Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. November (Jahrgang 11, nr. 3311-3335)

1884-11-08 / nr. 3317

Seite 1124 Siebenbärgif—Densfes Tageblatt, Hermannstadt, Samstag dem Ministerium Bericht zu erstatten. Man geht also nach dem Kongo, um nachzusehen, ob es nicht ettwag dort aufzulesen gäbe. Befandtlich hat Italien hiemit viel Glück gehabt. Auch eine Zuschrift der „Politischen Korrespondenz“ aus Peters­­­burg bestätigt, daß die nihilistische Partei neuerdings eine größere Rührig­­­keit an den Tag lege, welche die leitenden Kreise zu erhöhter Thätigkeit veranlasse. Bei der kürzlich stattgefundenen Entdefung zweier geheimer Brudereien in St. Petersburg seien gegen 60 Personen, worunter der berüchtigte Lopatin und viele Frauen sich befanden, verhaftet worden. Namentlich langten aus der Provinz beunruhigende Nachrichten über Unruhen in der bäuer­­­lichen Bevölkerung ein, die gegen die Grundeigentümer revoltiere. So seien kürzlich seitens des Kriegsgerichtes von Poltawa sieben Bauern zum­­­ Tode ver­­­urteilt und sofort gehenft worden und brach in Tscherepowez in der Provinz Nowgorod eine Bauernrevolte aus, bei welcher der Grundherr ermordet wurde. Im allgemeinen sei die Stimmung der Landleute gegen die oberen Klassen eine sehr feindselige geworden, ohne daß jedoch diese Bewegung einen revolutionären oder gegen die Negierung gerichteten Charakter bejinze. Im „Warichawskiji Drzewnit“, (Warschauer Tageblatt) dem Amts­­blatte der russischen Regierung, werden die Polen und Magyaren mit­­genommen. Das Blatt druckt u. a. die Adresse der Starc3evicsianer aus dem froatischen Landtag ab, und bemerkt dazu: „Die Farben dieser Adresse sind grel, viele Gedanken sind sehr scharf ausgesprochen, man muß aber dabei zugeben, daß die Adresse viele Seiten des politischen und gesell­­­schaftlichen Lebens des kroatischen Volkes richtig charakterisiert. Sei dem wie immer, die Rechtspartei gewinnt in Kroatien immer mehr an Boden. Die Anschauungen dieser Partei über die Beziehungen des Kroatischen Volkes zu Ungarn und den Magyaren und zu Desterreich finden immer mehr und mehr Anhänger. Desterreich wurde einst von Beust „das Reich der Un­­­wahrscheinlichkeiten“ genannt; die Anschauungen der Kroatischen Rechtspartei können in solchen möglichen „Unwahrscheinlichkeiten" noch eine Hervorragende Rolle spielen.“ · Bezüglich der Polen schreibt das Blatt:»Schon anläßlich des Prozesses Kraszewski sprachen wir aus,daß der Polonism­us eine beständige Drohung,wenn auch nicht für Europa,so doch für dessen östliche Hälfte, gleich wie der Anarchismus und der Nihilismus sei.Das Polentum ist seinem Wesen nach auch ein der ruhigen Entwicklung der best­ehenden Ordnung feindliches revolutionäres Prinzip,und es ist sehr natürlich daß gegen dasselbe Maßregeln getroffen werden. · · Das Ergebnis der Präsidentenwahl in Nord-Amerika ist noch immer nicht bekannt.Die Republikaner sowie die Demokraten schreiben sich den Sieg zu.In der Stadt New­ York selbst fand einige T­age vor der Wahl eine rotzartige Demonstration zu Gunsten des demokratischen Kandi­­­daten Cleveand statt. ·· · Ein Zug von 40.000 Bürgern(nach wirklicher Zählung)marschierte den ganzen Bradway entlang und defilierte in Madison-Squarevoer. Cleveland vorüber.In dem Zuge befanden sich Leute jedes Gewerbes und aller Stände.Hervorragende Kaufleute,Bankiers,Rechtsgelehrte,Verleger, sowie die meisten Mitglieder der verschiedenen Börsen.Die Teilnehmer marschierten 14 Mann breit unter dem Vormarsch von Musikkapellen und mit wehenden Bannern.Die Straßen waren natürlich gedrängt voll von Zuschauern.Das Hurrahrufen in den Reihen und in der Volksmenge war nahezu ein ununterbrochenes.Die bereits herrschende Aufregung ward noch durch die Nachricht gesteigert,daß die Anhänger Blaine’s mit Hilfe der Eisenbahn-Millionäre einen ungeheueren Korruptionsfond zum Erkaufen von Stimmen in den Städten angesammelt hätten, achten, daß der zu Prüfende seine fremde Hilfe in Anspruch nehme und wie er seine Arbeit vollführt. Die vollendeten Arbeiten werden von den K­andi­­­daten und den beaufsichtigenden Kommissionsmitgliedern unterfertigt und so der Kommission begufs Beurteilung vorgelegt. Zur Herstellung der Probearbeit kann ein Zeitraum von einer Woche gestattet werden; es ist daher nur die Ausarbeitung solcher Aufgaben und in der Weise zu fordern, für welche dieser Zeitraum in der Regel genügt. Die mündliche Prüfung kann nicht länger als zwei Stunden dauern und kannen dieselbe gleichzeitig Mehrere ablegen. In Ieiterem Falle ist die Prüfungsdauer entsprechend zu verlängern. Die Prüfungsrate beträgt 30 fl. Bezüglich der Ausfolgung der Konzession bestimmt der Erlaß, daß der­­­jenige, der ein in den Rahmen der Bauhandwerke gehörendes Gewerbe zu betreiben beabsichtigt, gehalten ist, bei der kompetenten Gewerbebehörde erster Instanz um eine Gewerbe-Konzession anzusuchen. Nebst dem an diese Ge­werbe­­­behörde zu richtenden Gesuch hat der Ansuchende nachzuweisen, daß er im Sinne des G.­X. 17, 1884 $ 1, 2 oder 3 zum Betreiben­ eines Gewerbes im allgemeinen berechtigt ist und im Sinne des $ 8, respektive 22 dieses Erlasses, Zeugnisse beizubringen, wonach er die Befähigung zur Ausübung des betreffenden Gewerbes erlangt hat. Dem diese Qualifikationen Nach­­­weisenden ist die Gewerbe-Konzession nach Erlegung der im S 21 des Gesehes festgestellten Taxe auszufolgen. Bezüglich aller fibrigen Verfügungen sind jene betreffe Ausführung des im G.­U. 17. 1884 enthaltenen Gewerbegejeges am 26. August d. 3. Zahl 39.266 herausgegebenen allgemeinen Erlasses auch auf die in den Rahmen der Bau-Handwerke gehörigen Gewerbe in vollem Maße anzuwenden. — L­­era Tu Rau ee Nr. 3317 Die Bauhandwerke. (Säluß.) Die Befähigung für die Ausübung des Maurer, Steinmeß- und Zimmermanns-Handwerkes kann nachge­wiesen werden: a) durch ein an der j. ung. Staats-Mittelgewerbeschule erlangtes Absolutorium und den Nachweis besjen, daß der Betreffende sein Handwerk wenigstens durch drei Jahre praktisch ausgeübt hat; b) durch ein von der zur Prüfung der Befähigung vom Mini­­­sterium für AUderbau, Gewerbe und Handel entsendete Kommission ausgestelltes Zeugnis. Site der Prüfungs-Kommissionen sind: Arad, Neusohl, Kronstadt, Budapest, Debreszin, Kaschau, Klauserburg, M.-Sziget, Marosch-Barcharhely, Miskolcz, Großwardein, Hermannstadt, Fünffichhen, Preßburg, Oedenburg, Szegedin, Temesvar, Behprim, Szala-Egerkeg, Zombor. Die Kommission besteht aus fünf Mitgliedern. Den Präsidenten, sowie die Mitglieder ernennt der Minister für Aderbase, Gewerbe und Handel von Jahr zu Jahr aus dem Kreise der Staats- und städtischen technischen Beamten, der qualifizierten Bau­­­meister, Maurer, Steinwege und Zimmerleute. Die Prüfungs-Kommission regt sich mitsammt dem Präsidenten aus fünf Mitgliedern zusammen; für jeden einzelnen Fall werden die Kommissionsmitglieder vom Präsidenten auf­­­gefordert, und zwar sol von den drei Mitgliedern eines Meister des betreffenden Handwerkes sein.­­­ Das Gesuch um Zulassung zur Prüfung ist an den Präsidenten der Kommission zu richten Dem Gesuche sind beizulegen:a)ein Zeugnis darüber, daß der Ansuchende nach Beendigung der Lehrzeit wenigstens drei Jahre hindurch mit seinem Handwerke sich beschäftigt hat;b)drei vom Kandidaten selbstverfertigte Zeichnungsblätten Die Prüfung besteht in der Verfertigung einer Probearbeit und in einer mü­ndlichen Prüfu­ng.Die Aufgabe der Probe­­­arbeit setzt die Kommission fest und der Kandidat hat die Skizze der Lösung an einem geschlossenen­ Orte unter der Aufsicht eines Kommissionsmitgliedes zu verfertigen.Die beaufsichtigenden Kommissionsmitglieder haben daraus zu Das erste Jahr des Erziehungshauses in Kronstadt für arme evangelisch-fächfiiche Scüler. (Original-Korrespondenz des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblattes“.) Sonntag den 4. November 1883, 3 Uhr nachmittags, erfolgte in der Obervorstädter Kirche die Eröffnung des Kronstädter Erziehungshauses A. B. für unbemittelte Schüler. Nach dem Gesang der Schulkinder hielt Professor Albert Rheindt, der neugewählte Erziehungshausvorsteher, eine längere, wehl­­­durchdachte Ansprache, welche im Namen der Kirchengemeinde Stadtpfarrer Franz Obert und im Namen des Erziehungshausvereines Gemeindekurator Franz Manger, der erste Vorstand-Stellvertreter, und Notar Georg Nikolaus aus Heldsdorf, Ausschußmitglied dieses Vereines, in marfigen Worten er­­­widerte. Zum Schluß wurde das von Max Moltke gedichtete und in Musik gelege „Volfegebet der Siebenbürgen Sachssen“ gesungen. So war denn dies unter mannigfaltigen Mühen und Opfern, von denen der erste, am 30. Oktober 1883 erschienene Jahresbericht des Vereines zur Unterfrügung dieser Anstalt Kunde giebt, geschaffene Erziehungshaus und zwar mit 9 Zöglingen wegen Ende der dreitägigen Lutherfeier der evang. Gemeinde A. B. in Kron­­­stadt — eröffnet und auch dadurch angedeutet, welcher Geist diese Anstalt gegründet und in welchem Geist sie geleitet werden und wirfen sol. Der Vorsteher nannte sie in seiner Eröffnungsrede, „das jüngste Kind der Opfer­­­willigkeit des sächsischen Volkes im Burgenland, bestimmt, ein Bollwerk zu sein, welches Rückhalt und Ausgangspunkt bilden sol in dem friedlichen Kampfe um kulturelle Güter.” In dem, dem Kronstädter evang. Presbyterium unterm 6. April 1883 vorgelegten Kommissions-Gutachten wurde dasselbe ersucht, die Errichtung einer auf der Höhe der Zeit stehenden Erziehungsanstalt (eines Alumnates) mög­­­lichst bald selbst in die Hand zu nehmen. Der Zweck dieser Anstalt — heißt­­­ in diesem Gutachten — bestehe darin, „armen, aber braven und fleißigen Schülern unserer Mittelschulen (Gymnasium, Seminar, Real- eventuell Bürger­­­schule) aus Stadt und Land Unterkunft, pädagogische Leitung, Kost, Be­­­heizung, Beleuchtung und unentgeltlichen Unterricht angedeihen zu Lassen, damit aus solchen Böglingen tüchtige Notare und Volksschullehrer, gediegene Universitätshörer und verständige Handwerker­­­ hervorgehen künnen. In sppterer Beziehung hoffen wir duch das "Erziehungshaus besonders der sächsischen Bürgerschaft unserer Stadt gefunden Nachwuchs zuzuführen. Die von uns gewünschte Erziehungsanstalt ist etwas anderes als das früher bestandene Internat und es wird Sorge des Presbyteriums sein, jenen Geist in die neue Anstalt mitverpflanzen zu helfen, durch den sie ihrem hohen Zweckk zu entsprechen vermag.” Zur Erreichung dieses hohen Zweckes sind bedeutende Mittel erforderlich. &3 dotierten die einzelnen sächsischen Landgemeinden des Burzenlandes jährlich fließende Beiträge und zwar: Bartholomä 25 fl. Brenndorf 80 fl. 2 S Hektoliter Frucht *) Heldsdorf . 100 fl. 3 ° 69 h Honigberg 100 fl. fl. Frucht 30 fl. Marienburg . 100 fl. » 20fl. Neustadt 100fl.3«69 Hektoliter Frucht Nußbach 50fl.1-84 ,, Petersberg 60fli·12«91 » Rosenau 150fl«5«53 » Rothbach.. 40fl·1«84 » Tartlau. 150fli5«53 « Weidenbach 50fl.1·84 » Wolkendorf 50fl.1·84 » Beiden 150 fl. 553 = *) Die Fruchtbeiträge sind zum größten Teile für das früher bestandene Internat geleistet worden. Außerdem ging schon bis zur Eröffnung des Erziehungshauses eine an­­­sehnliche Reihe von Geschenken und Sammelbeiträgen für dasselbe beim Pres­­­byterium diveft ein, die Kassa des früher erwähnten Vereines stand am 30. September 1883 auf 1668 fl. 02 fl. und seine Mitgliederzahl betrug damals schon 55 Gründer und 336 Mitglieder mit Jahresbeiträgen. Zur lobenswerten Sitte ist es geworden, statt eine Menge, oft sehr teurer und doch so schnell der Vernichtung anheimfallender Kränze auf den Sarg ge­­­liebter Toten zu spenden, den Preis für dieselben dem Erziehungshausfonde zuzu­wenden, wie dies noch in den lethten Tagen die ehrsame Fleischhauer­­­bruderschaft gethan und sich selbst damit am meisten geehrt hat. Schon am 27. November 1883 war das Presbyterium in der glücklichen Lage, einem armen, braven evangelisch-sächslichen Schüler Kronstadts, der sich einem Hand­­­werk zuwenden will, einen Zweiplag zu verleihen, den ein derzeit ungenannt sein Wollender mit einem Betrage von 3000 fl. gestiftet hat. Sehr beherbergt das Erziehungshaus, nachdem bedeutende Herstellungen darin vorgenommen worden sind, in seinen freundlichen, hellen und gesunden Räumen im ganzen 16 Zög­­­linge, denen man es ansieht, wie froh und glückich sie sind, einer Anstalt anzugehören, welche für die geistige, sittliche und leibliche Wohlfahrt ihrer Böglinge in so eminenter Weise bedacht ist. Der neueste Beleg dafür ist die vom Stadtpfarrer Franz Obert in 12 Paragraphen entworfene Instruktion für den Erziehungshausvorsteher. Von dem Stadtpfarrer ging auch der Ge­­­danke aus, einen Verein zu gründen zur Unterstüßung eines Erziehungshauses für unbemittelte sächsische­ Schüler in Kronstadt. Schon am 9. August 1881 berief er zu dem Ende zwölf Herren: Franz Manger, KR. Reich, Dr. Fa­­­britius, oh. Götz, Ed. Bammner, Advokat Rh. Schnell, H. Horvath, Dr. Gusbeth, Dr. Zell, H.Neugeboren, CH. Gusbeth, A. Tontih und legte ihnen einen Statutenen­­wurf vor, in welchem es unter anderm heißt: „Es wird angestrebt eine Anstalt, welche insbesondere auch solchen Kindern unbemittelter sächsischer Eltern, welche ss dem Gewerbe zumenden wollen, die Mittel an die Hand geben sol, sich für den Eintritt in den Gewerbebetrieb entsprechend vorzubereiten.” Einhellig beschlossen die Versammelten die Gründung eines solchen so sehr zeitgemäßen Vereines, stellten die Statuten fest und erwirkten die Bestätigung derselben vom hohen f­­­ung. Ministerium. Am 1. Juli 1883 erfolgte die Konstituirung dieses Unterstügungsvereines, dessen Mittel zur Er­­­reichung seines Ziwvedes nach 8 2 folgende sind: a) Anwerbung von Mit­­­gliedern inner- und außerhalb des Burzenlandes; b) Konzerte und öffent­­­liche Vorträge; c) Aufrufe an Stammesgenossen im Inlande; d) Darlegungen in der Presse über den Stand und die Einrichtung der Anstalt. Seit den Tegten Wochen fest nun die rührige Vereinsleitung diese Mittel wieder mit erneuerter Kraft und gesegnetem Erfolg in Bewegung, wovon die „Kronstädter Zeitung­“ erfreuliches Zeugnis ablegt durch Mitteilung der dem Vereine neu beigetretenen Gründer und Mitglieder. Schließlich sei auch der freundlichen Gesinnung gedacht, mit welcher unsere Stadtgemeinde-Vertretung, die alle zeitgemäßen, fortschrittlichen Be­­­strebungen nach Maßgabe ihrer, allerdings ehr Ätatt in Anspruch genommenen Mittel gern und freudig unterstüßt, diesem Erziehungs­­­haufe geneigt ist, indem sie auf Ansuchen des Presbyteriums die Zusicherung erteilt hat, daß die Verpflegstosten für die im Bürgerfrankenhaus ärztlich be­­­handelten Erziehungshaus=-Zöglinge in seinem Fall den Erziehungshausfond treffen würden, da nach Kronstadt zuständige BZöglinge, wenn sie und deren Eltern vermögenslos seien, zu jeder Zeit auf Kosten des Krankenhausfondes würden verpflegt werden, für die Berpflegstoften der aus den subventionierenden Gemeinden gebürtigen Zöglinge aber nach dem 3. Ges.-Art. von 1875 , 2 und 13, wenn sie und ihre Eltern mittellos feier, der Jurisdiktionskranken­­­fond eventuell nach $ 7 dieses Geheges die Zuständigkeits-Gemeinde aufzu­­­kommen habe. Die Höhe war erreicht und ein Ausruf der Ueberraschung glitt unwill­­­kürlich über meine Lippen.Ich hatte mir die Gegend so ganz anders­ vorge­­­stellt.Vor meinen Blicken breitete sich eine liebliche Landschaft aus.Bewaldete Hügel,hier und dort ein stattliches Schloß,dessen Thürm­e in den blaßblauen Himmel hineinragten,fast wurde ich an meine Heimat gemahnt Mein Ausruf hatte den Baron aus seinem Sinnen aufgeschredt. „Nicht wahr, es ist auch schön bei uns?“ meinte er freundlich. „IH denke, Sie werden nicht zu große Sehnsucht nach ihrem Vaterlande Haben“, und auf den nächsten Hügel deutend, fügte er Hinzu, „das ist Golzheim.“ „Wie prächtig!” rief ich bewundernd aus, und wirklich gewährte das altersgraue stolze Schloß, das aus einem Walde mächtiger Bäume emporragte, einen imposanten Anblick. Von dem h­öchsten der vier Türme wehte eine weißrote Fahne, die in jedem Felde ein Schwert und ein Kreuz zeigte. Am Fuße des Hügels zog sich silbergligernd im Sonnenstrahl ein schmaler See­­gang hin und am Ufer wiegten sich, leise von den Wellen bewegt, bunt­­­bewimpelte Kähne. In Scharfem Trabe ging es nun vorwärts. Bald bogen wir in eine Platanenallee, die, den See umkreisend, in Schlangenwindungen zum Schloß führte. Es war ein wundervoll angelegter Bart, den wir durchfuhren ; präc­­­tige, stolzge Baumgruppen, aus denen vorläufig allerdings nur die Fichten und Tannen grün hervorleuchteten, bauschige Bläschen, Fontainen und schöne Statuen m wechselten mit­­einander ab. Ich bedauerte es fast, daß der Wagen feßt eine Rampe hinauf rollte und vor dem Schloß hielt. Bewundernd ließ ich meine Blide über die im­posante Front geleiten, aber mit plößlichem Er­­­schrecen blieben sie an dem in Stein gehauenen Wappen hängen, das klar leserlich von der Inschrift umgeben war: „Getreu bis in den Tod!” Dasselbe Wappen zierte ja das Medaillon, welches mit Tante Agathe an meinem Konfirmationstage geschenkt hatte. Wie seltsam! — Vorläufig blieb mir seine Zeit, Betrachtungen zu machen. Zwei kleine allerliebste Mädchen stürzten herbei und schienen große Luft zu Haben, mich im Wagen festzuhalten. Der Baron war abgestiegen und wehrte lachend dem Ungestüm seiner kleinen Töchter: „Wenn Fräulein Werner Euch so wild sieht, so muß sie sich ja sehr fürchten und fährt uns am Ende wieder davon.“ „Du nein, nicht wahr, Sie bleiben bei uns“, viel lebhaft die Weitere, während die kleinere ihr blondes Köpfchen, an mich schmiegte und Leife sagte:: „Du brauchst Dich nicht zu fürchten, wir wollen artig sein und dichäi lieb haben.“ Diese Findlichen Worte machten mich sehr froh; ich drühte das liebliche kleine Wesen an mich, dann aber machte ich mich [o] und stieg aus. Der Baron bot mir Herzlich die Hand und sagte ernst: „Willkommen nun in Golzheim, Liebes Fräulein! Möge es Ihnen bald zur rechten Heimat werden; wir haben so viel Liebes von Ihnen gehört, daß es mein innigster Wunsch ist. Sie möchten sich recht wohl bei uns fühlen.” „Gewiß werde ich das, Herr Baron, und ich will mich von Herzen bemühen, das günstige Vorurteil zu verdienen, mit dem Sie mich so gütig aufnehmen.” „Gabriele und Rosa, führt Fräulein Werner in ihr Zimmer. Sie sind gewiß ermiü­det von der langen Reife und bedürfen der Ruhe. Ober ziehen sie es vor, erst mit uns zu speisen ?“ Trogdem ich wirklich sehr müde war, bat ich um das Iechtere, und der Baron versprach, mich benachrichtigen zu lassen, dann verbeugte ich mich und folgte meinen kleinen Zöglingen. IH wurde in ein sehr Hübsches achtediges Zimmer geführt,­­­­elches jedenfalls in einem der Türme lag. Die Sonne schien heil durch die alter­­­tümlichen Bogenfenster, in deren tiefen Nischen großblättriger Epheu traufische Lauben bildete. Schneeweiße Mullvorhänge, eine helle Tapete mit zarten Rosen­­­m­ospen gaben dem Stübchen einen lichten, freundlichen Schein. (Fortlegung folgt.) 8. November 1884. , Zotal: und Tages» Ehrenis. (Ernennung.) Der f. u. Justizminister hat den Verwaltungs-Braf­­­tifanten des Kolojcher Komitates zum Vizenotär beim Szefely Rezepturer f. Bezirfsgericht ernannt. ‚. Personalnachrich.) Ministerat Eugen Berczelly ist zur In­­­spizierung des £. Gerichtshofs, der 1. Anwaltschaft und des 1. Bezirksgerichts nach Dees gereist. (Kundmachung der Hermannstädter Eu. Portdirektion.) Zu belegen ist eine Postmeisterstelle in Marienburg (Kronstädter Ko­­­mitat) gegen Dienstvertrag und Erlag einer Barfaution von 100 fl. Jahresbezüge: 150 fl. Gehalt und 40 fl. Kanzleipauschale. Gesuche sind binnen drei Wochen an die obige Direktion einzureichen. Die Fahrordnung des Sepsi- Szent- György— Bu­kgader Bostkurses wird vom 11. d. M. an derart geregelt, daß der Abgang von S.-Szent- György nach Einlangen der Kronstadt­­­ S.-Szent-Györgyer und Marien­­­burg—S.-Szent- Györgyer Kariolposten, sowie der Serdi-Vajd­arhelyer, Ugoner, Nagy-Borosnyoer, Sepfi-öröspatafer und Gidofalvaer Kariolposten erfolgt und dieserart der gehörige Anschluß erzielt wird. Fahrordnung: Abfahrt von Sepfi-Szent-György nachmittags 1 Uhr 30 Minuten, Ankunft in Malnas nachmittags 3 Uhr 45 Minuten, NAb­­­fahrt von Malnas 3 Uhr 50 Minuten, Ankunft in Bülpad 5 Uhr 20 Min. , Abfahrt von Bikgad morgens 5 Uhr, Ankunft in Malnas 6 Uhr 30 Min., Abfahrt von Malnas 6 Uhr 35 Minuten, Ankunft in Sepsis Szent- György 8 Uhr 50 Minuten. Predigten in den la Kirchen A. 3.) Sonntag den 9. d. MS. predigen: in der Pfarrkirche um 9­­, Uhr der Kandidat der Theologie Haner (Probepredigt); in der Spitalskirche um 11 Uhr Stadt- Sr­­ai in der Yohannisfische um 11 Uhr Stadtprediger Dr. i . (Jagdsch­­­ußverein.) Von Seite des Hiesigen bürgerlichen Scharf- Schügenvereins ist an alle fi bie für Interessierende eine Einladung zur Bildung eines „Jagdschugvereines" ergangen. Es wird damit bezweckt, sämtliche Jagdreviere der Stadt und Umgebung an sich zu ziehen, dieselben rationell waidmännisch zu pflegen, um der stetigen Abnahme des jagdbaren Wildes zu steuern, die Jagd nur Personen zugänglich zu machen, welche­ die gejegliche Eignung befigen, den Jägern eine billige Jagdkarte zu vers­­­affen, und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Jägern und­ Scheibenfchügen näherzuraden. Zur Besprechung hierüber wird auf heute abends 8 Uhr in der großen Bierhalle (Habermann) eingeladen. Das zeit­­­gemäße Vorhaben verdient die vollste Berücsichtigung und wäre nur Ver wünschen, daß dessen Durchführung auch gelingen sollte. ‚ Todesfall in Hermannstadt.) Friedrich Krüger, Schneider- Meister, starb am 7. d. M. im Alter von 58 Jahren. Die Beerdigung findet Sonntag den 9. d. M. 3 Uhr nachmittags auf dem Friedhofe der evangelischen Glaubensgenossen U. B. statt. (T­anzfränzchen) Der Ausschuß des Hermannstädter Kommis-Vereines veranstaltet am 8. d. Muts. ein Tanzkränzchen im Saale „Zum römischen K­aiser“. (verloren) wurde ein Geldtäschchen mit etwas Geld und einigen Papieren. Der Finder desselben Fan das Geld behalten und das Geld­­­täschchen mit den Papieren in der Administration dieses Blattes abgeben. (Liegen gelassen) wurde im Ordinationszimmer bei Herrn Dr. Süßmann ein weißes Schnupftuch, gezeichnet mit den Buchstaben M. A., und kann dasselbe in der Administration unseres Blattes in Empfang genommen werden. ‚(Karnevals-Tanz-Novität 1885.) Im Drude ist erschienen und in den Musikalien-Handlungen zu haben: Adele-Polkia frangaise für Bianoforte von 8. Schröder. Wochenmarkt.­ Der gestrige Wochenmarkt war übermäßig stark besucht, so daß die Wägen nicht nur auf den Plägen, sondern auch in den

Next