Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)
1842-06-03 / nr. 43
Dritter 1842. Nr. 43. TRANSSZIHLWANZER. Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Hermannstadt, den 3. Juni. Sprelot dich ein gnädig Schicksal aufgespart, erufen auf den ungehofften Thron. Des Bürgerkrieges Flammen wirst du löschen, Mir sagt?8 das Herz, den Frieden wirst du pflanzen, Des Frankenreiches neuer Stifter sein. Jungfrau v. Orleans Act 1. Sc. 5. ‘ Ludwig Philipp's Reisen und Aufenthalt in der Schweiz. Es war im Jahre 1793 , als Ludwig Philipp, damals noch Herzog von Chartres, geächtet, wie die übrigen Mitglieder der königlichen Familie und in keinem Theile seines Vaterlandes mehr sicher, für lange Zeit von Frankreich Abschied nahm , um im Ausland einen Zufluchtsort zu suchen. Er wandte sie zuerst nach der Schweiz und durchstreifte in verschiedenen Richtungen den größten Theil des schweizerischen Hochlandes. Der erste Besuch der Alpenwelt muß in dem Leben eines jeden Menschen von Geist und Gefühl einen besondern Abschnitt von Wahrnehmungen und Empfindungen bilden. Der Eindruck, der dadurch hervorgebracht wird, bestimmt sie nach dem, was Jeder dazu mitbringt. Es besteht eine Wechselwirkung zwischen dem Bewußtsein der im Leben gemachten Erfahrungen, welche eine innere Natur bilden, und der Alpennatur , die in vorzüglicher Urschrift auf das ewig Bestehende hinweist, das den Wechsel aller menschlichen Schi>sale überdauert. Wie ganz anders tritt der im Leben vielsam Versuchte und hart Geprüfte vor diese großartige Natur, wie verschieden ist ihr Widerspiel im Innern eines geistig Hochgestellten von dem Ergebniß der Anschauung müßiger Neugierde. Dichterische Gemächer bilden immer eine Ausnahme für sich, aber wie gering ist die Ausbeute so vieler Reisenden, die von den Alpen nur zu sagen wissen , daß sie dort waren. “ Ludwig Philipp kam nicht in müßiger Reiselust zu den Alpen , er forderte von ihnen Schuß gegen das Leben. Er trat aus der vulkanischen Zerstörung eines welterschütternden Staatsumsturzes in eine Natur , die eben auch der plastische Ausdruck einer vulkanischen Umwälzung war. Er irrte landflüchtig über die Firnen und durch die Thäler der großen Wasserscheiden unsers Festlandes und konnte der Rhone und dem Rheine Botschaft an Frankreich geben , das ihn verstoßen hatte. Es war eine odysseeische Wanderung , deren epischer Inhalt eine innere Lehrzeit bildete für einen Jüngling , der dazu bestimmt war, im vorgerückten Mannesalter einen so bedeutenden Einfluß auszuüben auf die historische Entwickelung unserer Zeit. Die Alpenwelt ertheilt vielfachen Aufschluß über das Leben, sie erhebt denjenigen , der die Sprache ihrer Naturhieroglyphen versteht, auf einen Standpunkt, von dem aus er die Erlebnisse anders beurtheilt, als er im Gedränge der Ereignisse selbst es konnte. Das Zufällige scheidet sich aus und ein Verständniß wird gewonnen von dem, was bis dahin verworren sich mischte. Wir wissen nicht , wie die Erfahrung sich bei Ludwig Philipp aussprach , und können uns nicht herausnehmen, seinen muthmaßlichen Empfindungen eine bestimmte Form zu geben. Das könnte nur ein Tagebuch , wenn es vorhanden , oder das wunderbare Erinnerungsvermögen des erlauchten Wanderers selbst , der noch feßt mit überraschender Sicherheit seine frühesten Erlebnisse mit schlagender dramatischer Wahrheit heraushebt. Aber wir können wohl mit Sicherheit annehmen, daß ein Jüngling , wie Ludwig Philipp, in den Alpen dem gro- Jahrgang