kolbe trat zu ihn und zog ihn fast gewaltsam an den Tisch, auf dem die vollen Gläser wintten. „Verplaudern Sie doch mit dem t­örichten Mädchen nicht die beste Zeit!“ rief er. „Wir wollen erst die Freiheit leben lassen, nach der Sie fi Doc gesehnt haben, wenn Sie e8 auch nicht gestehen wollen.“ „Ich gestehe e8 ein," versicherte Merkel. „Dan lernt die Freiheit erst lieben, wenn man sie entbehrt. Ich hoffe, daß Sie nie in die Lage kommen werden, allein neugierig wäre ich doch, zu sehen, wie Sie die Gefangenschaft ertragen würden.“ Kolbe Leerte sein Glas und blichte dann mit ernstem Gesichte und starrem Auge in dasselbe.­­­ Lili sprang auf, um das Zimmer zu verlassen, denn das Neden ihres Vaters war ihr peinlich; er lag Wahrheit darin und das trieb ihr das Blut in die Wangen. Merkel wolte sie zurückhalten,

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