Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1919. Oktober (Jahrgang 46, nr. 13969-13991)

1919-10-10 / nr. 13977

- Gele 2 Sermannstadt, Freitag im Riebenbu­rgt­-Deutshen Magibrett 10. Oktober 1919 Re. 18917 langer Debatte die Einberufung der Nationalver­­semmflung, welche am 10. Oktober über diese An­­gelegenheit entscheiden soll. Eine aus zehn Mit­­gliedern bestehende Kommission wird nachher nach Paris reisen, um der Friedenskonferenz den Bes­schluß der Tiroler Nationalversammlung mitzuteilen. Der Streit um Fiume. Triest, 9. Oktober. D’Ununzio hat Folgende Bedingungen gestellt, unter denen er geneigt sei, Biume zu räumen: 1. Angliederung Biumes an Italien; 2. Anerkennung der Unabhängigkeit und Souveränität Fiumes und der dalmatinischen Hüfte gegenüber Italien; 3. die Jugoslawen dürfen in der Adria seine Kriegsflotte halten; 4. die Alliier­­ten unterfrügen seine Art von Bestrebungen der Jugoslawen, die auf Fiume und die dalmatinische Küste gerichtet sind. SHeidemann über das Wiener Notbuch. “ Berlin, 9. Oktober. Scheidemann empfing den Sonderberichterstatter des „Tag“ und erklärte ihn, daß in erster Reihe Graf Berchtold an dem Ausbruch des Weltkrieges schuld sei. Der Ausbau Presburgs zur Hafenstadt. "" Dienpeit, 9. Oktober. In Preburg ist eine aus englischen und amerikanischen Spezialingenieu­­ren gebildete Kommission eingetroffen, um daselbst mit einem Kapital von 42 Millionen einen großen modernen Hafen herzustellen. Die Arbeiten hierfür sollen im nächsten Frühjahr beginnen. Die nationale Stimmung in Italien. : Xeiert, 9. Oktober. Auf dem Garibaldiplak fand eine große Volfsversammlung statt, an der auch italienische Sozialisten teilnahmen. .Es wur­ ben Reden gehalten, daß Fiume und Dalmatien zu Italien gehören und daß Jugoslawien den Krieg vorbereite.. Daher müsse jeder auf dem Blake sein, auf den ihn das Interesse Italiens ruft. D’Antin­­go verlangte in seiner Rede die Aufhebung der Blockade. Er schichte Telegramme an den König, sowie an die italienische und französische Regierung. Mordaniä lag auf General Bruffilow. Klausenburg, 9. Oktober. Ein Nadiogramm aus M­arschau meldet, daß während der­ Gigung der Mäteregierung gegenü­ber der Peter-Rauls-Kirche in Moskau drei Imbividuen Schüffe auf General Bruffilo­w abgaben, der eben von der Front­­ angekommen war. Bruffilow wurde am Halte schwer verlegt, in ein Spital geschafft. Beim BVBerhör er­ Härten die Attentäter, sie seien Sozialrevolutio­­näre und Anhänger des Generals Denitin. Die Streilbewegung in Amerika, Biersdorf, 9. Oktober. Die Verhandlungen zivil­ten Gomper3 und Gabri, dem Vermittler giwischen Arbeitern und Rabrikanten, wegen Einstellung des Streits sind mißlungen. Gompers erklärte, daß die Streifenden fest entschlossen sind, nicht nach­zugeben, falls ihre Forderungen nicht bewilligt erben. Der Streit dauert daher fort.­ ­ Die Auslandspresse ü­ber das österreichhsche Notbuch. Mit großer­­ Vorsicht beginnt die ausländische Presse zu dem von Dr. Roderich Goos verfaßten Rotbuch der deutschösterreichischen Regierung Stel­lung­ zu nehmen. Besonders zurückaltend­st die französische Presse gegenüber der Veröffentlichung. und it. bemüht, nach Möglichkeit eine Stellungnahme zu vermeiden und nur die Tatsachen zu erwähnen, die sich eben nicht verschweigen lassen. Ueber die den Googischen Enthüllungen antwortenden Ausfüh­­rungen­ des Grafen Berchtold in der „Neuen Breien BPresse” schreibt das Blatt: „Braf Berchtold Hat dem WBerichter­­setzer der Neuen Freien MWresse” Lange Erklä­­rungen gegeben über die in Wien gemachten Ver­­öffentlichungen. Wenn der Verfasser des Notbuches hofft, daß sein Werk die Nevision des Friedens­­vertrages erz­wingen werde, so sollte er diese Ne­­vision eher fürchten als erhoffen. Die während des Krieges veröffentlichten offiziellen Bücher führten ihre Sache ohne Falsh, wogegen die Wücher der Revolution strafbar plaidieren. Man sucht­­ei eine Einnäherung in Europa, indem man den ehrer des Krieges auf zwei große Tote des Weltkonfliktes twälzt: auf bad Bärenreich smd auf die Doppel- Monarchie; aber die Verantwortung für den Krieg versch­windet schon vor der Verantwortung mit dem Frieden. Der nächste Krieg erscheint schon am Horizont und scheint ganz ebenso unver­meidlich wie der soeben beendigte.” An­ entschiedener Weise nimmt der „Berner „Bund“ in seinem Leitartikel vom 22. Septem­­ber im Sinne der Veröffentlichungen des Rotbuch“ Stellung» Das Blatt schreibt: Als eine Veröffent­lichung von größter politischer Tragweite kennzeichnet sich das mit Ermächtigung des öster­­reichischen Staatsamtes bei Aeußern herausgegebene Rotbuch betreffend das Wiener Kabinett und die Entstehung des Weltkrieges. Es enthält eine Samm­­lung bisher noch unbekannter Aftenfuüde aus dem Archiv des Ballplages, die ein völlig neues Licht auf die Schuldfrage werfen. Sie belasten aufs Schwerste die Politik des Wiener Kabinetts und zeigen namentlich den Grafen Berchtold nebst seinen Vertrauten, Grafen Forgach und Baron Mufulin als tatsächliche Kriegstreiber, die jedoch mit allen Mitteln der Täuschung den Anschein er­­wecten, als werde Oesterreich­ von Berlin aus zum entscheidenden Handeln gedrängt. Die Publikation bedeutet eine moralische Rechtfertigung der Berliner Politik in unerwartetem Ausmaß; sie bestätigt andererseits die diplomatische Hilflosige Zeit und Passivität der Wilhelmstraße, die sich po­­litisch in verhängnisvoller Weise vom Bundes­­genossen ins­ Schlepptau nehmen und ihr Vertrauen mißbrauchen Tief. Graf Berchtold wußte auch den Grafen Tipa, der ein entschiedener Gegner des Kriegsplanes gegen Serbien war, zu täuschen, ebenso den alten Tie fer; raffiniert bewußte er dabei die geistige Alters- Schwäce des Berliner Botschafters, Grafen Szö­­gyeny, dessen Zerfahrenheit unheilvoll beitrug, Mit­­verständnisse zu schaffen und den Ausbruch des Konfliktes zu fördern. Besonders aufschlußreich für Berchtolds Absichten und Methoden sind die gleich­­falls veröffentlichten Konzepte der amtlichen Doku­mente, die der Herauusgeber, Noberich Gooß, terz­­historisch vergleicht... Ganz wesentlich ist die Fest­­stellung, daß die­ Berliner Regierung tatsächlich keine Kenntnis­ vom Wortlaut des beschlossenen Ul­­timatums­ an Serbien erhielt. Aus einer Depesche Szögyenys vom 21. Juli ergibt sich, daß Staats­­sekretär v. Jagobv die Erwartung aussprach, früher an andere Kabinette Kenntnis vom Inhalt der Note zu erhalten, die am 23. Juli in Belgrad überreicht wurde. Berchtold sorgte jedoch dafür, daß Berlin den Terz ek­t in einem Reitpunkte empfing, in dem eine Beeinflussung des Wiener Kabinetts nicht mehr möglich war. Wie schlecht in dieser Sache das Gewissen der Wiener Diplomaten war, geht daraus hervor, daß Braf Eger­in im Jahre­ 1915 die betreffenden "Akten dem Staats»­sekretär v. Kühlmann nur zur Einsicht geben, abe nicht überlassen wollte, obgleich davon mehrfache Abschriften vorhanden waren. Auch die serbische Antwortnote wurde Berlin nicht mitgeteilt. In besonders skrupelloser Weise verfuhr Graf Berchtold gegenüber den Berliner Vermitt­­lungsversuchen der frittichen Iegten Tage. Ihre durch Berchtold verursachte Entstellung brachte die BVolitit Bethmann­ bei Sir Edward Grey in das falsche Licht der Unehrlichkeit; tatsächlig Hat der deutsche Botschafter, Tichirihtly, dem Wiener Kabi­­nett den Borschlag Grey vom 25. Juli Weiter­gegeben und dringend befürwortet. Mus den Arten erhellt überzeugend, daß der britische Vorschlag in­­folge der dilatorischen, unfachlichen Behandlung sei­­tens des Wiener S Kabinetts keine Annahme fand, weil Graf Berchtold nicht wollte. Gleichzeitig aber bewirkte hies Verfahren den Eindruck, als ob die Schuld am solch Billen der deutschen Regierung liege, und daß diese von Wien immer hingehalten und ohne Antwort gelassen wurde. Der eigentliche Spiritus rector der auf eine europäische Konflagration gusteuernden Meolitif der Zentral­mächte ist Graf Berchtold. Wich die deutschen Ver­­mittlungsversuche in Petersburg scheiterten­ an sei­­ner Haltung. Die Beweiskraft der Akten des Notbuches ist so­­zwingend, daß sie zweifellos zu gründlicher Re­­vision der bisherigen Auffassung über die Schuldfrage an in den Ländern der Entente führen wird, sie beschließt und sie berich­tigt und ergänzt auch in unwesentlichen Punkten die Darstellungen bdeutischer Staatsmänner,­­ denen das Beweismaterial bisher nicht zur Verfügung fand, Untzug­and der Bezerdnung Mr. 21 und 25 (verbesserte). 1. 13 Medertreter werden betrachtet: a) Diejenigen, welche ohne böse Absicht, im Öffentlichen Lokalen, Bahnhöfen, Eisenbahnen, auf­­ der Straße x, wahre oder erfundene Nachrichten oder Meinungen betreffs Kriegsoperationen, Gitn­­ationen und Dislotation der Truppen, militärische Berfügungen oder Sachen beh­effs der rumänischen Armee verbreiten, kolportieren oder betätigen. 2. Defe­nederfreiungen­­ werden vom der B­ilitäranwaltschaft gerichtet und abgeurteilt, in der erken und legten Anftang mit Perter bis zu einem Jahr und einer Seldstrafe bis zu 2000 Lei. Wenn eine der oben angeführten Üevertretungen nam ABwede der Spionage oder bei Verrates and geführt worden sind, werden im Sinne der bes­tehenden Kriegsaeiege abgeurteilt. Politische Hebersicht. Bulgarien. Der Korrespondent der Bularester „Dacia“ meldet aus Enlonik­, daß zwischen Bul­­garien und der Türkei geheime Verhandlungen im Gange Seien, um sich gemeinschaftlich mit Waffen­­gewalt der Bewegung Thraziens durch Griechenland zu widerleßen. Aus diesem Grunde sah sich die Konferenz genötigt, die militärischen Maßnahmen zu verschären, indem sie die Kontrolle der Bevoll­­terung X Thraziens durch französische Truppen an­­ordnete. Die Belegung konnte aber noch nicht voll­ Hänfig durchgeführt werden, da die in großer Zahl in Thrazien zurücgebliebenen türk­ischen und bulgaris­­chen Soldaten die Ablieferung der Waffen verwei­­gern. Man fürchtet, daß deshalb schwere Butschen­­fälle eintreten werden. Eine Nachricht aus Nauen sagt dagegen, daß Bulgarien nach Kenntnisnahme der Friedensbedingungen sich an ein südslavisches Bündnis anschließen wolle. Der Grund Hierfür liegt in seiner enttäuschen Hoffnung auf ein euro­­päisches Bündnis, besonders mit Italien. Bulgas­­­en sucht daher seine Rettung in dem natürlichen Bündnis mit Ausland und Serbien. Dieser Plan entspricht auch den Wünschen der bulgarischen So­­zialisten. Bezüglich einer Umbildung der bl»­garischen Regierung, schreibt die „Dacia“, da zwischen den linksstehenden Parteien Verhandlungen zweck Bildung einer demokratischen Regierung im Gange sind, wodurch man ein größeres Vertrauen von der Konferenz zu erreichen hofft, denn im jenigen Kabinett figen Minister, welche Parteigän­­ger der Mittelmächte waren. Sagesbericjl. _ (Pfarrertag) Für V Besucher des Pfarrer­tages wird mitgeteilt, da man von Sermannstadt Her über Fogerafg mit dem 8 Uhrfrühzug in Beiden nahm. 5 Uhr eintrifft, und de& man vom Kron«­stadt Her ebenfalls mit dem 8 Uhrfrühzug in Beiden etwa 9 Uhr ankommt. (Einstellung der K­ohlenlieferun­­gen) Das Verkehrsministerium des leitenden Res Be teilt mit, daß alle Kohlenanweisungen, je biß zum 9. Oktober nicht an­gefolgt wurden, für nichtig erklärt werden- Das Angelo wird rüderstattet. « Ostseiduers subsvder kwui gibt s­i > vi . aan urzenlän­­ndw. 2ansjcuils ba im, einer Beratung folgenden. Beschluß­ts der auch weitere Vorbilde „Ruese “interessieren wird: „Der Ausseh des Burzenländer landw. Bezirtg­­berein ® begrüßt es wärmstens, daß der Burgen­än­­der raafidhe Kreisausfguß den Direktor der Sieb.­­sädj. Landwirtschaftsvereine, Herrn Frig Connert, den Wählern des Berdner Wahlkrefses für die Wahl in die Konsitwante einhellig empfohlen hat. Dieser Beschlup­­f durch die Vorstände der lands. Driß­­vereine den Mitgliedern der Landwirtscaftsvereins bekanntzugeben und es sollen die Vorstände dur aufflärende Mitteilungen auf die Mitglieder dahin­­gehend einwirken, daß sie die Wahl Bonnerts zum Abgeordneten unterägen“. Das Blatt fügt dieser ‚[Mitteilung Hinzu, daß auch der Barzenländer fächl. Breigansidun laut Beigtuß seine Drckausschiffe

Next