Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-09-26 / nr. 76

326 verlangen, denn so wie jeßt, werde man später noch um so viel leichter unter ihnen Männer finden, wel­­che der ungarischen Sprache mächtig sind. Auf die Anführung eines Grafen in seiner gestrigen Rede , daß Rom nicht nur die Sprache der unterworfenen Völker, sondern selbst ihre Götter ins Capitol auf­­nahm, erwiderte er, allerdings habe Rom den Gott­­heiten der unterworfenen Völker einen Plan im Car­pitol ang­eiesen , aber keineswegs ihren Sprachen. Tacitus erzählt, Tiberius habe, als ihm in einer Re­­de ein griechisches Wort entfiel, den Senat deswegen um Vergebung gebeten; den Proprätoren war ver­­boten, eine andere Sprache, als Latein, zu gebrau­­chen; die Römer sprachen, obwohl sie griechish ver­­standen , doch mit den Griechen nur durch Dol­­metfeyer. Der Redner sah daher nichts gegen die Würdigung streitendes darin, wenn das Gesäß auch noch mehr von den Croaten verlangen sollte, dennoch wolle er ihnen, die Mässigung berücksichtigend , in ihren innern Angelegenheiten den Gebrauch der la­­teinischen Sprache zugestehen. Später erhob ein Graf seine Stimme und sagte, wenn jemand die gestrige Ermahnung Sr. u. k. Hoheit würdige, womit Hoch derselbe die Gemüther beruhigte, so sei er es, nicht aus Furcht, sondern aus der Ueberzeugung, daß wenn der Hochverehrte Prä­­sident nict == nach dem in seinen schwierigen Ge­­schäften erprobten, unter seinen vielen Verdiensten vorzüglich anzuerkennenden­­ Tasche — die Gemüther wirklich beruhigte, der geseßgebende Körper keinen sichern Schritt zu thun im Stande sei. Der Red»?­ner glaube nicht, daß sich in diesem Saale auch nur ein Mann befinde, den Vaterlandsverrath und Ber­strebungen gegen den eigenen Stamm beflecken , wir alle wünschen, daß unsere Nation , obwohl an Zahl klein, diejenigen erreiche, denen der Geist mehr, als das thierische gilt. Der Wille ist derselbe, nur die Ansichten sind verschieden. Wenn er zurückdenke (und er müsse hier die Nachsicht der hol. Magna­­ten ansuchen, daß er sich auf sein eigenes Beispiel berufe,­ wie vor fünfzehn Jahren die Neigung zu unserer Nationalität unter den Croaten war, so sah und erfuhr er, der sich in ihrer Mitte befand, mit Vergnügen, daß überall in Croatien viele darnach trachteten, ungarisch zu lernen; die Knaben­ machten wetteifernde Fortschritte, man­ war stolz darauf unga­­rische Kleider zu fragen, sie seßten ihren Stolz in den Eifer für unsere Nationalität, sie besuchten häus­fig die ungarischen Schulen z. B. in Stein am Ans­ger, um ungarisch zu lernen. Während sich nun die Sache so verhielt, in dem Augenbli>e wo wir dem Hafen schon nahe waren, indem wir die Ver­­scmelzung der Nationen hofften „* welches Ziel wir nicht duch Zwang , sondern durch wechselseitiges Nachgeben zu erreichen, wünschten , eben in diesem Augenblit — mit Schaudern müsse es der Redner bekennen, — begann der Rückschritt. Und die Ur­­sachen desselben ? — Der Redner wolle nicht den Reichstag, den geseßgebenden Körper, deshalb ankla­­gen, dieß könne er nicht; aber Einzelne, außer dem geseßgebenden Körper ließen sich genug zu Schulden kommen, um die Reaction hervorzurufen. — Es ist wahr, Ungarn als Land hat nichts gegen Croatien unternommen; aber der Redner frage auch: Was hat denn Croatien gegen Ungarn gethan? — — auch dort haben nur die Handlungen Einzelner uns seren­ Unwillen hervorgerufen. — Dru> und Ger­gendru> Einzelner gab es von beiden Seiten hin­­länglich. — Ueberhaupt sind wir Magyaren in dieser Angelegenheit keine gerechten“ Richter, denn wenn die Liebe zu unserer so lange im Todesschlaf gelegenen Nationalität — denn, bekennen wir es nur, unsere Nationalität glich in den Träumen des Todesschlafes Befangenen — die unter diesen Verhältnissen zu neuem Leben erwachte, zuerst zu Uebergriffen verlei­­tete, so war dies wohl verzeihlich, nachdem wir aber mit Beistimmung unseres besten Königs einmal un­­sere Sprache auf den Standpunkt, der­ diplomati­­schen Sprache erhoben, nachdem wir für unsere Na­­tionalität nichts mehr zu fürchten haben, müssen wir das, was wir für uns verlangen , auch bei andern ehren. “­ Nun nachdem wir Rückschritte gemacht haben, ist der einzige Weg, welcher uns wieder vor­­wärts führen kann, von Croatien nichts weiter zu verlangen, als daß die ungarische Sprache das beide Länder verbindende Band sein solle — dieß können sie auch in ihrem eigenen Interesse fäglich annehmen, da sie sich auch gegenwärtig in ihren Verhandlun­­gen nicht ihrer Muttersprache, sondern einer todten Sprache bedienen. Nun sprach ein Graf und Obergespan folgender­­massen: Obwohl ihm die fieberischen Schmerzen seiner Brust es sehr schwer machten seine Stimme zu erheben , so wolle er dem, da Gegenstände von so großer Wichtigkeit und so bedeutenden Folgen an der Tagesordnung seien, sprechen, wie er es nur im­­mer vermöge und rechne deswegen auch auf Nach­­sicht.­­= Nach der Präsidial-Ermahnung Sr. k. €. Hoheit des Palatin wolle er sich nicht in die Zer­­gliederung einlassen, in welch enger untrennbarer

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