Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1921. Januar (Jahrgang 48, nr. 14313-14332)

1921-01-26 / nr. 14328

»I.Ws-IT—« Säriftieitung und . a Fernfpreder: s > a Br Hermannfabtt I vn De Dora »erteljährlih .. „ a mit Buftellung seonatli .... Lei 1589 vierteljährlich .. „ di ‚mit Boftversenkung für das Inlandt zomatlih .. Dierteljägrlich .. Lei dd .: Einzelne Rummers Lou I ‚Nr. 14328 - Siebenbürgischh-Deutsches­ageblatt Hermannstadt, Mittwoch) 26. Januar 1921­­ und Anzeigen Te u der Rettungsverschleiß nzeigenvermittlung site­ des In- und Aus) Tür Altrumänien,Befi Bobrudica u. Bulowina y . Friedrich 8. Bendek, Bukarest, Stz. Gen. Berthalot 29 Anzeigenpreis: Der Raum einer eine Bet­tzeile tofirt beim jek ehe­maligen Einladen bei LEG Bei grd u­n­ter —­u­fsuchung 48 SFahrgang Kervosität oder Gefahr ? (9. Bl. Eine merkwürdige Erscheinung tritt gegenwärs­­tig in der Publizistik Rumäniens zutage Aus der Pariser Presse dringen Nachrichten in die rumänischen Zeitungen über Vorgänge, von denen wir, die wir im Lande seben, zum großen Zeile gar seine Ahnung haben. Und diese Nach­­richten werden von der rumänischen Bresse übernommen, ohne daß ihre Unrichtigkeit in Abrede gestellt oder ihre Nich­­tigkeit bestätigt wird, die Bensur läßt sie passieren und auch­ die maßgebenden amtlichen Kreise sehen sich zu seiner ernst­­haften Wi­derlegung veranlaßt. Und doch handelt es sich um Nachrichten von schwerwiegender Bedeutung. Die erwähnten Pariser Meldungen besagen, der König Rumäniens habe die Mobilmachung einiger Jahrgänge bereits unterzeichnet, am Dnjestr sei die Bedrohung seitens der roten Truppen Nurlands so ernst al möglich, an der Westgrenze habe Ungarn starke Kräfte zum Angriff auf Rumänien zusam­­mengezogen uff. Wenn wir diese Alarmnachrichten unwider­­sprochen in Y Bufarester Blättern seien, zieht ein tiefes Er­­staunen durch unser Gemüt. Und das alles haben wir gar nicht gewußt, mußten es erst aus Paris erfahren! Vielleicht haben uns die Bariser nicht einmal alles mitgeteilt, was sie wissen und was demnach unbedingt wahr sein muß. Vielleicht erdröhnen am Dnyjestr schon seit Wochen oder Monaten die Gebhnge, vieleicht sind wir alle, die wir friedlich durch die Straßen gehen, schon Längst mobilisiert und stehen waffen- Mirrend zum Durchbruch auf Odessa bereitgestellt, vielleicht sind wir überhaupt schon längst alle tot — und haben es gar nicht gewußt? » Aber Scherz beiseite.Es ist ein ganz sonderbares Spiel,das auf solche Art mit der Bevölkerung unseres Landes getrieben wirn Denn irgendeine ernstete Absicht Bereich durch­­ ernster Naichtens­dienst sich nichtuverlässig darüber unterrichten könnte,ob beispielsweise inumänien mobilisiert wird oder nicht.Eine interne militärische Bewegung ist wohl vorhanden,es werden verschiedene Spezialisten bis in höhere Jahr­gänge hinauf einberufen,Reserveoffiziere zu gewissen Diensteistungen wie Eisenbahnkontrolldienst nC eingezögert.So findet tatsächs­lich ein gewisses hineinsickern gewesser demobilisiert gewes­­ener Kategorien in die Armeeverbände statt. Das aber ist so lange seine Mobilisierung., Was also ist der Zweck dieser offenbar systematisch au­sgestreuten Nachrichten? Nahe­­liegend wäre es anzunehmen, daß Frankreich zur Erreichung eigener politischer Zwecke es für angebracht hielte, die Lage Rumäniens als möglichst bedroht hinzustellen, um beispiels­­weise unter Berufung­­ auf die von Osten drohende Gefahr ‚für seine Gewaltabsichten Deutschland gemale bei den Verbündeten freie Hand zu erhalten. Doch widersprechen dieser Annahme zwei Umstände. Erstens steht sowohl den Verbündeten als auch Deutschland selbst die Möglichkeit zu Gebote, sich über die tatsächliche Lage Rumäniens genau zu unterrichten und mit bestimmten Angaben der Darstellung aufreich ® entgegenzutreten, zweitens aber wäre in diesem je die Wedernahme der Französischen Raumnachrichten in die rumänische Presse zwecklos. Mehr Wahrscheinlichkeit als diese Auffassung haben zwei andere Deutungen, die diesem Nachrichtenmanöver bei­­gemessen werden. Die Wortführer der einen gehen von dem tiefen Exrnpt der heutigen allgemeinen Lage aus und meinen, es sei notwendig, die größere Oeffentlichkeit schon Heute auf gerisse Möglichkeiten vorzubereiten, die das kommende Früh­­jahr bringen kann. Deshalb solle auf dem Umwege von Pariser Meldungen die Bevölkerung auf gewisse Maß­­nahmen aufmerksam­ gemacht werden, die heute wohl noch nicht Tatsachen sind, die in baldiger Zeit aber Tatsachen werden künnen. — Die zweite Deutung ist der Deffentlich­­keit durch eine Mitteilung des bevollmächtigten Ministers Rumäniens in Paris, Fürsten Ghika, bekannt geworden. Dieser hatte erklärt, daß die Nachrichten über die bedrohte Lage Rumäniens und über militärische Vorbereitungen im Lande ein Börsenmanöver darstellten, um im Zeit­­punkte von Fälligkeiten des rumänischen Staates den Wert seiner Bal­ta möglichst herabzudrücken und dadurch seine Zahlungsverpflichtungen zu vermehren. Wir sind nicht in der Lage, die Darstellung unserer P­ariser Gesandten auf ihre Richtigkeit hin nachzuprüfen. Sind sie aber richtig, dann ist dies Manöver jener Finanztreife ein ganz gottverlassenes Verbrechen am rumänischen Staat und an allen seinen­ Bürgern Wir alle wissen, in wie schwerer Lage dente der Staat und dessen gesamte Bevelite­­rung if Gewiß, es st­anch eigene Schuld dabei, aber nit nur eigene Schuld. Unschuldig ist Rumänien an seiner schicjalgewiesenen geographischen Lage nahe an den aus nicht so aus der Welt, daß ein Brandhelden Europas Rapland und der Türkei, unschuldig ist es daran, daß die von dem Gressen diktierten Friedens­bet­räge das and den Angeln gehobene Weltgeschehen nicht mehr zur Ruhe kommen lassen, unsjulbig daran, daß der Machthunger und die Rüstungswut der Großmächte wie ein eiserner Bann sich auf das gesamte Verkehrs- und Wirtschaftsleben aller Länder legen. Diese schwere Lage dan­ne dazu andyu­nügen, um noch mehr Geld aus dem Lande heranzzupfeffen, um durch Börsenmanöver seine Währung so mehr herab­­zudrücken, die Bevölkerung noch Armee zu machen, als sie ohnehin fon ist, das if ein Vorgehen, das an Gewissen­ Käsigkeit nicht seinesgleichen Hat. ES gehört ein fardhibarer Byniamnd dazu, anc Gründen der Geldspekulation das Zotengerippe Iapperin zu lassen, das Heute vor­ dem Be­­wußtsein aller Länder­­ ficht, um aus dem @rfchreden vor seinem Knoenfang Höhere Hinfen einstreichen zu können. Wie bitter ernst unsere Lage is, wissen wir alle. Wie haben den Mut ihr offen ins Muge zu sehen. Aber eben deshalb verbitten wir es aus, daß man uns wie Kinder mit Weipenflorlärm schrede. Wir wissen, daß Gefahr droht und woher Gefahr droht. An düsterm Scheine berichtet noch immer am nördlichen Himmel Rußlands z­ote Gefahr. Nierengroß wie in dem ersten Tagen der Revolution und ebenso unberechenbar wie damals in ihren nächsten­ Ent­­­ äliefungen Nicht das imperialistische, das nach Weltherr I&aft fliehende Rußland if e8, das wie im fürchten Haben, deute noc. nit Das ungeführte, das von bun­­tem­ Trieben vorwärts gestoßene Rußland if die Gefahr des kommenden Trrühlings. Man jagt uns das fehler genährte und gekleidete Rotkruppen jenseits des Dnjestr stehen, daß die Ukraine der Nahrungsmittel viel zu sehr entblößt sei, um von dort aus einen Feldzug zu begin­­nen. Vielleicht ist es so, Rußland nennt Heute wohl niemand genau, weil jeder Landstrich seine besonderen Erscheinungen Benn e3 aber so ist, dann ist dad, was man uns zum­­ Verade das Hungernde Ruf ,zekwedteselt. , land ist kriegerisch,weil es Krieg führen muß,weil seine Machthaber ihren Bettlersoldaten immer wieder An­sicht auf neue Benteecessuen müssen.Da Frühjahr ist die Zeit der unruhevollen triebe und die Welt des größten Mangels an Nahrungsmittelm Mit tiefernstens asblicken gehen wir d ein nächstensrühling entgegen.Aber nicht wir allein Die ganze Welt ist m­it einer gervssen Spannung ohne Gleichen geladen. Innere und äußere Spannungen haltet­ überall eine siebeni­hafte Erregung wach.Es ist kein bestimmter Anlaß,seine einzelne Frage,die eine unausweichbarer Kriegsnotwendigkeitt dar­­­stellen würde.Und dennoch starrt die Welt in Wassen,den­­noch stellen immer neue Verwicklungen den Wölterfrieden auf deg­ Messer·ö Schneide.So wares schon einmah als Janahke 1914 die Sonne blutig rot ihren Lauf für das neue Jahr ,begann und niemand den Sinn all der Probemobilisierungen und Rüstungskredite verstand,bis zur seit der Somm­erson­nenwende in Sarajewo der Schall der plagenden Bombe die Best erschütterte szi­nnbeding­t verbunden un­dn Die französische Regierungserklärung: „Der Schuldner muß bezahlen!“ Lyon 24. Januar. Der neue Ministerpräsident Aristide Briand hat in der Kammer, Innenminister Marraud im Senat die Regierungserklärung verlesen. Darin heißt es unter anderem: Wir haben einen Friedensvertrag mit Deutschland, aber wir haben noch seinen wirklichen Frieden, fest und dauerhaft, wie er sein müßte und ein Frieden der Gerechtigkeit und der Moralität, welcher die unveräußerlichen Rechte und die Sicherheit Frank­eichd gemährleisten könnte, so lange werden wir diese Sicherheit nicht haben, solange Deutschland nicht entwaffnet ist. Dies ist für uns eine Lebensfrage, die vornehmste und heiligste Aufgabe, die wir zu lösen haben. Die Wiedergutmachungen, der Wiederaufbau der zerstörten Gebiete, unserer vernichteten Industrie, das Gleichgewicht im Staatshaushalt ist nur dann möglich, wenn Deutschland die Bestimmungen des Friedensvertrages von Bersailles durchführt. Zu diesem Zweckk werden uns unsere Verbündeten die notwendige Unterfrügung leisten, um die wir sie im Namen des Rechts und der Gerechtigkeit bitt­n werden, für die wir zusammen gekämpft und gesiegt haben. Die Segnnung d­s großen Krieges und die Heiligung des Sieges ist die Durchführung des F­riedensvertrages. D­uttsch­­land ist besiegt, aber sein einziges seiner „Vergweise“. Keiner seiner Betriebe ist zerstört, seine Erzeugungskräfte unver­­mindert geblieben. Zwar ist der Kurs seines Geldes gefallen, aber gerade Hiedurch sind ihm die größten Aussichten wirt­schaftlicher Entwicklung und Ausbreitung eröffnet worden. Er liegt und ferne, der Entwicklung der deutschen Vollswirtschaft Fessen anlegen zu wollen Aber das wirt­­schaftliche Aufblühen dieses angriffslustigen Volkes nach seiner Niederlage steht doch im zu großem Widerspruch mit dem # “4 Ruin des siegreichen Volkes. ‚Dies bedeutet eine Verlegung der Sittlichkeit, die Frankreich nie zulassen an. Das republi­­kanische Frankreich ist ein wesentlicher Bestandteil des Friedens und will Deutschland im friedfertiger Weise zur Einhaltung seiner übernommenen Verpflitungen verhalten. Diese Liegen durchaus im Bereiche der Möglichkeit Deshalb muß der Schuldner bezahlen entweder in Bar oder In Natura Dies ist unser Zweck, der aber nur durch inniges Einverständnis mit den Verbündeten erreicht werden kann Dieses Einver­­nehmen mit unseren Verbündeten ist „die Vorbedingung zur Lösung aller no Schwebenden, Fragen Wir werden alles daran fegen, es aufrecht zu erhalten und auszugestalten. Ueber Rußland sagt die Regierungserklärung, daß die Regierung die Räteregierung nicht anerkennen könne, solange in Moskau nicht eine Regierung sei, welche die wahre Ver­­tretung des zuffischen Volkes sei und die von dem früheren zuffischen Regierungen übernommenen Verpflichtungen einzu­­halten sich bereit erkläre. Die Regierungserklärung handelt ferner über die Be­­ziehungen Frankreichs zum Vatikan, die Herablegung der Heeresstärke und die Finanzen des Landes. * Die Erklärungen der französischen Regierung Haben in der Kammer Anlaß zu lebhaften Erörterungen gegeben Be­­zeichnend dabei ist, daß die üblichen Interpellationen ss nicht auf die äußere, sondern auf die innere Politit bezogen. Was für eine Haltung die Regierung gegenüber der kommu­­nistischen Bewegung einnehmen wolle, war Gegenstand der einen Interpellation, eine andere verlangte Einzelheiten über die Beziehungen zum Vatikan. Was der Regierungserklärung aber allgemein vorgeworfen wird, ist, daß sie viele Mängel enthalte, die Hauptsächlichsten Fragen nur berügte und ihnen scheinbar absichtlich aus dem Wege gehe. Nauen, 22 Yanuar. Die Programmrede Bria­n v8 wird fast in der gesamten deutschen Presse ohne jeden Kommentar und Widerspruc wiedergegeben. Nur das mehr­heitssozialistische Organ­e der Vorwärts" betont, daß die Ansichten Briands von einem blühenden Deutschland und einem sterbenden Frankreich eine Vision sei, weder logisch noch richtig, denn beide Nachbarstaaten seien vom wirts­chaftlichen Ruin bedroht, wenn einer von ihnen, gleichgiltig ob Deutschland oder Frankreich dem Verfalle preisgegeben werde. =— Eine Rede Escherichs gegen die Waffenablieferung. Aus Würzburg wird gemeldet: Vor den Vertretern der unterfränk­ischen Einwohner hielt vor kurzem der Gründer und Führer der DOrgeih, Major Escherich, eine bemer­­kenswerte Rede. Die Kapp-Tage zeigten, daß die Drgeich erfüllt Habe, was man wen ige erwartete. Der rote Terror­­ habe in Bayern ausgespielt. Solange die Einwohnerwehren bestehen, Braut man Spartastus nicht zu fürchten Das wissen die inneren ‚Feinde des Landes genau. Solange die legalen Machtmittel nicht ausreichen und die Polizei nicht absolut Ruhe und Ordnung gewährleisten kann, dürfen wir unsere Waffen nicht abgeben. (Stürmischer Beifall.) Es werden schwere Tage kommen, und wir werden sie nur ertragem­öinen durch das Vertrauen auf die Einwohnerwehr. Unsere norddeutschen Brüder dürfen wir nicht im St­che lassen. Wir müssen zusammen­­halten wie Stein und Eisen. E83 gilt, der Welt zu beweisen, daß wir ein einig Volk sind. Gerade wir Bayern haben die Pflicht, allen Separationsbestrebungen entgegenzutreten. Es gibt in Bayer­n eine Separatisten, es gibt für uns feine Donauf­öderation, feinen Rheinbund, für uns gibt es nur ein Deutsches Reich! ° Der Aufrechterhaltung von Ordnung und Ruhe gelte die­­ Abwehr eines jeden Rechts. oder Linieputsches. Er sage aus­­drücklich an Rechtsputsces, denn jeder Wurf, komme er von rechts oder links, sei ein Verbrechen.­­ Das Wettrüsten. Ein amerikanischer Abrüstungsvorschlag. Die neuesten Washingtoner Nachrichten bringen die Mitteilung, daß Amerika eine Einschränkung der allgemeinen Nüttungen wünscht. So heißt es, der amerikanische Senat habe beschlossen, einen Vertreter zur Friedenskonferenz zu entsenden, um die Abrüstungsfrage zu lösen und einen zwischenstaatlichen Gerichtshof zur Beilegung der völfischen Streitfragen zu schaffen. Man nimmt an, daß Harding bei Eröffnung des Senates seine Pläne in dieser Hinsicht entwiceln werde, e + Fr SER a Be vi , ist »Auf ««»­,i.-·«,. DR

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